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Neuenbürg.

Ein gefundener Schurz kann von dem Ei- genthümer abgeholt werden bei der Redaktion.

Obernbausen.

Bürgschafts - Aufkündigung.

Da ich mein sämmtliches Besizthum an meine Kinder abgegeben habe, so sehe ich mich veranlaßt, hiemit zu veröffentlichen, daß ich alle meine eingegangenen Bürgschafts-Verbindlichkeiten von heute an auskündige, was sich die Betref­fenden zur Nachricht dienen lassen mögen.

Den 10. Jult 1848.

Johannes Vollmer.

«MM,»

Neu enbürg.

Liederkran;.

Heute Abend 8 Uhr. Leseuntcrhaltung.

Neuenbürg.

(Eingesendct.)

Immer reger wird der Wunsch unter der Bürgerschaft: das neugewählte Stadtrathskolle­gium möchte nicht mehr nach dem alten System die zu vergebenden Aemter zu seinen Gunsten unter sich theilen; ein Mißtrauen entstünde, wenn solches geschehen würde.

A r o n i k.

Deutschland.

H e sfe n-Darm stad t.

Darmftadt. (F. I.) Wer jezt von einem der Thürme Notredame's auf Paris herabblickt, vor dem entfaltet sich ein Schlachtfeld, wie die Geschichte kein zweites kennt. Tausende von Leichen auf und unter Trümmerhaufen, zerschossen, zerhauen, ^vergiftet; Ver­stümmelte ächzend, Knäuel von Gefesselten in die Keller versenkt, aus denen der Wuthschrei an's Tageslicht heraufgellt; die Straßen wie trockene Strombetten in denen Blut geflossen, das ist das weiland sonnige, lachende Paris ! Der eiserne Arm der Diktatur, der die Blutfahne zerriß, ist der lezte Rettungsanker der Re­publik: wer weiß, wann die Diktatur aus ihrem Man­tel den Krieg herausschiitteln muß, damit die herauf­beschworenen Geister, deren Legion das Standrecht, die Abführung über See nur lichtet, die in jedem Augen­blick neue Schaaren aus dem unterwüblten Boden em­porrufen, den Kampf nicht auf Frankreichs Erde erneuen können. Es war nicht der Kampf der Freiheit gegen die Tyrannei, der von den Gräbern des Pere Lachaise aus ganz Paris in ein Leichenfeld verwandelte, nicht der Kampf von Menschen gegen Menschen; es war der dä­monische Kampf des Müßigganges gegen die Arbeit, des Frevels gegen das Eigenthum und, in lezter Reihe des Wahnsinns, der mit einer ganzen Nation Experi­mente machte, gegen die göttliche Weltordnung, gegen das Sittengesez.

Wird diese blutige Lehre für uns Deutsche verloren sepn? wird sie aufschrecken aus dem phantastischen Traum, der so Vieler Sinne gefangen hält? Wird sie nicht so Manchen, der im Feuereifer für die Richtigkeit, für die alleinseligmachende Kraft seines politischen Phan­toms, ganze Schaaren mit sich an den Abgrund reißt, zurückhaltcn? Werden die offenen Augen nicht endlich aafangcn, zu sehen, daß es ein Verrath an Deutsch­land ist, wenn in einem Augenblick, da die Majestät der Nation sich endlich Geltung verschaffen Will, jener Versammlung von frcigewählten Männern, welche sie

vertreten, von einer unermüdlichen und unverbesser­lichen Minderzahl verhöhnt, wenn ihr die Redlichkeit und Treue abgesprochen, wenn offen aufgefordert wird, sie zu sprengen;? Nun denn, so scheue man sich auch nicht, öffentlich zu verkündigen, daß das Gesez aufhö­ren muß, heilig zu sepn; so sage man nur heraus, daß man der Majestät der Nation nicht länger huldi­gen will, daß das Schicksal des Vaterlandes gleichgül­tig ist, wenn nur der trozige Eigenwille sich behaupten und die Willkür ihre Systeme durch Gewalt, und sep eS neuerdings über Bruderleichen, in's Leben führen kann. Wahrlich, wenn es gelänge, durch frevelhafte Gewalt das Organ der souv. deutschen Nation zu vernich­ten, dann laßt uns, wer sie je geliebt, wer je bereit gewe­sen, freudig Gut und Blut für sie hinzugeben, dann laßt uns von der entweihten heimischen Erde scheiden und eine ferne Stätte suchen, wo wieder verrathenen, hinge- mordeten Freiheit eine stille Todtenklage weih'n!

Erzherzog Johann,

geboren am 20. Januar 1782, ist von Lcopold's N. Söhnen der sechste, der würdige Bruder jenes siegge­krönten Karl, dessen Namen die Jahre l797 und 1799, der Tag von Caldiero und das Pfingstfest von Aspern in die Tafeln der Geschichte gegraben. Was Johanns scharfem rüstigen Geiste Lehrer nicht bieten konnten, erwarb er sich selbst, Geschichte und Kriegskunst waren es, welche ihn von früher Jugend anzogen, die Ehre des Vaterlandes der LosungSruf, der ihn in die Bahn jener Wissenschaften trieb. Die Schule des Leidens er- kräftigte seine Selbstständigkeit, seine Charakterfestigkeit erprobte seinen Muth. Es war sein, wie seines Bru­ders Karl Unstern, in ihrer nächsten Umgebung Arg­wohn und Mißtrauen eben wegen dieser Selbstständig­keit und Charakterfestigkeit zu erfahren, um so mehr, je beliebter beide bei Volk und Heer waren; meist wenn durch verkehrte Maßregeln der Staat an des Abgrunds Rand gebracht war, da sollten die Brüder des Kaisers plözlich helfen, da sollten sie das Unmögliche leisten, geschlagene Heere, die man ihnen verzweiflungsvoll übergab, zu wiegen zu führen. Nach dem Lüneviller Frieden ward Erzherzog Johann zum Generaldirektor des Fortifikations- und Geniekorps, zum Direktor der Jngenicrakademie in Wien und der Kadettenakademie in Wiener-Neustadt ernannt und die schönste Blüthe beider Anstalten war das Ergebniß seiner Bemühungen. War sein Bruder Karl das große strategische Talent, so übertraf ihn Johann vielleicht an kühnen Gedanken, an Tiefe der Kenntnisse, wodurch er eigentlich die Seele der Militärorganisation ward; an persönlichem Hel- denmuth stand er ihm gleich und in der Ueberzeugung vereinigten sich Beide, daß das Volk nur durch sich selber , durch die freie Entfaltung seiner eigenen Kraft gerettet werden könne. (.Schluß folgt.)

Neuenbürg.

Schrannenzettel vom 8. Juli 1848. Kernen wurde verkauft:

33Schfl. ä 14 fl. 24 kr. . . . 462 fl. - kr.

8 " " 13 42 v . . , 109 " 36 "

14 » " 13 » 36 . . . 190 v 24

55 Schst" 762" ff. - kr. '

Mittclpreis 13 fl. 51 kr.

Kernen wurde aufgestellt: 33 Scheffel.

Roggen wurde verkauft:

3 Schff. L 8 fl. - kr. . . . 24 fl. - kr.

Roggen wurde aufgestellt: 18 Scheffel,

Gemischte Frucht wurde verkaufte 3 Sch. ä, 8 fl. 24 fl. Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen-oder Waizcnbrod 12 kr. 4 Pfund Rückenbrod ...... 10 kr.

4 Pfund schwarzes Brod. S kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 7 Loth

Stadtschuldheissenamt. Weßinger, A.V.

Rcdrgirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.