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die Ursache davon zu suchen seyn? Die Erfah­rung hat es vielfältig gezeigt, daß die Fortdauer der Bereinigten Staaten als Bundesstaat nur ganz allein durch die Organisation desselben gesichert ist.

Die Vereinigten Staaten bestehen wie bekanntlich gerade wie Deutschland aus einigen dreißig verschiede­nen Staaten, wovon der kleinste, Rhodc-Jsland, nur 63 Quadratmeilen, der größte, Virginia, aber 3014 Quadratmellen enthält. Die Aufgabe bei der Ver­fassung war nun, die Vertretung so zu organisiren, daß dre größeren Staaten den kleinen nicht durch irgend ein Gescz schaden und fle drücken, aber eben so wenig die kleinen Staaten auch etwa durch Privatinteressen allgemein nüzliche Maßregeln verhindern könnten.

Dieses ist, wie die 72jährige Erfahrung lehrt, da­durch vollkommen erreicht, daß die Bundesregierung kein Recht hat, sich in die Innern Angelegenheiten zu mischen, noch Geseze, Beschlüsse oder Verordnungen zu erlassen; ein jeder Staat ist, was seine innere Verwaltung an­betrifft, so unabhängig und souverain, als gehöre er nicht zu dem Bunde, und wacht mit der größten Eifer­sucht beständig darüber, daß die Bundesregierung sich keinen Eingriff erlaubt. Dcßhalb sind auch alle Staaten in der ersten Kammer des Bundes, dem Senat, ganz gleich vertreten; der Staat Delaware, welcher in der Volkskammer nur einen Repräsentanten hat, besizt deren im Senat zwei, eben so viel als der Staat Newyork, welcher in der Volkskammer vierunddreißig hat. Der Senat repräsentirt die Regierungen, wird auch von diesen und nicht vom Volke direkt erwählt, was der Fall mit der zweiten Kammer der Volksver­tretung ist. Die Staaten haben sich ihre innere Ver­waltung Vorbehalten und der Bundesregierung nur ähnliche Rechte wie die von Herrn Bassermann propo- nirten abgetreten. Ein jedes, das Allgemeine betreffende Gcsez bedarf der Majorität beider Kammern des Congresses, also des Volkes und der Regierun­gen, wobei zugleich in der Organisation der Kammern die Garantie liegt, daß dabei kein Mißbrauch stattfin­den kann. Die bekannte Sclavenfrage hat oft im Con- greß den Zankapfel gemacht. Die VolkSrepräsentation der nicht Sclaven haltenden Staaten ist bedeutend überwiegend, sie hätte also leicht durch einen Macht­spruch die Rechte der Sclaveu haltenden Staaten (welche ich in dieser Sache jedoch nicht vertheidigen will) beein­trächtigen können, wären diese Staaten nicht durch gleichmäßige Vertretung im Senate in Schn; genom­men. Wenn bei einer solchen Sache, wie das Fortbe­stehen der Sclaverei, was gewiß von der größten Majorität der Amerikaner selbst als eine gegen die Menschenwürde stoßende Ungerechtigkeit angesehen wird, dennoch die einmal bestehenden Rechte geschü;t werden müssen, so ist dieses wohl der allerbeste Beweis, daß die Bundesverfassung durch ihre Organisation des sich balancirenven Zwei-Kammcrsystems, einen Eingriff in die Rechte eines Staates oder einer Klasse der Staats­bürger unmöglich macht.

Deutschland ist den Vereinigten Staaten beinahe ganz ähnlich, der Völkerstainm ist derselbe, und eine ähnliche Verfassung wie die, worunter die Vereinigten Staaten so blühend und groß geworden sind, dürfte gewiß in Deutschland auch ein gleiches Resultat Her­vorbringen. Daß hier Monarchien sind, während dort Republiken bestehen, macht keinen Unterschied; cs sind die Staaten, die vertreten werden, und nicht deren Oberhaupt, und es ist ganz gleich, welchen Titel dieser führt. Dabei muß Deutschland aber auch den Wahl­spruch Amerika's-, Eintracht macht stark! anneh­men; Eintracht kann aber nur dadurch erzielt werden, daß die Rechte eines Jeden geehrt und geschüzt werden; sind diese Rechte nicht wohlerworben oder nicht mehr zeitgemäß, so gibt es ja jezt auf gesezlichem Wege Gelegenheit, Abhülfc zu erlangen, und eine freie Presse, auf solche Mängel aufmerksam zu machen. Wahre Frei­heit kann nur durch die höchste Achtung der Geseze bestehen, die Gewalt des Volkes liegt in der Wahlurne, ^

