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tigen Handdemonstrationen führen. Nach Mittag wogt es in den Straßen von herzuströmenden Landleuten; die Nachbarstädte betheiligen sich massenweise, und jeder Zug der verschiedenen Eisenbahnen bringt Tausende von heiteren Schauenden. Die Beschlüsse über den Wahlmodus, welche alle die Beschränkungen des Ver­mögens, Glaubens und Standes aufheben, zeigen, daß man sich nicht getäuscht hat im vollen Vertrauen auf die Volksmänner. Selbst die noch weiter Strebenden kön­nen nicht läugnen, daß von der großen Majorität das Gesez der Brüderlichkeit vollkommen aufrecht ^erhalten wird. Noch bleibt, nachdem der Antrag auf Permanenz dieser Versammlung bis zum Zusammentritt der con- ftituirenden, am 1. Mai, abgelehnt worden, die Wahl des permanenten Ausschusses von 50 Mitgliedern um die Feststellung seiner Befugnisse übrig. Das soll mor­gen geschehen. Gegen 6 Uhr löst sich die Versammlung auf, und nun wird die Beleuchtung der Stadt das Fest beschließen, das wohl den Keim zur neuen Ge­staltung des Vaterlandes ausgestreut hat. Möge Nichts von außen oder innen Pie notwendig rasche Entwick­lung stören!

Es ist kaum 7 Uhr; Nacht soll's heute nicht wer­den in Frankfurt, wo man getagt hat über Deutsch­lands Zukunft. Kaum will die Dämmerung hrran- schleichen, so entzündet sich aller Orten das Meer der Lichter; wie aus einen Zauberwink flammt es den Fluß entlang, hüben und drüben und taghell wird'S wieder auf den Straßen und die Fahnen flattern in magischem Lichte. Selbst der Fluß wird zum Feuermeer und es ist, als tauchte eine neue, glänzende Stadt auf aus seinem Spiegel. Die Schiffe glänzen in Brillantfeuer und von Zert zu Zeit fassen dunkelrothe, grüne und blaue Feuer die Millionen weißer Flämmchen in dunkle Gluth, die vom nächtlichen Himmel wiederleuchtet. Bei hunderttausend Menschen füllen die Straßen; überall staunendes Entzücken oder lauter Jubel; aber nirgends Verwirrung, nirgends tobender Unmuth, als hätten die Lichter außen auch den Glanz der Freude in jedem Herzen entzündet. Wahrlich, alte Kaiserstadt, das ist dein glänzendster Tag. Sep er das Bild des künfti­gen Vaterlandes! Wer könnte in dem Drange solchen Jubel ruhig beschreiben, wer Alles nur behalten, was er gesehen! Besonders glänzend ist das Mainufer von den prachtvoll glänzenden drei Sternen über dem Ober­mainthor und dem majestätischen Bibliothekgebäude bis zur neuen Mainbrücke hinunter, eine unabsehbare Fa?ade. Die Trmmphbögen mit den sinnvollen Sprüchen, in Sachsenhausen, in der Fahrgasse, Allerheiligengaffe, Friedbergergaffe u. s. w. bieten mit ihrer sinnvollen Architectur einen imposanten Anblick. Alle öffentlichen Gebäude sind reich und geschmackvoll erleuchtet, das Portal des Doms mit seiner herrlichen Rose, die ganze Fayade der Nicolaikirchc, die Hauptwache, der Römer, die Brunnen und ihre Obelisken. Und dazu noch die herrlichen Transparente mit den sinnvollen, zum Theil derben Inschriften. Zu einer andern Zeit würden wir uns bemühen, sie aufzuzählen und zu beschreiben. Heute find wir's nicht im Stande. Wir nennen nur das ge­nial componirte Transparent des "HolländischenHofs«: das Parlament, mit den beiden Särgen unten, in deren einem das Königthum, im andern der alte Zopf begraben liegt; Barbaroffa's Erwachen auf der Zeit und eben daselbst das Grabmal der Frau Censur, geb. Streicher. Wir nehmen nun Abschied von dem einzigen Feste. Jeder, der's wahrhaft wohl meint mit seinem lieben Vaterlande, wird mit uns Neinstimmen, wenn wir den nun bald scheidenden edlen Volksmännern Zu­rufen, was auf mehreren Transparenten stand:

Schaffet fort am großen Werke

Mit Besonnenheit und Stärke!

Laßt euch nicht das Lob bethören,

Laßt euch nicht den Tadel stören.

Was ihr Gutes uns erwiesen,

Sep von uns mit Dank gepriesen;

Was ihr ferner werdet bauen,

Sep erwartet mit Vertrauen!

Heber Volks - Versammlungen.

