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Landwirthschaftliches.
Die Versendung württembergischen Weines zur See.
Dem Ausschüße der Gesellschaft für die Wein- verbefferung gereicht es zum Vergnügen, das zweite interessante Resultat einer Versendung württembergischer Weine nach Java in Ostindien zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Nach der frühem Mittheilung vom 22. August 1827 war ein von Herrn Baurath Beurlin in Stuttgart für seinen Bruder, den Herrn Obriften v. Beurlin in Sourabaya auf Java bestimmtes Geschenk von 54 Bouteillen württembergischen Weines, theils vom Jahrgang 1811, theils vom Jahrgang 1822, Lichtenberger Gewächs, nach neunmonatlicher Reise am 18. August 1826 in Sourabaya ganz gut erhalten angekommen und mit Beifall ausgenommen worden, auch chatte selbst ein von dem Herrn Obristen zurückgesendetes, und von dem Herrn Baurath Beurlin dem Ausschüße zur Prüfung übergebenes Muster von demselben Weine nichts an seiner Güte verloren , obgleich der Wein IV» Jahr lang in der nämlichen Bouteille geblieben war, und auf der Seereise zweimal die Linie passirt hatte. Eine vergleichende Prüfung mit einem im Vaterlande zurückgebliebenen Weine von derselben Sorte konnte übrigens bei jenem ersten Versuche in Ermanglung eines Vorraths nicht angestellt werden. Um nun auch in dieser Beziehung dem Wunsche des Ausschußes zu entsprechen, hatte Herr Baurath Beurlin die Güte, im November 1827 abermals zwei Sorten württembergischer Weine, und zwar eine Parthie 1811 r. weißes Gewächs von dem Eilfinger Weinberge bei Maulbronn, und eine Parthie 1825 r. rothen Weines vom hoskammerlichen Weinberge zu Untertürkheim an seinen Herrn Bruder in Java zu versenden, dabei aber von jeder Sorte eine versiegelte Flasche zurükzubehalten, welche er mit zwei ebenfalls versiegelten Bouteillen von dem nach Java versendeten Weine, nachdem solche auf der See über
Holland zurückgekommen waren, am 21. Nov. 1829 dem Vorstande der Gesellschaft übergab. Bei der von dem versammelten Ausschüsse an- gestellten Prüfung dieser Weinmuster ergab sich folgendes Resultat: Der im Baterlande zurückgebliebene weiße Wein von 1811 hatte sich in der Flasche gut erhalten, und wog nicht ganz 7 Grade, auffallend vorzüglicher aber war der aus Indien zurückgekommene; denn nicht nur zeigte er ein Gewicht von vollen 7 Graden, sondern er war auch dem Geschmack nach etwas geistreicher, süßer, als der erstere, und insbesondere hatte sich ein feines maderartiges Bouquet bei demselben weit mehr ausgebildet, als bei jenem. Der rothe Untertürkheimer Beerwein von 1825 (welcher im Herbst die Gährung an den Häuten unter verschloßener Bütte durchgemacht hatte) zeigte im Gewicht ebenfalls keinen bedeutenden Unterschied zwischen den beiderlei Mustern, indem der zurückbehaltene Wein 5'/,, und der aus Indien zurückgekommene nicht volle 6 Grade wog, der leztere hingegen war gewürzreicher und dem Geschmack nach in jeder Beziehung angenehmer als der erstere. Da auch diese beide aus Indien zurückerhaltenen Weinmuster ebenso wenig als das im Jahr 1827 zurückgekommene einen Niederschlag hatten, sondern vollkommen klar und dünnflüßig waren, uner- achtet erstere nach dem Rücktransport aus Java noch mehrere Monate in Holland lagerten und daher volle zwei Jahre in denselben Flaschen gefüllt blieben, in welchen sie versendet wurden, so wird es nach diesem zweiten gelungenen Versuche keines weiteren Beweises bedürfen, daß die Meinung, als ob der Württembergische Wein den Wassertransport in ferne Länder nicht ertragen könne, ganz ungegründet war, daß mithin selbst jüngere, aber sorgfältig bereitete Weine von mittleren Jahrgängen aus guten Weingeländen durch den Transport zur See in heißere Zonen an Geschmack, Geist und Blume noch gewinnen, und es daher bei den jezt so sehr erleichterten Transportmitteln sehr zu wünschen wäre, wenn solide Wcinhandlungen sich bemühen wollten, Verbindungen anzuknüpfeu, durch welchen edeln und reinen vaterländischen Weinen der Absaz in das Ausland in größeren Parthien verschafft werden könnte.
Hiezu eine Beilage.