kurns lind dem Geläute der Münsterglocken durch die Olgastraße in die Friedlichsau. Die Parade be­gann laut „U. T." um 10 Uhr. Es hatte sich dazu rin sehr zahlreiches Publikum zu Wagen und zu Fuß eingefunden. Kommandiert wurde die Parade von Generallieutenant v. Pfaff. Die Aufstellung der Truppen war in 3 Treffen, die Fußtruppen in Doppel­kolonne, die Kavallerie in Paradekolonne, die Feld- Artillerie in Breitkolonne. Im 1. Treffen, Kom­mandeur Generalmajor v. Greiff, standen das Grenadier- Regiment König Karl Nr. 123, das Infanterie-Regi­ment König Wilhelm I. Nr. 124, das Pionier-Bataillon Nr. 13. Im 3. Treffen, Kommandeur Generalmajor v. Below, standen das Ulanen-Negiment König Karl Nr. IS und das Feldartillerie-Regiment König Karl Nr. 13. Die Parade verlief gut. Leider wurden die Truppen auf dem Rückmarsch in die Kaserne noch von einem Wolkenbruch erreicht und bis auf die Haut durchnäßt. Um 11 Uhr fuhr I. M. die Königin in das Münster und wohnte dem Orgel-Konzert bei. Um 12'/- Uhr begann das Paradefrühstück im Hotel zum Kronprinzen, an welchem die Kgl. Majestäten, das Gefolge, die geladenen Offiziere der württem- bergischen Garnison, die Offiziere und Aerzte des Festungsstabs, die Stabs-Offiziere des boyrischen Konti­gents und die Spitzen der Zivilbehörden teilnahmen.

Biberach, 20. Mai. Der Besitzer des Hotels „z. Rad", Karl Berz, hat sich gestern erschaffen. Berz stand im 40. Lebensjahr und hatte das Hotel, das erste am hiesigen Platze, seit ca. 10 Jahren inne. Er hinterläßt eine Witwe mit einem Kinde. Der Fall erregt hier bedeutendes Aufsehen, um so mehr, da ein Grund zu der That nirgends ersichtlich ist. Die Familien- und Vermögensverhältniffe des nament­lich auch den Geschäftsreisenden weit und breit be­kannten Hoteliers scheinen durchaus befriedigend zu sein. Allerdings hört man, daß an Berz in letzter Zeit geistige Störungen bemerkbar gewesen seien. Dem muß wohl so sein, denn anders ist der bedauer­liche Vorfall kaum erklärlich.

Pforzheim. Zum Commandanten der hies. freiw. Feuerwehr wurde einstimmig ge­wählt Kaufmann und Stadtrat Albert Prestinari.

Bingen, 20. Mai. Heute mittag 1 Uhr fuhr der Dampfer „Di sch III" von Aßmanns­hausen zu Berg mit einem Schiff im Schlepptau. Kurz nach der Abfahrt, vor dem Binger Loch, entwich mit großer Gewalt an beiden Seiten des Dampf­bootes der Dampf, wobei der Kessel platzte. „Disch III" drehte sich einige Male rasch im Kreise (! ?) und flog dann in die Luft. Der Kapitän mit Frau

und Kindern, sieben Mann der Besatzung und der Steuermann Erlenbach aus Caub wur­den getötet. Ein einziger Mann konnte gerettet werden. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht er­mittelt.

Paris, 21. Mai. Vor dem hiesigen Zucht­polizeigericht begann gestern der Ehrenbeleidigungs- prozeß, welchen Frl. Conedon, die Seherin aus der Rue de Paradis, gegen den Redakteur des Jour, Adolf Poisson, angestrengt hat, weil derselbe in einem Berichte andeutete, die Seherin habe das Mär­chen mit dem Engel Gabriel nur erfunden, um einen begangenen Fehltritt zu verbergen. Frl. ConSdon verlangt von dem Journalisten zur Sühne für seine vollständig unbegründete Behauptung einen Schaden­ersatz von 25,000 Frcs. Der Gerichtshof hat die Fortsetzung der Verhandlung auf 9. Juni vertagt, da er es für wünschenswert hielt, die Klägerin, die nicht erschienen war, von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

Paris, 21 Mai. Während der Vorstellung in der Großen Oper riß das Kabel des das Gegen­gewicht zum großen Kronleuchter haltenden Gewichtes, letzteres durchschlug die Decke über der vierten Galerie, tötete eine Person und verwundete zwei. Die Vorstel­lung wurde abgebrochen. Das Publikum verließ ruhig das Haus.

