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M 68. Amts- und AnZeigeblatt für den Bezirk Lalw. 71. Iahrgav^

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Etnrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Samstag» den 13. Juni 1896.

^AbonneurentSpreiS viertelsLhrlich in der Stadt SO Pfg. unHr 20 Pfg. TrLgerlohn, durch die Post bezogen Mk. I. IS, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. S5.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 11. Juni. Den heutigen Besuchern Ler Landw. Ausstellung in Cannstatt wurde Las Interesse an all dem Sehenswerten durch die Unbill der Witterung wesentlich beeinträchtigt. Es ivar wie an Lolksfesttagen: bei unaufhörlichem Regen trotz Marschtempos immer '/-> Einbuße. Linksseitig «om Eingang ziehen sich die Hallen hin, in welchen die Negierungen von Württemberg und Bayern und namentlich die erster« ein reiches Material von Karten, Plänen, Modellen, botanischen und zoologischen Samm­lungen zur Anschauung gebracht hat. Hieran reihen sich die Moorkultur- und die bienenwirtschaftliche Aus­stellung. in welcher Württemberg namentlich stark ver­treten ist. In derselben Reihe findet man die land- «virtschaftl. Sämereien und die Ausstellung von Obst­end Gemllsedauerwaren, worauf man in die Viehställe «intritt. Den Anfang machen die Ziegen, wovon aus Dem Großherzogtum Hessen die größte Zahl, meist Leinweiße Tiere, ausgestellt ist. In. der Abteilung der Schafe sind die Bastardschafe von Württemberg namentlich stark vertreten. Besonders zahlreich ist die Abteilung der Schweine beschickt, große Sammlungen 'sind namentlich von Oldenburg, Brandenburg, Han­nover, Hessen, Ostpreußen und Bremen mit schönen Tieren vertreten, aber auch aus Württemberg, nament­lich von Bäckern und Wirten, sind riesige Exemplare ausgestellt. Von den Pferden gehören '/-tel der 'Edelzucht an, von Arbeitspferden stellte Baden und Württemberg die größere Zahl. Der Besuch der ZI Stallungen, welche Rinder enthalten, zeigt, daß das graubraune Gebirgsvieh am zahlreichsten vertreten ist und etwa zu gleichen Teilen aus Bayern und Württemberg. Der Zuchtverband oberbayr. Alpen­sleckviehs in Miesbach war mit 67 Stück, die Allgäuer Herdbuchgesellschaft mit 55 Stück am Platze. Die Ausstellung der der Landwirtschaft dienenden Ma­schinen und Geräte nimmt für 3000 Nummern einen großen Raum in Anspruch. Maschinen und Geräte concurrieren um keine Preise, da nur Neuheiten ge- Prüft werden. Die Geflügelausstellung umfaßt 217 Stamm Hühner, 119 Stamm Tauben und 42 Stamm anderes Geflügel. Hievon ist die Mehrzahl aus Süd­deutschland angemeldet. Kaninchen sind etwa in 100 Tieren vertreten. In der Fischereiabteilung haben mürtt. Fischzüchter eine eigene lehrreiche Abteilung ringerichtet.

Aus dem Calwer Bezirk haben ausgestellt die rnech. Werkstätte von Chr. P. Rau in Stammheim <5 Futterschneidmaschinen verschiedener Größe und Konstruktion, 1 Rübenmühle, 1 fahrbare Obstmühle, Presse mit neuem Verschluß, sowie 2 Jauchepumpen). In der Molkerei-Kosthalle begegnen wir Butterproben Zer Molkereien Altbulach, Gechingen, Neubulach, Ober- haugstett, Ostelsheim, K u d e r. Stammheim und W acker - Deckenpfronn. Den I. Preis (Ehren- Preis der K. W. Centralstelle f. d. Landwirtschaft), die silberne Medaille, erhielt die Molkerei Ostels- Heim.

Zur Besichtigung der Ausstellung bedarf der aufmerksame Besucher eines vollen TagS. Es em­pfiehlt sich daher, schon die Morgenzüge zu wählen.

Würzbach, 11. Juni. Heute mittag zwischen 12 und 1 Uhr schlug bei einem über den Ort ziehen­den Gewitter der Blitz in das Gasthaus z.Hirsch". Lum Glück fand keine Zündung statt und nur der Giebel wurde einigermaßen beschädigt, indem der Strahl, an einem Firstziegel eindringend, zwischen Giebelwand und Brettervertäferung herabfuhr.

