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bacher aus und zwar, wie angenommen wird, durch glimmende Asche, die ausgeleert worden war. Das Feuer übersprang die Grunbacher Gaffe, ferner die Fahrstraße nach Grunbach, ein scharfer Wind trug die Flammen über Wiesen und Baumstücke. Die dort vorherrschende Schindelbedachung und Verschalung trug zur Ausdehnung wesentlich bei. Der Gesammt- gebäudeschaden betrug nach dem Versicherungsanschlag 68 000 Mark, der Schaden an Fahrnis wird auf etwa 55 000 Mark geschätzt. Die Geschädigten sind, Pächter Robert Erhardt, Jakob Stahl, Jakob Dürr, Erh. Bleich, Gottl. Maisenbacher, Wilh. Burkhardt, Gottl. Fenchel, Gottl. Scherer, Gottl. Hölzle, Bäcker Kusterer, Schultheiß Friedrich Dürr, alt Jakob Dürr und Jakob Broß. Burkhardt und alt Jakob Dürr sind nicht versichert.

Leonberg, 27. April. Die Baut Hörig­keit auf dem Brandplatze ist noch immer eine sehr rege. In voriger Woche sind wiederum 3 Neu­bauten aufgeschlagcn worden. Manche neuerstellte Wohnhäuser sind zum Teil seit Georgii bezogen, manche können in nächster Zeit bezogen werden. Zwischen dem Rathaus und der Kirche erhebt sich jetzt ein neues Stadtviertel, das mit seinen breiten Straßen und seinen zum Teil recht schönen und stattlichen Ge­bäuden ein wesentlich anderes Bild zeigt als der ab­gebrannte Stadtteil. Nur auf 3 Bauplätzen sind, lautSchw. B.", die Arbeiten noch nicht in Angriff genommen.

Stuttgart, 27. April. Wegen Verbrechens der Brandstiftung wurden heute der 15jährige Tbttl. Fr. FT^cle und der 14jährige Joh Georg Fr. Holzapfel von Böblingen, welche am Sonntag den 29. Dez. v. I. nachmittags bei einem Spaziergang mutwilliger Weise auf der Markung Sondelfingen in einem, dem Bäckermeister Sohm von da gehörigen Schuppen Heu und Stroh in Brand fetzten, wodurch der ganze Vorrat von 20 Ztr. Stroh und 10 Ztr. Heu sowie ein Teil des Schuppens ver­brannten und dem Besitzer ein Schaden von 56 erwuchs, unter Annahme mildernder Umstände zu 30täg>ger Gefängnisstrafe verurteilt. Wegen ihres jugendlichen Alters (unter 18 Jahren) war die Straf­kammer anstatt des Schwurgerichts zuständig.

Stuttgart, 28.April. Den ersten Geld­gewinn der diesjährigen Pferdemarktlotterie (5000 M.) erhielt ein Bäckerlehrling in Heslach, der sich das Los an einem Schaufenster auswählte und mft seiner letzten Mark erstanden hat. Dem Ver­nehmen nach sind jetzt die Abrechnungen für die Fertig­stellung des Königin - Olga - Baues in der Haupt­sache abgeschlossen. Darnach wurden 700,000 Mark für Grunderwerbungen ausgegeben. Für den pracht­vollen Monumentalbau waren insgesamt 950,000 Mk. genehmigt worden; wie man erfährt, ist diese Bau­summe, welche im Hinblick auf das nunmehr vollendete stattliche Werk als ziemlich knapp bezeichnet werden muß, von den ausführenden Architekten Lambert und Stahl streng eingehalten worden.

