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Ebenmaaß des Antlizes, auf dessen brünettem Teint eine seltene Mischung von Zügen stillen Ernstes, der Sanftheit und Zartheit zu bemerken war. Die dunkel­braunen Haare, welche das Haupt umfloßen, konnten ihm nur zur Zierde gereichen. Das aber war es nicht allein, was Hermannen an Heinrichen so hieß der Gefundene, an welchen er sich angeschlvsscn fesselte. Beide fühlten nur zu bald, daß sie ganz für einnan- der geschaffen sepen. Hermann überzeugte sich bald, sich in den Eigenschaften, die er Heinrichens Angesicht abgelesen, nicht getäuscht zu haben- Sein Geist feierte in stiller reicher Freude, ein Wesen mit solchen Eigen­schaften, wie sie Heinrichen zu Theil geworden, so un- vcrmuthet gefunden zu haben beider Gefühle schienen sich auf eine seltsame Weise zu begegnen und anzuziehen und Beide durften sich der Eigenthümlichkeit rühmen, ohne Worte das Schönste und Genußreichste durchs Gefühl einander mittheilen zu können. Eine weitere höhere Wonne, als d'e, daß die Herzen Beider in zarter reiner Liebe in einander Überflossen, hätte Hermann, um nicht unbescheiden zu seyn, nicht gewagt zu wünschen. Ader wo die Liebe, die klare, hellstrahlende Sonne des Le­bens ein Mal die Herzen an einander gekettet hat, find es nicht nur selige Gefühle, welche dasselbe beglücken. Wie die Wärme, welche die Sonne der Erde durch ihre Strahlen zusührt, alle ihre Kinder, welchen eine eisige Kälte die Gruft gegraben, aus ihrem Todesschlummer auferstehcn macht und jede Stätte, die sie trinkt, ver­jüngt aus den Schauern des Winters hervorgeht; so macht auch die Liebe manche schöne Blume dem Gemü- the cntblühen; vor allem das Vertäuen- Nicht als eine Blume, die dem Boden der Erde entsprießt und aufihm ihre Knospen zur vollen, schönen Blüthe entfaltet und ihm zur höchsten Zierde gereicht, konnte Herrmann die freien, offenen Mittheilungen Heinrichens über seine Schik- sale und Lebensverhältnisse begrüßen. Seinen Augen schie­nen sie als ein schön vollendeter Kranz, zu dem die edelsten Geister die Blumen in höhern Regionen gepflückt und ihn mit besonderer Vorliebe gewunden haben. Wie konnte es anders seyn, als daß das Gemüth Beider wärmer und inniger ineinander zerschmolz? Die Nacht, welche sich längst gesenkt hatte, vermochte keinen Schlaf in Heinri­chens und Herrmannens Angen durch ihre Stille und ihre Schauer zu dringen. Ihre Schatten waren ihnen nur das mystische Dunkel, in dem sich der Geist so gerne an das Ucberweltliche hingibt und ihm anbetend feiert.

Heinrichens Wohnung weihten die Empfindungen der heissesten Liebe beider Freunde. Herrmann war nichts lie­ber, als wenn er in der Stille, dem Freunde in die Arme gesunken, in seinen wonnigen Gefühlen schwelgen konnte. Er wußte nicht wie ihm war. Der Genuß, welcher ihm an der Brust des Freundes geworden, dünkte ihm zu vieh- doch eine reiche gesegnete Ernte für die Saat seiner Sehn­sucht, mit der er sich so lange getragen, zu seyn.

(Schluß folgt.)

Rcdigirt, gedruckt und verlegt

Probe aus einem Anschauungsunterricht in der Schule.

Lehrer: Wer ist's der alles wachsen ließ?

Das ist der liebe Gott gewiß.'

! Nun sagt, aus welchem Triebe?

Die Kinder:Aus Liebe!"

! Wozu auch ist der grüne Wald,

^ Die Eichen, Buchen, mannichfalt,

Die Tannen, grad wie Bolzen?

Zum Holzen!"

Doch ist ein Förster aufgestellt!

§ Zu was ist der doch in der Welt,

Der liebe Herr der brave?

^ Unisono:Zur Strafe!"

Jemand hat nachgerechnet, daß ihm, wenn er 70 Jahre alt wird, nach und nach über 18 Fuß Bart ab- ! geschoren werde. Da sieht man, wie der Mensch in der

> Welt geschoren wird.

^ Ein genialer aber sehr durstiger Musikus wurde krank. Der Arzt verordnete ihm Pillen.

M- Pillen? die kann ich nicht nehmen!

A. Dann können Sie auch nicht gesund werden! ich ^ l erlaube Ihnen etwas nachzutrinken ein Glas Wasser.

M. Wasser vertrage ich nicht!

A. So trinken Sie ein Glas Bier nach.

M. Bier bekommt mir nicht!

^ A. Nun so nehmen Sie Wein, aber in bescheidener ! Quantität!

^ M. Das läßt sich hören!

Ein paar Tage darauf fragte der Arzt nach des Mu- ! sikerS Befinden.Es geht recht gut," crwiederte dieser, iallein die Kur ist mir zu kostspielig; täglich 15 Pillen

^ und nach jeder Pille eine Flasche Wein das halte

ein Anderer aus!"

Ein sehr reicher Bürger in Polen wurde unlängst

i nach Sibirien gesandt und sein Vermögen confiseirt, ^ weil er geäußert hatte, daß er lieber seine Söhne selbst ins Wasser werfen würde, als sie in der Armee dienen p zu lassen.

! Vermuthliche Witterung im Monat ! August 1845.

Der dritte Sommermonat sollte bei der größeren Veränderlichkeit des zweiten beständige warme Witterung bringen, indessen verhält sich doch sehr wahrscheinlich seine erste Hälfte jenem ähnlich.

^ Im Besonder»: vom 1. bis 16. Anfangs wärmer und heiß, am 4. und 5. zu Regen geneigt, dann zu­nehmend warm und heiß bis 10., worauf Gewitter, dann wieder wärmer bis Regen am 14. bis 16.; vom 17. bis 26. warm bis heiß mit Neigung zu Gewitter vom 21. bis 23., so auch am 27., bald wieder heiter und warm bis 31., dann bis 2. September Neigung - zu Regen, endlich hell und warm bis 5. September.

Im Allgemeinen wird der August ziemlich heiß und

> veränderlich durch Gewitter bei gewöhnlicher Regen-

H menge. (Carlsr. Zeus.)

von E. Me eh in Neuenbürg.