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Amt»- unä Anzeigeblall für äen 0beram1rb<zirk (alw.
Nr. 235
Samstag, den 8. Oktober 1937
vezugepreir:
In derSiadr^OSolclpsennIg« wöchentlich mit Qägerlohn Post - kezugsprei» 40 Soldpfennig, ohne Lestellgeid
Schluß der Knzeigen- annahm« » Uhr vormittag»
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Zernsprecher Nr. S
verantwort!. Lchrtftleituna: Friedrich Han» Scheele Druck und vertag der R. O.ischUtAw'sch«, 8uchdru«r«i.
101. Jahrgang
Reichsregierung und Ausländsanleihen
Festlegung der Grundsätze
für die Anleihepolilik
TU. Berlin, 8. Okt. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers fand gestern nachmittag in der Reichskanzler eine eingehende Aussprache des Nelchskabinetts nnter Beteiligung des Reichsbankpräsidenten und des Generaldirektors der Deutschen Neichsbahngesellschaft über die Frage der Ausländsanleihen statt.
Bei dieser Anssprache wurde eine völlige Einmütigkeit darüber erzielt daß für Deutschland auch in der nächsten Zukunft die Ausnahme langfristiger Ausländsanleihen nicht entbehrt werden könne «nd wirtschaftlich und finanzpolitisch durchaus berechtigt sei. Ferner herrschte darüber Ucberein- stimmung daß jede nnter Berücksichtigung der heutigen Ge» famtlage nicht dringliche oder «nwirtschastliche Ausgabe in Deutschland, sei es ans Ausländsanleihe» oder ans anderen Quellen «„bedingt zu vermeiden sei. Um diese Gesichtspunkte in die Wirklichkeit z« übertrage«, wnrde eine Ausgestaltung der Beratnngsstclle für Ausländsanleihen ins Auge gefaßt. Es soll insbesondere die Möglichkeit geschaffen «erden, Bedenken, die bei der Antragsberatung austancheu, dnrch erneute mit besonderen Sicherheiten versehene Prüfung Rechnung z« tragen. Hierüber wird nnter Mitwirkung der Neichsbank mit de« Ländern, die anch seinerzeit mit der Reichsregiernng die Richtlinien -er Beratungsstelle vereinbart haben, alsbald Kühlung genommen «erde«.
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Ein großer Teil der Morgenblätter nimmt zur gestrigen Entscheidung des Neichskabinetts über die Ausländsanleihen ausführlich Stellung. Die „Germania" begrüßt den Beschluß, daß fremdes Kapital für dringliche und wirtschaftliche Ausgaben nicht zu entbehren sei/ weil es ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft sei. — Die „B ö r s e n-Z t g." meint, es verdiene besondere Beachtung, daß die Unentbehrlichkeit langfristiger Ausländsanleihen für die nächste Zukunft ausdrücklich betont werde, so daß man da es sich ja bei den gestrigen Beratungen ausschließlich um öffentliche Anleihen gehandelt habe, diesen Standpunkt auch als Ansicht des Reichsbankpräsidenten anzuschen habe. — Als bemerkenswert stellt die „Voss. Ztg." fest, daß aus dem Kommunique der Reichsregiernng hervorzugehen scheine, daß die bisher bis zur Spitzfindigkeit getriebene Untersuchung des Problems der Devisenbeschafsnng jetzt in den Hiirtergrnnd treten solle. Dadurch würde auch vermieden werden, daß -nrch das Htnaustragen von Einzelheiten aus den hinter
verschlossenen Türen gepflogenen Verhandlungen der Beratungsstelle Gerüchte über Schwierigkeiten der deutschen Währung und die Gefahr einer neuen Jnflationsära her- vorgerufeu würden. — Der „L 0 k.-A n z." bemerkt, daß man bei Sem Beschluß den Wünschen Schachts entgegengckommen sei, indem man eine Art zweite Instanz bei der Beratungsstelle für Ausländsanleihen ins Auge gefaßt habe.
Um das Reichsschulgesetz
Verschiebung des Rcichstagszusammentritts?
TU. Berlin, 8. Oktober. Ucber den Zusammentritt des Reichstages kann, wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, auch heute noch nichts Endgültiges gesagt werden. Offiziell hält die Negierung an dem 17. Oktober fest. Innerhalb des Reichsrates besteht jedoch die Auffassung, daß dieser Termin nicht innegchalten werden kann, weil die Neichsre- giernng zugestimmt habe, daß zwischen der 1. Lesung des Retchsschulgesetzes im Reichsrat, die gestern beendet worden ist, und dem Beginn der zweiten Lesung eine Pause von einigen Tagen gemacht werden soll. Würde diese Pause eingelegt werden, kaffe sich die Schlußlesnng im Plenum des Reichsrates nicht am Donnerstag nächster Woche erledigen.
