190

Fahne als Symbol her Einheit auf» Nach Ue- bergabe der Fahne an ihren Träger schloß der Ortsvorsteher mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland, das alles äußeren politischen Zwie­spalts unerachtet dennoch vor Gott und der Weltgeschichte ein einiges und fteies werden müße und auch werden werde. Mit einem von dem Major noch den Jungfrauen und Stifteriunen der Fahne für ihren deutschen Sinn und ihre Theilnahme an der Bürgerwehre ausgebrachten Hoch schloß sich diese Handlung und Nachmit­tags zog man auf den Maienplaz vor der Stadt zur geselligen Unterhaltung, wo wie in der Stadt sehr viele Einwohner benachbarter Gemeinden sich gleichfalls einfanden. Abends kam man zu rech­ter Zeit noch in die Stadt zurück und war es in großer Heiterkeit mit anzusehen, wie der an- noch ledige Ortsvorsteher nach militärischer Be­gleitung des Jungfrauenzuges bis zum Festplaze sich mit jenen von den Reihen der Wehrmänner trennte und nach vorangegangener Versicherung des Majors, daß sie denselben ohne Gefahr für einen getreuen Bayard halten möchten, ihren Zug um die Kirche bis zum Rathhause weiter be­fehligte und sie auf sein:schönes Bataillon eingerückt!" lustig nach Hause sich begaben.

Die Leistungen der Musik und der Gesang­freunde, welche mit eigener Fahne den Festzug

begleiteten, entsprachen vollkommen der- übrigen festlichen Haltung und trugen die durch Hrn. Kaiser gut eingeübten Festlieder sowie die Musik­stücke nicht wenig zur Erhöhung der Festesweihe bei.

Das Ganze gab ein schönes erhebendes Bild von bürgerlicher Eintracht; nicht Ein Erceß fiel vor, kein Unglücksfall begab sich und Alle, Gäste wie Einwohner, sprachen überall unterschiedslos von der Einen Thatsache, daß es nicht hätte noch schöner seyn können. Der Himmel begün­stigte das Fest vorzüglich und wenn 2 Tage zu­vor die regnerische Witterung gleich einer dro­henden Maasregel beunruhigte, gab er an diesem fröhlichen Tage mit gemäßigter Temperatur und manchem freundlichen Sonnenblicke sein haupt­sächliches Weihegeschenk zu dem Feste, das, wie wir alle uns versicherten, wir nimmermehr ver­gessen werden.

Unseren lieben Gästen aber danken wir noch­mals für ihre brüderliche und nachbarliche Thnl- nahme und bewahren wir mit ihnen den innigen Wunsch, daß wir auch fürderhin nach dem Loo- sungsworte dieser Festesweihe als deutsche Brüder für gutes Recht und deutsche Sitte in frcige- wählter Ordnung und Eintracht stets Zusammen­halten wollen.