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ger Woche, nachdem jözt der Bau Ln seiner Pracht vor den Augen der Leute steht, das Cölner Dombaufest gefeiert, wobei der König von Preußen selber und auf ergangene Einla­dung der Reichsverwewr Johann und viele Mit­glieder, der Frankfurter National-Versammlung erschienen. Der Reichsverweser war in preußi­scher Uniform, denn solche hohe Häupter haben allerlei Röcke von allerlei Farben, wie mans in diesem und jenem Lande braucht in Cap- padocien, Mesopotamien, bei den Cretern und Arabern. Weil von zwei Herren, die neben einander gehen, derjenige, so auf der rechten Seite geht, der Fürnehmere ist, (.bei den gemei­nen Leuten kommt das nicht vor und ist, wie jener Bauer sagte, der Unterschied gleich) so haben der König und der Reichsverweser Höf­lichkeitshalber auf der Straße mehrere Schwen­kungen und Sprünge um einander herum ge­macht, bis der König auf die linke Seite kam und dem Reichsverweser die Ehre ließ. Er soll aber sonst nicht links seyn, namentlich bei der Nagelprobe. Der Reichsverweser in seiner gut östreichischen Manier hielt vor dem Volk eine einfache Rede, worin er sagte: daß es ihm in Cöln Halter ganz wohl sey und daß er wie die Bauleute am Dom, am deutschen Reich bauen wolle. Vom Flicken hat er nichts gesagt, das kommt in Frankfurt vor. Der König von Preußen hat auch einen Sermon gehalten und zwar an die Mitglieder der Nationalversammlung. Vor- nenherein hat er auch von dem Bauen der deut­schen Einheit gesprochen; aber zulezt meinte er, die Herren sollen nicht vergessen, daß es auch Fürsten in Deutschland gebe und daß auch er «in Fürst sey. Sehr wohl, Herr Hauptmann I Wer zweifelt denn, daß die deutschen Völker das seit Jahr und Tagen handgreiflich gelernt haben? Die Düsseldorfer, welche den König bei ferner Durchreise auf dem Wege nach Cöln mit Pfei­fen und Zischen empfangen haben, scheinen freilich diesen Unterricht nicht in galantem An­denken behalten zu haben. Zulezt hat auch der päbstliche Nunn'us seinen Mund aufgethan, es ist aber, weil auf einmal Regenwetter eingefallen ist, seine Rede zu Wasser geworden, und die Leute sind mit der halben Erbauung und nasser Salbung heimgcgangen. Von sonstigen Merk­würdigkeiten ist nichts weiter zu melden, als daß die Gäste von den Cölner Wirthen erbärm­lich geschnürt worden sind. Es ist dieses aber eigentlich keine Merkwürdigkeit, da das Dombau­fest feit Anno 1248 nicht mehr gefeiert wurde, die Zeche also aus 600 Jahre berechnet ist.

Schleswig-Holstein.

Aus Holstein, 11. August. Als Curio- sum kann ich Ihnen aus glaubwürdiger Quelle mittheilen, daß der Staatsrath in Kopenhagen auf Antrag deS dänischen Ministerpräsidenten beschlossen hat: den Herzog von Augustenburg wegen Theilnahme amAufruhr" des Besizes

des dänischen Elephantenordens für verlustig zu erklären. Es gränzt fast ans Komische, heutiges Tags Jemand durch Entziehung eines Orden- bestrafen zu wollen.

Altona, 14. August. Heute um die Abend­zeit trafen die ersten Nassauer, 800, Mann stark, Jnfanteri und Artillerie, nebst Kanonen-Bagage- und Munitionswagen, von Harburg herüber hier ein. Die Trainpfe.de, so wie eine zweite eben so starke Abtheilung naffauischer Truppen werden morgen Nachfolgen.

Ausland.

Dänemark.

Apenrade, 14. August. Die noch bei der dänischen Armee in Jütland befindlichen zwei schleswigschen Bataillone sind nach Aussage ei­nes von unfern Patrouillen gefangen genomme­nen dänischen Jäger-Unteroffiziers, IN oHne Rebellion ausgebrochen, so daß man sie hat auf- lösen und entwaffnet nach Fühnen senden müsst». Ueberhaupt soll, außer bei einigen Freikorps, den Husaren und den Jägern, der Geist im Allge­meinen ein sehr schlechter bei der dänischen Armee seyn und die Muthlosigkeit unter den Leuten immer mehr einreißen. Gar die Nachricht, daß nun noch 40,000 frischer Truppen und darunter auch Oestreicher in Schleswig einrücken, soll Schrecken verursacht haben. Daher sind außer den genannten Abtheilungen, die einen frischen Unternehmungsgeist sich erhalten haben, die üb­rigen dänischen Truppen zu Patrouillen und Streifzügen gar nicht mehr zu gebrauchen.

Italien.

Aus Turin wird geschrieben, daß unter den europäischen Mächten Unterhandlungen im Gange scyen über einen Vertrag für Bildung eines lombardisch-venetianischen Königreichs, an dessen Spitze ein Beauharnais nach dem Wunsche Ruß­lands oder ein Coburg nach dem Wunsche Eng­lands gestellt werden solle. So könnte aller­dings wieder Einer versorgt werden!

Es wird versichert, das Wiener Cabinet habe die Vermittlung Frankreichs und Englands angenommen und Alles deute daraus, daß die östereichisch-italienische Frage eine friedliche Lö­sung erhalten werde.

Neue n bürg.

Schrannenzettel vom 19. August 1848.

Kernen wurde verkauft:

15Schfl. » 13 fl. 30 kr. . . . 202 fl. 30 kr.

10 " " 13 24 » ... 134 » »

7 " 13 " 20 » . : . 93 " 20 -

9 " " 12 36 " ... 113 " 24 »

41 Schfl. 543 ff. 14 kr."

Mittelpreis 13 fl. 15 kr.

Kernen wurde aufgestellt: 23 Scheffel.

Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen- oder Waizenbrod 10 kr.

4 Pfund Rückenbrod. g kr.

4 Pfund schwarzes Brod. 8K.

1 Kreuzerweck muß wägen 8'/, Loth

Stadtschuldheiffenanü.

Weßinger, A.V.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.