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Nuance. Seine Gesichtsfarbe war ein dunkles, gleichmäßiges Roth. Die Knöpfe und Schlingen, welche seinen dunkelgrünen Rock über der Brust zusammen hielten, verschwanden fast unter der Menge von Orden, womit er geschmückt war. Er klopfte mit einer Reitpeitsche auf seine Stiefeln, und die noch nassen Kothsprüze an seinen Beinkleidern zeigten, daß er eben erst von einem Ritt oder einer Musterung zurückgekehrt war. An einem Tisch nicht weit von ihm saß General Rodna, allem Anschein nach niederschreibend, was ihm sein Herr in die Feder sagte.
Nicht gefaßt auf eine so schnelle Einführung blieb ich gleich nach meinem Eintritt in das Zimmer unwillkühr- lich stehen. Die Thür hatte sich kaum hinter mir zuge- than, als der Großfürst, seinen Kopfvorstreckend, ohne den Körper zu bewegen, und seine durchdringlichen Augen auf mich heftend, ohne alle Einleitung/ragte:
»Was für ein Landsmann?"
»Franzose, Eure Hoheit."
„Alter?" ^4^
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»Sechsundzwanzrg. »Name?I »G—."'
»Sie wünschendem? Anstellung als Fechtmeister bei einem Regiment?"
»Zu dienen. Eure Hoheit, dies ist das Ziel meines Strebens."
»Sind Sie aber auch ein tüchtiger Fechter?"
»Ich habe seit meiner Ankunft in Petersburg öffentliche Proben von meiner Geschicklichkeit abgelegt, und Ihre Hoheit kann durch diejenigen, welche Augenzeugen davon waren, leicht Auskunft über meine Leistungen erhalten."
»Ich habe von Ihnen gehört, allein Sie hatten eS nicht mit Fechtern ersten Ranges zu thun."
„Und eben dieser Umstand gab denselben gerechte Ansprüche auf meine Nachsicht."
„Nachsicht?" wiederholte er mit Feuer sprühenden Augen und etwas verächtlich aufgeworfener Lippe; »aber hätten Sie weniger Nachsicht gehabt, was dann?"
Ihre Hoheit, ich würde meine Gegner für je zwei Treffer zehnmal getroffen haben."
»Ha! und getrauen Sie sich dies mit mir auch zu machen?"
„Das dürfte davon abhängen, wie Ihre kaiserliche Hoheit behandelt zu sein wünschen. Wenn als Prinz, so ist es wahrscheinlich, daß mich Ihre Hoheit zehnmal treffen und nur zweimal getroffen werden. Wünschen aber Ihre Hoheit wie jeder Andere behandelt zu werden, so dürfte sich die Sache umkehren, und der Vortheil auf meiner Seite sein.
„Lubenski!" rief der Großfürst, sich die Hände reibend; „Lubenski! bringen Sie die Rappiere! wir wollen sehen, Herr Prahlhans."
»Sollten sich Ihre Hoheit wirklich so weit herablassen"—
»Meine Hoheit befiehlt Ihnen, mich zehnmal mit der Spize zu berühren, wenn Sie können, oder wollten Sie schon zurücktreten? jezt nehmen Sie dieses Rappier und diese Maske. Parade!"
"Ist es Ihrer Hoheit ausdrücklicher Wille?"
»Ja! ja! zehntausendmal ja!"
»Ich bin fertig."
»Zehnmal!" wiederholte der Großfürst, auf mich cin- dringend, „zehnmal, merken Sie wohl, nicht weniger. Ha! ha!"
Troz all diesem Mahnen und Auffordern beschränkte ich mich auf bloße Dertheidigung, damitzufrieden, seine Stöße zu pariren, ohne sie zu erwiedern.
/,„Nun was soll das heißen?" brauste er mich etwas 'ärgerlich an. »Sie thun nicht Ihr Bestes. Warum stoßen Sie nicht?"
»Ihre Hoheit, die Ehrfurcht, welche—"
»Verwünscht sei Ihre Ehrfurcht, Herr Stoßen Sic! stoßen Sie."
fFortsezung folgtZ
Mehr als Eins.
Ein Pastor machte einem erst vor Kurzem getrauten Paare Vorstellungen wegen seiner häufigen Streitigkeiten, die sehr mißfällig wären, sowohl in den Augen Gottes, als der Menschen; da sie nach der Bestimmung der Schrift Beide nur „Eins" sein sollten. „Beide Eins!" rief der Ehemann, »giengen Ihre Hochwürden manchmal vor unserer Thüre vorüber, so fühlten Sie sich versucht zu glauben, es wären unserer Zwanzig."
Rcithsel.
Ein strenges Vorlegschloß hängt mir am Mund, Sonst thät ich euch was Neues kund.
Auflösung der Charade in Nro. 49 Galgenstrik.
Fruchtpreise in Calw vom 23. Juni 1843.
Kernen der Scheffel:
20 fl. 40 kr. - 19 fl. 24 kr. - 18 fl. - kr. Dinkel der Scheffel:
9 fl. - kr. - 8 fl. 47 kr. - 8 fl. 37 kr. Haber der Scheffel:
8 fl. 40kr. - 8 fl. -kr.-fl. - kr.
Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.