^ 182

Neuenbürg.

Ein Kin-erWägelchen, neu oder schon gebraucht, sucht eine hier anwesende fremde Person von heute bis Montag früh zu erkaufen. Wer, sagt die Redaktion.

Den 28. Mai 1845.

Miszellen.

Der Monat Mai.

Warum dieser Monat jezt erst, am Thorschluß und nachdem der Zeiger auf seiner Uhr beinahe abgelaufen ist, beschrieben wird, das hat seinen guten Grund. Wenn ein Schulknabe seine Aufgabe nicht lernt, wie fichs ge­bührt, so muß er zu den A. B. C. Schüzen an die un­tere Tafel sizen oder kriegt Arrest und muß übers Mit­tagessen in der Schule bleiben; so gehts dißmal gerade dem Monat Mai. Weil er sonst immer der lieblichste Monat ist, so hat man ihn den König der Monate ge­nannt und der Kaiser Karl der Große hat ihm den Na­men WonneMonat gegeben; Heuer aber hat er andere Saiten aufgezogen und uns einen Strich durch die Rech­nung gemacht; die Blümlein haben sich geduckt; die Vögelein haben nicht gepfiffen; das Gras ist nicht ge­wachsen; der Hausherr hat der Magd gerufen:laß sie doch das Feuer nicht abgehen im Ofen," die Frau aber hat gesagt:schaff nur Holz an um Gotteswillen, wer wirds auftreiben?; die jungen Herren und Damen, die am ersten Mai ihren Morgcnspaziergang machten, find ^ dießmal mit rothen Nasen und morastigen Schuhen heim­gekommen und haben das Lachen halten können. - !

Darum, mein lieber Leser, sind wir fast nicht so keck gewesen, bisher etwas von diesem Monat zu reden oder zu schreiben und haben gewartet, ob er nicht in sich gehen und ein freundlicheres Gesicht machen wolle. Nun scheinr es wirklich, daß er aus lauter Respekt vor den Mäulern der Leute auf andere Gedanken gekommen sey und so wollen wir, weil eine Ehre die andere werth ist, ihm auch noch den Gefallen thun und ihm seinen Hei- mathschein ausstellen. Der Name des Monats Mai kommt ohne allen Zweifel von Maja her, welche bei den alten Römern als Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit der Erde bekannt war. Man feperte ihr Fest damit, daß man mit musikalischen Instrumenten und mit grünen ^ Zweigen im Feld und Wald herumzog; davon kommen wohl unsre Maientage her. Weil mit dem Monat Mai der Frühling beginnt und der Winter den Abschied be­kommt, so wurde er vor alten Zeiten in vielen Städten der nördlichen Länder durch die sogenannten MaiReutcr j gefeyen. Es kamen nehmlich zwei Haufen Reuter vor die Thore der Stadt und jeder Haufe hatte einen Vor­reuter, von denen der eine mit dickem Pelz und gefüt­terten Kleidern angethan den Winter vorstellte, der an- ! dere mit Blumen und grünen Zweigen geschmücktden I Frühling. Beid-e Reuter fingen darauf an, mit einan- ^

der zu kämpfen, wobei natürlich der Pelzmann den kür­zeren zog und mit seinem Haufen fliehen mußte; die Fliehenden warfen mit Asche um sich, die Nacheilenden schlugen mit Ruthen und Zweigen auf sie. Zulezt aber machte man Frieden und man begab sich zum gemein­schaftlichen Gastmahl und Tanz, an welchem sogar Kö­nige und Fürsten Antheil nahmen.

(Verläumder.) Unter den Wilden Amerikas wur­den die Verläumder mehrere Stunden in den Rauch von grünem Holz gehängt. In Polen waren ehedem die Verläumder verdammt, auf Vieren zu gehen und eine Viertelstunde lang wie ein Hund zu bellen. Am Hofe Karls V. wurde dieselbe Strafe festgesezt, aber bald nachher wieder abgeschafft weil siedie fürstliche Ruhe störte" (sie muß also oft vorgekommen sein;) ein Schrift­steller damaliger Zeit sagt: man habe fast immer den ganzen Morgen bellen gehört.

Im Jahre 1812 suchte ein Arzt in einem dickleibigen Werke,In, klülopeckis« betittelt, den Beweis zu führen, daß die Leidenschaften nur eine Folge der genossenen Nahrungsmittel sepcn. Nach seiner Ansicht sollen ge­bratene Lerchen die Heiterkeit befördern und durch Pfau­enfleisch Hochmuth und Eigendünkel erweckt werden;. Hasensteisch soll einen unüberwindlichen Hang zum Trüb­sinn und zur Einsamkeit erzeugen, der Genuß von Kar­toffeln oder Linsen träge machen und den Flug der Phantasie hemmen, diese schwinge sich dagegen auf, wenn man gebratene Wachteln ober Rebhühner esse; Gänse- und Entenbraten endlich sollen den Menschen verdummen.

Verflossenes Spätjahr wurde eine an der Schwind­sucht leidende, dem Tode schon gänzlich ähnliche Person folgendermaßen wieder zur Genesung gebracht: Reinlich gesäuberten und gewaschenen Brunnenkreße ließ man ab­laufen, hernach wurde der hauptsächlich in den Stielen befindliche Saft ausgepreßt, und in Arzneikolben ge­sammelt; je einen dieser Kolben legte man in einen Laib Brod und ließ den Kolben so lange in dem Laibe, bis das Brod ausgedacken war. Von dem so zubereiteten Tranke nahm diese schwindsüchtige Person täglich 3 Eß­löffel voll, und erfreute sich nach Verfluß von 5 Wo­chen der herrlichsten Gesundheit.

Auflösung des Logogryphs Ln Nro. Ä2. Orkan Noran Norn.

FruchtPreise.

In Calw am 24. Mai 1843.

Kernen der Schfl. 14/ ^ 13/ ;2/ 30K^

Dinkel 5/ 52§-r 5/ 38 LM 5/ 20 ^

Haber 5/ 18Ld» 5/ 5/

Roggen das Sri. 1/ 16dd» / Z-r-

Gerste 1/ 16M /

Bohnen 1/8M-/

Wicken - / 40 dM - / 36

Brodtaxe in Calw.

4 Pf. Kernenbrod 12^ 4 Pf. schwarzes Brod 10^-r 1 Kreuzerweck muß wägen 7 Loth.

Fleisch Preise.

In Calw am 24. Mai 1843» per Pfund. Ochsenfleisch 8M Rindfleisch gutes 7^M, geringeres Kuhfleisch 7 dM Kalbfleisch 6 Hammelfleisch or» Schwcinenfleisch, unabgez. 8^, abgcz. 7sr^

8 »

Rcdigirt, gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.