Stuttgart, April. Im Verlag von Robert Lutz in Stuttgart ist wieder ein neuer Beitrag zur württembergischen Jrrenlitteratur erschienen. Dicses- mal ist es ein Schuhmacher, Joh. Simon Schmezer in Widdern, welcher unter dem Titel:An König und Mitbürger" die Leidensgeschichte eines un­

schuldig Verfolgten schildert. Es handelt sich hier um eine Publikation, welche noch diejenige von Pfeiffer und Kuhnle an Interesse überbieten dürfte und sie ist besonders auch darum bemerkenswert, weil in ihr dem jetzigen Oberbürgermeister Hegelmaier in seiner damaligen Eigenschaft als Justizasseffor die Rolle des Unterdrückers zugewiesen wird. Schmezer führt im allgemeinen eine gemäßigte Sprache in seinem Buch. Nicht günstig kommt bei Schmezer die Anfialts- leitung in Schuffenried weg, wobei über die Behand­lung der Kranken einige merkwürdige Einzelheiten er­zählt werden. Schmezer, dessen Passionsgeschichte ihren Ursprung auch in einer Nathausaffäre hat, wirft die nicht unberechtigte Frage auf: Warum in so vielen -Fällen der Einsperrung von Pfleglingen und zwar der vernünftigen ein Streit mit einem Schulzen zu Grunde liegt? Schmezer ist seit einigen Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt und in seiner Heimat als Schuster thätig. Im Anhang der Schrift ist neues Material zumFall Kuhnle" mitgeteilt, wodurch namentlich der bekannte Schlör in einer interessanten Beleuchtung erscheint.

Freudenstadt, 28. April. Ein seltenes Jagdglück hatte Badbesitzer Göhringer von Rip­poldsau. Derselbe schoß auf dem von ihm gepach­teten Jagddistrikt in Obermusbach, hiesigen Oberamts, zwei prächtige Auerhahnen. Von einem Jagdgast wurde in dem Jagddistrikt Rodt ebenfalls ein Auer­hahn zur Strecke gebracht.

Vom Lande, 28. April. Ein schönes An­denken hat sich Heinrich Graf Adelmann, Frei­williger auf Kriegsdauer während des Krieges 1870/71, in dem Herzen seiner Kameraden von der 5. Komp, des 1. Reg. (Königin Olga) erworben, indem er den­selben dieser Tage die Präsenzliste der Kameraden, welche die Schlachten Champigny-Villiers mitmachten, zugesandt, sowie in einem 2. Teil das sehr interessante Tagebuch aus jener denkwürdigen Zeit.

Tübingen, 28. April. Die heutige Früh­jahrsmesse war, wahrscheinlich infolge des sehr guten Wetters, sehr schwach besucht, da der Landmann jetzt alle Hände voll zu thun hat. Auf dem Viehmarkt waren insgesamt ca. 2480 Stück Vieh und Schweine zugeführt. Der Handel ging sehr flau, weil die Käufer fast ausschließlich aus Händlern bestanden. Auch die Preise gingen etwas zurück.

Metzingen, 28. April. Am Samstag wurde im Kanal der Karl Braun'schen Tuchfabrik, der nur mit Hose und Hemd bekleidete Leich nam eines Mannes gefunden, welcher schon einige Zeit im Wasser gelegen sein mutz, da er stark von Waffertieren angefresien war. Es kann kein Zweifel sein, daß die vor 8 Tagen zwischen Dettingen und Neuhausen in der hochange- schwollenen Erms gefundenen Kleider, bestehend aus Juppe, Weste, Hut, deni Verunglückten gehören. Nach einer in der Juppe Vorgefundenen Haftbescheinigung des Oberamts Biberach würde der Verunglückie Karl Haußmann heißen und von Fellbach gebürtig sein. Die Leiche wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht.

Ludwigsburg, 28. April. Die bürgerlichen Kollegien in Kornwest heim haben in ihrer letzten Sitzung einstimmig beschlossen, eine Wasserleitung mit Hochreserooir zu erbauen. Das Hochreservoir soll in dem Salonwaid, und die Pumpstation unter der Hammerschmiede erstellt werden. Die Eisenbahnver­

waltung entnimmt ihren Wasserbedarf, täglich 100abm>. und bezahlt hiefür 13 pr. ebm an die Gemeinde.

