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gaben, daß der Thäter der daselbst wohnhafte Schuhmacher Friedrich Schmidtgall ist. Derselbe wurde festgenommen und an das Amtsgericht eingeliefert.
Nellingen, 25. März. Unter den hiesigen jungen Leuten, welche sich beim Musterungsgeschäft in Eßlingen zu stellen haben, herrscht seit Jahren die Unsitte, beim Abgang Schüsse abzufeuern. Heute früh wurde dabei der Rekrut Wilhelm Mack von hier non einem Kameraden mit der ganzen Ladung so unglücklich ins rechte Auge geschossen, daß er sich nach Eßlingen in ärztliche Behandlung begeben mußte.
Hall, 26. März. Unter großem Andrange des Publikums und in Anwesenheit eines Vertreters des Kgl. Justizministeriums fand heute die Schwurgerichtsverhandlung gegen den ledigen Bauernknecht Georg Spöhrer von Blaubach, Gemeinde Blau- felden, statt, welcher bekanntlich in der Nacht vom 5./6. Febr. d. I. die ledige Dienstmagd Marie Trau- binger in Billingsbach mit einem schon vorher in einem Versteck bereitgehaltenen Beil in ihrer Kammer totgeschlagen hat. Er wurde durch Rechtsanwalt Ade verteidigt. Den Geschworenen wurden 3 Fragen oor- gelegt: auf Mord, Totschlag und mildernde Umstände. Die Geschworenen sprachen ihn nach kurzer Beratung des vorsätzlichen Mordes schuldig, weshalb er zum Tode verurteilt wurde. Der Mörder nahm das Urteil ruhig und gleichgültig entgegen. Das Fallbeil dürfte also binnen kurzem hier aufgeschlagen werden, um (zum 4. Male innerhalb eines Jahres) einen schauerlichen Mord zu sühnen.
Heilbronn, 26. März. Wie aus sicherer Quelle verlautet, hat der am vergangenen Montag aus dem hiesigen Zellengefängnis entwichene Gefangene die vor seinem Abgang im Zellengefängnis gestohlenen Uhren, 9 Stück und einige Ringe, von Friedrichshafen aus an das Zellengefängnis zurückgeschickt und nur eine Uhr und zwar die schönste habe er für sich behalten. Ec selbst hat sich, wie es scheint, über den Bodensee hinübergemacht.
Tuttlingen, 26. März. Heute wurden 5000 Stück jährige Aale als Geschenk des Landes- srschereivereins von dem Fischereiverein Tuttlingen an geeigneten Stellen in die Donau eingesetzt. Daß die Donau ein für diese Fischsorte geeignetes Wasser ist, beweisen die verschiedenen guten Ausbeuten, die von derselben durch die Fischer schon gemacht wurden.
Ravensburg, 26. März. Die Hinrichtung des Raubmörders Eisele wurde heute früh 7 Uhr unter Leitung des Staatsanwalts Gmelin durch den Scharfrichter Silier von Gablenberg ohne Zwischenfall vollzogen. Eisele erschien in Begleitung seines Beichtvaters, des Kaplans Hummel, ruhig und gefaßt unter starker Landjägereskorte auf dem Richtplatz. Nach Verlesung des Todesurteils wurde, ohne daß Eisele noch ein Wort sprach, die Exekution vollzogen. Der ganze Akt war binnen 4 Minuten zu Ende. Etwa 100 Personen hatten Einlaßkarten zur Hinrichtung erhalten. Anwesend war u. a. auch der Oberamtmann von Wangen, in dessen Bezirk der Mord von Eisele verübt wurde. Nach der Hinrichtung wurde die Leiche vom hiesigen Oberamtsarzt und zwei Tübinger Professoren seziert. Sie wird wahrscheinlich hier beerdigt werden.
Konstanz, 25. März. Auf dem österreichischen Boote, das 3 Uhr 50 Min. nachmittags hier ankommt, befand sich eine elegant gekleidete Dame, dir unterwegs aus dem Schiff springen wollte. Einem Reisenden und einem Matrosen gelang es, die Unglückliche beim Abspringen zu fassen; das Schiff hatte die Fahrt unterbrochen. Die Dame hatte den Weg von Friedrichshafen hierher weinend zugebracht, sie reiste mit vem Zug 5 Uhr 25 Mm. nachmittags nach Basel weiter.
Mülhausen i. E., 24. März. Der Streik der Textilarbeiter dauert fort. In Thann und Bühl begann gleichfalls ein teilweiser Ausstand. Nach Thann wurde zur Verstärkung der Polizei Militär abzeschickt.
Frankfurt a. M., 26. März. Die Blätter- mrldung, wonach gelegentlich der Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals am 10. Mai ds. I. die Stadt Frankfurt auf Wunsch des Kaisers die deutschen Bundesfüisten zu dieser Feier einladen würde, ist nach Mitteilung von zuständiger Stelle unzutreffend. — Die Stadtverordnetenversammlung
hat, wie verlautet, in der heutigen Sitzung zur würdigen Begehung der Feier anläßlich des Besuches des Kaisers in Frankfurt einen Kredit von SO OVO bewilligt.
