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gefährlich, bald wieder entlassen wurden. Den wirklichen Grund der Flucht dieser Militärs konnte man, da sie nicht recht mit der Sprache heraus wollten, auch nicht ganz mit einander übereinstimmten, nicht sicher ermitteln und man hörte darüber die verschiedensten Vermulhungen. lieber die Vorgänge in Carlsruhe selbst feh­len bis jezt noch sichere Nachrichten, da es blos Gerüchte sind. Jedenfalls mag es etwas stürmisch zugegangen seyn, was auch die andern Flücht­linge beweisen. Die Kanonen sammt Be­spannung und den Waffen der Soldaten wurden hierauf in Verwahrung genommen. Allein nicht lange sollten wir uns ihrer freuen. Die Pforz- heimer Bürgerwehr requirirte sie, wahrscheinlich zunächst aus dem Grunde, weil dieselben ba­disches Eigenthum sind, durch eine Deputation. Nicht so schnell jedoch wurde diesem Verlangen entsprochen, und erst nach langem Parlamentiren beschloß der Verwaltungsrath der Bürgerwehr in seiner Mehrheit, da die Artillerie-Offiziere nun ausdrücklich erklärt hatten, daß sie die Ge- schiize der Stadt Pforzheim überlassen wollen, diese zu verabfolgen. Die Pforzheimer Biirger- wehr, die inzwischen eingerückt war, nahm die Geschiize und Waffen sammt der Mannsch ft, welche mitzuziehen sich bereit erklärte, nun in Empfang und zog mit ihnen ab. Die Offiziere jedoch nehmen einen andern Weg. Nicht sehr gerne sah ein großer Theil der Bürgerwehr den Beschluß des Verwaltungsrathes, und hätte ge­wünscht, daß die Kanonen, bis auf Weiteres, hier geblieben wären.

Ausland.

Russland.

Petersburg, 3. Mai. Der Kronprinz von Württemberg ist gestern von Moskau hier eingetroffcn und hat heute, auf die Kunde der in seinem Vaterlande eingetretenen Ereignisse sofort die Rückreise nach Deutschland angetreten.

Ueber die Auswanderung der Deutschen und über deutsche Colonisation.

<Fortsezung aus Nro. 36.)

In Valdivia und Osorno har freilich die Oekonomie noch wenig gcthan für die Pflege aller dieser Kulturpflanzen und die wilden Na- turscenen werden selten, nur in der Nähe der Städte Valdivia, Osorno, Union und einiger Jndianerhütten, durch Gartenanlagen und Felder unterbrochen. Die Natur ist hier noch vollkom­men Siegerin, um so seltsamer ist es, daß sie bei ihrer ungeheuren vegetativen Thätigkeit das Geschlecht der vierfüßigen Thiere so ganz vcr- nachläßigte. In den Anden jagt der Indier das seidenhaarige Guanako, auf den Ebenen Patago­niens den häßlichen Strauß; einige noch nicht näher gekannte Gemsenarten leben auf dem Ge­birge; eine feige große Kaze, llöwe (puma) ge­nannt, stellt dem Rindvieh nach und fürchtet den

Menschen; kleine Rehe, Zwerghirsche, Gürtel- thiere, Wiesel und das berüchtigte Stinktbier wohnen in den Wäldern friedlich und scheu. Eben so arm ist die Natur an Repitilien und giftigen Insekten. Die reine gemäßigte Luft läßt giftig Ungeziefer eben so wenig wie die schwarzen Kinder Asrika's gedeihen. Eine einzige große Spinne und eine kleine unschuldige Schlange, oolulwr spielen unter den Blumen,

und ein 1 Fuß langer Salamander repräsemirt hier das furchtbare Geschlecht der Alligatoren und Krokodile. Was überhaupt die neue Welk gegen die alte charaktcrisirt, daß dort die wilden thierischen Naturkräfte viel gemilderter uud fast gezähmt auftreten, indem der afrikanische Löwe in eine scheue Kaze, der furchtbare Tiger in die sr> wache Onze, das Krokodil in den Alligator und das riesige starke Rhinozeros in den furcht­samen Tapir, das Kamecl zum Schaf umgewan- delt scheint, das tritt in Chile noch bedeutsamer hervor, denn hier sind alle wilden und giftigen Thiere, selbst die ). oskstos, beseitigt, um allein dem Menschen und seiner ihm dienenden Welt, Raum zu höherer Entwicklung zu geben. Daher ist die Pflanzenwelt so reich wie die Unschuld.- gen Geschlechter der Vögel vertreten, die vom flimmernden Kolibri bis zum Riesengeier, den Condor, Wald, Luft und Gewässer beleben. Schön gefiederte Sänger erfüllen die Haine mit ihren Liedern; wo ein Sec, eine Ducht, ein Fluß, da sind sie bedeckt mit Schwärmen von Enten, Gänsen und Schnepfen. Der chilenische Schwan rudert stolz auf dem Wasser, am Ufer stehen der prächtige Flamingo und der Silber - reiher und im Schilfe nisten Pinguine, Möven und Scerabcn.

Die europäischen eingeführtcn Thiere, vier- füßige und Geflügel, haben durch ihre Ueber- siedlung nicht nur an Schönheit, sondern auch an Fruchtbarkeit zugenommcn. Das chilenische Pferd, andalusische Raee, übertrifft das arabi­sche an Feuer, Form und Dauerbarkeit. Man zahlte einst für einen spanischen Hengst 6000 Nrh., jezt kauft mau ein gutes Reitpferd um 16 Piaster. Ochsen, Esel, Schafe, Ziegen, Schweine uud zahmes Geflügel haben sich ausserordentlich ver­mehrt, und Rindvieh findet man in ungeheuren Heerden. Einige dieser Thiere werfen zweimal im Jahr, und Zwillingsgeburten sind bei ihnen eben so häufig, wie bei den Menschen. Flüsse und Meer sind reich an Fischen und Schalthie- ren, Molina zählt deren 72 Arten. An Sepien, Seeigeln, Muscheln, Austern Krebsen

ist Ucberfluß. Unter den Fischen zeichnen sich aus der Königsfisch, eine Lachsforelle, Stockfi­sche, Thun, Sardellen und Aale. Wallfische und Delphine treten oft bis in die tiefsten Buchten herein und werden dort leicht gefangen. Auch mit Seehunden und Seelöwen waren die Küsten bevölkert, jezt, da einer jeden Nation der Fang derselben gestattet ist, sind sic seltener geworden.

(Fortsezung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der Mech'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.