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Ebingen, OA. Balingen, 9. Dezember. Wir sind von einem furchtbaren Unglück heimgesucht worden. Heute Morgen, halb 1 Uhr, kam Feuer aus, das sich so schnell verbreitete, daß bereits 5 Häuser in Flammen standen, bis Hülfe geleistet werden konnte. In 5 Stunden waren die halbe Marktstraße, die obere Pfarr- und KapellGasse ein rauchender Trümmerhaufen. Mehr als 50 Häuser sind ein Raub des entfesselten Elements geworden und über 100 Familien sind nicht nur obdachlos, sondern haben Alles, Alles verloren. Alle Vorräthe von Früchten, Kartoffeln, meist alles Mobiliar, Kleider und Betten sind von der gefräßigen Flamme Verzehrt; kaum das nakte Leben war zu retten und entblößt, selbst der nöthigsten Kleidungsstücke, irren verzweiflungsvoll die Unglücklichen in dieser rauhen Jahreszeit durch die Straßen. Schnelle Hülfe thut doppelt Noth. Möchten sich recht Viele im Vaterlande finden, dieses gräßliche Elend zu mildern. Ein Bild dieser Jammerscene zu entwerfen vermag keine Feder.
(U. Sch.)
Miszellen.
Die Kaiserin und der Soldat.
(Schluß.)
Der brave Soldat, welcher im fürchterlichsten Feuer / der Schlacht niemals gebebt hatte, fühlte sich jezt auf j einmal versucht, umzudrehen und die Flucht zu ergrei- ^ fen. Aber es war nicht mehr möglich. Capulet faßte sich ^ also, so gut er konnte, ein Herz, richtete sich auf, sah ! fünfzehn Schritt weit vor sich hin, wie es die militärische k Regel vorschreibt, blieb unbeweglich und erwartete mit tz festem Fuß den Ausgang dieses Abenteuers, von dem ^ er durchaus nichts begriff. Da steht plözlich eine schöne . und glänzende Dame vor ihm. Sein Blick trübte sich, , er fleht nichts mehr, aber er hört eine sanfte Stimme, » die folgende Worte an ihn richtet: ;
«Herr Capulet, ich freue mich. Sie zu sehen, und ich hoffe. Sie werden nicht anstchen, uns Ihre kleinen Geheimnisse zu entdecken, uns, die wir Ihnen freundschaftlich gesinnt sind. Nach dem, was mir der Doctor mitgctheilt hat, lieben Sie die Kinder sehr?"
«Madame — Ihre Majestät — tausend Donnerwetter, ich fühle wohl, daß ich eine Dummheit sagen werde, denn mein Kopf dreht flch."
Sammeln Sie flch, mein Freund," sagte der Doctor. «Ihre Majestät weiß recht wohl, daß man ein guter > Soldat und doch ein schlechter Redner sepn kann, und ! ich glaube, hier ist der Fall, ganz einfach zu sprechen.
, Um Ihnen zu Hül^e zu kommen, so muß ich Ihnen sagen, daß ich aus Ihrem gestrigen Benehmen gegen die Kinder auf der rue Iliokelieu errathen habe. Sie iepcn Vater."
Capulet antwortete nichts; aber er senkte den Kopf und wieder flössen ein paar Thräncn in seinen schwarzen Schnurrbart.
Verbergen Sie die Thränen nicht, die Sie ehren," sagte die Kaiserin lebhaft. «Sic sind Vater, mein Herr?"
„Ja," antwortete der Soldat, ohne zu wagen, die Augen zu erheben — „verheirathet, eh' ich meiner Militärpflicht genügt hatte; deßhalb war ich später genöthigt, meine Frau und meine zwei Kinder zu verlassen, um mich unter die Fahnen zu begeben. Es ist nun vier Jahre her; ich schrieb ihr oft, doch verbot ich ihr, mir zu antworten, aus Furcht, daß —ja, sehen Ihre Majestät, man kann nicht immer für flch stehen —und wenn meine Frau mir vielleicht geschrieben hätte: Wir haben kein Brod, oder Julius ist krank—nun dann —ich liebe mein Vaterland und meinen Kaiser, doch meine Frau, meine Kinder — hm, ich wußt' es ja, daß ich eine Dummheit sagen würde —ich bin zu Ende —ich denke nicht mehr daran."
»Daran thun Sie sehr Unrecht!" sagte die Kaiserin, „denn Sie werden Frau und Kinder Wiedersehen, um fle nie wieder zu verlassen.— Doctor, schreiben Sie an den Obersten des ersten Regiments, daß ich den Abschied dieses vortrefflichen Menschen verlange und fügen Sie hinzu, daß ich meine Gründe dem Kaiser sägen würde."
Der Doctor schrieb, die Kaiserin Unterzeichnete und der brave Capulet zog flch mit dem Briefe zurück, der ihm seine Freiheit wieder gab.
„Doctor," sagte an dem nämlichen Tage Josephine zu Lacourner, «Sie find ein kostbarer Mann, und jezt fühle ich mehr, als jemals, daß Sie für jedes Rcbel ein Heilmittel haben."
Herzog Leopold von Braunschweig.
Am unglücklichen 27. April.des Jahrs 1785 durchbrach die furchtbar angeschwollene Oder die Dämme bet Frankfurt und übcrfluthcte schon die Dammvorstadt, und bedrohte fle mit schnellem Untergange. Ungeheure Eisblöcke zertrümmerten 2 Joche der Brücke und schnitten hiedurch jene Vorstadt von aller Hülfe ab. Ein Haus stürzte nach dem andern ci». Die Einwohner flüchteten nach dem hohen und festen Gebäude der Seidenfabrick, dem lezten Rettungsorte. Man sah wohl von der Stadt aus die mit jedem Augenblicke zunehmende Gefahr der Hülfe Flehenden, wußte aber nicht, wie man ihnen Hülfe senden sollte, da der wüthende, mit Eisschollen treibende Stom nicht mehr durchrudert werden konnte. Dennoch wollte der menschenfreundliche, unerschrockene Leopold, der schon bei mancher Feuersnoth sein Leben daran gesezt hatte, flch durch eine Gefahr, wovor alle