Abänderung des Reichsschnlgesetzentwnrfes?
Wie an zuständiger Stelle verlautet, ist eine Entscheidung darüber, ob die Reichs^gierung das Reichsschulgesetz in Form einer Doppelvorlage vor den Reichstag bringen wird, zurzeit noch nicht zu übersehen. Die Einbringung einer Doppelvorlage der Reichsregierung und des Reichsrats Ist durchaus möglich. Ebenso aber besteht die Möglichkeit, daß die Reichsregiernng die Vorschläge des Reichsrats in ihren eigenen Entwurf hineinarbeitcn wird. Ueber diese Fragen wird das Kabinett in der nächsten Woche entscheiden.
Es scheint darnach, daß die Reichsregierung an ihrem Schulgesetzentwnrf nicht unbedingt festhält und zu Abänderungen ans Grund der Vorschläge des Reichsrats bereit ist.
Die Sozialdemokratische Reichstagsfraktion zum Reichs- schnlgesetz.
TU. Berlin, 8. Okt. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beschäftigte sich gestern mit dem Reichsschnlgesetz. Die Aussprache ergab völlige Einigkeit darüber, daß der Kenöell- sche Entwurf auf das schärfste abzulehnen ist «nd alle Bestrebungen zur Konfesstonalisiernng der Volksschulen abzulehnen sind. Bon einer formulierten Stellungnahme wnrde vorlänfig abgesehen, da zunächst das Ergebnis der Beratungen des Reichsrates über die Anträge der Länderregierunge» abgewartet werden soll.
Die Pariser Mini
Chamberlain und Zaleski bei Briand
TU. Paris, 8. Okt. Sir Allsten Chamberlain ist gestern früh um 8.17 Uhr in Paris mit seiner Gattin und seinen beiden Söhnen eingetrofsen. Er begab sich gleich nach seiner Ankunft in die englische Botschaft, wo er bis zum Montagnachmittag Wohnung genommen hat.. Der englische Außenminister äußerte sich gestern abend der internationalen Presse gegenüber über seine Genfer Eindrücke und seine Unterredung mit Prtmo de Nivera. Zum Schluß erklärte er, daß er gestern nachmittag eine einstündige Unterredung mit Briand gehabt habe, die die erncntc Nebereinstimmung der Beurteilung der verschiedenen politischen Frage« durch die beide« Außenminister bewiesen habe.
Auch Zaleski in Paris.
TU. Paris, 8. Okt. Der polnische Außenminister Zaleski ist gestern in Begleitung seiner Gattin auf der Durchreise nach der Riviera in Paris eingetrofsen. Es ist wahrscheinlich, daß er die gleichzeitige Anwesenheit Cham- berlains benutzen wird, um mit ihm über die Frage der polnischen Anleihe, die in England auf neue und große Schwierigkeiten stößt, zu diskutieren.
Der Hauptzweck seines Pariser Aufenthaltes ist aber eine Aussprache mit Briand, die dem Vorschlag der Sorvjet- regiernng über Len Abschluß eines polnisch-rnssischen Ga- rantiepaktcs gelte« soll. Bekanntlich ist von den Russen in Aussicht genommen worden, die russisch-französischen Ver- Handlungen über einen Garantiepakt mit den polnischrussische» Verhandlungen über de» gleiche« Gegenstand zu vereinen, du von russischer Seite angestrebt wird, einen ge-
terzusammenkunft
meinsamen Pakt -wischen den drei Staaten vorzubereiteu.
Bei den gespannten diplomatischen Beziehungen zwischen Moska» und Paris war es, den Russen bisher nicht möglich, Garantiepaktverhandlungen mit Frankreich zu beginnen. Von dem Rücktritt Rakowskis und -essen Rückwirkungen auf die russische Öffentlichkeit wird es abhangen, ob der Garantirpakt zu dreien vorhäkt und verwirklicht werden kann.
Die französische Abbernsnngsnote in Moskau überreicht.
TU. Paris, 8. Okt. Wie der „Petit Parisien" mitteilt, ist die französische Note, in der die Abberufung Rakowskis verlangt wird, gestern nachmittag durch den französischen Botschafter in Moskau, Herbette, dem Außenkommissar Tschi- tscherin überreicht morden.
Polens Amerika-Anleihe
entgültig gescheitert?
TN. Warschau, 8. Oktober. Wie der Vertreter der Tele- graphen-Union von verschiedenen privaten Stellen übereinstimmend erfährt, ist die polnische Ausländsanleihe endgültig gescheitert. Die Verhandlungen sind abgebrochen worden. Eine offizielle Verlautbarung über diese Angelegenheit ist bisher nicht erfolgt.
