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der Polizei die Weisung erhalten, die Stadt zu verlassen, was bereits geschehen ist. Seine Absicht soll gewesen seyn, mit deutschen Arbeitern bei Höningen, Kems oder Breisach über den Rhein zu sezen und nochmals einen Versuch zu Gunsten der Republik zu unternehmen. Bei Höningen ist die Möglichkeit, einen solchen Ueber- gang zu bewerkstelligen, nicht gegeben, da das französische Gouvernement durch aufgepflanztes Geschöz und einen starken Militärposten den festen Willen ausgesprochen hat, die Neutralität gegen die benachbarten Staaten aufrecht zu erhalten. Der bewaffnete Grenzcordon, den die Basler Regierung längs ihres Gebiets aufgestellt hat, würde gleichfalls jeden Versuch eines Einbruchs bewaffneter Schaaren wirksam verhindern. Diese Schuzmaßregeln, von zwei benachbarten Negierungen getroffen, kommen im jezigen Augenblick dem Großherzogthum Baden um so besser zu statten, da im ganzen obern Theil dieses Landes bis Schlingen kein Militär liegt und die Bundestruppen von den obern Landesgegenden her noch nicht eingetroffen sind.
Aargau. Der Schweizerbote berichtet von der badischen Rheingränze, daß am 21. d. mehrere Hunderte durch Nheinfelden geflüchtet sehen. Diese Flüchtlinge sollen sich jedoch immer noch mit Hoffnungen eines bessern Erfolges anderer Colonnen und der aus Frankreich hineinbrechenden deutschen Arbeiter tragen. Den Flüchtigen, die sich auf aargauischen Boden begeben, werden auf Befehl der hiesigen Regierung die Waffen abgenommen, die ihnen für einmal nicht zurückerstattet werden sollen.
Frankreich.
Paris, 19. April. Dem Kriegsminister ist ein ausserordentlicher Credit von 9,659,000 Fr. zur Anschaffung von 15,167 Pferden für die Cci- vallerie eröffnet.
Paris, 20. April. Heute, als an dem großen republikanischen Feste, ist ganz Paris unter den Waffen. Die Armee hat unter dem allgemeinen Zuruf der ganzen großen Bevölkerung ihren Einzug gehalten. Die Stadt ist vollkommen ruhig.
Miszellen.
Ein Traum.
(Von einem Frauenzimmer in der Oberrh. Z. mitgetheilt.)
Eine mondhelle Frühlingsnacht voll hehren Sternen- schimmers fand eine fromme Jungfrau auf den Knieen. Ihre Seele war bekümmert ob des Vaterlands Gefahren und sie erhob Hände und Herz zum Lenker der Welten und Völkerschicksale. Da goß sich der Schlummer auf ihre thränenmüden Augen und ein Traumgesicht, das mehr dem Himmel -als der Erde anzugehören schien, ging an ihrem geistigen Auge vorüber. Bor ihr stand ein himmlischer Knabe. Er hatte einen frischen Palmzweig in der Hand und sprach: "Ich bin der Engel des Friedens und komme, dein schwerbekümmertes Herz zu trösten. Folge mir." Sie folgte seinen Schritten; er führte sie auf einen hohen Berg, von wo aus sie auf einem weiten Plan die Kricgsheere Deutschlands sich kampfgerüstet gegenüber stehen sah. Sie wendete
sich, vor Schrecken bebend, ab; denn sie entsezte sich, Zeuge einer brudermörderischen Schlacht zu seyn. „Fürchte nichts," sprach der Engel, „der Gott zu dem duzbetest, ist der Gott der Liebe und des Friedens; kein Kampf ist ihm angenehm, als der gegen das Reich der Lüge und der Finsterniß; er hat fein Licht über diese Heere ausgegossen und seine Strahlen haben jenen göttlichen Funken in ihnen geweckt, der in der menschlichen Sprache „Vernunft" heißt. Komm und fleh." Sie that, wie er gebot, und sah die Heere sich gegen einander bewegen. Sie hörte „Feuer" commandiren und ihr Herz klopfte hörbar. Aber kein Schuß siel. Statt dessen hörte sie ein anderes Geräusch. Sie sah, daß es von den Gewehren der Soldaten herrührte, welche dieselben auf den Boden warfen, auf einander zurannten und sich unter Siegesgeschrei umarmten; dann aber wieder wie eine Mauer vor ihren erstaunten Vorgesezten standen. Einer trat vor und rief: „Wir sind einig! wer will wider uns sepn?» Da sprang ein alter General vom Pferde. Er entblößte sein graues Haupt, hob seine Hand gen Himmel und sprach mit vor innerer Bewegung zitternder Stimme: „Herr, Du hast durch diese unerhörte Volksthat zu mir geredet, Dein Wille geschehe. Bist Du mit uns, wer kann wider uns sepn?" Mit diesen Worten trat er auf die Seite der Soldaten und alle Offiziere folgten seinem Beispiel. Da schwang der Engel des Friedens freudig seine Palme. "Jezt, sprach er, wird das Volk vor die Throne der Gewaltigen treten und Gott wird durch seinen Mund zu ihnen sprechen: „Wenn ihr Menschen und unsere Brüder sepd, so steigt herab von euren Thronen. Behaltet, was euer ist, und genießt es in Frieden; aber erpresset nichts mehr vom Volke, das im Schweiße seines Angesichts sein Brod ißt. Machet euch würdig, zu sizen im Rathe der Weisen, wenn das Wohl des Landes berathen wird; so wird die Liebe eurer Brüder, die Ehre vor der Welt und mein Wohlgefallen euer Theil seyn. Und das göttliche Licht wird auch sie erleuchten und der Friede wird der Erde zurückgegeben sepn. Nun begann sein Antliz zu leuchten und wurde immer Heller, bis die Jungfrau davon geblendet, nichts mehr sah. Sie erwachte und fand ihre Wangen von Thränen des Entzückens übergossen, die sie bei diesem göttlichen Schauspiel geweint. Sie erhob noch einmal ihre Hände zum Himmel und betete: Herr laß diesen Traum mehr als einen Traum sepn.
Jezt, da Lamartine's Name in Aller Mund ist, dürfte es Zeit sepn, an eine Art Prophezeiung zu erinnern, welche die bekannte überspannte Ladp Esther Stanhope vor zwölf oder vierzehn Jahren über ihn aussprach, als er sie in Syrien besuchte. Er selbst erzählt es in seiner „Reise in dem Oriente" und die Stelle lautet da: „Glauben Sie, was Sie wollen," sagte sie zu mir, „Sic sind nichts desto weniger Einer der Männer, welche ich erwartete, welche die Vorsehung mir sendet und die eine große Nolle in dem Werke zu spielen haben werden, welches sich vorbereitet. Bald werden Sie nach Europa zurückkchren; Europa ist fertig, Frankreich allein hat noch eine große Aufgabe zu lösen. Sie werden daran Theil nehmen, — ich weiß noch nicht in welcher Weise, aber ich würde es Ihnen noch heute Abend sagen können, wenn Sie es wünschten, nachdem ich die Sterne zu Rathe gezogen.«
Eine Weissagung Ludwig Vörne's.
„Der Bau des deutschen Landes wird einst vollendet werden — und dann, auf Jahrtausende gegründet, wird er alle Staaten überdauern. Einst haben dre Deutschen das Weltreich Nom zerstört, einst werden sie ein schöneres aufrichten. Sie werden den ewigen Frieden stiften, den edle Fürsten gehofft, und von dem Andere geträumt, er sep ein Traum gewesen; und dann wird man die guten Ahnen solcher guten Enkel segnen
Mit einer Beilage.