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Zeit hatten wir in Lissabon, wo am 1. November 1755 der Boden 7 Minuten lang in fortwährender ununterbrochener Schwingung war. Fast alle Gebäude, die Kirchen und Klöster mit ihren Lhürmen vornehmlich, stürzten zusammen, der Tajostrom und das Meer erhoben sich und tpühlten die Bewohner fort, die sich an'S Gestade gerettet hatten, aus den Spaltungen und Rissen, weiche die Erde bekam, brachen wilde Flammen hervor und verzehrten das, was stehen geblieben war, finstere Nacht bedecke den Horizont. Man meldete, daß 25 bis 30,000 Menschen ihren Untergang gefunden; nach Andern wurde die Zahl jedoch nur aus 15,000 angegeben.
Es ist natürlich, daß der menschliche Geist sich an- strengtc, diesem Ucbcl entgegcnzuwirkcn, und daß scharfsinnige Vorkehrungen ausgesucht wurden, um die Kraft, welche die Erdbeben hervorrtcf, von bewohnten Städten abzulenken und ihre Wirkungen zu brechen. Allein diese Bemühungen hatten bis jezt noch keinen günstigen Erfolg. Lin französischer Naturforscher, Bcrtholvn de St. Lazare, war es, der von dem Gedanken geleitet, daß das Erdbeben seiner Natur nach ein unterirdisches Gewitter sei, einen Vorschlag that, ganze Landstriche durch Erdbebenableiter zu schüzen. Dieß sollten lange Etscn- stangcn sein, die so tief wie möglich in die Erde gegraben, an beiden Ende mit einer Krone von Spizcn verwhcu werden sollten. Ein Deutscher, Wieeeburg, schlug Ppramiden oder hohe kegelförmige Gebäude vor, um das Gleichgewicht der Elektrizität in den Luft-und Erdregionen herzustellen. Es blieb jedoch bei diesen Vorschlägen. Bis jezt kennen wir noch kein Mittel, uns vor dieser Ungeheuern Naturerscheinung wirksam zu schüzen; indeß ist es rathsam und allgemein angenommen, daß in G-genden, wo -Erdbeben häufig find, die schweren steinernen Bauten von bedeutender Höhe vermieden und nur leichte, niedrige, barakcnähnliche Häuser von Holz aufgeführt werden, die zufolge ihrer Elastizität und Biegsamkeit dem Stoße nachgeben und deßhalb vo - ihm eher verschont werden. Hier, wie sonst im Leben, führt der trozige Widerstand oft zum Fall, während kluges Nachgcbcn davor sichert. Wir wollen zum Schlüße die herrliche Parabel unsers Herder hersezcn, die hier ganz am Plaze ist:
Niedcrgcworfen im Sturm, schwamm auf dem Strome
der Eichbaum
Rohrgebüschen vorbei;
»Was thut ihr, sprach der Erlegte, Daß ihr so aufrecht steht und trozt dem Sturme?" «Wir trozen keinem Sturme, wir beugen uns ihm, Darum stehn wir aufrecht."
Die Kälte in der lezten Zeit hat mancherlei Unfälle zur Folge gehabt.
In der Nähe von Leutkirch wo bei 20 Grad Kälte der Schnee durchschnittlich bis 3 Schuhe hoch lag, erfror ein beinahe 80 Jahre alter Bauer aus Hcgelbach auf dem Felde, ganz in der Nähe seines Hauses.— Ein Bürger von Langenau (O.A. Ulm) reicher in Geschäften nach Günzbür g gegangen war, verließ die-
Rcdigirt, gedruckt und verlegt
scn Ort Abends und trat seinen Rückweg durch das ganz unwegsame nicht nur durch aufgcthürmte Schnee- maffen, sondern auch hauptsächlich durch viele zum Theil ziemlich tiefe, Torfgräben um die gegenwärtige Jahreszeit sehr gefährliche Langenauer Moos an. Er kam auch wirklich in die Nähe der Niedmühlen, wo er noch am späten Abend gesehen wurde, kam aber nicht nach Hause und ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, in eine durch Schnee unsichtbar gemachte Vertiefung gerathen und erfroren.— In der Nacht vom 11 — 12 erfror auf dem Heimwege von Staig, nach dem kaum eine halbe Stunde entfernten Weinstetten (O.A. Wiblingens der ehmalige Schuldheiß Klar von Weinstetten. Ein Freund, der den 60jährigcn Mann noch begleiten woute, war von ihm zurückgewiesen worden, weit er fest behauptete, er habe keinen Begleiter nöthig, er wisse den Weg selbst gut zu finden.
Das Depot der PolizeiPräfektur in Paris (Is. 8ou- 1 -ioiei-s genannt) glich kürzlich einem vollständigen Maskenballe, die Polizei hatte in der Nacht des gasching- dienstags auf den unzähligen Bällen n und um Paris über 300 Taschendiebe arrctirt, die sich alle maSkirt hatten, um so leichter ihre Coups ausführen zu können und die nun von allen Seiten in den groteskesten Verkleidungen im Hofe der Präfektur zusammengebra t wurden. Bei den meisten von ihnen fand man zwan ig dis dreißig gestohlene Gegenstände, sechs Untersuchungsrichter haben mit der Instruktion vollauf zu thun.
In Rom befinden sich aus Deutschland gegenwärtig folgende Kunststudirendc: 130 Maler, 26 Bildhauer, 16 Architekten und 2 Kupferstecher, darunter aus Württemberg zusammen 9, aus Baden 16.
In Oestreich soll die Militärkapitulationszeit von 14 Jahren auf 8 Jahre Dauer herabgesezt werden.
Dem Entdecker Amerika's, Columbus, soll in Genua ein Denkmal errichtet werden.
Das größte Kriegsdampfboot der brittischcn Marine «der Furchtbare" ist am 6. dieß in Deptford vom Stoppel gelassen und alsbald ein gleiches neues begonnen worben. Das Schiff ist 2)6 Fuß lang, 42 Fus breit, und seine Dampfmaschinen haben die Kraft von 800 Pferden.
Der Rhein ist gegenwärtig so nieder, wie er es seit 1806 nicht mehr war.
Auflösung des RätHfels in Nro. IS. Der Kalk.
Näthsel.
«Dieser Stein bedeckt die Tugend Einer Mutter meiner Jugend,
D.e zwar niemals mich gebar,
Die mich dennoch herzlich liebte,
Mutlcrtreu' an mir ausübte.
Ob ich gleich ihr Vater war."
In Neuenbürg am 22. Februar !ß)5,
Kernen der Schfl. 12 fl. 46 kr. i2fl. 30 kr. >2 fl. 15 kr. DurchschnittsPrcis — 12 fl. 35 kr. Brodtaxe in Neuenbürg.
4 Pfund Kerncnbrod.t 1 kr.
3 Pfund schwarzes Brod.7/, kr.
Gewicht des Kreuzerwecken 7 >/z Lotb. E. Meel in Neuenbürg.