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nachdem er einen Augenblick ihr gothisches Portal be­trachtet hatte und weiter schritt, gelangte er auf eine Landstraße. Er geht immer vorwärts und kommt an einen Pfad, welcher davon ausläuft. Ein unwidersteh­licher Trieb führte ihn auf diesem krummen und. unbe­quemen, einsamen Wege fort. Nach einer Viertelstunde sieht er eine elende zerfallene Strohhütte, von einem verwitterten Garten umgeben, tritt durch dessen mehr­fach zerrissene Hecke ein, und kommt an einen alten Brunnen, der einsam und düster in einem entfernten Winkel steht. Er hängt sich darüber, sieht hinein, und erblickt ganz deutlich einen mit Dolchstichen durchbohrten Leichnam, dessen breite und tiefe Wunden, aus denen Blut rieselt, er zählen konnte. Erschrocken aufwachend, kleidet er sich an und macht einen Gang durch die Stadt, tue er jezt zum erstenmal bei Tage sieht. Und, o Wun­der, er findet Aehnlichkeiten mit seinem Traumbild. Er erstaunt bei jedem Schritt, weil sich ihm immer neue Bergleichungspunkte darbieten. Er glaubt noch zu träu­men. Indessen findet er die Kirche mit ihrer gothischen Architektur, gelangt auf die Landstraße, von da auf den Pfad, wo ihm schon Alles bekannt ist. Er war durch­aus nicht abergläubisch, und stets mit dem Interesse des Handels beschäftigt, hatte er sich nie mit Ahnungen und lächerlichen Räthseln abgegeven, meinte aber nun wirklich, von einer Art Zauber bestrickt zu sein. Er ging mit großen Schritten vorwärts, und erblickte nun wirklich auch die Strohhütte, deren düsteres und einsa­mes Aussehen ihn erstarren machte. Er trat in den Gar­ten und schritt gerade auf die Stelle zu, wo er im Traum den Brunnen gesehen hatte, aber es war kein Brunnen da, auch sonst keiner im ganzen Garten sicht­bar. Der Reisende geht zurück, berichtet der Polizei, was ihm geträumt, und kehrt in Begleitung zweier Reiter zu der alten Hütte zurück. Nach langem Warten öffnete ein Greis die Thür, der sie nicht allzufreundlich empfieng, ihnen aber die Nachsuchung freistellte. Der Rei­sende fragte ihn:Habt Ihr hier einen Brunnen? 'Ant­wort:,, Nein, wir müssen das Wasser an einer ziemlich entfernten Quelle holen." Sie durchsuchten das Haus, fanden aber nichts Verdächtiges. Ehe sic indessen um- kchrten, besichtigte der Reisende nochmals den Garten. Es hatten sich eine Menge Leute unten versammelt, welchen der Anblick eines Fremden, der mit militärischer Begleitung durch die Stadt hinaus gezogen, ausgefal­len war. Die Leute sahen, daß sic einen Brunnen suchten, konnten aber keine Auskunft geben, bis ein altes Weib langsam auf einer Krücke heranschritt.Ein Brunnen!" rief sie, als sic hörte, was sie suchten;was wollt Ihr damit? Es ist seit wenigstens dreißig Jahren keiner mehr hier; aber ich erinnere mich, als wenn es gestern wäre, daß einst einer da war, und ich als kleines Mäd­chen mich oft damit belustigte, Steine hineinzuwerfen." Sie bezeichncte die Stelle, man grub nach und fand einen alten Koffer und darin ein Gerippe. Der Greis wollte nichts davon wissen, aber sein Weib bekannte, daß sic in Gem ei nschaft m it ihrem Manne vor langer

Redigirll, gedruckt und verlegt

Zeit einen Trödler (oolxortsno) ermordet, den sic Nachts auf der Landstraße getroffen, mit dem sie gegangen seien, und der unklugerweise ihnen gestanden habe, daß er eine beträchtliche Summe Geldes bei sich führe. Sie hatten ihn cingeladen, bei ihnen zu übernachten, ihm im Schlaf den Hals zugezogen, seinen Leichnam in ei­nen Koffer gesteckt, diesen in einen Brunnen geworfen und den Brunnen verstopft. Er war aus einem fernen Lande gekommen, sein Verschwinden gab zu keiner Un­tersuchung Anlaß, auch war kein Zeuge des Verbrechens vorhanden, und Lessen Spur schien für immer erloschen zu fein.

Räthsel.

Man läßt ihn sprechen.

Man läßt ihn stechen;

Es ist ein Vogel Und ein Gebrechen-

Vermuthliche Witterung im Monat Juni 1845.

I. Vom 1. bis 15. Vom 1. bis 5. wieder Aufheiterung und Wärmezunahme nicht ohne Regen; am 4. warm dis heiß, darauf Gewitter und Regen; dann wieder heiter und warm, bis am 10. Regen mit Gewitter die warme Witterung unterbricht, die dann fortfährt bis 15. heiter und heiß zu werden.

H. Vom 16. bis 30. Erst Regen und Gewitter mit Ab­kühlung am 16., 17., darauf heiter und heiß bis 25., am 26>, 27. zu Gewitter und Regen geneigt, dann wieder wärmer und Sonnenschein dis Schluß, eine Witterung, die sich noch in die ersten Tage des Juli fortsezt.

Im Allgemeinen ist die Witterung des Juni mehr naß, Gewitter und kühle Regentage sind in mehr­facher Abwechslung jedesmal Mit einer langer» oder kürzern Folge schöner und heißer Tage. zF- ZsH

F . u ch t P r e i se.

In Herlvronn am 28. Mai 1845.

Kernen der Schst. i3/ 24 er» 12 / 44er» 12/4er» Waizen ii /- 30 er» / er» / er»

Dinkel 5/4 48er» 5/4 29 er» 5/4 6 er»

Gerste 8/4 48er» 8/ 19er» 8/- er»

Hader 5 /4 30 er» 5/ 13 er» 4/ 36 er»

In Weil der Stadt am 28. Mai 1845.

Gerste der Schfl. /4er»/er»/er» Dinkel 5/ 48er» 5/ 29er» 5-4 I2er»

Haber 5/4 12er» 5/4 6er» 5/4er»

In Neue-nbürg am 31. Mai >843. Kernen der Schst 14/4 24er» 14/4 12er» 14/er» DurchschntttsPreis 14 / 6 er» BrodtaZe in Neuenbürg.

4 Pfund Kernenbrod ..12 er»

3 Pfund schwarzes Brod.8 er»

Gewicht des Kreuzerwecken 6/z Loth.

FlerschPreise.

In Neuenbürg am 2. Juni 1845. Ochsenflcisch das Pfund ........ 8 er»

! Kuhflcisch .......... 7er»

!! Rindfleisch ..7er»

Kalbfleisch ..6er»

Hammelfleisch .......... 6er»

' Schweinenfl. unabgezogen ....... 8er»

abgezogen ....... 7 e»»

von E. Meeh in^Ncu enbürg.