29 . Muts- und NnzrigMaik für den Bezirk Calw. 72. IahrglUt-.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächirer 'Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg.

Tagesneuigkeiten.

* Calw. In der Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 3. März wurde die Forterhebung der Kon sumste» er auf Fleisch und Bier auf 2 Jahre mit großer Mehrheit beschlossen.

* Calw. Die Gedenkfeier zum lOOjäh- rigen Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. wird auch in hiesiger Stadt, wie wir hören, festlich begangen werden. Am Vorabend der Feier soll auf dem hohen Felsen ein Freudenfeuer angezündet wer­den, am Festtag selbst findet ein Zug der Schuljugend und der Kriegerverrine in die Kirche und hier ein Gottesdienst statt, worauf an die Schüler auf dem Marktplatz Kümmelküchlein ausgeteilt werden. Abends wird ein Bankett mit Reden, Musik und Gesang ab­gehalten werden. Zu den Kosten der Feier haben die bürgerlichen Kollegien, von welchen die Anregung zur Erinnerungsfeier ausgeht, einen namhaften Be­trag bewilligt.

Calw. Am Samstag abend hat sich der 33jährige Wentsch von Simmozheim, der hier wegen Sittlichkeitsvergehens in Untersuchungshaft war, im Amtsgerichtsgefängnis erhängt.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger. Am 5. März ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle in Truchtelfingen, Bez. Balingen, dem Schullehrer Psüffle in Gechingen, Bez. Calw, übertragen worden.

Nagold, 5. März. Ein schweres Unglück erreignete sich heute Nachmittag im Magazin des Hrn. E. Gras; ein 15jähr. Lehrling des Wendenfabrikanten Benz, Sohn des Benjamin Sreger, Straßenwarts in Nohrdorf, hatte an einem schwerbelasteten Regal zu thun, als dieses plötzlich einstürzte und den Un­glücklichen erschlug.

Herrenberg, 3. März. sWeh- und Pferde- rnarkt.s Aufgestellt:- ,43 Haar Ochsen, 234 Kühe, 379 Stück Jungvieh, außerdem 165 Pferde und Fohlen. Nutzvieh und junges Fettvieh waren gut verkäuflich, der Handel in Ochsen war flau, alte Kühe unver­käuflich. Die Preise waren etwas gedrückt, wohl ein Zeichen des allgemeinen Geldmangels. An Pferden sowohl als an Fohlen waren teilweise Prachtexemplare zugeführt und wurde auch, trotzdem nicht so viele Exemplare als am letzten Pferdemarkt aufgestellt waren, sehr lebhaft gehandelt. Der wieder neu ein­geführte Pferdemarkt scheint sich gut zu bewähren, viele Käufer und Verkäufer ziehen den hies. Platz doch einer weiten Reise auf einen Pferdemarkt vor,^

Heilbronn, 7. März. Ein Franzose, seines Zeichens ein Schlosser, stürzte gestern abend von einem leichteren Blutsturz betroffen auf dem Trottoir der Äramstraße nieder. Der fast Leblose wurde sofort in ärztliche Behandlung genommen und in den Spital verbracht. In vergangener Nacht wurden wieder durch bübische Hand verschiedene Firmaschilder mit Lack überstrichen, darunter auch der eines Arztes. Einem Werkmeister wurde auf dem Arbeitsplatz von einem schweren Karren die Räder herausgemacht und in das Ackerfeld geworfen. Die Thäter sind noch nicht ermittelt. Vergangenes Jahr hat bekanntlich

Dienstag, den 9. Mär; 1897.

eine Gesellschaft bestehend aus 3 Männern auf dem Bahnhof und an andem Orten eine ganze Reihe von Diebstählen ausgeführt und man mußte sich wundern, welche Vorräte von Lebensmitteln aller Art, die alle gestohlen waren, bei den Thätern vorgefundcn wurden. Heute wurde die Gesellschaft vor der K. Strafkammer verhandelt und der Hauptbeschuldigte erhielt eine Zucht­hausstrafe von 3 Jahr 6 Monaten, 7 Jahre Verlust der Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiaufsicht; dessen Frau 1 Jahr Zuchthaus wegen Hehlerei, der 2. Hauptbeschuldigte l Jahr Gefängnis, dessen Frau 3 Wochen, und der 3. im Bunde 9 Monate Gefängnis.

Gmünd, 5. März. Gestern versuchte ein durchreisender Handwerksbursche im Glockengäßchen einzubrechen, er wurde aber lt. .Remsztg." durch die Hausbewohner, welche sofort Schutzleute benachrichtig­ten, verscheucht. Dem Polizeiwachtmeister R. gelang es mit Hilfe zweier Schutzleute den Einbrecher in einer hies. Wirtschaft abzufassen und nach heftigem Widerstand zu verhaften. Auf dem Transport nach der Polizeiwache wiedersetzte sich der Inhaftierte in gröbster Weise, so daß er auf der Wache, wo er sich wie toll geberdete, geschloffen werden mußte. Der­selbe wurde heute früh dem Kgl. Amtsgericht über­geben. Er stammt aus Böhmen und ist, wie es scheint, ein ganz gefährliches Individuum.

Göppingen, 7. März. Einen gesegneten Appetit entwickelte lautGöpp. Wb.- gestern ein Bediensteter eines hiesigen Kohlengeschäfts, indem es ihm gelang, in der unglaublich kurzen Zeit von einer Viertelstunde 13 Lsberwürste und 3 Brote zum Vesper zu vertilgen. Die Würste hatten eine Länge von 2,16 Metern. Bei einer in Gruibingen statt­gehabten Auktion, brach infolge Ueberlastung der Boden im Hausflur, wobei 15 Personen in den da­runter befindlichen Stall stürzten, glücklicherweise ohne Schaden zu nehmen.