Toulon, 21. Mai. In den Werkstätten der Seefeuerwerkerei, welche im Westen der großen Rhede liegen, fand heute eine Explosion statt. Die Lager wurden vollständig zerstört, 2 Arbeiter wurden ge­tötet, mehrere verletzt.

Moskau, 21. Mai. (Kaiferkrönung.) Der Einzug in den Kreml verlief glänzend. Im Augen­blicke des Eintritts der Majestäten in das Zarenpalais verkündeten 101 Kanonenschüsse und das Geläute aller Glocken der zahllosen Kirchen und Kapellen derZarsn- stadt die Beendigung des feierlichen Einzuges. Nach mehrstündigem Aufenthalt im Kreml werden sich die Majestäten in das Alexanderpalais begeben. Während sich der Zug dem Kreml näherte, klärte sich der Him­mel immer mehr auf, so daß im Augenblick des Ein­zugs der Kreml mit seinen zahllosen goldenen, silber­nen und buntfarbigen Kuppeln im hellsten Sonnen­licht erglänzte. Im strahlenden Sonnenschein machte der Festzug mit den farbenprächtigen Uniformen, den außerordentlich mannigfachen Kaftanen der Delegierten der asiatischen Völkerschaften, der großen Zahl gol­dener Karossen im Stile des vorigen Jahrhunderts, unter diesen eine, welche Friedrich der Große der Kaiserin Elisabeth geschenkt hatte, einen märchenhaften Eindruck. Der Kaiser in der Uniform des Preobra- schinski-Regiments mit dem Bande des Andreasordens

ritt ein prachtvolles weißes Pferd. Beim Herannahen des Kaisers begannen die Trommler einen Marsch zu schlagen. Die Spalier bildenden Truppen präsentirten, die nach Hunderttausonden zählende Menge brach irr brausende Jubelrufe aus. Hüte, Mützen und Tücher wurden geschwenkt; der Kaiser grüßte huldvollst nach allen Seiten, auch die beiden Kaiserinnen in der mit 4 weißen Vollblutpferden bespannten goldenen Karaffe wurden mit Jubel begrüßt und dankten durch Ver­neigen nach allen Seiten. Beide Kaiserinnen trugen wcißseidene russische Tracht, ebenso die Großfürstinnen und die zur Begleitung befohlenen Damen.

Mutmaßliches Wetter. Der jüngste Luftwirbel über Skandinavien, dessen Vorposten sich über das deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn, ja bis nach Italien vordrängten, hat seine Kraft völlig erschöpft und wird rasch abgeflacht. Der Hochdruck von 770 nun über Irland dringt nunmehr wieder energisch ostwärts vor, weshalb auch in Süddeutsch­land das Barometer wieder im Steigen begriffen ist» Für Samstag und Sonntag steht demgemäß anfäng­lich noch bewölktes, aber trockenes, dann aufhsiterndes Wetter und wärmere Temperatur in Aussicht.

Staadesamt ßalrv.

Geborene:

13. Mai. Elise, Tochter des Jakob Talmon, Cigarren-

machers hier.

14. „ Luise Magdalena Margaretha, Tochter deS

Melchior Julius Vogt, Wagenwärters hier. 16. , Hulda Pauline, Tochter des Wilh. Landen-- berger, Methodistenpredigers hier.

20. „ Paul Engen, Sohn des Ludwig Bayer, Fabrikarbeiters hier.

Getr aute:

16. Mai. Friedrich H ä ußl e r, Buchbindcrmeister hier

und Emma Christiane Pöttinger, von Heitbronn.

17. „ Christian Jour da n, Mehgermcister hier und

Johanna Margarethe Jonrdan von Neu- hcngstett.

Gestorbene:

14. Mai. Jakob Blindt, Schneider hier, 52 I. alt. 16. „ Christian Lndwig Beißer, Uhrmacher hier, 84 Jahre alt.

20. „ Joh. Will). Buob, Taglöhner hier, 73 I. a.

Gottesdienste

am y. Pfingstfest, 24. Mai.

Vom Turm: 37. Der Kirchenchor singt: „Komm, heilger Geist, erfülle" v. Moriz Hauptmann. Predigt­lied: 196.

