Höhe hebt, daß er über den ersten herausfällt und dies leistet der Schwerzische Pflug in aus­gezeichneter Weise.

5) Er kann auch bei anhaltend trockener Witterung in Gang gesezt werden. Der Boden zumal der schwere, starkgebundene, lettige, er­härtet bei anhaltender L Trockenheit gewöhn­lich dergestalt, daß er mit dem Wendpflug nicht erbrochen werden kann, das Feld-also ungebaut bleiben muß, bis feuchtere Wit­terung solches zuläßt, wodurch oft der rechte Zeitpunkt zur Saat unbenuzt vorübergeht.. Dem Schwerzischen Pflug widersteht aber kein Boden, wenn nur seine Schaar stets scharf gehalten wird und mit schmalen Schnitten, unter Bei­hülfe von Walze und Egge, wird da, wo der Schwerzische Pflug im Gebrauch ist, auch der widerspenstigste Böden immer zu rechter Zeit zur Saat hergerichtet werden können.

6) Er eignet sich ganz besonders zum Beet­bau. Nichts ist auf nassen Feldern oder auss Boden, der seines feinkörnigen Sandes wegen so leicht vom Wasser fortgeschwemmt wird, dem sogenannten Schleißboden vortheilhafter, als jene öden diesen in schmale Beete aufzupfliigen, wo­durch das Negenwasser allenthalben schnell ab­geführt wird, und zwar so, daß es sich nicht in Massen ansammeln kann, was eben das Flözen oder Fortführen des Grundes verhindert. Zu diesem Geschäft bedarf man eines Pflugs, der den Grund vollkommen wendet, einen sichern Gang hat und ohne Zeitverlust tiefer und fla­cher gestellt werden kann und -diese Eigenschaften vereinigt der Schwerzische Pflug in hohem Grade in sich.

7) Er erfordert weniger Zugkraft als an­dere Pflüge, weil er den Boden nicht abreißt, sondern abschneidet und ihn nicht auf die Seite schiebt, sondern allmählig emporhebt und um­wendet und weil bei ihm die mit den Räder­pflügen verbundene Reibung weWHt,. Daher kommt es, daß da, wo man sonst 4 Pferde vor den alten Pflug zu spannen gewohnt war, mau vor den neuen nur 2 spannt und wo man zur Arbeit mit dem alten Pflug 2 Pferde oder 2 Ochsen nöthig hatte, man bei Anwendung des neuen Pflugs mit 1 Pferde oder 1 Paar-Kühe ausreicht.

Nicht minder ist

8) seine Führung mit weniger Anstrengung für den Arbeiter verbunden. Einmal in Gang gesezt, hält er die ihm gegebene Richtung ein und nur hin und wieder kann solche durch Steine, die sich im Boden befinden, oder durch einen Mißtritt des Gespanns gestört werden, in wel­chem Fall ein leichter Druck auf die Sterze den rechten Gang augenblicklich wieder herstellt. Der Pflüger ist also keineswegs genöthigt, wenn er auch zur Vorsicht, die Hand niemals vom Pfluge entfernen soll, diesen unausgesezt mit mehr oder

weniger Anstrengung festzuhalten und während er oft mit seiner ganzen Körperlast <iuf den Wendpflug drücken muß, um ihq. in den Boden zu bringen und darin festzuhalten, hat er beim Schwerzischen Pflug nichts nöthig, als -sein Hintertheil ein wenig zu lüpfen, worauf der Pflug alsbald so tief in den Boden greift, als der Pflüger will.

Eben die Leichtigkeit, mit welcher sich der Schwedische Pflug" führen läßt, ist auch dcr Grund, warum derselbe nicht mit zwei Geizen öersehen ist, wie der Wcndpflug. Höchstens bei einem mit Steinen überfüllten Beden läßr es sich rechtfertigen, an jenem zwei Geizen anzubringen.

Was hier vom Schwerzischen Pflug gesagt ist, hat indessen nur dann volle Gültigkeit, wenn derselbe richtig Kbant, gehörig im Stand erhalten und gestellt ist. Von einem Pfluge z. B., dessen Schaar nicht mehr seine ursprüngliche Form hat, abgenuzt und stumpf ist, kann man eine vollkommene Arbeit nicht erwarten. Der Schwerzische Pflug will sorgfältig unterhalten sepn, dann aber steht er auch keinem andern Pflug an Dauer­haftigkeit nach, ja übertrifft hierin die meisten.

Noch bleibt übrig, einem Vorurtheil zu begegnen, das namentlich auch in hiesiger Gegend noch hin und wieder herrschend ist. Manche sagen nämlich, ihre Felder sepen zu klein und zu schmal, als daß man sie mit dem Schwcrzischen Pflug ackern könne, oder der Nachbar, der noch mit dem Wendpflug arbeiie, raube dem, der sein Feld mit dem neuen Pflug ackere, den Grund, denn beim Auseinanderpflügen fällen die bei­den äußersten Schnitte auf die Aeckcr der Nachbarn. Lezteres ist wahr oder unwahr, wie man die Sache behandelt. Macht aber der, welcher mit dein Schwer­zischen Pflug ackert, sene äußersten Schnitte so schmal, daß solche mehr nicht als die Halste der Furchen, die seinen Acker von denen der Anlieger scheiden, ansüllen, dann bleibt er ganz auf seinem Eigenthum und wenn die Nachbarn dasselbe beobachten, kann jeder sein Feld auf seine Weise bestellen, ohne dem Andern Scha­den zuzufügen

Betreffend sodann die erste Behauptung, so kann kein Feld, wenn es einmal gepflügt werden soll und Mcht zweckmäßiger mit dem Spaten bearbeitet wird, für den Schwerzischen Pflug zu schmal seyn. Die Bearbeitung eines schmalen Feldes, z.B. eines solchen, das nicht mehr als 16 Schnitte gibt, ist vielmehr höchst einfach, denn es wechselt dabei stets Auseinander- und Zusammenpflügen ab. ,Jst das Auseinanderpflügen die lezte Arbeit vor der Saat, so hat der Acker in der Mitte eine Furche, die sich aber seicht mit der Egge zustreichen läßt. Bei einer vollständigen Brachbear­beitung, wozu 4 Pflugarten gehören, wird zweimal auseinander, und zweimal .zusaMininen gepflügt und da bei der lpzten Pflugart zusammen gepflügt wird, hat man keine Furche in der Mitte.

Soll aber ein Acker z. B. im BrachjaP mit 3 bis 4 verschiedenen Gewächsen cultiv'irt werden, wo­von jedes einer andern Vorbereitung des Feldes be­darf und muß dazu das Feld nicht blos gespalten, sondern auch noch der Breite naK getheilt werden, dann allerdings kann der Schwcrzische Pflug keine Anwendung mehr finden, aber eben so wenig der Wendpflug, dann muß der Spaten oder die Hacke au die Stelle des Pflugs treten.

Cannstatt, im März 1843.

Bolz.

Redigirt, gedruckt und verlegt vo» C. Me eh in Neuenbürg.