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die Federritten oder Leinwath haben sie mitgenommen, in Dörfern aber haben sic die Federn in Häusern her- umb gcstrewet, damit nur niemand nichts mehr zu Nu­tzen bringen möge, und was also am vorgcmeldtcm Hausrath noch verblibcn gewesen, haben die Leut in die Stadt, sonderlich nach Stuttgart, Ulm, Hcylbronn und Eßlingen getragen, und daselbst schandwolfcil ver­kauft. Mit dieser Losung haben die arme verdörbte Leut ihres Lebens Auffenthalt gesucht, auch die schwere Eon- tributionen abgcstattet, den Winter hindurch hat man Soldaten tm Quartier gehabt, im Sommer gab cs viel Partheycn und Durchzug, daß, wann mancher nur ein Laib Brod im Vorrath gehabt, er doch denselben nicht mit Ruhe essen können, sondern immer sorgen müssen, er kome darumb, und werbe ihme genommen. Und weil cs so unsicher, hat niemand Lust zu arbeiten gehabt; denn hat sich einer ins Feld begeben, ist er vom näch­sten Soldaten auffgefangcn worden, hat mit ihm laus­ten, und den Weg zeigen, auch ctwan noch Schläg darzu haben müssen; durch dieses Unwesen seyn die Wein gart und Aecker fast alle wüst gelegen. Allhie in der Hauptstadt Stuttgart hielt der Sterbend so stark an, daß man auf einen Tag ctwan 50 und 60 Personen, alt und jung zu Grab getragen, (im Jahr 1635) u. s. w. Ohn angesehen, daß der Sterbend so hart anhielte, seyn doch der Soldaten nicht vil gestor­ben, dahcro ein Jesuit allhie zu Stuttgart (so ich selb- stcn angehört) öffentlich aufs der Cantzcl in der Stifts­kirchen getagt, man könne aus diesem Sterbend abnem- men, daß die Lutherische Religion nicht recht sey, weil sie, und nicht die Catholischen an dieser Seuch im Land sterben; dicß aber war eine heillose Prob, denn eben dieser kator müßte selber lutherisch gewesen seyn, weil er in 8 Tagen hernach eben an der Pest selber auch gestorben, und in ermeldter Stiftskirchen gleich vor der Cantzel herab begraben, und auf selbigen Grabstein (der'zuvor allda gelegen) ein ss gehawen worden, wie noch zu sehen."

Eine Anzahl irischer Bettler, welche kürzlich nach Newport in Wales (England) gekommen waren, erhielt in dem vortrefflich eingerichteten Armenhausc gute Suppe und Brod, so viel sie wollten; beinahe alle schlugen aber diese Gabe aus und forderten Wein und Thcc. Die Arbeitstüchtigen unter ihnen sollten eine leichte Arbeit verrichten, aber sie weigerten sich zu arbeiten. Bin auch der Meinung, daß ein Glas Wein den Gaumen mehr kizeln mag, als Suppe, und Nichtsthun leichter ist als arbeiten.

Dr. Otto Eiscnlohr, dessen WetterVoraussag- ungen für das Jahr 1846 im Ganzen richtig eingetrof- sen sind, hat eine vermuthliche Witterung des Jahres 1847 veröffentlicht, um, wie er sagt, bei der fortdau­ernden Theurung der nothwcndigsten Lebensmittel, durch die besonders günstigen Aussichten, welche dieses Jahr gewährt, zur Beruhigung des Publikums beizutragen. Das Ergebniß ist für den noch übrigen Theil des Jahres: Frühling: Bei meist hohem Barometerstände und häufigen Nordostwinden größtentheils schön, warm und trocken. Die Wärme nimmt von der Mitte des März an fortwährend zu und wird durch keine bedeutende Abnahme unterbrochen; daher auch keine gefährlichen Nachfroste zu befürchten sind. Sommer: Bei nicht besonders hohem Barometerstände, anfänglich, und ebenso gegen das Ende, ziemlich kühl mit starkem Regen; in der Mitte aber mehrere Wochen lang anhaltend heiß und trocken. Herbst: Bei meist hohem Barometerstände und häufigen Nordostwinden größtentheils hell und trocken, aber nicht besonders warm; gegen das Ende baldiger Eintritt des Frostes. Ganzes Jahr: Barometer­stand bedeutend höher, als gewöhnlich, wenig Stürme; Himmel, viele Tage; Niederschäge, nicht viel Regen, auch nicht viel Schnee, im Sommer ziemlich viel Ge­

