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durfte gar nicht so vieler Lockungen, um die bösen Be­gierden und Leidenschaften dieser Menschen zu erregen; alle nahmen den Vorschlag an und versprachen Bors, ihn als ihr Oberhaupt anzuerkennen und ihm blinden Gehorsam zu leisten. Schon in der nächsten Nacht sollte der Verdammungsplan zur Ausführung kommen. Gegen ein Uhr Morgens, als noch Alles in die tiefste Dunkel­heit gehüllt war, näherten sich vier der Verschwornen dem zweiten Befehlshaber, welcher die Wache hatte, packten ihn und warfen ihn über Bord, ehe er noch einen Schrei ausstoßen konnte.

Ein Mann im Meere! ein Mann im Meere!" schrien jetzt die Böscwichte.

Dcr Eapitän und der Schiffsmeister, durch dieses Geschrei erweckt, eilten auf das Verdeck, und hatten dasselbe Schicksal, wie der Lieutenant. Bors übernahm sogleich den Oberbefehl auf dem Schiffe und vertheilte, als es Tag geworden, die zwei Millionen Livres unter die Mannschaft, nachdem er einen Theil davon für sich zurückgelegt hatte.

Noch waren nicht ganz vierundzwanzig Stunden seit Ausübung dieses abscheulichen Verbrechens verflossen, als der St. Charles von einem furchtbaren Sturme heimgesucht wurde. Bors, trotz seiner Einsicht und Klugheit, konnte kein geschickter Seemann sein; die Erfahrung ging ihm ab. Jndeß ertheilte er Befehle; aber die Windstöße wurden mit einem Male so heftig, daß das Schiff nicht zu lenken war, die Segel konnten nicht schnell' genug eingezogcn werden und wurden so vom Sturme fortgeführt; fast zu gleicher Zeit stürzkb der große Mast mit furchtbarem Krachen auf das Deck- tödtete zwei Matrosen und drückte das Schiff auf dit eine Seite. Bors verlor den Koph das Meer wurde immer unruhiger und die wilden thurmhohen Wogen schlugen über den St. Charles zusammen, ko daß an Rettung nicht mehr zu denken war. Endlich berstete das Schiff mitten unter dem Geschrei, den Gebeten und den Flüchen der Matrosen; einen Augenblick darauf trat eine Todtenstille e n; alle waren verschwunden! Bors allein, trotz der Wuth des Sturmes, war nicht untergcsunken und erhielt sich mittels einer leeren Tonne, an die er sich angeklammert, über dem Wasser; er brachte den übrigen Theil dcr Nacht in dieser schrecklichen Lage ;u, jeden Augenblick den Tod erwartend, der ihm unver­meidlich schien. Jndeß legte sich gegen Anbruch des Ta­ges der Wind mehr und mehr, das Meer beruhigte sich, die Sonne stieg über dem Horizonte empor, und es trat völlige Stille ein. Bors, der sehr gut schwamm, sammelte einige Trümmer von dem gescheiterten Fahr­zeug, und es gelang ibm, eme Art Floß daraus zu bilden, worauf er alsbald seinen Sitz einnahm. So brachte er den ganzen Tag und die folgende Nacht zu. Endlich gegen die Mitte des zweiten Tages glaubte er ein Schiff zu gewahren; sogleich zog er sein Hemde aus und schwenkte es hoch über dem Kopfe hin und her, um sich bcmerklich zu machen. Bald konnte er auch ganz

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deutlich ein Fahrzeug unterscheiden, welches mit vollen Segeln hcrankam, einige Zeit darauf verlangsamerte es seinen Lauf; der Schiffbrüchige war gesehen worden: eine Stunde später war er gerettet.

Das Schiff steuerte geraden Weges auf La Rochellc los, wo es nach einer schnellen Fahrt wohlbehalten an­langte. Bors, welchem es leicht gelang, in dem Ca- pitän Theilnahme für sich zu erwecken, erhielt von dem­selben unter dem Titel eines Darlehens fünfundzwanzig Louisd'or; mit dieser Summe kehrte er nach Bordeaux zurück, wo er seinem Verluste wieder deizukommen hoffte.

Noch war seit seiner Rückkehr in diese Stadt kein Monat verflossen, als seine Umstände sich schon zu bes­sern anfingen. Eines Abends, als er eben in seine Wohnung zurrückkehrte, trat ihm ein Mann iw den Weg und packte ihn mit. den Worten beim Kragen:

Kennst Du mich, Bösewicht?ich bin der Capitän C o l l e t."

Bors sah zu seinem nicht geringen Schrecken den Capitän deS St. Charles vor sich. Er erblaßte; ein kalter Schweiß überzog ihm das Gesicht; aber seine Geistesgegenwart verließ ihn nicht, er zog schnell einen Dolch, den er stets bei sich führte, aus seiner Tasche und stieß ihn dem unglücklichen Coll et in den Leib, so daß dieser bewußtlos zu Boden sank.

Ins Meer geworfen, wie wir erzählt haben, war dcr Capitän eine Zeitlang schwimmend dem Fahrzeug gefolgt; bald darauf war er so glücklich gewesen, eine Rettungstonne zu ergreifen, die man Tags zuvor einen- Schiffsjungen, dcr zufällig über Bord gefallen zuge worfen und wieder heraufzuziehcn unterlassen hatte. Ueberzeugt, daß man ihn ohne Barmherzigkeit nieder- metzeln würde, wenn er an Bord zu steigen versuchte, hatte er beim Anbruch des Tages mit seinem Messer das Tau durchschnitten, welches die Tonne am Schiffe festhiclt, und sich darauf der Gnade Gottes anempfoh­len. Einige Stunden später war er von einem englischen Fahrzeuge aufgefischt worden.

(Fortsezung folgt.)

Die alte Bauernregel: Mai kühl und naß, füllt Scheuer, Boden und Faß scheint sich zu bewähren. Die Saaten stehen, wie man hört, überall erfreulich und man muß sich wundern, daß dennoch die Fruchtpreise gestiegen sind?

FruchtPrerse.

An Calw am 17- Mai 1845.

Kernen der Schfl. 14/ - L-r 13/ 20^ 13/ -M Dinkel 6/-«^ 5/43^ 5/ 30M

Haber 6/ ^ 5/ 16^» 5/

Roggen das Sri. 1/ / ^

Gerste -/ 58«» -/ -rr»

Bohnen 1/ 16L» /

Wicken -/ -/ 32M

Linsen l/36^»/^-

Erbsen » 1/52^-/-^

von C. Meeh in Neuenbürg.