welche ihm die Gelegenheit gibt, durch gute Vertreter sich, wo es sepn muß, Recht zu verschaffen, dadurch allein ist es den Staaten der Vereinigten Staaten von Amerika möglich gewesen, in Ruhe und Frieden zu wachsen, während allenthalben, wo das Volk das Recht auf gewaltsamem Wege in seine Hände nahm, Anarchie und am Ende Despotie entstanden ist. Frankreich hat dieses durch seine Revolution von 89 und bis zum Kaiserthum gezeigt, und der unsichere Zustand der süd­amerikanischen Republiken bewährt dieses auch in neue­rer Zeit. Daran möge man in Deutschland ein Bei­spiel nehmen, und wie Nordamerika mit Erfolg gcthan, immer nur aus dem gesezlichcn Boden wandeln!

Ein Bürger der Vereinigten Staaten.

(Did.)

Von Hecker, welcher in neuester Zeit so viel von sich zu reden macht, entwirft ein öffentliches Blatt aus der Zeit, da derselbe noch bei der Versammlung in Frankfurt war, folgendes Bild:

»Hecker, der Held der freiheitdürstcnden Jugend, iss Advokat in Mannheim. Er commandirt die Turner in allen benachbarten Landschaften. Der Rheinwein, der in seinen Adern tobt, ist jung und feurig; die ganze Jugend des südlichen Rbeinlandes schwört ans sein Wort und jedes seiner Worte ist ein Pistolenschuß. Blond, mit flatternden Locken und keckem Bart, mit blizenden Augen und feurig gespannten Sehnen, Herr der Rede, die er tyrannisch zwingt dem Augenblick und seinem Zwecke zu dienen, herausfordernd bis zur Belei­digung, aber seines Sieges bis zum dünkelhaften Stolz gewiß, so steht er vor uns, ein Mann in der Mitte der Dreißiger, kein eigentlicher Redner in dem Sinne Ciceros, der langsam durch wohlgcfügte Darlegung der Sache gewinnt, aber wie der Sturmwind im Mo­ment fortrcrßend, jeden Widerstand überflügelnd, keck bis zur Anmaßung, gebieterisch bis zum Terrorismus, kein Mittel scheuend, um der Freiheit die Gasse zu bahnen. Man kann entrüstet seyn über die Keckheit sei­ner Marimen, aber man kann nicht von der Ueberzeu- gung lassen, hier sey ein scharfes Feuer, das der Welt die alten Schäden gründlich ausbrennen will, eine Verachtung aller unmannhaftcn Schwäche, eine sittlich starke Erbitterung gegen alle Illusionen der Halbheit, gegen alle ehrlose Hinterlist der blos Klugen und der Feigen. _

Eine Privat-Aenfferung Paul Psizers.

Kein Wohlstand ohne Ordnung,

Keine Ordnung ohne Sittlichkeit.

Keine Sittlichkeit ohne Frömmigkeit,

Keine Frömmigkeit ohne das Wort Gottes.

Frei ist der Mann in jedem Staat,

Der Redlichkeit im Herzen hat.

Der Spizbub aber ist gebannt,

Wär er auch im Schlaraffenland.

Calw, den 13. Mai 1848.

Fruchtpreise, Brod- und Fteischtare.

Kernen(neucr) 15 fl. 20 kr. 14 fl. 48 kr. 14 fl. 18 7r.

Dinkel (neuer) 6 fl. 30 kr. 6 fl. 14 kr. 6 fl. 9 kr.

Haber (neuer) 4 fl. 48 kr. 4 fl. 36 kr. 4 fl. 24 kr.

Roggen d. Sri. 1 fl. 12 kr. 1 ff. 6 kr.

Gerste » 1 fl. 8 kr. l fl. - kr.

Bohnen » 1 fl. 36 kr. 1 fl. 30 kr.

Wicken » - ff. 56 kr. - fl. 52 kr.

Erbsen » 1 fl. 36 kr. 1 fl. 30 kr.

Linsen » fl. kr. -- fl. kr.

Brod. 4 Pf. Kernenbrod kosten 13 kr., 4 Pf. schwarzes Brod 11 kr., 1 Kreuzerweck muß wägen 6 V 2 Loth. Fleisch, per Pfund. Ochsenfleisch 10 kr. Rindfleisch­gutes 9 kr., Kuhfleisch kr. Kalbfleisch 7 kr. Ham­melfleisch kr. Schweinefleisch, unabgezogen 12 kr-, abgezogen 11 kr.

Redigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.