Düsseldorf, 23. März. Dr. Volbeding ist gegen eine Bürgschaft von 200 000 ^ auf freien Fuß gesetzt worden. Das hiesige Landgericht hatte die Freilassung gegen Bürgschaft abgelehnt. Auf Berufung genehmigte das Oberlandesgericht Köln die Haftentlassung gegen Bürgschaft.
Kopenhagen, 25. März. Wie hiesige Blätter berichten, wird sich Prinz Christian, der älteste Sohn des dänischen Kronprinzen, mit der Prinzessin Pauline von Württemberg verloben. (Prinz Christian ist jetzt 26 Jahre alt, während die Prinzessin Pauline, das einzige lebende Kind des Königs von Württemberg aus seiner ersten Ehe mit der am 30. April 1882 verstorbenen Königin Marie gcb. Prinzessin von Walveck und Pyrmont am 19. Dez. 1877 geboren ist.
Christiania, 26. März. Der Storthing lehnte mit 58 gegen 56 Stimmen den Antrag, die Apanage des Königs und des Kronprinzen auf die früheren Beträge von 326000 bezw. 80000 Kronen zu erhöhen ab, und bewilligte die jetzt geltenden Beträge von 256000 bezw. 30 000 Kronen. — Die Regierung brachte eine Gesetzesvorlage ein über den Anschluß an die Berner Konvention betr. den Schutz des litterarischen Eigentums.
Petersburg, 22. März. (Zu Andree's Ballonfahrt nach dem Nordpol.) Die russische Regierung hat Tausende von Exemplaren einer Flugschrift an die nordischen Völkerstämme in allen möglichen Sprachen gesandt, um auf Andree's Ballonfahrt aufmerksam zu machen; die Flugschriften enthalten Abbildungen des Ballons und die Aufforderung, den Luftschiffern jede Hilfe zu gewähren, dies sei der Wille des Zaren. Auch eine Belohnung ist ausgesetzt, deren Auszahlung die Regierung übernimmt.
Rom, 26. März. Der Korrespondent des „Secolo", welcher während acht Monaten für dieses Blatt in Abessynren weilte, traf gestern in Neapel ein. Mehreren Vertretern der Presse erklärte er, daß es ein Unsinn sei, an einen Revanchekrieg zu denken. Abessynien hätte Positionen inne, aus welchem man es unmöglich vertreiben könne, es sei denn, daß man eine Armee von 100000 Mann aufbringe. Auch sei es unrichtig, daß französische Lebelgewehre im feindlichen Lager gefunden wurden.
Neapel, 25. März. Das Kaiserpaar und die beiden Prinzen sind an Bord der „Hohen- zollern" heute abend 5.20 Uhr hier eingetroffen. — Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck" der Hamburg- Amerikanischen Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft verließ gestern den hiesigen Hafen mit 350 Kajüt- und 907 Zwischendeckspassagieren auf der Fahrt von Genua nach New-Aork. Vor der Abfahrt stattete Prinz Heinrich von Preußen dem Schiff einen dreistündigen Besuch ab und brachte vor dem Verlassen desselben ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den Kaiser aus.
Neapel, 26. März. Prinz Heinrich von Preußen war bei seinem gestrigen Besuch der aus Afrika eingetroffenen Verwundeten im Hospitale von seiner Gemahlin begleitet. Die hohen Herrschaften verweilten fast eine Stunde und erkundigten sich durch einen, sie als Dolmetscher begleitenden deutschen Arzt bei einzelnen Verwundeten nach ihren Verletzungen, nach den Vorgängen in der Schlacht bei Adua und nach den auf dem Rückzuge erlittenen Schicksalen.
— Aus Wellington (Engl.) berichtet das Reuter'sche Bureau: In der Kohlengrube zu Brunners- town fand eine Explosion schlagender Wetter statt. 5 Arbeiter wurden getötet und 60 verschüttet. Die Rettung der letzteren ist aussichtslos.
Pcrmischtes.
Der Kaminfeger bringt es an den Tag. In Liverpool fand jüngst ein Kaminfeger in einer Spalte des Kamins ein Päckchen, das 40 Sovereigns in Gold enthielt. Als ehrliche Haut gab er es der Frau deS Hauses, die, statt ihm zu danken, zu seinem Erstaunen in Thränen ausbrach und beinahe ohnmächtig wurde. Der Anblick des Geldes rief ihr ins Gedächtnis zurück, wie einst ihr Sohn das Elternhaus verlassen hatte. Sie hatte sich damals das Geld am Mund abgespart, cs selbst versteckt und dann den AufwahrungSort vergessen. Da
das Geld nicht zu finden war, stieg in der' Frau der Verdacht auf, ihr Sohn habe es gestohlen. Sie hatte ihn beschuldigt; er hatte die Beschuldigung mit Unwillen von sich gewiesen und das Haus seiner Mutter verlassen, um nie wieder zurückzukehren. Man kanrr. sich die bittere Reue der Frau denken; ihre einzige Hoffnung ist, daß der verlorene Sohn von der Geschichte hören und zurückkehren möge, um ihr zu ver-- zeihen.
