Lan-wirthschaftliche Deilage
zum
Amts- und JnteVigenzBlatt für den OberamtsBezirk Neuenbürg
Uro. 74. den 17. September 1843.
Mittheilurrg über -Le zunehmenden Kartoffelkrankheitenlund -ie Mitteln zu ihrer Verhütung.
Nach öffentlichen Anzeigen verbreitet sich in diesem Jahre die Trockenfäule unter den Kartoffeln auf eine bedenkliche Weise in Deutschland und es werden Erscheinungen derselben auch auf dem Schwarzwalde, doch bis jezt in unbedeutenderem Verhältniße beobachtet, was wir ohne Zweifel den Eigenthümlichkeiten des Sandbodens zu verdanken haben.
Damit diesem Uebel rechtzeitig nach Möglichkeit begegnet wird, nehme ich Veranlassung, unter Bezugnahme auf die früher schon durch dieses Blatt gemachten Mittheilungen, die durch William Lobe bezeichnten Kennzeichen und Ursachen der Trockenfäule, so wie die Mitteln zu ihrer Verhütung und ihre Folgen, im Auszuge aus dem Wochenblatt für Land- und Hauswirth- schaft vom Jahr 1842 Nro. 43. S. 213 zur Beachtung weiter zu veröffentlichen.
Die wichtigsten Kartoffelkrankheiteu sind die Kräuselkrankheit, der Schorf und die Trockenfäule. Die erstere Krankheit besteht in einer Art Honig- oder Mehlthau, von dem Blätter befallen werden und das Verkümmern der Knollen zur Folge haben, indem diese ein braunes und falbgelbes Aussehen bekommen und dann unreif und saifig bleiben, auch verursachen sie beim widrigen Geruch Beschwerden. Von die en Kartoffeln dürfen unter keinen Umständen wieder ausgesteckt werden , weil dadurch leicht eine noch bösartigere Krankheit, die Trokenfänle herbeige- führt werden würde. Zur Verhütung dieser Krankheit wurde angerathen, jede unmittelbare Düngung zu unterlassen; damit das zu geile Wachsthum des Krauts verhindert werde.
Der Schorf zeigt auf der Oberfläche der Kartoffel Warzen, woraus, wenn solche warzige Kartoffeln gesteckt werden, noch größere, rauhere Warzen an der neuen Frucht entstehen, die hälftig im Fleisch, mit der andern Hälfte über der Haut derselben liegen, Solanin enthalten, einen brennenden Geschmack und die Frucht durch schwarze Flecken und Stifte, die ins Fleisch dringen, verunstalten.
Werden solche schorfigte Kartoffeln im nächsten Jahr wieder gesteckt, so entstehen an der
neuen Frucht Geschwüre und der Stärkmehlgehalt wird in eine wässerige Masse aufgelöst. Nicht selten sind auch neben schmuzig braunen Flecken auf der Haut der Kartoffeln kleine, weisse, etwa 2 Linien lange, wie ein Zwirnsfaden dicke Würmer vorhanden, welche in die Haut derselben Gänge machen.
Diese Krankheit ist weniger schädlich und sott nach den bisherigen Beobachtungen mehr da ein- greifen, wo eisenhaltiger Boden vorhanden ist, auf dem Haidekraut und andere gcrbstoffartige Gewächse wuchern. Daher solche Pläze schon im Spätjahr tief umgegraben und so zur neuen Anpflanzung vorbereitet werden sollen.
Die Trockenfäule ist es hauptsächlich, deren Umsichgreifen Besorgnisse für die Zukunft jezt erneuert. Die an dieser Krankheit leidenden Kartoffeln zeigen häufig schon bei der Ernte an der Oberfläche braunröthliche Flecken; nachdem sie einige Zeit im Keller gelegen haben, werden sie ruNzlich, fühlen sich welk an und sind im Innern trocken und schwammig; späterhin füllen sich die Höhlungen mit Schimmel und ein widriger fauler Geruch wird auffallend. Das Fleisch wird endlich wässerig und kocht sich gar nicht mehr. Das Vieh verzehrt sie nicht, daher diese faulen Kartoffeln gar nicht mehr benuzt werden können.
Die Ur ache der Trockenfäule ist entschieden geschwächte Keimkraft der ausgestellten Saatkartoffeln, und diese Folge von unvollständiger Reife oder von Erhizung derselben im Aufbewahrungs- Orte, nachdem sie bei feuchter Witterung ansgegraben und sogleich hoch aufgcschnttet worden sind.
Dic'er Krankheit wird begegnet, wenn Früh- Kartoffeln angebaut werden, welche auch in ungünstigen Jahren reife Früchte liefern. Es sollten ganze Saatkartoffeln, welche vollkommen ausgewachsen sind, sogleich bei der Ernte aus- gewählt und nicht Stücke oder Augen davon gelegt werden. Das Kraut darf vor der wirklichen Reife nicht abgeschnitten werden. Wo die Trockenfäule sich schon eingestellt hat, sind die gesunden von den kranken Kartoffeln sorgfältig abzusondern um dadurch der Ansteckung zu begegnen; rathsam ist es immerhin zur Saat aus einer Gegend Kartoffeln sich zu verschaffen, wo diese Krankheit sich noch nicht gezeigt hat.
Der schwäbische Merkur vom 6. d. M. S.
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