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im mindesten abwich, so hob uns das Wasser die Beine in die Höhe und warf uns wieder auf den Rücken."
Das todte Meer wirst eine ziemlich grosse Menge Erdpech aus; auch spürt man häufig Erdbeben in dieser Gegend; was uns beweist, daß das unterirdische Feuer noch immer nicht erloschen ist.
Es hat einen bedeutenden Zufluß, denn es ergießen sich 5 Flüsse, unter welchen der Jordan der größte ist, in dasselbe, aber keinen bekannten Abfluß.
Es gibt keinen See, der mit dem tobten Meere verglichen werden könnte. Zwar gibt es Seen, die irgend eine Eigenschaft desselben mit ihm theilen, wie z. B. der Jndersee in der kirgisischen Steppe in Asien, welcher ebenfalls ein Salzsee ist und so viel Salz enthält, daß ein Reisender meint, er könnte die ganze Erde mit Salz versorgen, wenn er nicht gerade in der kirgisischen Steppe läge. Aber einen See mit allen Eigenschaften des tobten Meeres gibt es nicht und keiner macht einen so erschütternden Eindruck auf den Reisenden, wie dieser.
Muth und Liebe.
Einer der reichsten Gutsbefizer in Savona am Meerbusen von Genua, Matteo Pedamonte, stand auf dem Punkte sich zu verheirathcn, und diese Heirath bildete das Gespräch der ganzen Stadt. Luisa, seine Braut liebte ihn, aber die Familie derselben, namentlich ihre Mutter schien die Verbindung höchst ungern zu sehen.
Kurz vor dem Tage, an welchem die Liebenden getraut werden sollten, flüsterte Luisa dem Geliebten zu : „erwarte mich.diese Nacht um 12 Uhr in Deinem Hause und entferne alle Deine Dienstleute; ich werde leise an Deine Thüre klopfen; öffne mir selbst; ich muß mit Dir sprechen." Das Mädchen erschien pünktlich , und sagte zu Matteo: „ich komme zu Dir, weil ich Dich liebe, aber Dich nicht heirathen kann. Fliehe Matteo! fliehe so schnell als möglich; der Gram würde mich getödtet haben, wenn ich nicht selbst Dir hätte sagen können, daß ich deine Hand ausschlage, weil ich Dich liebe. Erinnere Dich Deines Vaters und bedenke, daß deine schöne Olivenpflanzungen sonst meinem Vater gehörten. Ich weiß, daß Dein Vater sie für Spielforderungen annahm, die er an den meinigcn zu fordern hatte, aber es ist Blut zwischen unfern Familien, Du weißt, daß Dein Vater den meinigcn im Zweikampfe getödtet hat. Meine Mutter und Brüder hassen Dich, und wünschen deinen Tod, Du kamst und batest um meine Hand; meine Mutter bewilligte sie Dir, um desto leichter ihre Rache befriedigen zu
können. Morgen sollen wir verbunden werden; von morgen an wird man Dir tropfenweise Gift reichen, um Dich allmählig zu tödten. Niemand wird sie beschuldigen; fliehe also Matteo, tritt nicht wieder in das Haus, in welchem Du Deinen Tod finden sollst; fliehe und laß mich morgen allein an den Altar treten." Nack einiger Weigerung versprach Matteo zu fliehen, weil er die Geliebte nur auf diese Weise beruhigen konnte, aber er war fest entschlossen zu bleiben, und der Gefahr zu trozen. Der Trauungstag erschien, Die Gloken klangen hell durch die Stadt; Luisa kniete bereits mit ihrer Mutter vor dem Altar und betete. Gott möge den Geliebten, den sie schon für fern hielt, mit seinem Schuze geleiten, Matteo aber erschien in der Kirche, die Trauung wurde vollzogen, und die frohe Gesellschaft begab sich in das Haus des Bräutigams, wo ein kostbares Frühstük beret stand. Ehe man sich zu demselben niedersezte, nahm Matreo seine Schwiegermutter bei Seite und sagte: ich bin der glücklichste Mensch auf Erden. Ihnen verdanke ich mein Glük. Zwar werde ich mich desselben nicht lange erfreuen, ich weiß es wohl, „aber wer gäbe nicht ein langes Leben für einen Tag beglükter Liebe bereitwillig hin. — Ich weiß, daß Sie mich vergiften wollen, und ich gebe mich ganz in Ihre Hände. Ein Anderer wäre entflohen; ich bleibe und will in der Nähe meiner Luisa sterben. — Hier ist eine Schenkung aller meiner Besizungen; sie gehören von nun an meiner Luisa. Hier ist auch ein sicher wirkendes Gift, das aber keine große Schmerzen macht und keine Spur zruük läßt; nehmen Sie cs aber bewilligen Sie mir acht Tage; acht Tage wenigstens laßen Sie, mich das Leben genießen." Die Schwiegermutter konnte diesen Worten nicht widerstehen, Thränen strömten aus ihren Augen; sie schleuderte das Gift von sich, sank Matteo in die Arme und sprach: „Vergessen wir die Tobten!"-
Das Hochzeitsfest war nun eines der heitersten, das man in Savona gefeiert hat, und die Einigkeit zwischen Matteo und seiner Schwiegermutter ist bis heute nicht getrübt worden.
Fruchtpreise in Calw vom 29. April 1843.
Kernen der Scheffel:
15 fl. 24 kr. - 14 fl. 48 kr. - 13 fl. 15 kr. Dinkel der Scheffel:
7 fl. - kr. - 6 fl. 44 kr. - 6 fl. 6 kr.
Haber der Scheffel:
7 fl. 30 kr. - 7 fl. 4 kr. - 7 fl. - kr.
Nedigirt gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg.