226

Broschüre als Beitrag zur Sittengeschichte der Zeit erscheinen soll, die alle früheren Mährchen widerlegen wird. (Oberrh. Ztg.)

Breslau, 10. Juni. So eben geht uns aus Warschau die Nachricht zu, es sey daselbst aus öffentlicher Straße verkündigt worden, der Kaiser werde dieser Tage eine Erklärung erlassen, die selbst die kühnsten Hoffnungen und Pläne der Russen übertreffen würde. Ebenso erzählt man als gewiß, gegen den 16. d. Mts. würden die Russen Ln drei Armeekorps gegen Westen vorrücken. Das Centrum, unter den Befehlen des Kaisers würde in der Richtung nach Wien marschiren, der rechte Flügel unter Orlow gegen Berlin vorrücken und der linke unter Paskcwilsch Krakau und die schlesische Gränze besezen.

In der Nähe von Kalisch wird ein Lager für 100,000 Mann Russen errichtet. Die Trup­pen werden in Eilmärschen aus Lithauen :c. herbcigezogen. Armes Polen!

Die Fr.O.P.A.Ztg. schreibt: Nach Berich- teu aus Hamburg ist die dortige Börse darüber einig, daß der russische Kaiser der dänischen Regierung ansehnliche Geldvorschüsse gemacht habe.

Württemberg.

Stuttgart, 14: Juni. '(Beob.) Ein Korrespondent des Beobachters aus Ncckarsnim tadelt die würlembergische Negierung, daß sie ihre Gesandten noch nicht zurückgezogen habe. Hiezu ist jedoch feit längerer Zeit die Einlei­tung getroffen, und auf dem nächsten Budget werden voraussichtlich keine bedeutenden Posten für Gesandtschaften figuriren. Ueberhaupt wird das Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten hinsichtlich übertriebenen Auf­wands keinen Angriffspunkt mehr darbieten. Denn schon gegenwärtig ssind die Posten des Ministers und zweier Näthe unbesetzt, wodurch eine Ersparniß von etwa 16,000 fl. erzielt wird, und auch beim Geh. Rathe sind durch die Auf­hebung der Stelle eines Präsidenten, durch Nicht­besetzung mehrerer Rathsstellen und durch Ver­legung des Geschäftslokals des Geh. Raths in das Gebäude des Ministeriums der auswärti­gen Angelegenheiten sehr namhafte Ausgaben weggesallen.

Die Oberrheinische Zeitung läßt sich in einer Correspondenz aus Stuttgart vom 12. Juni Folgendes schreiben:Es circulirt hier folgende neue Ministerliste unter den Anhängern einer republikanischen Verfassung: Fetzer, Justiz; Prof. Zimmermann, Inneres; Rau, Cultus; I)r. Scherr, Industrie und Handel; Mögling, Finanzen.

Stuttgart, 14. Juni. (Oberrh.Z.) Auch unsere Regierung hat, wie ich ans zuverläßiger Duelle erfahren, gleich jener von Hefsen-Darmstadt die Zurückberufung ihrer Gesandten bei den übri­gen deutschen und fremden Höfen beschlossen.

Bayer n.

Regensburg, 16. Juni. Die neueste Regensburger Ztg. sagt:Prag soll in vollem Aufstand sehn, der Postenlauf von da ist ge­hemmt, indem heute weder Briefe noch Zeitun­gen eintrafen. Es sollen die Deutschen mit den Cchechen im Kampfe begriffen seyn und die Stadt an mehreren Orten brennen. Gestern ist ein Kou- rier in dringendster Angelegenheit nach München durchgeeilt.

Frankreich.

Strasburg, 17. Juni. Morgens 4 Uhr. (F. I.) Telegraphische Depesche. Paris, 16 Juni. 6V. Uhr Abends. Der Minister des Innern an den Präfekten des Niederrheins.Ludwig Na­poleon Bonaparte hat seine Entlassung als Volks- repräfentant gegeben. Paris ist ruhig."

^ Neuenbürg. An den vaterländischen Verein. Es ist Thatsachc, daß eine große russische Armee sich gegenwärtig den Grenzen Deutschlands nä­hert. Der Zweck dieser Truppenbewegungen ist klar und unzweifelhaft. Die Ostgrenze ist aber, wie bekannt, so schwach gedeckt, daß von einem kräftigen Widerstand gegen den Einmarsch einer so großen Armee gar nicht die Rede seyn kann. Dagegen ist die Rheingrenze, tro; des friedli chen Verhältnisses mit Frankreich, immer noch stark besetzt. Wenn damit in Verbindung gebracht wird, daß ein großer Theil der östreichischen Armee in Italien und das 10. Armeekorps i n Schleswig-Holstein kämpft und daß ihre Hülfe Deutschland voraussichtlich noch lange entzogen bleiben dürfte: so muß wohl Jeder von Sei­ten der Fürsten Verrath wittern und Jedem muß-sich die Ueberzeugung aufdrängen, daß Deutschland bei die­ser heillosen Politik dem nordischen Feinde vreisgege- ben ist. Es ergeht daher die dringende Bitte an den vaterländischen Verein, derselbe möge in aller Bälde eine Adresse an die deutsche Nationalversammlung er­lassen, worin die Erwartung ausgesprochen wird, daß

1) die Nationalversammlung über den Abschluß ei­nes Schutz - und Trutzbündniffes mit Frankreich un- verweilt Beschluß fasse,

2) daß die Nationalversammlung die Bundesversamm­lung veranlasse, zu möglichst starker Besetzung der Ostgrenze unverzüglich Vorkehrungen zu treffen.

Wünschenswerth wäre, wenn die übrigen politi­schen Be,reine aufgefordert würden, gleichartige Adres­sen an die Nationalversammlung zu erlassen.

Neuenb ürg.

Schrannenzettel vom 17. Juni 1848. Kernen wurde verkauft:

4 Schfl. ä 14 fl. kr. . . . 56 fl. - kr.

14 L 14 fl. 20 kr. . . . 200 fl. 40 kr.

10 " » 14 fl. 30 kr. ... 145 fl. - kr.

28 Schfl. -Sri.401 fl. 40 kr.

Mittelpreis 14 fl. 20 kr. Kernen blieb aufgestellt Sch. Roggen wurde verkauft:

5 Schfl. L 8 fl. 48 kr. . . . 44 fl. - kr.

8 " 8 fl. - kr. . . . 64 fl. - kr.

Mittelpreiö: 8 fl. 15 kr. Aufgestellt blieben 5 Schfl.

Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen- oder Waizenbrod 12 kr. 4 Pfund Rückenbrod ...... 10 kr.

4 Pfund schwarzes Brod ..... 9 kr.

1 Krcuzerweck muß wägen 7 Loth.

Stadtschuldheiffenamt. Wessinger, A.V.

Redigirt gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.