Heilbronn, 27. April. Ein hier angestelk- ter junger Kaufmann verübte gestern Nacht inmitten der Stadt und zu sehr später Nachtstunde groben Unfug, indem er mehrmalsFeuer" rief, so daß die Nachbarn glaubten es brenne. Einem hinzugekomme­nen Schutzmann gab er einen falschen Namen an und wurde deswegen in Arrest verbracht. Gestern früh wurde von einem Geschäft die Entdeckung gemacht, daß der Briefkasten am Hause erbrochen worden sei und es stellte sich heraus, daß auch dies eine Leistung des Ruhestörers sei. Ein Teil der Briefe wurde noch bei ihm vorgefunden.

Ulm, 27. April. In letzter Woche sind auf dem hiesigen Hauptpostamt, wie auch in hiesigen Läden, verschiedene falsche Geldstücke (5 Markstücke und 1 Markstücke) eingenommen worden. Es scheint, daß eine Falschmünzerbande oder deren Helfershelfer ihr Unwesen hier treiben.

Mülhausen i. E., 27. April. Der soziab- demokrarische Reichstagsabgeordnete Bueb wurde am Samstag abend auf Grund des Z 131 des Straf­gesetzbuches und Art. 31 der Reichsverfassung ver­haftet. Am Sonntag wurde derselbe wieder freige­lassen, nachdem die Flugschriftenballen, deren Beiseite­schaffung die Verhaftung veranlaßt hatten, bei Partei­genossen aufgefunden worden waren. (Der Z 131 des R.Str.G.B. handelt von derVerbreitung er­dichteter oder entstellter Thatsachen zur Verächtlich­machung von Staatseinrichtungen". Nach dem Art. 31 der Reichsverfassung kann ein Reichstagsmitglied ohne Genehmiqung ves Reichstags verhaftet werden, wenn es bei Ausübung der That oder im Laufe des nächstfolgenden Tags ergriffen wird.)

Die Abgg. v. Kardorff und Frhr. v. Manteuffel haben namens der beiden konservativen Parteien den Antrag eingebracht:den Bundesrat zu ersuchen, die vom Lundcsrat unterm 4. März d. I. erlassenen Bestimmungen, betreffend den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien, nicht in Wirksamkeit treten zu lassen" Der Antrag ist mitunterzeichnet von dem Abg. Frhrn. v. Gültlingen.

London, 28. April. Im Unterhaus teilte Chamberlarn rnit, er habe aus Kapstadt die Nach­richt erhalten, daß 5 Führer des Johannesburger Reformkonrites zum Tode verurteilt wor­den seien. Nach Empfang dieser Nachricht habe die Regierung an den Präsidenten Krüger folgende Mitteilung gelangen lassen:Die britische Negierung hat soeben erfahren, daß das Todesurteil über die Hauptführer des Johannesburger Reformkomites ver­hängt worden ist. Wir zweifeln nicht, daß Ew Ehr­würden das Urteil umändsrn werden und haben dem Parlamente die Versicherung gegeben, daß dies unsere Ueberzcugung hinsichtlich der Absichten Ew. Ehrwürden sei." Die Mitteilung Chamberlains wurde mit Schwei­gen ausgenommen.

Washington, 29. April. Der amerikanische Konsul in Kapstadt telegrasirte dem Staatssekretär des Auswärtigen, daß Präsident Krüger das Todes­urteil gegen das Mitglied des Reformkomites, den Amerikaner Hammond, umwandelte.

Unbekümmert um diesen Verweis hatte sie ein Tischchen vor die Greisin ge­schoben, sich neben Edith gesetzt und ihr Wirtschaftsbuch aufgeschlagen.

Sie hier her. Edith " begann sie, indem sie auf die eine Seite zeigte, die viele Zahlen enthielt.Diese Summe hast du allein von mir seit deiner Verheiratung erhallen, ungerechnet, was ich zu deiner Wirtschaft noch beffteucrte. Jetzt frage ich dich, wo ist das Geld geblieben?

Mama!" stammelte Edith.

