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So machte der Teller die Runde, den der Wirth zum Schluß auch noch mit zwölf Groschen belegte.
Jezt fuhr Richard freudig mit feinen Schäzen zur Thür hinaus und mit den Worten: „Freiheit, Roller! wir sind im Trockenen!" füllte er dem erstaunten Maller die Auflage des Tellers in die Tasche, die er ihm auch mit sammt dem großen Suppenteller in den Mund hätte schieben können, denn so weit stand dieser voll Verwunderung auf.
Den Louisd'or aber nahm Richard mit Fingerfertigkeit zu sich, um sein Couvert und den Champagner damit zu bezahlen. Als er wieder zur Thür hereinkam, zeigte er freudig nach derselben hin, denn in dieser stand, die Hand aufs Herz gelegt wie nach einem Hervorruf, der überselige und hochbeglückte Maller, der mit stummen Verbeugungen die Gefühle seines Dankes laut werden ließ.
Die Gesellschaft trennte sich. Richard bezahlte an den Kellner, da er mit feinem Rechtsconsulcnten auf das Land fahren müsse, und schlich sich dann zum Thore hinaus, wo Maller seiner wartete, welcher während dessen die Ränzchen aus ihrem Gasthofe geholt und den Wirth bezahlt hatte.
Als Maller den Baron ankommen sah, fiel er ihm jauchzend um den Hals und rief: Nobles, grandioses Gemüth! wir haben zweiundreißig Thaler und sechzehn Groschen.
Zweikämpfe der Grönländer.
Der Grönländer hält so gut auf Ehre, wie jeder rivilifirte Europäer. Possirlich aber ist die Art, wie Ehrensachen, nach alter Nationalsitte, öffentlich abge- than werden.
Der Zweikampf ist den Grönländern nicht unbekannt, abcr es fließt dabei niemals Blut; noch weniger kann dabei ein Mensch Schaden an seinem Leide nehmen, oder gar das Leben verlieren. Sie nennen das, was bei uns Duell heißt, Singskampf, denn singend fechten die Kämpfer in Spottliedern gegen einander. Glaubt sich ein Grönländer von einem andern beleidigt, so zeigt er keine Spur rachsüchtiger Plane, keinen Verdruß noch Zorn, sondern er komponirt ein satirisches Gedicht, reich mit Stachelniffen verbrämt, welches er in Gegenwart seiner Hausgenossen, vorzüglich des weiblichen Theils tanzend absingt, bis er's auswendig kann.
So vorbereitend beginnt nun der eigentliche Kampf. Der Beleidigte und an seiner Ehre Angegriffene fordert, im Gesichte des ganzen Landes seinen Antagonisten zum satirischen Zweikampfe heraus. Dieser erscheint auf dem bestimmten Kampfplaze, und beide Theile treten in die Schranken. Der Provozirte beginnt tanzend seinen
Singsang nach dem Takte einer Trommel, und gefeiert und beklatscht durch den wiederhallenden Zuruf seiner Genossen, die einen Reihen um ihn her schließen. Er erzählt so mancherlei lächerliche Geschichten, zu denen sein Gegner die Kosten trägt, daß endlich das ganze Auditorium in ein Pserdegelächter ausbricht.
Hat der Ausforderer geendet, so tritt der Heraus- gefordcrte auf, und sucht die Anklage zu entkräften und umzukehren, indem er unter dem Beifall seiner Parthey dem Gegner einen ähnlichen Kranz von Pasquillen windet. Der Ankläger erneuert dann den Anfall, der aufs neue bekämpft wird, und dieß geht so lange fort, bis der Eine oder Andere des Dings überdrüssig wird. Der, welcher das lczte Wort behält, ist der Sieger, und erwirbt sich für die Zukunft einen respektabel» Namen. Hier bietet sich die Gelegenheit dar, harte schneidende Wahrheiten zu sagen, von denen aber doch immer die Leidenschaft ausgeschlossen bleiben soll; was freilich nicht ganz leicht zu begreifen ist. Die versammelte Menge entscheidet den Sieg, und die Partheyen werden fortan die besten Freunde.
Dieses wunderliche Duell ist selten von unanständigem Benehmen begleitet, ausgenommen, wenn etwa ein Mann, der auf gute Hülfe zählen kann, ein Weib entführt, welches er zu Heurathen gedenkt. Doch dient dieser Zweikampf nicht bloS zur Belustigung, sondern er hat einen höheren Zweck. Es ist eine treffliche Gelegenheit, der Unsiitlichkeit Schamröthe abzujagen, tugendhafte Grundsäze anzupreisen, saumseligen Schuldnern die Pflicht zur Zahlung cinzuschärfen, Falschheit, Ver- läumdung, Betrug und Ungerechtigkeit zu brandmarken. Denn nichts hält den Grönländer mächtiger im Zaume und von Lastern zurück, als die Furcht öffentlicher Schande. Doch fühlt man wohl, daß von schneller Gefügigkeit der Zunge der Ausgang großentheils abhängt; darum sind auch die gepriesendsten Satiriker und Moralphilosophen der Grönländer in der Regel von der ausgclassendsten Lebensweise.
Kernenpreise in Neuenbürg vom 18. Novbr. 1843.
Der Scheffel: . . . . . . . . . 18 fl. 30 kr.
„ „ .18 fl. - kr.
„ „ .. 17 fl, 45 kr.
Durchschnitts - Preis . . 18 fl. — kr. Brodtare.
4 Pfund Kernenbrod.15 kr.
Gewicht des Kreuzerwecken 5^/, Loth.
Fleischtare in Neuenbürg vom 20. Novbr. 1843.
Ochsenfleisch das Pfund ..11 kr.
Kuhfleisch „ .10 kr.
Rindfleisch „ .......... 10 kr.
Kalbfleisch „ .. 9 kr.
Hammelfleisch « .8 kr.
Schweinenfl. unabgez.. 12kr.
abgezogen.ilkr.
von C. Meeh in Reuenbürg.
Redigirt gedruckt und verlegt