Humor in der Schule. Zum Humor in der Schule giebt eine Lehrerin folgende Proben aus der Praxis: Eine Frau F. sandte am 26. Febr. einen Entschuldigungszettel, welcher lautete: „Geehrtes Fräulein! Sie werden entschuldigen, daß meine Tochter Charlotte die Schule nicht besuchen konnte, da die letztere wegen Magenleidens das Bett hüten mußte." — Ein Lehrer erhielt neulich folgendes originelle Schreiben: „Liber her lerer! Als Unser Sofü heute Midag so späht aus die schuhle komt, da frache Ich Sie, wo das komt, das Sie so späht komt. Sie sacht. Sie hatte Nach siezen must, weil Sie köhnich von Papilon »ich gewust hatte. Hatten Sie Mir gefracht. Ich hatte es auch nich Hersachen gekont, das Sie darum eine Halbstun hat Nachsiezen gemuft, das wahr nich Recht. Wen meine Kinder dum sind, da kennen sie nich vor. Wenn Sie aber noch Mal vor solchen Unsihn Nachsiezen lasten, so würde Ich gleich zum Herrn Pastur gehn, un Mal frachen, ob Sie darum um sone Kleinigkeit Nachsiezen lasten dürfen. Liber her lerer, Härzliche Grüse von Ihren ..."
Gegen Ratten und Mäuse. Dem „Loientiüo ^merioan" schreibt ein Mitarbeiter: Wir vertreiben diese abscheulichen Tiere dadurch, daß wir die Wände, Steine und Decken der Keller mit einer Kalkfarbe streichen, die durch Zusatz von Eisenvitriol ge!b gemacht ist. In jede Ritze, in die eine Ratte laufen könnte, legen wir Eisenvitriol! ystalle und streuen sie auch aus dem Fußboden in die Ecken. Die Folge war bei uns eine vollständige Flucht aller Ratten und Mäuse.
Auch ein Barometer. In einem Wirtshaus hört ein Gast, laß sein Nebenmann in kurzen Zwischenräumen immer das Wort: „Großglocknergletscherbesteigungskommissionsmitglied" vor sich hinspricht. „Ja, wissen S'," antwortete ihm derselbe auf seine Frage, „so lang ich das Wort aussprechen kann, darf ich noch eins trinken; wenn's nimmer geht, dann geh' ich heim!"
Mutmaßliches Weiter. Der Lustwirbek über der Nordostsee erhielt von Nordjkandinavien her zwar eine beträchtliche Verstärkung, dagegen hat der Hochdruck im Südosten Europas erheblich zugenommen und auch von Südwesten her ist wieder ein Hochdruck gegen Süddeutschland im Anzug. Für Samstag und Sonntag steht zwar noch mehrfach bewölktes, aber nur zu ganz vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht.
19. März.
23.
22. März.
22. März.
Staudesamt ßalw.
Geb o reue-
red Georg. Sohn des Gustav Hammann, sriseurs hier.
rille Luise, Tochter des Jakob Schneider» Säckermeisters hier.
Wilhelm Friedr. Fischer, Eisendrcher in Cannslatr und Christiane Ernstine Grebenroth hier.
G e st o r b e n e:
Karl Gustav Metzger, 18 Tage alt, Sohn des Gotlhilf Metzger. Strickers hier.
Gottesdienste in der Karwoche.
Palmsonntag, 29. März.
Vom Turm: 130. Der Kirchenchor singt: .O großer Schmerzensmann" v. Gottf. Vopelius. Predigt-
lred 188.^ Beichte in der Sakristei. 9'/, Uhr Vorm.-Predigt- Herr Dekan Braun. Feier des h. Abendmahls. 2 Uhr Nachm.-Pred.: Herr Stadtpfarrer S ch m id.
Hründonnerstag, 2. April.
9'jr Uhr Vorm.-Predigt und Beichte: Hr. Stadt- psarrer Schmid. 11 Uhr: Abendmahl für Gebrechliche und Leidende im Vereinshaus. 7 Uhr: Abendmahl in der Küche mit Ansprache, Hr. Dekan Braun. Karfreitag, 3. April.
9'/- Uhr Beichte in der Sakristei. Der Kirchenchor singt: Gesangb. 132, 5 und 6. 9'/r Uhr Vorm.» Pred.: Herr Deka» Braun. Feier des h. Abendmahls. 3 Uhr Nachm.-Pred.: Herr Stadtpfarrer Schmid- Nachher Beichte für daS Osterfest.