witter; Regenmenge sehr gering. Vermuthliches Ge­deihen der Culturpflanzen. Sehr häufig folgt auf ein vorzügliches Weinjnhr ein sehr reiches Fruchtjahr. Im Jahr 1847 ist aber mit besonders großer Wahrscheinlich­keit eine nicht nur vollkommene, sondern eine ungewöhn­liche reiche Ernte von Getreidefrüchten zu erwarten. Futterkräuter und Kartoffeln werden bestens gedeihen. Alle Obstbäume, hauptsächlich aber bas Kernobst lassen einen reichen Ertrag hoffen.

Aus Stuttgart wird berichtet, daß Hr. M. Be­nedikt, der sich schon längst durch zahlreiche Wohltha- tcn als ein edler Freund der Armen bewährte, am 19. Februar zu seinem 75. Geburtstage, gewiß als schönste Geburtstagsfeier, 800 Laibe Brod unter die Armen habe vertheilcn lassen. Gehet hin, und thut desgleichen!

Wie gefiel Ihnen gestern das Quartett? fragte A., und B. antwortete:So leidlich, es schien mir aber zu schwach besezt.

Malzteig zum Brod.

(Schluß.)

Oesters kommt es vor, daß das Malz nur grob geschroten von der Mühle kommt, es ist dann nur ein wässeriger Theil zu erwarten, wo dann mehr Mehl als Zugabe nöthtg ist, und es ist selbst für den Bierbrauer kein Nutzen, da zu viel Bier sowohl im Malz als in dem Teig zurückbleibt. Bei der ersten Probe meiner Erfahrung, welche ich der hochverehrlichcn Ccntralstelle des landwirthschaftlichen Vereins in Stuttgart über­sandte, habe ich mir die Bemerkung erlaubt, daß aus dem Malz selbst, wenn dasselbe getrocknet und gemah­len würde, auch manches Pfund Mehl zu erzielen wäre. Ein hiesiger Bierbrauer hat nun hiemit die Erfahrung gemacht, welche günstig ausgefallen ist. Derselbe erhielt aus 3 Simri getrocknetem Malz 3 Vierling Mehl, wel­ches, wie der Teig etwas bräunlicht, ebenfalls als Zu­gabe zu einem genießbaren Brod empfohlen werden kann. Nach meinen bis jetzt gemachten Erfahrungen kommt das Pfund Brod auf 3 kr. zu stehen und cs ist dieses bei sorgfältiger Behandlung ein Brod, das nicht oft in den Tischladen derjenigen getroffen wird, die es l in saurem Schweiße bauen müssen. Ich befürchtete An­fangs, die Armen (die sogenannten unverschämten Ar­men, die sonst nur weißes Brod gerne essen) werden dieses Brod verschmähen, aber die gegenwärtige Zeit hat auch diese mürbe gemacht, und sie verachten es nicht, sie kommen und fragen nach dem Rezept (wie sie es neunen) zu dem wohlfeilen Brod. Auch dürfte dieses Brod einer zahlreichen Familie von großem Nutzen seyn, da dasselbe bei gleichem Gehalte (denn die Kinder essen es sehr gerne) weiter, als das vom Bäcker erkaufte Brod reicht, und selbst Gemeinden in Gegenden, wo viele Bierbrauereien sich befinden, würden d« Zweck nicht verfehlen, wenn sic zu Brod, das sie an ihre Ortsarmen austheilen, als Zugabe einen Malzteig neh­men würden. Ich zweifle nicht, daß bei weiteren Ver­suchen noch günstigere Resultate erzielt werden könnten, und cs wäre zu wünschen, wenn diese sich erprobt, daß sie öffentlich mitgethcilt würden.

Neuenbürg.

Schranneiizettrl vom 20. Febv. 1847.

Kernen wurde verkauft:

29 Schfl. L 30 fl- - kr. . . . . 870 fl. - kr. Taxen:

für 4 Pfund Kernenbrod. 23 kr.

3 Schwarzbrot:. 15'/-kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 4 Loth.

StadtSchuldheiffenamt.

Nedigirt, gedruckt und verlegt von C. Mceh in Neuenbürg.