704
"ei
«in Fortschritt gegen früher zu bemerken. Daß die Vorübungen zu den einzelnen Arbeiten nicht immer genügend betrieben werden, mag wohl weniger am Lehrer als an den Schülern und Eltern liegen, die nur zu bald auf Anfertigung brauchbarer, nützlicher Gegenstände dringen. Man steht an den Arbeiten, die ja nicht von Künstlern, sondern meistens von 8 bis 14jährigen Knaben gefertigt sind, dieses Unterrichtsfach übt nicht bloß Hand und Auge, nein, es fordert auch eine gewisse Willensanstrengung und Aufmerksamkeit. Es wäre daher für das weitere Gedeihen der guten Sache zu wünschen, daß das Interesse für dieses neueste Unterrichtsfach noch allgemeiner würde. Um womöglich ein vollständiges Bild zu bieten von dem, was in diesem Unterricht erreicht werden kann und soll, waren der hiesigen Ausstellung auch der Lehrgang in den Hobelbankarbeiten (angefertigt von Herrn Lehrer Bitz in Neuenbürg und von Papparbeiten (ausgeführt von Herr Lehrer Fischer) beigefügt. Auch die Laubsägearbeiten (ausgeführt von Herrn Pfarrer Fischer in Münklingen) wollten zeigen, daß bei entsprechenden Aufwand auch auf diesem Gebiet manches zu erreichen wäre. Herr Lehrer Fischer verdient mit seinen Erfolgen und dem schönen Aran- gement der Ausstellung entschieden alles Lob.
^ Holzbronn, 17. Dezbr. Heute feierte
Kronenwirt Conath hier sein 35jähriges Jubiläum als Gemeinderat, zu welchem Zwecke sich die bürgerlichen Kollegien, sowie eine große Anzahl Bürger und Bekannte von hier und auswärts in der Krone hier versammelt hatten. Gemeinderat Wacker überreichte dem Jubilar im Namen des Gemeinderats ein schönes Deckelglas. Durch Gesang sowie verschiedene meist sehr humorvolle Ansprachen und Toaste, in welchen die seitherige Thätigkeit des Gefeierten im Dienste der Gemeinde in gebührender Weise zum Ausdruck gebracht wurde, gestaltete sich die Feier sehr lebhaft und verlief in schöner harmonischer Weise. Möge dem Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre zum Wohl der Gemeinde beitragen und wirken zu können!
Nagold, 3V. Dez. Von einem schweren Ln- glück wurde gestern die Familie des Metzgermeisters Maier betroffen. Das 3jährige Knäblein derselben fuhr auf einem Bergschlitten unter die Räder eines schwerbeladenen Wagens und wurde überfahren. Das Kind war sofort tot. Den schwergeprüften Eltern wendet sich die allgemeine Teilnahme zu. Den Fuhrmann trifft keine Schuld.
Stuttgart, 30 Dez. (Eisenbahnsache. — Amtliche Mitteilung.) Während bisher Karten für den Schnellzugszuschlaz nur auf den Schncllzugs- Anhaltstationen selbst und auf einzelnen Stationen der Ssitenbahnen ausgegeben worden sind, ist nunmehr dis Einrichtung getroffen worden, daß Schnellzugszuschlagkarten auf sämtlichen würt- temb. Eisenbahnstationen (mit Ausnahme der Haltepunkte) zurAusgabe kommen. Diese Einrichtung ermöglicht, daß dis Zuschlagskarte für eine im Bereich der württsmb. V rwaltung mittels eines
Schnellzugs zurückzulegende Strecke nach Wunsch des Reisenden aus jeder Ausgangsstation, auch wenn diese an einer von Schnellzügen nicht befahrenen Linie liegt, verabfolgt werden kann, und es soll durch die Ausgabe dieser Zuschlagskarten der Zukauf erst auf der Uebergangsstation, von welcher ab der Schnellzug benützt werden will, thunlich eingeschränkt werden. — Auf diese Neuerung wird hicmit aufmerksam gemacht. Es dürfte im Interesse der Reisenden, welche die Fahrt mit einem Personenzug antreten und auf einen anschließenden Schnellzug unterwegs übergehen wollen, gelegen sein, die Zuschlagkarte für die im Schnellzug zurückzulegende Strecke schon auf der ursprünglichen Ausgangsstation zu verlangen. Inhaber von Rückfahrkarten, mit denen die Heimreise ebenfalls im Schnellzug zurückgelegt werden will, können die Zuschlagkarte für die betr. Schnellzugsstrecke gleichzeitig für die Hin- und Rückfahrt auf der Ausgangsstation lösen.
Jsny, 17. Dez. Kaum haben wir hier oben seit gestern die erste Schneebahn im heurigen Winter, so hat auch schon eine Schlittenfahrt einen Unglücksfall im Gefolge gehabt. Als der hiesige Käsereibesitzer Jmmler gestern nachmittag seine 70 Jahre alte Schwiegermutter Frau I. Weh von naher Ortschaft, mit Schlitten nach Hause bringen wollte, wurden die Insassen infolge Scheuwerdens der Pferde aus dem Schlitten geschleudert, wobei die Frau 3 so schwere Kopfwunden erhielt, daß ihr sofort das Sakrament der letzten Oelung gespendet werden mußte.
Pforzheim, 19. Dez. Man liest zur jüngsten Krankheit unseres Großherzogs in badischen Blättern: Wie nachträglich bekannt wird, ist der Krankheitszustand unseres Großherzogs etwa 4 Tage lang gefährlicher gewesen, als dies die offiziellen Berichte erkennen ließen. Da die Tochter deS Großherzogs, die Kronprinzessin von Schweden, welche ja selbst fortwährend leidend ist, Karlsruher Zeitungen liest, erfolgten diemöglichstberuhigen- d«n Veröffentlichungen auf Wunsch des hohen Patienten, um seiner Tochter gefähiliche Aufregungen zu ersparen. Der Großherzog hat sich seine Krankheit offenbar durch die Strapazen, deyen er sich bei seiner Jubelfeier und bei den gleichzeitigen Manövern unterzog, zugezogen. Schon im Jahre 1891 verfiel er durch eine heftige Erkältung, die er sich bei den Manövern im Kreis Lörrach holte, in eine lebensgefährliche Krankheit. Vollständig durchnäßt erbat er sich damals in dem Wirtshaus des Dorfes Map - pach ein Zimmer zum Umkleiden, er wurde aber, da der Wirt den hohen Gast nicht kannte, abgewiesen, weil das Zimmer besetzt war und ein anderes angeblich — nicht zur Verfügung stand. Im strömenden Regen und vom Winde durchschüttelt ritt er dann, ganz vornüber auf das Pferd gebeugt, nach Lörrach zurück, woraus fast unmittelbar die Krankheit einsetzte, die ihn hart an den Rand des Grabes brachte, sodoß eines Tages die „Karlsr. Z." schon
den, ob Herr Bodmer im Lauf« des T,geS Nachrichten empfangen, die ihn zu einer so eckigen Abreise veranlaff-n konnten?'
»Die Posttasche wurde hereingebracht, und da mein Vater abwesend war, von Herrn Bodmer geöffnet, >k befanden sich zwei Briefe für ihn darin."
»Schien er sehr erregt be m Lesen derselben?'
.Er laS sie nicht; er hat viel zu gute Manieren, um in unserer Gegenwart einen Brief zu öffnen und zu lesen." antwortete daS junge Mädchen ; ihr Ton klang fitzt ein kl in wenig schnippisch, doch sofort verfiel sie in die tiefste Traurigkeit und fleht«: Herr Amtsrichter, taffen Sie sich nicht von einem zufälligen Zusammentr>ffen von Umfiä'rdrn verleiten, ei,.en so «ntsetzluhen Verdacht auf einen Unschuldigen zu werfen!"
.DaS werde ich nicht,' verfitzte der Amtsrichter, .aber es gibt doch nur zwei Mögliäk iten: entweder Hot eine ftrmde Hand Ihrer Schwester das G ft gereicht
oder —"
»Es gibt noch eine brüte: cS hat eine verhängnisvolle Verwechslung statt- gesunden." unterbrach sie ihn.
,DaS rst sehr unwahrlcheinlrch!" fiel er lebhaft ein, erkannte aber sofort die Grausamkeit, sich m t dem ti ferschütterten Mädchen auf einen solchen Sire t cinzu- li-ssen und fügte tröstend h nzu: .Ich hoffe die Untersuchung soll darüb.r L cht verbleuen; für fitzt wll ich Ihnen nicht weiter beschwerlich fallen."
Er gele tete die Wauk nde aus der Thür und setzte sein Verhör mit den Hausgenossen so t, wobei dann roch allerlei Einzelheiten zu Tag« kamen, welche für einen scharfsinnigen Juristen sich zu Gliedern einer Kette gestalteten.
E n Gäitnerg Hilfe hatte gesehen, daß der Hausierer und Fräulein Adelheid, nachd-m die Baronin und H ldegard den Garten verlast n. ein sehr erregtes Gespräch m t ewüner geführt hatten, worauf daS Fräalsia sortgestürzt sei. ES sei ihm vor- gekomm.n, als habe Hrr Bodmer mt der Hand gedroht, er hätte jedoch seinen Klugen »acht getraut, da er doch immer ein so seiner Herr gewesen sei. Einige von
glaubte, die Bevölkerung auf sein Hinscheiden vorbereiten zu sollen. Nur durch die energischen Mittel wurde die dem völligen Erlöschen nahe Lebensfunktion wieder angefacht.
Breiten, 17. Dezbr. Die Vorarbeiten zum Melanchthonjubiläum am 16. Februar 1897 schreiten rüstig vorwärts. Die Stadtgemeinde Breiten, welche mit erheblichen Opfern das an der Geburtsstätte Melanchthons stehende, stattliche, aber sehr baufällige Haus ankaufte, hat dasselbe bereits größtenteils abbrechen lasten; noch wenige Tage, und ein weiter geebneter Platz wird bereit gemacht sein, um auf ihn am 16. Februar k. I. den Grundstein zn dem geplanten Gedächtnisbau zu legen. Am 38. Dez., mittags 3 Uhr findet auf dem Rathause hier eine Generalversammlung der Mitglieder des Vereins zur Erbauung eines Melanchthongedächtnishauses statt, — der Großherzog ist bekanntlich Protektor des Vereins, — in welcher über die definitive Annahme des von Professor Vollmer in Berlin gefertigten Bauplans beschlossen werden soll. Wohl sind in letzter Zeit die Gaben zu dem geplanten Jubiläumswerk reichlicher geflossen, darunter neben Sammlungserträgnissen auch größere Beiträge von Einzelpersonen. Die Einwohner BrettenS haben aus ihren eigenen Kreisen mehrere tausend Mark aufgebracht. Wenn aber trotzdem erst etwa 17,090 Mark im Besitze des Vereins sind, ist klar, daß das Meiste noch zu geschehen hat. Es wird daher erneut an die ganze evangelische Christenheit die Bitte gerichtet, mitzuhelfen an dem Werke, das dem Gedächtnis des großen Reformators, des Lehrers Deutschlands, errichtet werden soll. Gaben werderr erbeten an die Kassierer des Vereins, Herrn Abgeordneten Kögler unv Herrn Stadtrat Wörner, beide in Breiten.
Mannheim, 19. Dezbr. Der Hausbursche eines Mainzer Geschäftes erhielt am Freitag nachmittag 3300 mit dem Auftrag, dieselben einzupacken und an eine hiesige Firma einzusenden. Der Bursche entledigte sich seines Auftrages anscheinend gewissenhaft, er brachte seinem Prinzipal den ihm von der Post eingehändigten Einzahlungsschein. Mittlerweile hatte auch die Firma die Absendung der Summe dem Empfänger in Mannheim angezeigt. Am Samstag Morgen kam der Hausbursche nicht in das Geschäft, dafür traf aber ein Brief von der Mannheimer Firma ein, die berichtete, daß ihr wohl am Samstag Morgen ein eingeschriebener Geldbrief mit einem angeblichen Inhalt von 3300 Mark von der Post eingehändigt worden sei, daß sich in dem Brief aber nur wertloses Papier befunden hätte. Der Hausbursche hatte wertloses Papier in das Geldpackel hineingesteckt. Hausbursche Erlenbach wird steckbrieflich verfolgt.
IdrlLrä-Ssiae SS kk.
— xorto- uncl oreusrkrei ins Kaue an Private. Muster umgehend.
Lvicksn-sssdnsign 6. fiiknnsdvng stullloil.s lüi-iok^
den Mägden wollten während der Nacht zu verschiedenen Zeiten auf dem Gange leises Hin- und Hergehen, auch daS vorsichtige Oeffaen und Schließen von Thüren vernommen haben, sie waren jedoch zu verschlafen gewesen, um genauer darauf zu achten, und konnten auch nicht sagen, um welche Stunde cs gewesen sei; di« ein- z ge bestimmte Angabe betreffs der Zeit machte der Diener, welcher Bodmer um vier Uhr morgens hatte die Hintertreppe herunter kommen sehen.
Wurde von Hildegard und von Fritz Bodmers Unschuld in leidenschaftlicher Weise beteuert, konnte der Baron sich nicht entschließen, den HauSleher für einer» Verbrecher zu halten, und lautete das Z-ugnis der Leute im allgemeinen günstig für ihn, so traten Bodo von Letten und der Rittmeister von Warnbrck als seine entschied! nen Ankläger auf. Der elftere er Hätte, er habe stets ein M ßtrauen gegen Bodmer gehabt, der sich durch allerlei Künste in die Gunst seiner Eltern zu schmeicheln gewußt und auch Adelheid zu umgarnen gesucht habe; er häite eS darauf abgesehen gehabt, der Schwiegersohn deS BaronS zu werden, und seine Bemühungen ivären auch nicht erfolglos gewesen. Seine Schwester habe es sich in den Kopf gesetzt gehabt, den Hauslehrer zu heiraten, deshalb hätte sie den Rttmeister zweimal abgewiesen.
Der Amtsrichter machte dem Lieutenant einen Einwurf, daß der Baron davon nichts erwähnt Hab«.
Bodo lachte. .AIS ob mein Vater daS gewußt oder geglaubt hätte. wenn eS ihm j mand gesagt hätte; der war ja blind eingenomm n für seinen Hrn vr. Bodmer und ist eS heute noch. Ich had's versucht und bin übel angelaufen."
»Aber die Frau Baronin; eine Mutter steht in solchen Dingen doch scharf."
.Auch sie war durch den Heuchler verblendet, und als ihr die Augen aufgingen, da sch ckte sie lieber die Schwester fort, um Fritz seinen unerfitzlichen Lehrer nicht zu entziehen. Adelheids Krankheit im vorigen Herbst gab den besten Vorwand dazu; als Adelheid zurückkehrte, erschien Bodmer unschädlich, denn sie halte sich mit. Warnbeck verlobt." (Forts, folgt.)