Stuttgart, 10. Juni. Der württ. Tier­schutzverein hielt heute in Anwesenheit des Ehren­präsidenten Prinzen Weimar unter dem Vorsitz des ersten Vorstandes, Generallieutenant a. D. Graf Zeppelin seine alle 2 Jahre stattfindende General­versammlung ab. Der Verein zählt 2 700 Mitglieder, hat alljährlich 20 000 Tierschutzkalender an Kinder in Stadt und Land als Weihnachtsgabe verschenkt und für langjährige gute Pflege von Pferden von 139 Bewerbern 47 mit Prämien bedacht, auch Droschken­kutscher erhielten Prämien. Landjäger und Polizei­mannschaften ernteten den Dank der Versammlung für ihre Bemühungen. Der Verein hat 68 Agenten im ganzen Lande und ein Vermögen von 28 000 Die ausscheidenden Ausschußmitglieder wurden durch Acclamation wiedergewählt; sodann kamen noch mehrere Beschwerden und Wünsche zur Besprechung bezügl. der Tierquälereien auf Viehtransporten, des Verkaufs­abgetriebener Pferde an Fuhrleute anstatt an Pferde­schlächter u. s. w. Der Vorsitzende versprach thun- lichste Abhilfe, soweit es die Mittel des Vereins er­lauben.

Stuttgart, II.Juni. Landwirtschaft­liche Ausstellung.Was der Deutsche thut, das thut er recht." Alles was der deutsche Landwirt für seine heurige Wanderausstellung arrangieren konnte, hat er gethan, um derselben (einer ehrenvollen That unter den wuchtigen gegenwärtigen Thaten der deut­schen Landwirtschaft) ein freudiges Gelingen zu er­möglichen ; nur ein Posten seiner Rechnung, über den er keine Gewalt hatte, versagte dem wettergebräunten deutschen Landwirt gewifiermaßen, wie um anzudeuten, daß er sich durch das, was der Zeiten Wettersturm ihm bringe, nicht draus bringen lasten dürfe. Schon vom frühen Morgen an war der Festplatz bei leid­lichem Wetter von aller Art Landwirten besucht, die nach dem Rechten sehen wollten und selbstbewußt und wetlergebräunt dreinschauten. In einem großen Ring arbeiteten die Sachkenner und ließen sich die fein- gliederigen, wie die derben Roste vorführen, welche in der Ausstellung mit ziemlich mehr als 400 Exem­plaren von teilweise geradezu entzückender Qualität vertreten sind, ein gemächlicheres Dasein führten die Rinder, deren Zahl beinahe 1300 erreicht und die teilweise wunderbare Exemplare ausweisen. Gegen '/-I I Uhr begann es zu regnen und zu regnen. Der Kampf der Sonne, der Freundin des Landwirts, mit dem ungestümen Gewölk endete mit der Niederlage der lieblichen Göttin des Tages. Kurz vor 12 Uhr traf der König mit dem Großherzog von Bade» ein, zugleich auch die Königin, Prinz und Prinzessin Weimar und Prinzessin Tochter, sowie ein glänzen­des Gefolge von Vertretern des deutschen, insbesondere des schwäbischen Adels. 12 Uhr 5 Min. begann unter geradezu strömendem Regen in Vertretung des Präsidenten der Landwirtschaftsgesellschast, des durch Unwohlsein verhinderten Herzogs Wilhelm von Württemberg, Graf Nechberg und Nothenlöwen die Weihrede. Er gab dem lebhaften Bedauern Aus­druck, daß S. Kgl. Hoheit die Ausstellung nicht per­sönlich eröffnen konnte, dan» gab er einen Ueberblick über die Entwicklung der Gesellschaft, die in den letz­ten 10 Jahren ihres Bestehens eine ganz gewaltige Bedeutung sich errungen habe. Der Bauer sei ge­wohnt, im schlechten Wetter auf gutes zu hoffen und er wünsche, daß die Ausstellung, die unter strömendem Regen eröffnet werde, heute nachmittag Sonnenschein haben möge. Württemberg sei das klassische Land der Landwirtschaft. Die Mahnung des Königs Wilhelm I. zeuge dafür und er möchte darauf Hinweisen, daß hierin unser König den Fußstapfen seines großen

Ahnen nachgefolgt sei und der Ausstellung das größte Interesse entgegengebracht habe; auch der Kaiser bringe der Landwirtschaft reges Interests entgegen, des­halb gelte sein dankbares Hoch diesen Fürsten. Hierauf erklärte er die Ausstellung für geöffnet. StaatS- minister v. Pischek geht aus von dem großen Kampf ums Dasein, der gegenwärtig alle Kreise, insbesondere aber das Schmerzenskind des deutschen Reiches, die Landwirtschaft, in Atem halte und begrüßt die Land- wirtschaftsgesellschaft als dasjenige Institut, das zeige, wie mit Hilfe der agrar-technischen Fortschritte die Landwirtschaft vor dem Untergang bewahrt werden könne und nicht ein Fisch sei, der mit den neuen Er­werbsbedingungen unserer Zeit auf's Trockene ge­kommen sei, sondern die den Sieg über die wider­wärtige Lage davontrug. Dieser Kampf, der zum heute beginnenden friedlichen Wettkampf geführt habe, werde von den Fürsten recht gewürdigt, sonst wäre der Großherzog von Baden nicht hieher geeilt, um bei diesem Kampfe Zeuge zu sein. Wie Württemberg dabei abscheiden werde, wisse er nicht, aber er glaube, daß unser inneres Vaterland alle Kräfte angespannt habe. Dank dem Wettbewerb der durch die mannes­mutige That der Gründung der deutschen Landwirt­schaftsgesellschaft in Deutschland geweckt worden sei; diese lebe darum hoch! Frhr. Hans v. Ow, Prä­sident der König!. Zentralstelle für Handel und Ge­werbe, betont die Ehre, die unserem engeren Vater­lande dadurch zuteil geworden sei, daß die Wander­versammlung der deutschen Landwirtschaftsgesellschast in den gesegneten Gauen des Neckarthales statt» finden dürfe und gedenkt des Mannes, der, ein ge­borener Württemberg», diese Gesellschaft ins Lebe» gerufen und 10 Jahre hindurch thatkräftig geleitet habe; sein Hoch gelte dem bescheidenen Landsmann, der nach vielen Reisen in gar manches außereuropäische Land der deutschen Landwirtschaft diesen hervorragen­den Dienst geleistet habe, dem Herrn Geh.-Rat Eyth. Hierauf sprach Oberbürgermeister Rümelin vo» Stuttgart, und dankte der Gesellschaft gleichfalls, daß Stuttgart, das sich von Anfang an es habe angelegen sein lasten, seine Gäste würdig zu empfangen, ver Ehre gewürdigt worden sei, die hervorragenden Ver­treter der deutschen Landwirtschaft in ihren Mauern gestern Abend freundlich begrüßen zu dürfen. Hierauf begrüste Oberbürgermeister Rast von Cannstatt im Namen seiner Stadtgemeinde die Landwirtschastsgesell- schaft auf das herzlichste auf Cannstatter Markung und wünschte der Ausstellung den allerbesten Erfolg. Endlich sprach Geheimer Hofrat Eyth, der Grund« und Leiter der Gesellschaft, in warmen Worten seinen Dank aus, für das Uebermaß der Ehre, das ihm z» Teil geworden sei und bittet, einen übergewichtige» Teil davon zu übertragen auf seine getreuen Mit­arbeiter, denn nur durch die Mitarbeit aller sei «» möglich geworden, ein solches Werk zu schaffen. Di» Arbeit, nicht das Vergnügen einigt die Mitglieder der Landwirtschaftsgesellschaft, und was Stadt und Land auch trennen möge, die Arbeit sei das Paladium, das beide wieder innig verbindet. Stuttgart und Cannstatt haben die Gesellschaft aufs liebenswürdigste ausgenommen, er glaube daher, daß er bitten könne, Cannstatt, Stuttgart und das ganze Schwabenland furchtlos und treu" seinem König ergeben, hoch lebe» lasten zu dürfen. Damit schloß die, trotz des recht nassen Elementes, wirklich würdige Eröffnungsfei«, Der vorher dem Publikum geöffnete große Ring leert« sich rasch und die höchsten Herrschaften verweilten noch einige Augenblicke auf der Tribüne, und ließ» sich eine Reihe edler Pferde vorführen. Se. Majestät der König unterhielt sich vor und nach der Eröffnung»-