Die öffentliche Berathung einer großen Volksmaffe, die Freiheit der Discussion und die unmittelbare Ab­stimmung über die wichtigsten Angelegenheiten des Vaterlandes ist unzweifelhaft eines der schönsten Vor­rechte der wiedererrungenen nationalen Selbstständig­keit. ES ist zugleich eme alte ächt deutsche Sitte, die uns an die kraftvollen Zeiten der Vergangenheit erin­nert. Es hat etwas Erhebendes, wenn Tausende von Männern unter Gottes freiem Himmel zusammentreten, um Beschlüsse zu fassen für das Gemeinwohl. Lange genug war dies Recht ver tagt. Heil uns, daß es endlich anfängt zu tagen. Dem ungeachtet möchte es gerechtfertigt erscheinen, dabei einige Vorsicht zu beobachten. Es sep mir gestattet, auf die Nachtheile und den Mißbrauch aufmerksam zu machen, der, wie mit dem Besten, so auch hiermit häufig verbunden ist. Wir müssen uns vor Einseitigkeit zu hüten suchen. Das Recht der freien Diskussion sep ein gleiches für alle Mcinungs-Nüancen. Ich nehme es hiermit in Anspruch.

Für's Erste sind die großen Volksversammlungen für uns noch ganz neu. Kaum erst gesezlich dazu berechtigt, sind wir durchaus noch nicht daran gewöhnt, uns in Massen zu vereinigen und eine geordnete Bc- rathung zu halten. Große Aufregungen haben an und für sich schon etwas Aufregendes, weniger vielleicht in ruhigen Zeiten, als gegenwärtig, wo die Eraltation ohnehin vorherrschend ist. In der Regel tragen bei Entscheidung der Fragen die den Sieg davon, die am lautesten schreien können und nicht der intelligentere Theil des Volkes. Eine einzelne Abstimmung kann bei einer großen Masse nicht stattfinden und von der Annahme durch Acclamation halte ich nicht viel. Es sind auch hier in der Regel die lauten Kehlen, welche den Ausschlag geben. Bei der vorherrschenden Eral­tation des Momentes wird die Besonnenheit nicht ge­hört und nicht verstanden. Die extremsten Meinungen finden am leichtesten Eingang, weil sie am kühnsten, um nicht zu sagen am kecksten, hcrvortreten und der Masse zugleich imponiren und schmeicheln, indem sie als Kraftäußerungen gelten. So bin ich überzeugt, daß bei einzelner Abstimmung, die bei der Heidelberger Volksversammlung durch Acclamation angenommene s. g. Adresse an den König von Preußen nicht gut geheißen worden wäre von der Mehrzahl der Anwe­senden, wenigstens nicht in der Abfassung, wie sie erschienen. So gleicht sie eher einer schreckhaften Mißgeburt der Rede- und Preßfreibeit, als dem wür­digen Ausdruck eines übrigens wohlbegründeten Volks- Unwillens über beklagenswerthe Thaten und Ereignisse in der Residenz eines deutschen Fürsten, dessen nächster Richter aber sein eigenes Volk ist. Ich begnüge mich damit, dies hier offen und freimüthig auszusprechen und im Allgemeinen vor zu häufigen großen Volks­versammlungen, wenn sie nicht gehörig vorbereitet und motivirt sind, zu warnen, um so mehr als die noch bevorstehende Gründung eines deutschen Parlaments und die Wahl der Vertreter desselben dem allgemeinen Nationalausdruck ein geregeltes und gewiß vollgültiges und würdiges Organ bietet. Es ist dies meine indi­viduelle Ansicht. (Aus der Didaskalia.)

Neuenbürg.

SchraiinciiMtcl vom 8. L^pril 1848.

Kernen wurde verkauft:

12 Schfl. » 16 ff. 48 kr. . . . 201 fl. 36 kr.

1 ,, ü 16 fl. 40 kr. . . . 16 fl. 40 kr.

10 » » 16 fl. 30 kr. . . . 165 fl. kr.

8 ,, »16 fl. 24 kr. . . . 131 fl. 12 kr.

9 " ü 16 ff. kr. . . . 144 fl. kr.^

40^Sch^ ...... 658 fl. 28 kr.

Mittelprcis 16 fl. 27 kr. Aufgestellt blieb: 14 Schfl.

Taren:

für 4 Pfund weißes Kernen- oder Waizenbrod 14 kr.

4 Pfund Rückcnbrod ...... 12 kr.

4 Pfund schwarzes Brod ..... 11 kr.

1 Kreuzerwcck muß wägen 6 Loth.

Stadtschuldheissenamt. A. V. Dittus.

Nedigirt, gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.