Wetters den weiten Weg nicht gescheut hatte, um seiner Liebe zum deutschen Walde folgend, den Freun­den des Schwarzwalds aus dem reichen Schatze feines Wissens eine genußreiche Stunde zu bereiten. Der warme Förderer der Sache des Schwarzwaldvereins lenkte das ihm gespendete Lob hinüber auf diesen selbst als den alle Waldfreunde vereinigenden Bund, dem er ein immer kräftigeres Wachstum wünschte und ein begeistert aufgenommenes Hoch weihte. In trau­lichem Gespräch blieb die Versammlung noch lange beisammen und man trennte sich mit dem Gefühl, daß diese Zusammenkünfte wirklich ein förderndes Element unserer Vereinsbestrebungen sind. Möge auch diese Seite der Bethätigung des Schwarzwaldvercins ihm immer neue Mitglieder zuführen.

* Calw. In den letzten Jahren ist in hie­siger Stadt für die Verschönerung der Straßen, für die Reinigung der öffentlichen Plätze und Verkehrs­wege und für die Kanalisation manches geschehen, was zur Zierde der Stadt und der Bequemlichkeit des Verkehrs gereicht. So hat die Badgasse ein ganz anderes Aussehen erhallen; durch Herstellung eines Trottoirs von der Bahnhofstraße bis zum Waldhorn ist ein besserer Wandel ermöglicht worden; ein neu zu erstellendes Trottoir soll die Stuttgarter Straße verkehrsreicher gestalten und zugleich verschönern und nun wollen die Bewohner desBischofs" auch nicht zurückstehen. Daß die Erstellung eines Trottoirs vom Postgebäude an abwärts eine Notwendigkeit ist, wird wohl niemand in Abrede ziehen. Ob aber für die Anlage desselben unmittelbar an der Nagold hin der richtige Platz sein wird, dürfte doch in Zweifel ge­zogen werden. Bei Hochwasser, mit dem man ja immerhin rechnen muß, wird eine derartige Anlage, auch wenn sie sogar auf einer guten Vorlage ruht, stets bedroht sein und große Unterhaltungskosten ver­ursachen. Das Trottoir wird trotz mancher entgegen­stehenden Bedenken und Hindernisse doch der Häuser­reihe entlang angelegt werden müssen, wenn nicht manche Uebelstände sich einstellen sollten. Die Frage der Errichtung eines Elektrizitätswerks hat einer ruhigeren Auffassung Platz gemacht. Fast allgemein ist die Ansicht vertreten, daß für die Stadt kein dringendes Bedürfnis vorliege, um schon in nächster Zeit eine Lösung des geplanten Projekts herbeizuführen. Man hört vielmehr verschiedene Aeußerungen, die zu einer abwartenden Stellung raten, besonders in Hin­sicht auf das schon vorhandene Gaswerk und auf die noch zu erwartenden Vervollkommnungen in der Elek­trizität. Dagegen scheint die Korrektion der Altburger Steige mehr Anhänger gefunden zu haben. Der Nutzen der Korrektion wird zwar erheblich überschätzt, denn die Zahl der Gemeinden, die diese Straße jeder­zeit benützen, ist ja nicht groß. Da aber die Amts­korporation zu den Straßenkorrektionen des Bezirks

einen Beitrag giebt und die hiesige Stadt stets einen großen Teil daran zu leiden hat, so würde die Stadt bedeutend benachteiligt, wenn nicht auch auf ihrer Markung eine höchst wünschenswerte Straßenverbesse­rung ausgeführt werden würde. Jedenfalls wird diese Frage nicht ruhen, bis eine endgiltige Entscheidung herbeigeführt ist. Die Verwirklichung des Projekts wird aber in Bälde kaum zu erwarten sein.

Calw, 1. März. Gestern abend hielt im Bad. Hof hier der Handels- und Gewerbe­verein seine jährliche Generalversammlung ab. Die Tagesordnung bildeten das Referat drs Vorstands über die Thätigkeit des Ausschusses im verflossenen Jahr, der Rechenschaftsbericht des Kassiers, Wahl des Vorstands und des Ausschusses, Prüfung des Musterstatuts für den zu gründenden Bezirks­verein. Nach dem Bericht des Vorstands, Herr Handelsschuldircctor Spöhrer, hat der Ausschuß im abgelaufenen Jahre 8 Sitzungen gehalten und folgende Beschlüsse gefaßt und zur Ausführung ge­bracht: Auf das Gewerbeblatt wurde vom 1. April ab in 60 Exempl. abonniert, damit solches von je 2 Mitgliedern gelesen werden kann. Da die Zahl der Vereinsmitglicder um '/- gewachsen ist, wird ein 4. Leserkreis gebildet. Einem früheren Beschluß zu­folge sollte an die bürgerl. Kollegien eine Eingabe zwecks Anregung der Anschaffung elektr. Lichts und Kraftbetriebs gemacht werden, der Vorstand brachte daher als Bürgerausschußobmann diese Angelegenheit zu Kenntnis der Kollegien, auf welche Anregung Hr. Reiser aus Stuttgart vor den bürgerl. Kollegien einen orientierenden Vortrag hielt. Erledigt wurde auch ein Bericht an das K. Oberamt betreffs der zu be­anspruchenden Ausnahmen bezüglich der Sonntagsruhe. Das der Zentralstelle zur Eröffnung des Landes­gewerbemuseums zu machende Angebinde wurde im Betrage von 200 abgesandt; hievon stammen 100 aus der Vereinskasie, die übrigen 100 ^

sind das Ergebnis einer Kollekte. Im Ganzen sind für dieses Projekt von über 100 Gewerbevereinen nur 4011 ^ eingegangen. Bezüglich des Antrags eines Ausschußmitglieds, auf den Jsny'er Verbandstag ein Referat vorzubringenUeber die Mißstände im Submissionswesen und Ausführung der Submissions­arbeiten" konnte der Vorstand mitteilen, daß bereits in der Ausschußsitzung in Göppingen eine diesbezügl. Eingabe an die Ministerien beschlossen wurde, die nicht ohne Wirkung bleiben dürfte. Die Reorganisation des Vereins in einen Bezirksverein wird auf das folgende Winterhalbjahr verlegt, da im Sommer schwer Versammlungen zu Stande zu bringen sind. Die Straßburger Ausstellung wurde von 23 Mit­gliedern besucht und betrug die denselben gewährte Fahrtvergütung 121.90. Den Ausschuß beschäf­tigte ferner ein Gesuch des Kölner Verbands um

weitere Bewilligung freiwill. Beiträge zur Gründung eines größeren Kapitals. Dieses Ansinnen fand keinen Anklang. Ein von den bürgerl. Kollegien vorgelegter Mietvertrag sowie die Verlegung der Mietquartale wird gutgeheißen. Eine Eingabe von der Handels­kammer Stuttgart mit einem Nachtrag der Handels­kammer Calw, betreffend den neuen Steuersntwurf, fand Zustimmung und wurde noch dazu beantragt, es möge auch die Gemeinde- und Amtskorporations­steuer mitgeregelt und ferner die Consumvereins- dividende ähnlich wie die Aktiendividende mit einer Steuer belastat werden. Die Frag, des elektrischen Lichts ist in dem Stadium, daß nun von den bürger­lichen Kollegien weitere Schritte veranlaßt worden sind. Das Gesammtvennögen des Vereins beträgt ^ 2395.74, die Mitgliederzahl 135, Zuwachs 1 Mit­glied. Nach diesem umfangreichen Referat, das hier nur auszugsweise mitgeteilt ist, verliest der Kassier Hr. E. Dreiß den Rechenschaftsbericht, aus welchem die Mitglieder u. a. die erfreuliche Mitteilung ent­nahmen, daß der Vorstand auf ihm als Delegierter zustehende 70 Mk., zu Gunsten des Vereins verzichtet habe. Hierauf wurden die Wahlen vorgenommen und zunächst der Vorstand, Hr. Handelsschuldirector Spöhrer, unter allseitiger Anerkennung des von ihm an Arbeit und Zeit gebrachten Opfers, einstimmig wiedergewählt. Aus dem Ausschuß treten die HH. H. Wagner, Schlossermstr. Erhardt, Eugen Dreiß, Gg. Wagner und Wagnermstr. Stüber, als Ersatz wurden gewählt: Maler Jäger, Sattlermstr. Wiedmaier, Carl Herzog, CH. Schlatterer und Flaschner Feldweg. