Einzelheiten des Experiments erklären und dankte dem Redner huldvollst, der auch vom übrigen Auditorium selbstverständlich den reichsten Beifall erntete.

Stuttgart, 18. Juli. In der Militär­schwimmschule bei Berg hatte gestern nachmittag eine Abteilung Infanterie der hiesigen Garnison Schwimm­übungen in voller Ausrüstung vorzunehmen. Ein Soldat, der mit knapper Not das erstemal den Neckar durchschwommen hatte, wurde durch seinen Vorgesetzten zu einem zweitenmale veranlaßt, hiebei ertrank der Soldat und wurde erst nach ^/« Stunden als Leiche aufgefunden. Es soll bereits strenge Untersuchung «mgeleitet sein.

Stuttgart, 18. Juli. Nach zuverlässigen Mitteilungen ist der vormalige Zuchthausgefangene Rebmann von Fellbach gestern aus der Irren, anstatt für Unheilbare in Zwiefalten entsprungen. Rebmann ist derselbe, welcher bekanntlich vor einigen Jahren im hies. Zuchthaus den Aufseher Konzi meuchlings überfallen und mit einem Brotmesser lebensgefährlich verletzt hat, so daß derselbe dienst­unfähig wurde; er wurde damals nicht vor Gericht gestellt, sondern nach Zwiefalten verbracht.

Stuttgart, 19. Juli. Heute fand die 2. Vorfeier rum 5. deutschen Sängerbundesfcst statt. Um 4 Uhr begann in der riesigen Festhalle die Ge. Gesangs- und Akustikprobe, bei der ca 300 Sänger hiesiger und benachbarter Vereine unter Leitung von Prof. W. Foerstler sowie das Musikkorps des 7. Inf. Reg. mitwirktcn. Tausende, es mögen 1315 OVO Personen gewesen sein, hatten sich zu dieser Probe eingefundcn und lauschten den Vorträgen der Sänger und der Musikkapelle. Die Akustik der Halle bewährte sich vortrefflich, insbesondere bei den Gesangsvorträgen der Sängerchöre, während sich bei Piano-Stellen der Vorträge der Musikkapelle die Töne in der riesigen Halle fast ganz verloren; das Programm enthielt 16 Nummern. Besonders gelungen find die Gesangsvorträge:Jetzt gang i an's Brün- nele",Deutscher Wahlspruch" unddie Heimat". Draußen in den kgl. Anlagen herrschte Volksfestartiges Treiben: 3 vollständige Regiments-Musikkorps konzcr- tirten in Musikpavillons, dazu kamen die verschiedenen Drehorgeln, das Gläsergeklirr und das Summen der Stimmen aus den Bierzelten u. s. w., kurzum man hätte glauben können, man befinde sich auf dem Volks­fest, wenn nur nicht die bekannten Sauerkrout-Düfte so störend gefehlt hätten.

Cannstatt, 19. Juli. Der aus der Irren­anstalt Zwiefalten ausgebrochene Mörder Rebmann von Fellbach wurde gestern hier auf dem Wasen ge­sehen, aber da kein Schutzmann in der Nähe war, wagten es die ihn Erkennenden nicht, den äußerst ge­fährlichen Menschen anzuhalten und dingfest zu machen. Dre Landjägermannschaft fahndet eifrig auf ihn und hat sich schon von vornherein mit dem Gedanken ver­traut gemacht, einen Kampf auf Tod und Leben niit ihm zu bestehen.

Eßlingen, 17. Juli. Oberbürgermeister Dr. MÜlberger läßt das durch die Blätter gehende Gerücht, das zuerst imBerl. Tagebl." kam, seine Frau, die berühmte Sängerin Leisingcr, werde wieder zum Theater zurückkehren, als ein unsinniges und albernes Geschwätz aufs entschiedenste dementircn.

Heilbronn, 18. Juli. Schon wieder ein schwerer Unglücksfall. Am evangelischen Kirchenbau auf dem Kaiser-Wilhelms-Platz wollten gestern Abend 3 Zimmerleute ein Gerüst aufschlagen. Plötzlich fiel aus einer Höhe von etwa 15m eine eiserne Klammer herunter und traf den Zimmermann Rode so un­glücklich auf den Kopf, daß derselbe einen Schädel­bruch erlitt und schwer vertttzt in das Spital verbracht werden mußte.

Pforzheim, 17. Juli. Bei der durch den Bürgerausschuß vorgenommenen Wahl des geschäfts- leitenden Vorstandes der aus 5 Personen zu bestehen hat, ergab sich das überraschende Resultat, daß Herr Bankdirektor Aug. Kayser, der lange Jahre das Rathaus und mit diesem die Bürgerschaft beherrschte, nicht mehr in den Vorstand gewählt wurde. Kayser war stets Vorsitzender des geschäftsleitenden Vor­standes und es mag ihm sonderbar Vorkommen, künftig­hin nur als einfaches Stadtverordnetenmitglied den Sitzungen anwohnen zu dürfen. Die Sozialdemokratie hat zum ersten Male Vertretung im Vorstande ge­funden, indem ihr Parteigenosse, Fässer Strotz, mit 86 von 93 abgegebenen Stimmen in denselben gewählt wurde. Die Sozialdemokraten werden künftig­hin auch im Stadtrat, der vom Bürgerausschuß am 30. ds. Mts. zur Hälfte neugewählt wird, vertreten sein. Wie wir hören, sind ihnen in Folge eines Kompromisses 3 Stadträte von den übrigen Parteien bewilligt" worden. Eine hübsche Illustration zu dem Kartell, das anläßlich der letzten Bürgerausschußwahl von sämtlichen nicht sozialdemokratischen Parteien gegenüber den Sozialdemokraten abgeschlossen wurde!

Pforzheim, 18. Juli. DieKraichg. Zeitung" schreibt:Bruchsal, 17. Juli. Ein peinlich berührendes Vorkommnis, über das wir, ohne uns der Parteilichkeit schuldig zu machen, nicht wohl mit Stillschweigen hinweggehen können, ist das Ver­schwinden des vor einigen Monaten von Pforzheim hieher versetzten Notars Korn. Derselbe ist vor etwa 14 Tagen unbekannt wohin verreist, und zwar aus Gründen, die sehr schwerwiegender Natur sein müssen/ da er in verschiedenen badischen und außer­badischen Fahndungsblättern ausgeschrieben ist."

Lahr, 17. Juli. Der Tabak, dieser für unsere Stadt so überaus wichtige Luxusartikel, kann in diesem Jahre auch ein Jubiläum feiern. Es war im Jahre 1496, als ein spanischer Mönch namens Roman Pano, der sich der Entdcckungsexpedition des Christoph Kolumbus angeschlossen hatte, auf Domingo, in der Provinz Tabago, den Tabak kennen lernte und über die Pflanze und chre Verwendung bei den Ein­geborenen den ersten Bericht nach Europa gelangen ließ. Der Tabak galt anfänglich als Arzneimittel, bald aber wurde er auch zum Rauchen Tabak­trinken nannte man das früher verwendet. Es sind somit 400 Jahre verflossen, seit das Labsal der Raucher, Schnupfer und Kauer in Europa seinen Einzug gehalten hat.

Pas sau, 13. Juli. Von einem seltenen Un­glück wurde gestern nachmittag der Polizei-Osfiziant Kölbl und seine Familie betroffen. Er machte, wie dieDonau-Ztg." erfährt, mit Frau und drei Kindern (zwei in einem Wägelchen) einen Spaziergang durch

das Mühlthal gegen Saming. An der Straße wollte ein Mann einen Bienenschwarm fassen«, welcher aber davonflog und die Famlie Kölbl überfiel. Der Offi­ziant würbe jämmerlich zugerichtet, auch die Frau, sin - etwa 5jähriges Töchtlerlein und die zwei Kinder im - Wagen arg verletzt. Herr Kölbl hatte die Geistes­gegenwart und stürzte sich in einen nahen Bach, das Gesicht dicht mit Lehm bestreichend, auch den Seinigen kam er auf diese Weise zu Hilfe. Man mußte den Offizianten von der Innstadt aus per Wagen heim­bringen, die Frau und die Kinder wurden ebenfalls heimbegleitet. Eine weitere Gefahr soll für das Leben des Herrn Kölbl und der Seinigen nicht bestehen.

Dermischles.

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß man, wenn eine Schuld bezahlt ist, dem Gläubiger, der den Betrag nochmals fordert, nicht zu ant­worten brauche. Ein Gerichtserkenntnis aus jüngsten Tagen beweist dies. Eine Firma in Straß­burg hatte bei einer Tuchhandlung K. in Konstanz einen Posten zu fordern, der an den Reisenden der Straßburger Firma bezahlt wurde. Der Reisende trat aus und kurz darauf mahnte die Straßburger Firma den K. Letzterer, im Besitz der Quittung, ließ sowohl dieses als zwei andere Schreiben un­beantwortet, worauf die Straßburger Firma durch einen Anwalt Klage erhob. Beim Termin legte K. die Quittung vor. Die Straßburger Firma wurde nun zwar mit ihrer Forderung abgewiesen, doch wurde K. in sämtliche beträchtliche Kosten einschließlich der Anwaltskosten verurteilt, da er der Firma die Sach­lage hätte mitteilen sollen. Er habe deshalb selbst: die Klage verschuldet.

Dieser Tage passierte zwei Handelsleuten vom Lande ein allerdings selbstverschuldetes Malheur. Sie waren in Heidelberg und als sie dort einige Schoppen über den Durst getrunken hatten, kam ihnen die Lust zum Utzen. Da begegnete der eine einem Mann, welcher einen Elephanten zur Schau stellte. Diesem bot er 400 ^ dafür. Der Komödienmann war aber nicht auf den Kopf gefallen und schlug ein. Alles Einreden, der Bieter habe sich nur einen Scherz erlaubt, half nichts. Schließlich ließ sich der Ver­käufer mit 100 ^ abfinden und der vorwitzige Mann ist jetzt nicht nur seinen Elephanten, sondern auch noch 100 los. Sein Leidensgefährte ist ein Handelsmann aus einem anderen Ort. Derselbe bot auf ein Karoussel 1000 ^ und erhielt es gleichfalls für diese Summe zugeschlagen. Er unterhandelt jetzt wegen Rückgängigmachung des Kaufs, ob mit Erfolg, bleibt abzuwarten. Jedenfalls muß auch er Haare lassen.

Dem aus der Pschorrbräuaffaire bekannten Sergeanten Zech ist die erneute Kapitulierung nicht gestattet worden.

In Kreuzlingcn brannte am Don­nerstag früh das große HotelHelvetia" gänzlich ad.

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zu habe». Das hatte er kann, um keine Zeit zu verlieren, eingepockt und in der l Brusttosche des Pelzes unterg, bracht. Ein schlimmer Verlust; war es koch nicht zu ermessen, in welcher Weise der Vagabund diese Beute mißbrauchen konnte! Dann aber sagte sich Jobst Clamor, daß der Uebelihäter weder die Bedeutung dcS Bildes kenne, noch wagen dürfe, sich noch dem eben vollbrachten Naubanfall in der Gegend von Hoher-Moor zu zeigen. Ebensowenig durste aber auch Jobst Clamor daran denken, ihn verfolgen zu lassen. Mißmutig rosste er seine Reisetasche auf und stieg die letzten Felsen stufen hinan. Ein klein, s, kahles Hochplateau nahm ihn auf; in Büchsenschußweite log das arme, von Bergleuten und Holzhauern bewohnte Schäfer­dorf vor ihm, und am Fuße des nach dieser Seite sanft abfallenden Berges schimmerten die Eignallaternen der Eisenbahnstation Eisenhof.

6 .

Endlich war der Zug signalifirt. Wie eine Ewigkeit war Jobst Clamor die Zeit des Wartens erschienen. Wiederholt hatten ihn die fragenden Blicke, die sich seinem Winkel in dem spärlich erleuchteten Passagierzimmer zuwendeten, Hinausgetrieben, und er war, die Nähe der Laternen vermeidend, draußen auf und ab gegangen, bis ihn Ermüdung zwang, ins HouS zurückzukehren. Den Hut tief in dir Stirn drückend, so daß der obere Teil seines Gesichts davon beschattet war, indcß Kinn und Mund sich in dem mehrfach umgeschlungcmn Jogdshowl verbargen, hatte er am Schotter zwei BilletS nach dem rächsten aufwärts liegenden Bergfiädtchen gelöst und stand nun, dem Zuge entgegensetzend, in fieberhafter Erregung am Ende des Perrons.

Jetzt kam das Ungeheuer mit den Feueraugen herangebraust, ein kleiner Zug nur, der an dem Wartenden vorüberschoß, um am oberen Ende des Perrons zu halten. Jobst Clamor eilte nach; Thürrn wurden aufgrrissen.Zwei Minuten Aufenthalt!" schrieen die Schaffner. Eine schlanke Frau sprang vom Trittbrett nieder und nahm ein längliches, von einem Plaid umhülltes Packet in Empfang, das ihr sorgfältig zugereicht wurde. Jobst Clamor trat zu ihr.

Jobst!" schrie sie auf; er aber faßte unsanft ihren Arm.

Still, um Gottes willen!" flüsterte er.Steig' wieder ein, wir fahren weiter."

Weiter? Wohin?" rief sie bestürzt, und das Kind, das erwacht war. begann zu weinen, aber Jobst Clamor hatte jetzt nicht Zeit für sein Herzblatt.

Steig' ein! Steig' ein!" rief er ungeduldig, half Regine in das Coups ^ zurück und wollte ihr folgen. Aber es war ein überfülltes Frauencoupö; er hatte eben noch Zeit, ihr das Billet zu geben und im nächsten Wagen einzusteigen, als eS fortging.

Erst jetzt kam Regine zur Besinnung, und während sie das weinende Kind zu beruhigen suchte, machte sie sich Vorwürfe, Jobst Clamors Anordnungen keinen Widerstand geleistet zu haben. WaS sollt« das alles? WaS wollte er in dem Neste, dessen Namen auf der Fahrkarte stand? Wie konnte er eS verantworten, sie mit dem Kinde nach der langen, anstrengenden Tagesfahrt noch weiter in Nacht und Kälte hinauSzusch'cken? Dazu peinigten sie die neugierig-erstaunten Blicke der Mitreisenden und noch mehr die Besorgnis, Zweck und Ziel ihrer Reise verfehlt zu haben. Aber das durste nicht so bleiben. War es Jobst gelungen, sie heute zrr überrumpeln, morgen, das gelobte sie sich selbst, wollte sie mit verdoppelter Ent­schiedenheit auf ihr Verlangen zurückkommen, und nicht Nachlassen, bis sie sein Zaudern besiegt und die Einführung in sein Vaterhaus erzwungen hatte. Ein paarmal war eS freilich im Laufe ihrer Ehe vorgekommen, daß der gewöhnlich Lenkbare auf seinem Willen bestand, dann hatte sie ihm mit einem Gefühl der Ucberlegenheit, wie die Mutter dem eigensinnigen Kinde, nachgegeben; diesmal konnte aber nicht davon die Rede sein. Seinem Starrsinn der Feigheit denn etwas anders war eS n:cht wollte sie die Hartnäckigkeit des Mutes entgegensetzen, der Sieg schien ihr nicht zweifelhaft; voll ruhiger Entschlossenheit stieg sie aus, als endlich das Resseziel er­reicht war. .

Aber auch Jobst Clamors Züge trugen den Aubtruck einer fremden Ent­schlossenheit, als er Regine mit hastigem Händedruck begrüßte, den Gepäckschein forderte, um nach ihren in E.senhof zurückgebliebenen Sachen zu tclegrophiren. und sie zu dem Omnibus geleitete, der sie in Gesellschaft eines Handlungsreisenden nach dem Städtchen fuhr.