9 Uhr Vorm.-Pred.: Hr. Dekan Braun. Feier des h. Abendmahls. 2 Uhr Nachm -Predigt: Hr. Stadt­pfarrer Schmid. Das Opfer ist für bedürftige evang. Gemeinden des In- und Auslandes bestimmt. Pfingstmontag, 25. Mai.

9 Uhr Vorm.-Pred.: Hr. Stadtpfarrer Schmid.

Amtliche Kelrauntmachullgev.

Calw.

Das Königl. Amtsgericht Calw hat am 16. April 1896 die Zwangsvoll­streckung in das unbewegliche Vermögen des Ludwig Rentschler, Bäckermeisters hier, angeordnet, und den Gemeinderat hier als Vollstreckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt.

Als Verwalter ist bestellt: Gemeinderat Kraushaar hier. Mitglieder der Verkaufskommission sind: Natsschreiber Schütz und Gemeinderat Pfrom­mer und in deren Verhinderung Gemeinderat Schmid und Bub hier. Demgemäß kommt die hienach beschriebene Liegenschaft am

Dienstag, den 26. Mai 1896, vormittags 11 Uhr,

auf dem hiesigen Rathaus zum erstenmal zur öffentlichen Versteigerung.

Geb. Nr. 48.

u 13 gm em dreistock. Wohnhaus mit einen: gew. Keller,

Holz- und Streuschopf nördl. von Nr. 50, Schweinstall südwestlich von demselben, Schweinstall südwestlich von 48 a, Hofraum nordöstlich von Haus Nr. 49, Winkel südl., mit Haus Nr. 49 gemeinsch., „ nördl., „ „ „ 47 „

e.

§

17

§

a.

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b.

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4 a Ol gm auf dem Marktplatz,

Str.-A. 17,300 B.-V.-A. 13,220

Don Geb. Nr. 49 allda der unter diesem Haus befindliche gewölbte Keller und der im Haus auf der hintern Giebelseste befindliche Viehstall und die Mehlkammer. Str.-A. 3600 B.-V.-A. 857

Anschlag von Geb. Nr. 48 und 49 18,000 P.N. 1164/1. 31 a 52 gm Acker im Hau, Anschlag 500

„ 1974/3. 15 u 45 gm Acker,

— , 15 „ St einriegel,

15 a 60 gm am obern grünen Weg, Anschlag 180

, 3059/1. 17 a 05 gm Acker,

1 „ 81 „ Steinriegel,

, 2059/3. 16 „ 43 „ Acker,

3 . 06 . Steinriegel,

37 s. 34 gm unmittelbar am untern grünen Weg,

Anschlag 400

„ 749. 30 n 19 gm Wiese an der Weidensteige, Anschlag 600

„ 747. 29 u 30 gm Wiese allda, Anschlag 600

„ 2208/1. 57 n 72 gm ^ der Laufacker, an der Altburger Markungsgrenze

„ 3205/2. 36 „55 „I hinziehend,

94 a 27 gm, Anschlag 1500

„ 554. 24 L 43 gm Wiese auf der Steinrinne, Anschlag 400

. Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung beglaubigte Der- mögenszeugnisse vorzulegen, auch hat jeder Käufer sofort einen zahlungsfähigen Bürgen zu stellen.

Den 20. April 1896.

Gemeinderat als Bollstreckungsbehörde.

Namens desselben:

Ratsschreiber Schütz.

Revier Hirsau.

Gras- imd Streir- Uerkauf

am Donnerstag, den 28. ds. Mts., abends 5 Uhr,

im „Hirsch" in Oberreichenbach aus We­ckenhardt : der Grasertrag von den Wegen und ca. 140 Rm. Heidestreu von den heurigen Kulturplätzen, meist schon ge­mäht.

Calw.

Die Erben des -j- Gottlieb Steck, Oekonomen hier, bringen am Dienstag, den S«. Mai 1866, vormittags 11'/- Uhr, ihr zweistockigtes

Wohnhaus

mit besonderem Stallge­bäude, Schener und Gemüsegarten im Hengstettergäßle, sowie 31 s 66 qm

Wiese an der Hengstetter Steige auf dem hiesigen Rathaus zur Versteigerung. Calw, den 20. Mai 1896.

Stadtschultheißenamt. AV. Schütz.

VrwaL-Arrzrigett-

Sonntag Abend

Lrbauungs stunde

im Bereinshaus

von 8—9 Uhr.

Jedermann ist freundlich eingeladen.

Nächste Woche backt

Laugenbretzeln

Ludwig Hammer.