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Privatnachrichten.

Der Herausgeber d. Bl. hat aus Auftrag billig zu verkaufen:

vr. Martin Luthers sinnreiche Tischreden nach den Hauptstücken der christlichen Lehre verfaßt"

in 2 Bänden, bestehend in 15 Lieferungen, und können täglich zur Einsicht abgegeben werden.

Wildbad.

Zu der am nächsten Samstag den 1. Juli vorzunehmenden Bürger- Ausschuß^ Wahl, empfehlen wir unfern Mitbürgern: Herrn Wilhelm Klumpp,

Brachhold zum Rößle,

Acciser Herter,

Treiber zum Adler,

Schneidermeister Aberle,

Sattlermeister Eberle.

Mehrere Bürger.

Schömberg. (Geld auszuleihen.) Bei Jo­hannes Burghard liegen 120 fl. Pflegschafts- Geld gegen gesezliche Sicherheit zum Ausleihen parat.

Neuenbürg. Schneidermeister Bosch hat mehrere schon getragene Kleidungsstücke namentlich Röcke und Westen billigst zu verkaufen.

Miszellen

Beispiele von der türkischen Barbarei oder wie man in der Türkey auf feine Manieren und gute Sitten hält und wie man dort ein Menschen- Leben tarirt, hat der geneigte Leser schon hin und wieder gehört, auch vor Kurzem erst in

der Zeitung lesen können, wie der Sultan seiner Schwester eine absonderliche Kindbett- Schenke verehrte, indem er ihrem neugebornen Kinde die Gurgel zudrücken ließ. Dießmal aber wollen wir einen andern Zweig der türkischen Cultür berühren, nehmlich wie dieses Volk, dem die Vorsehung ein so wunderschönes Land und gleichsam ein Paradies zum Wohnsiz angewiesen hat, so wenig daraus macht, daß es ihm einer­lei ist, ob es im Morast bis an die Cravatte geht oder nicht. Wenn der geneigte Leser einmal in die Türkey kommt, und so eine schöne Stadt wie Constantinopel vor sich sieht, und denkt: da muß es so schön wie im Himmel sein, so wird er doch wohl daran thun, wenn er am Thor die Hosen hinaufstülpt und den Rock ein wenig in die Höhe hebt, so weit es nehmlich die Umstände erlauben; denn da kann er in jeder Gaße fast bei jedem Tritt in eine Pfüze treten darinnen ihm der Absaz vom Stiefel hängen bleibt. Diese Pfüzen nämlich kommen von dem Was­ser her, welches aus den Häusern herausläuft oder herausgeschüttet wird und in der Straße stehen bleibt und stinkend wird. Den Unflath und Abgang von geschlachteten Thieren wirft der Türke auf die Straße hinaus und läßt das Blut in eine Grube neben dem Hause laufen, wo es verfault. Leichname von Hunden, Kazen, Pferden re. liegen ausgestreckt auf den Straßen und bekommen Besuche von einer Menge Geier, Adler und Raben, und die Menschen bekümmern sich nichts darum, sondern denken, t s müsse so seyn. Natürlich gibt es da keinen Samstag, wo die Magd mit dem Besen kehrt, und keine Polizei, die darnach fragt. In der berühmten Stadt Adrianopel mit 100,000 Einwohnern findet man ganze Berge von Unflath, die wohl seit 20 Jahren bestehen, über die man gehen und reuten muß; und damit der Mensch sich zu Zeiten auch an seine Sterblichkeit erinnere, so steht in gewissen Städten hie und da in der Straße ein Galgen, der bei der türkischen Ju­stiz selten Vakanz hat.