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einer andern Halbkugel ihrem ungewissen Schicksale entgegen zu eilen.

Das Schiff legte den unermeßlichen Raum bald zu­rück; seine Bestimmung war die Seinestadt. Hier ange- kommen, vermählte sich Josephine unter glänzenden Fest­lichkeiten mit dem Herrn von Beauharnais, von welchem sie in der Folge zwei Kinder hatte, den Prinzen Eugen, einen Prinzen von eben so edlem als herrlichem Charak­ter, und die schöne Hortensia, welche später Königin von Holland wurde. Doch wir greifen den Begebenhei.cn vor; kommen wir zurück!

Eugen und Hortensia waren nur noch Kinder, als die Revolution vom Jahre 1793 zu wüthen begann. Herr und Frau von Beauharnais wurden gefänglich eingezogen.Josephine erlangte bald ihreUreihcit wieder.

Eines Tages, als ihre Augen das unglückliche Vcr- zeichniß der zum Tode Verurtheilten durchliefen, und sie sich im Geiste die Angst der bezeichnten Schlacht­opfer vorstellte, traf sie auf seinen Namen, wobei ein gräßlicher Schmerzensschrei ihrer Brust entfuhr und das Tageblatt aus ihren Händen glitt; sie sank in Ohnmacht,

sie las den Namen ihres zum Tode verurtheilten und schon Hingerichteten Mannes.

Einige Jahre später wurde Josephine die Gemahlin Bonapartcs und stieg mit ihm auf den ersten Thron der Welt.

Es gab eine Zeit, wo Napoleon, der mächtige und gefürchtete Herrscher Frankreichs, die Säulen seines un­längst erst bestiegenen Kaiserthrones, durch im Lande entstandene Partheiungen, in ihrem Fundamente nicht mehr sicher glaubte. In der That fing auch in der Haupt­stadt, dem Heerde aller Revolutionen, der Geist des Aufruhrs und der Empörung nach und nach zu sieden an, was ihn bewog, auf seine Sicherheit mehr als je bedacht zu seyn. Nicht selten ließen des Nachts wilde Stimmen sich vernehmen, die zu Gunsten der vertrie­benen, und zum Theil ermordeten Bourbonen, revo­lutionäre Lieder sangen, aufrührerische Reden hielten und die Gemüther des Volkes zur Unzufriedenheit an- zufachcn suchten. Kein Wunder, daß nach solchen Be­denken erregenden Vorgängen die Sicherheitsmaßregcln verstärkt und die Behörden mehr als je zur Wachsam­keit angetrieben wurden. Den Wünschen des Kaisers zufolge, wurden sogar Spionein Sold genommen, die, durch glänzende Versprechungen gelockt, alle öffentlichen Orte besuchten, sich in Ge ellschaften drängten und mit heimtückischer Schadenfreude, für schnödes Gold, ihr schändliches Gewerbe trieben. Mit gewissenloser Thätig- keit übten sie die ihrem Charakter als geheime Polizei- agcnten obliegende Pflichten, lauschten jedem Gespräch, verriethen alle ihnen verdächtig scheinenden Personen, und begründeten gegen sie die Klage des Hochverrats.

Es war eine angstvolle Epoche für Frankreichs Haupt­stadt. Jeder Tag brachte in seinem Gefolge neue Ver- haftsbefehle, compromittirte gänzlich makellose, aller Politik fremde Personen, und vernichtete das Glück vie­ler unschuldigen Familien, indem nicht nur augenblick­liche Consiskation alles beweglichen und unbeweglichen Vermögens der betreffenden Personen die unvermeidliche Folge war, sondern überdies nach Befinden auch wohl Landesverweisung für ein derartiges Vergehen verhängt wurde, dessen Urtheilsspruch oft kaum gehörig motivitirt, noch viel weniger rechtmäßig begründet werden konnte.

Redigirt gedruckt und verlegt

Ein ähnliches Unglück traf die Familie Lajolais. Das Haupt dieser Familie, Herr von Lajolais, ehemaliger General unter Ludwig XVI., war in jeder Beziehung ein würdiger und anspruchsloser Mann, der, obgleich ein warmer Anhänger seines unglücklichen Königs, den­noch standhaft und mit Ruhe die blutigen Regierungs­wechsel mit angesehen und in allen Lagen seines viel­bewegten Lebens einen seltenen Gleichmuth an den Tag gelegt hatte. Doch jezt war er des Hochverrates gegen seinen Kaiser angeklagt. Ohne daß man sich die Muhe gegeben hätte, ihm erst die Gründe vorzulegen, ward er unversehens seiner Freiheit beraubt und in einen dunk­len Kerker geworfen, wo ihm bald darauf sein Todes- urtheil bekannt gemacht wurde. Mit männlicher Fassung vernahm er den Todesspruch: er klagte nicht über die Lieblosigkeit und Handlungsweise, sondern Fügte sich mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit iflscin Schicksal, obschon er wußte, gegen seinen kaiserlichen Herrn weder etwas Strafwürdiges unternommen, noch viel weniger ihm nach dem Leben getrachtet zu haben, wie man ihn fälschlicher Weise beschuldigt hatte. Sein Herz sprach ihn von aller Schuld frei, und ohne zu zittern, blickte er muthig dcr verhängnißvollcn Stunde entgegen, in wel­cher er der Welt und seiner Familie ein leztes Lebewohl zurusen sollte. Was ihn schmerzte und sein Herz mit tie­fem Kummer erfüllte, war das Schicksal seiner Gattin und seiner zehnjährigen Tochter, die beide, wie er er­fahren, ebenfalls im Gefängnisse schmachteten, ohne vie­leicht zu ahnen, was für ein trauriges Loos ihrem Vater in Kurzem bevorstand. Er hatte zwar nicht unterlassen, seinen Richtern Beweise von seiner Unschuld zu geben; er hätte nicht verschmäht, um seiner Lieben willen, bei dem Kaiser um Gnade zu flehen; aber umsonst, sein Flehen wurde nicht erhört, selbst diejenige von seinen Bittschriften, in welcher der edle Mann um Gnade und Freiheit für die Scinigen gebeten, blieb unbeachtet; man war sogar so grausam, ihm das Gesuch, vor sei­nem Tode seine Gattin noch einmal sehen und sprechen zu dürfen, geradewegs abzuschlagen. Das hatte er frei­lich nicht erwartet, es war ein harter Schlag für das Herz eines liebenden, gefühlvollen Vaters, doch wußte er sich auch hier zu trösten.Nun," rief er mit einem tiefen Seufzer,wenn auch nicht hier, so sehe ich doch dort oben sie sichcr wieder!" Bei diesen Worten warf er einen scelenvollen Blick gen Himmel und sank er­schöpft in einen Sessel.

(Fortsezung folgt.)

Antwort auf die Frage in Nro. 82.

Der Kirchenstuhl ist eine Bank,

Die Spiel -und Wechselbank ist ein Tisch.

Fruchtpreise in Calw vom 14. Oktober 1843.

Kernen der Scheffel:

21 fl. 12 kr. - 18 fl. 11 kr. - 17 fl. 40 kr. Dinkel der Scheffel:

8 fl. - kr. - 7 ff. 18 kr. - 6 fl. - kr. Haber der Scheffel:

4 fl. 48 kr. - 4 fl. 34 kr. - 4 fl. - kr.

von C. Meeh in Neuenbürg.