91

guter Sorten gekommen ist, so werden an die Herren VereinsMitglieder, welche Saatversuche anstellen wollen, auf Verlangen je 1 bis 2 Loch unentgeldlich abgegeben. Indem ich dies zur Kenntniß des Vereins bringe, glaube ich zu Bewirkung einer richtigen Behandlung der Saat und der Verpflanzung, die nachstehende Anlei­tung aus dem landw. Wochenblatt Nro. 4 ent­nommen, den früheren Belehrungen beifügen zu sollen.

Neuenbürg den 12. März 1847.

Der landw. VereinsVorstand: v. Di o l t k e.

1 > Der Kartoffelsame wird auf folgende Art gewonnen. Im Herbst vor Eintritt des Fro­stes werden die Kartoffelbeeren (Samenbollen, Klicker) gesammelt und an einem trockenen, frost- freien Ort bis Ende Januar oder Anfang Fe­bruar aufbewahrt; alsdann werden die Beeren mit der Hand zerdrückt und in ein Faß oder einen Topfgethan, worin sie 6 8 Tage stehen bleiben, damit sie etwas faulen; dann wird Wasser darauf gegossen und recht viel umgcrührt, damit sich die schleimigen Theile und Schalen von den Samen sondern. Ist der Same nun gereinigt, bann wird derselbe in einem warmen Zimmer getrocknet und bis zur Aussaat ausbe­wahrt. Der Same von. solchen aufbewahrten Beeren, welche eine Nachreife erhalten haben, ist noch einmal so groß, als solcher Same, wel­chen man gleich im Herbst aus den Beeren nimmt; dieser ist nur ganz leicht und unvollkommen und nur der geringste Theil ist keimfähig.

2) Ende März oder Anfangs April wird der Kartoffelsame in ein von Pferdedünger er­wärmtes Beet ausgesäct, so daß die Samen­körner einen Viertelszoll aus einander zu liegen kommen. Hat man keine Fenster auf die Beete zu legen, so kann man sie auch des Nachts und bei kaltem Wetter mit Malten oder Brettern bedecken, denn die jungen Pflanzen sind gegen Frost sehr empfindlich. So lange der Same nicht aufgegangen ist, muß die Erde, worin er gesäet, mäßig naß erhalten werden, und ist der Same aufgegangen, dann kann er etwas stärker be­gossen werden, wenn es nicht regnet.

3) Sind die Kartoffelpflanzen bis Mitte oder Ende Mai so weit herangewachsen, daß sie die Höhe von 4 Zoll erreicht und sich noch keine Knollen gebildet haben, dann werden sie in ei­nen trockenen, fruchtbaren Boden in einer sol­chen Entfernung von einander gepflanzt, wie man die Kartoffeln zu legen pflegt, und dieses geschieht am besten an einem trüben Tage oder gleich nach einem Regen.

4) Eine Hauptsache ist es, daß man die jungen Pflanzen 2 Zoll tiefer pflanzt, als sie im Samenbeet gestanden haben, denn dadurch bilden sich nach oben mehr Wurzeln, welche die meisten und besten Knollen bringen. Kann man

die Pflanzen so lange im Samenbeet stehen las­sen, bis sie 56 Zolle Höhe erreicht haben, und haben sich noch keine Knollen gebildet, dann kann man sie auch 3 Zoll tiefer ppanzen, als sie im Samenbeet gestanden haben; dadurch wird die Wurzelbildung noch mehr vermehrt. Aber es bleibt wohl zu beachten, baß die jungen Pflan­zen, so lange sic im Samenbeet stehen, oft un­tersucht werden müssen, damit sie nicht Knollen ansetzen, ehe sie ins Feld verpflanzt werden, denn es werden die Pflanzen sehr geschwächt, wenn sie ihre Knollen gebildet haben und dann erst gepflanzt werden.

5) Das Behäufeln der aus Samen gezoge­nen Kartoffeln muß frühe und nicht zu stark geschehen, denn wenn die Pflanzen bei nicht sehr ungünstigem Wetter ins Feld verpflanzt sind, dann fangen sie bald an, sehr üppig zu wach­sen, und die ganze Oberfläche des Erdbodens, wo die Pflanzen stehen, ist mit feinen Wurzeln durchwebt. Diese werden dann durch spätes und vieles Behäufeln zerstört, dadurch wirb die Knol­lenbildungum 14 Tage bis 3 Wochen verspätet und die Erndte wird auch geringer. Noch ist zu bemerken, daß die Kartoffelpflanzen in einem nahrhaften, tief umgearbeiteten Sandboden am schönsten gedeihen."

Aus der hier mitgetheilten Anleitung erhellt, daß allerdings die Kartoffelziehung aus Samen mehr Mühe und Sorgfalt erfordert, als das gewöhnliche Auslegen von Knollen, indessen dürfte das an sich noch kein Hinderniß für unsere Land- wirtoe scyn, da ja auch beim Tabakbau und noch manchen andern landwirthschaftlichen Kul­turpflanzen von ihnen zuerst Setzlinge im Früh­beet gewonnen und diese dann später ins freie Land versetzt werden müssen. Immerhin gehört aber ein paffender Raum in der Nähe der Woh­nung zu solchen Frühbeeten und auch das für die Aufnahme der Pflänzlinge bestimmte Feld muß sorgfältiger als sonst zubereitet werden, in­dem davon gar sehr die Größe des Ertrags und vielleicht noch mehr die gute Beschaffenheit der Kartoffeln abhängt. Im Kleinen kann man die Pflanzen auch in mit Erde gefüllten Kästen er­ziehen , die man in mäßig warmer Stube stehen hat.

Privatnachrrchlen.

Bitte. Joh. Nofer von Conweiler, Va­ter von 4 Kindern und ohne Vermögen, ist vor mehreren Wochen beim Abfassen der für die dortige Gemeinde bestimmten Früchte als er gerade ei­nen schweren Sack auf die Schulter nehmen wollte, auf dem Glatteis gefallen und hat die Kniescheibe gebrochen. Er liegt noch krank darnieder und seine Herstellung ist zweifelhaft. Zur Empfangnahme von milden Beiträgen für