Den ganzen Tag über haben gestern Besprechungen innerhalb der polnischen Regierung über eine eventuelle Wieder- aufnahme der Verhandlungen stattgefunden. Das amerikanische Konsortium hat der Regierung endgültig erklärt, daß es über einen Emissionskurs von SO Prozent nicht htnaus- gchen werde. Die Delegierten Monnet und Fisher beabsichtigen am Sonntag Warschau z« verkästen.
Tages-Spiegel
Das Reichskabinett legte gestern die GrnndsStze für die An» leihepolitik erneut fest.
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Man erwartet, daß der Reichstag nicht wie vorgesehen am 17. Oktober zusammentreten wird, weil der Reichsrat bis zn diesem Termin das Schulgesetz nicht erledigen kann.
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Albert Thomas, -er Direktor -es Internationalen Arveits» amtes in Genf, ist gestern znr Borbereitnng der Tagmig des Vermaltnngsrates in Berlin eingetrofsen.
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In Paris sind Chamberlain nnd Zaleski zu Besprechungen mit Briand eingetrofsen.
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Der „Petit Parisien" meldet, daß der französische Botschafter in Moskau die Abbernsnngsnote für Nakowski überreicht habe.
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Von der südslawisch-bulgarische« Grenze werden neue Bane deneinsälle vnlgarischer Komitatschis gemeldet.
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Durch den Vormarsch der chinesischen Südtruppe» ist Peking bedenklich bedroht.
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Dnrch UKetschwemnrnng wnrde« in -er Dobrntsch« IM HäusekHerstört. 25 Todesopfer find zn beklage«.
Neue Zwischenfälle in Mazedonien
Weitere Banditenübersälle an ber südslawische« Grenze.
TU. Belgrad, 8. Okt. An der jugoslawisch-bulgarischen Grenze haben im Laufe des gestrigen Tages weitere Ueber- fälle bulgarischer Revolutionäre stattgefunöen. Eine etwa 16V Mann starke Komitatschi-Banüe versuchte den Uebertritt über die jugoslawische Grenze bei Bjelastica; auch an der albanischen Grenze bei Monastir entfalteten bulgarische Ko- mitatschi-Banden eine rege Tätigkeit. Am Zrnareka-Fluß und tm Kajmaktschalan-Gebirge versuchten bulgarische Banden in die jugoslawischen Ortschaften einzudringen. Die Gendarmerie vertrieb die Banden nach heftigem Kampfe. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß es sich um einen systematischen Ueberfall des mazedonischen Komitees auf jugoslawisches Territorium handele.
Jugoslawische Demarche i« Sofia.
TU. Belgrad, 8. Okt. Der jugoslawische Gesandte in Sofia hat beim bulgarischen Ministerpräsidenten die ange- kündigte Demarche unternommen/ er hat die bulgarische Re- gierung darauf aufmerksam gemacht, -aß Jugoslawien mit aller Energie die Verhaftung des Generals Protogeroff verlange, der für die Ereignisse -er letzten Tage die Verantwortung trage.
Blutbad auf den Salomo-Fnseln
TU. London, 8. Oktober. Bon den Fidschi-Inseln läuft die Meldung ein, daß von den Eingeborenen der britischen Salomoinfeln unter den Weißen und der eingeborenen Polizei ein furchtbares Blutbad angerichtet worden ist. Ein Kaufmann, der auf einem Regierungsdampfer Tnlagt auf den Salomoinfeln anlief, berichtet, daß der örtliche Verwaltungsbeamte, ein Kadett, 15 Polizisten und die ganze Besatzung -es Schiffes hingemordet worden sei. Der Schiffsjunge und 4 Polizeibeamte waren die einzigen Ueberleven- den. Es ist dies die furchtbarste Gewaltat, die bislang auf den Inseln vorgekommen ist.
Verzögerung des Funkersfluges
TU. Berlin» 8. Okt. Die Junkerswerke erhielten gestern ein Telegramm aus Lissabon, wonach wegen schlechter Wetterlage -er Weiterflug von „D 1280" verschoben worden ist.
Nach den letzten Wettermeldungen ist das Flugwetter an der portugiesischen Küste zwar sehr gut, da bei wolkenlosem Himmel schwache Südwinde herrschen, doch liegt zurzeit unmittelbar bei den Azoren ein Tiefdruckgebiet, das zwar räumlich nicht sehr weit ausgedehnt ist, anscheinend aber die Flieger doch bewogen hat, von einem Start für Freitag Abstand zu nehmen. Man kann damit rechnen, daß bas Tiefdruckgebiet einem aus der Richtung ber Bermudas heranziehenden Hochdruckgebiet Platz machen wird, da zwischen den Azoren und Neufundland außerordentlich schlechte- Wetter bei sehr starke» Gegenwinden herrscht, dürfte zurzeit der über die Bermudas füürende Kurs der -«-ebene für ein« Qzeantthergueruna lei»