Ulm. 6. März. Ueber die Verhandlungen der Stadt Ulm mit dem königlich preußischen Kriegs­ministerium wird nun amtlich mitgeteilt, daß letzteres vor Eintritt in die Erörterung der Frage über die käufliche Ueberlassung der Festungswerke der Haupt- umwallung linken Ufers (also nördliches und west­liches) zu wissen wünscht, welche Geldsumme seitens der Stadt für Erwerbung der Umwallung in Aus­sicht genommen ist, da durch den Verkauf die Mittel für Herstellung der als erforderlich erachteten Ersatz­anlagen verfügbar werden müsse. Eine neue Um­wallung, wie um Mainz und Köln, wird nicht ge­schaffen werden, sondern eine Verstärkung der Außen- Linien der Festung eintreten. Das überbaubare Ge­biet auf den Markungen Ulm und Söflingen würde sich um 1000 Morgen vermehren und die Stadt Ulm 300 Morgen des bisherigen Festungsgebäudes in ihr Eigentum bekommen. Die Stadt Ulm bietet nun für das ihr zufallende FestungSterrain im Westen und Norden unter einer Reihe von Voraussetzungen und Bedingungen 3 Millionen Mark. Die Niederlegung der Wälle würde, wenn der Kaufvertrag mit dem preuß. Kriegsministerium zu stände kommt, je nach Bedarf nur allmählich erfolgen.

Ebingen, 5. März. Gestern Abend nach 8 Uhr stießen auf der Truchtelfinger-Straße zwei

BterleljLhrlicher Lßonnement»prri» in der Stadt ML 1. IO in« Hau« gebracht, ML 1. LL Lurch die Post bezogen i«

Außer Bezirk ML 1. SS.

Einspännerfuhrwerke derart aufeinander, daß dem Pferd des einen Wagens die Deichsel vom andere» Fuhrwerk tief in die Brust eindrang. Das verletzte Pferd, welches einen Wert von gegen 800 hatte, ist sofort verendet. Wer die meiste Schuld an dem Unfall hat, ist noch nicht genau festgestellt.

Vom Oberland, 7. März. Ueber die freche Umgehung der neuen Gewerbegesetznovelle schreibt mm» dem Oberschwäb. An;. Bekanntlich sind vom Verbot des Detailreisens einige Branchen ausgenommen: Wäsche, Wein und Nähmaschinen. Natürlich Aus­nahmen müssen immer gemacht werden und sie habe» dann das Gute, daß sie niemand wehe thun. Man will einer kleinen Minorität nicht weh thun, und schädigt dadurch die Gesamtheit, hebt die ganze wohk- thätige Wirkung des Gesetzes auf. So will eS halt die soziale Weisheit! Ein Zizarrenreisender besuchte vor einigen Tagen einen Herrn, d. h. nein, kein Zigarrenreisender, denn das war er bis zum 1. Jan. 1897, jetzt reist er in Wein, das ist einAusnahme« artikel- und Zigarren offeriert er nur, wenn man eS wünscht. Er sagte, daß er sich bei dem Gesetze ganz wohl fühle. Alle betroffenen Branchen hätten «ine» Ausweg gefunden. Die Kleiderbranche hätte sich jetzt auch Wäsche beigelegt, der Kleiderreffende vom vorige» Jahr reist jetzt auf Manchetten, der Zigarrenreisend« auf Wein rc. Damit ikt die Wirkung des Gesetzes gleich Null. Als ob Wein und Wäsche solche Ar­tikel wären, welche man nur von Hausierern i» Glacehandschuhen und Frack beziehen könnte!?

An den Landtag sind folgende Einläufe eingelangt:

Bitte der Eisenbahnkomites Gerstetten w» Erbauung einer Albbahn Amste tt enGerstette» Herbrecht in gen. Eingabe des Eisenbahn- komites GeislingenWiesensteig um Er­bauung einer schmalspurigen Stichbahn von G eiS- lingen a. St. nach Wiesensteig. Eingabe d^ Eisenbahnkomites Urach betr. den Eisenbahnba» UrachMün singen und die Verstaat­lichung der Ermsthalbahn. Erklärung der Gemeindekollegien in.Reutlingen auf die Ent­gegnung des Eisenbahnkomites Urach, betr. de» Albaufstieg UrachMünsingen. Bitte der Gemeind« Möckmühl um Anschluß der Jagstthalbahn in Möckmühl statt in Züttlingen. Eingabe der Eisen- bahnkomite's von Ehingen und Laupheim, sowie der Gemeinden Oberbalzheim, Burgrieden, Schwendj, Roth, Wain, Sießen u. a., wegen einer Eisenbahn EhingenLau p heimJllertissen. Bitte des Eisenbahnkomites GöppingenGmünd um Erbauung einer Eisenbahn von Göppingen nach Gmünd. Bitte der verein. Bauhandwerker in Pliezhausen um ermäßigte Eisenbahnfahrge­bühren nach Cannstatt und Stuttgart. Bitte der Gemeinde Schorndorf um Anschluß der Welz« heimer Eisenbahn in Schorndorf und nicht Lorch. Bitte der Gemeindekollegien in Dürrmenz-Mühlacker und 6 weiterer Gemeinden betr. den Anschluß d«r Zabergäubahn in Mühlacker. Bitte der Kollaboratoren um Besserstellung entsprechend den den Volksschullehrern bewilligten Verbeffer» ungen. Bitte der Postsekretär« um A«S«