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Hansverkarrf. In einer gewerbsamen Ob­eramtsstadt des Schwarzwaldkreises ist ein zwei- stokigtes Wohnhaus mit 2 gewölbten Kellern, 7 Zimmern, 4 Kammern und ein Anbau, der 3 stokigt ist, Stallung und Boden, zum Ver­kauf ausgesezt. Dasselbe hat vvrncn die sehr frequente Haupt- und Poststraße, hinten das Wasser und ist daher für einen Kaufmann, Bier­brauer, so wie zu jedem anderen Gewerbe taug­lich. Dieses Anwesen ist zu 4900 fl. in der Brandkasse. Die Kaufsbedingungcn sind sehr billig gestellt.

Nähere Auskunft ertheilt auf gefällige An­fragen Wath, Budenverwalter in Wildbad.

Neuenbürg. sKeller zu vermiethen.f Der unter meinem Hause befindliche halbe Kel­ler kann täglich von mir in die Micthe über­geben werden, wozu ich die Liebhaber einladc.

Schneidermeister Nöck.

Es sucht Jemand 1600 fl. gegen gefezliche Sicherheit in Bälde aufzunehmen. Näheres bei der Redaktion. __

Neuenbürg. Es ist allhier eine Wagen- kctte gesunden worden, welche der rechtmäsige Eigenthümcr bei mir abholen kann.

Schneidermeister Knödel.

Neuenbür g. Verlorenes. Es gieng auf dem Wege von hier bis Calmbach ein Halstuch verloren. Der Finder wird gebeten, solches gegen Belohnung bei der Redaktion die­ses Blattes abzugeben.

Geld-Anträge.

Oberlengenhardt. Bei Michael Schaible liegen 150 fl. Pflegschaftsgeld gegen gefezliche Sicherheit zum Ausleihen parat.

Gegen Sicherheit liegen 300 fl. zum Aus­leihen parat. Bei wem, sagt die Redaktion.

Miszellen.

Kalenderbetrachtungen.

(Fortsezung.)

Der zweite Wcihnachtsfciertag ist der Eedächtnißtag des heiligen Stephanus, und die Feier desselben ist,

wenn auch vielleicht nicht ganz so alt, wie das Weih­nachtsfest, doch in keinem Falle viel jünger. Warum nun aber an dem so freudigen Feste der Geburt des Herrn, welches doch in jeder Hinsicht ein Fest des Le­bens ist, die Feier des blutigen Todes jenes Märty­rers, welcher doch nur Trauer und wehmüthige Em­pfindungen erwecken kann? Das aber war es gerade, was die ersten Christen dadurch heroorhebcn wollten, daß Christus deßwegen in die Welt gekommen sep, um dem Tode seine schreckende Macht zu nehmen, um, als der rechte Lcbensfürst, das Leben in den Tod zu brin­gen. Es sollte recht lebendig dargestellt werden, wie durch die Erscheinung des Heilands für diejenigen, wel­che bis an's Ende in fester Treue an ihm halten, der Tod die eigentliche Gcburtsstunde für das höhere und wahre Leben geworden sey. Deßwegen wurde im Got­tesdienste die Formel gebraucht: Gestern ist Christus geboren auf Erden, damit heute Stephanus geboren werden könne für den Himmel. Darin lag aber zu­gleich die weitere Wahrheit, daß man in Christo allein die Kraft gewinne, ein sinnliches Wohlseyn und selbst das irdische Leben zum Opfer zu bringen, um ein höh­eres dafür zu gewinnen. Die Feier des Stephansta­ges hat also immer einen sehr ernsten Sinn, und derselbe kann erst dann zu einem Tag der allgemeinen Belustigung gemacht werden, nachdem man seine reli­giöse Bedeutung gänzlich aus den Augen gesezt hatte. In unsrem Volksleben ist aber kaum mehr eine Spur davow geblieben, vielmehr wird gerade dieser Tag un­ter allen am meisten zu den zügellosesten Ausschwei­fungen mißbraucht, und wer es mit ansieht, wie hier alle die niedrigsten und entwürdigendsten Leidenschaften sich austoben, dem muß es fast Vorkommen, als wäre es ein Fest zur Verspottung und Verhöhnung der Er­scheinung des Erlösers. Freilich hängt dieses Getreide mit dem Wechsel der Dienstboten zusammen, welcher gewöhnlich auf diesen Tag fällt, und viele dieser Leu­te wissen cs nicht zu tragen, daß sie einen Tag herr­enlos sind; aber cs ist immerhin ein Zeichen, daß es ihnen an dem höheren Gebote in ihrem eignen Innern fehlt.

Der Ncujahrstag wurde, nachdem das Wcih- nachisfcst cingesührt war, als Oktave desselben gefei­ert, und hatte als Beschneidungsfest dadurch «ne reli­giöse Bedeutung, daß das Kind den Namen Jesus oder .Josua erhielt, wodurch dasselbe für seinen künftigen Berus bezeichnet wurde. Als Anfang des weltlichen Jahreswechsels wurde das Fest in den ersten Jahrhun­derten von den Christen nicht gefeiert; vielmehr feier­ten dieselben den ersten Januar als einen Buß-und Fasttag, und brachten ihn,in stiller Zurückgezogenheit zu, um dadurch einen Gegensatz zu bilden gegen die Lust, Ueppigkeit und Ausschweifung, welche unter den Heiden an diesem Tage herrschte. Bei den Römern nämlich, welche mit dem ersten Januar das bürgerliche Jahr anfiengen, fand auf diesen Tag der Amtswechsel