Laß mich auireden! Du warst von Kird auf egoftsch, du nahmst stets ungefragt das Beste für dich in Anspruch, uvd Großmama, deren verwöhnter Lieb­ling du warst, bestärkte dich in deinem Thun. Du wußtest durch Schmeicheleien alles von ihr zu erlangen, was du wolltest. Während erst Hildegard und jetzt Hertha ihr stundenlang aus der Familienchronik vorlesen mußten, wußtest du cS dahin zu bringen, daß dir die Qual des VorlesenS erspart blieb. Statt dessen erzählte die Großmama von ihrem Leben bei Hofe, von den Festen, denen sie dort beigewohnt, von rhren Triumphen und Toiletten.

Dadurch wurde deine Eitelkeit genährt, deine Vergnügungssucht geweckt. Dazu kamst du, anstatt in eine deutsche in eine französische Pension, wo diesen Neigungen vollends Vorschub geleistet wurde. Als du dann Wussow kennen lerntest, war eS wiederum Großmama, die mit dir vereint des Vaters Widerstand besiegte. Wussow stand in keinem guten Ruf, er war als Schuldenmacher und Spieler be­kannt. Es war für Papa gewiß keine Kleinigkeit, Wuffows Schulden zu bezahlen, außerdem mußten zwölstausend Thaler für dich auf Nordenhausen eingetragen werden. Das war das bitterste, was ihr dem Papa anthun konntet; er war stets stolz dar­auf gewesen, fl ine Besitzungen nicht belastet zu haben. Von der Zeit an datieren seine schlaflosen Nächte und seine grauen Haare. Wenn es damit abgethan gewesen wäre, hätte er es verschmerzen können, aber neue Schulden waren in gar nicht langer Zeit wieder für deinen Mann zu bezahlen. Er verschwieg eS mir, und ich in meiner grenzenlosen Verehrung sür deinen Vater, der nur die eine Schwäche hat, sich von

seiner Mutter bl'ndlingS beherrschen zu lassen, wollte ihm die Sorge ersparen, und glaubte durch m'ine Beihilfe euren immerwährenden Verlegenheiten abhelfen zu können. Heute muß ich einsehen, daß ich dadurch daS Hebel nur vergrößert habe. Ihr beide, du und dein Mann, habt wohl gealaubt, die Quelle sei unversiegbar, und habt demgemäß gewn tschast-t. Ihr habt Chompagner-SovperS gegeben. Luxus- und Spiclbäder besucht; deine Toiletten mußten aus Paris sein, und dein Mann war auf allen Rennen zu sehen, er gehörte zu den verwegensten Pointierern und verlor große Summen. Geld läßt sich wieder gewinnen, und unsere Güter sind ertragSfäbig, aber die vorjährige Ernte hat uns zrnückgebracht. Es verregnete nicht nur das Getreide, auch die Heuernte lieferte nicht den gewöhnlichen Ertrag, und der Viehstand mußte vermindert werden. Es fehlte an Futter, und Papa hat wieder einen Wechsel, der auf Ehrenwort ausgestellt war, ein lösen müssen; unsere besten Stücke mußten verkauft werden, weil kein Geld da war, um Heu zu kaufen.

.Ich habe olles ertragen, da rS galt ursern Nomen flcckenloS zu erhalten. MS ich aber ansehen mußte, wie mein bestes Kir d geopfert werden sollte, wie ich nichts dagegen thun konnte, und als ich heute sehen mußte, daß sie erbarmungslos zum Hause hinausgestoßen wurde, als sie sich nicht fügte; wie ich hören mußte, daß die eigene Großmutter sie eine ehrer.Iose Dirne, meinen Nettesten einen ehrvergessenen Buben nan, te. da empörte sich mein Mutterherz. Und darum bin ich hier, um von euch beiden Rechenschaft zu fordern. Vor allen Dingen, wo ist der Familienschmuck?" Ed-th und die Großmutter erblaßten.Laß seh-n." Die Freifrau nahm die Schlüffe! und öffnete die Kassette, in welcher der Schmuck ausb,wahrt wurde. Es waren nur zwei EiuiS vorhanden, und die waren leer.

Flammenden Bücke« stqnd die Freifrau der Schwiegermutter und der Tochter gegenüber. Edith hatte das Gesicht in tue Hände vergraben und weinte, während d e Gre sin den Blicken der Zornigen auszuweichen suchte.

(Fortsetzung folgt.)