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Baffo kannte einen anderen Abentheurer, Giuseppe Bechiari, einen pfiffigen Spizbuben, der bereits aus zwanzig Gefängnissen entflohen war. Ihm theilte er seine Idee mit und Giuseppe ging aus dieselbe ein. Man kaufte eine prächtige Bärenhaut; Giuseppe wurde in dieselbe genäht und lernte auf allen Vieren gehen und brummen. Nach einigen Tagen begab fich Baffo mit seinem Wunderbaren in den Palast des Sultans; dieser befahl aus dem Harem ein Clavicr zu bringen. Der Bär richtete sich auf ein Zeichen und einige Worte Bassos empor, und schlug mit den Tazen auf den Ta­sten herum. Der Sultan war entzückt, erklärte den interessanten Bären behalten zu wollen, und befahl, denselben sogleich in die kaiserliche Menagerie zu brin­gen. Baffo wagte schüchtern einige Einwendungen da­gegen, aber vergebens. Vechiari, dem die Wendung höchst unangenehm war, welche die Sache nahm, wurde in die Menagerie abgeführt, in einem eisernen Käfig eingesperrt und da allein gelassen. Zu seiner Rechten hörte er einen Löwen brüllen, zur Linken befand sich ein Panther. Wir brauchen nicht zu erwähnen, daß Giuseppe eine schlechte Nacht hatte, tausendmal seine Unvorsichtigkeit und seinen Genossen verwünschte und in allen Sprachen', die er verstand um Hülfe rief. Niemand hörte ihn. Am andern Morgen erst kam Baffo mit einem Bostandschi und einem wirklichen Bären, der seine Stelle im Käfig einnahm.Du kostest mich 2000 Piaster, die ich dem Bostandschi geben mußte, um deine Frei­lassung zu erhalten," sagte Baffo zu dem Freunde. Am dritten Tage ließ Selim den zweiten Bären holen und an das Clavicr führen. Das Thier begriff nicht was man von ihm wollte, zerriß das Instrument und wurde so wild, daß Selim sich zu fürchten anfing und sogleich befahl, den ungehorsamen Bären hinwegzufüh­ren und ihm im Hofe den Kopf abzuschlagen, was auch getreulich vollzogen wurde. Baffo verlor troz dem die Gunst des Sultans nicht, aber der Aufenthalt in Constantinopel war ihm entleibet; er begab sich nach Persien und man hat nie wieder etwas von ihm gehört.

Charade.

Der du so willig manche Nacht In sturmerfüllten Mitternächten,

Wenn And're schliefen oder zechten.

Mit Sorg und Müh getragen hast.

Des Glückes Launen zu verbessern.

Das mit so ungerechter Schaale wog.

Wenn es, verschwenderisch in Schlössern, Um seine goldnen Gaben dich betrog;

Der du mit hundert Hindernissen streitend

So manchen Riegel muthig brachst.

Doch, stets das Ohr des Horchers meidend, Nach deiner Thaten Ruhm nichts fragst:

Wenn endlich am gerechten Throne Der Schleier deiner Thaten sinkt.

Und dir zu nie gesuchtem Lohne Ein richtender Vergelter winkt:

Wie wird man laufen, fahren, reiten.

Auf deiner lezten Pilgerbahn,

Mit Angst und Freude dich hinan Zu deinem Tempel zu begleiten!

Wie er im Morgensonncnstrahl Mit seinen immer offnen Pforten Nach Süden, Westen und nach Norden Herab vom Hügel schaut in's Thal!

An grauen Säulen hängt das Bild Von manchen unbelohnten Helden,

Als wohlverdientes Ehrenschild Sein Thatenhecr der Welt zu melden.

Und höher wölbt sich, als zu Rom Die Kuppel in St. Peters Dom,

Sein stolzes Dach, besät mit Sternenheeren, Die hohe Wissenschaft der Magier zu lehren.

Sieh! still empfängt dich eine Schaar Von Priestern, willig dir zu diene»;

Schon ordnen sie dein ungeweihtes Haar.

O zaudre nicht, geh, folge ihnen Mit frommem; schweigendem Vertrauen!

Bald wirst du höher dich in lichten Sphären fühlen. Bald wird ein Engel deine Wangen kühlen. Und schweigend wirst du auf uns niederschaun.

Zwei Silben nennen einen Tempel;

Die dritte nennt das Zauberband,

An dem dich eine höh're Hand Zum hohen leuchtenden Erempel Entwindet allem Erdentand.

Bis wir im Tempel dich Geweihten grüßen können, Laß mit dem Ganzen dich indeß prophetisch nennen.

Auflösung des Räthsels in Nro. 48. Die Thränerr.

Fruchtpreise in Calw vom 17. Juni 1843.

Kernen der Scheffel:

19 fl. 40 kr. - 18 fl. 42 kr. - 17 fl. 48 kr. Dinkel der Scheffel:

8 fl. 30 kr. - 8 fl. 16 kr. - 8 fl. 12 kr. Haber der Scheffel:

8 fl. 30 kr. - 8 fl. 3 kr. - 7 fl. 54 kr.

Redigirt gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg

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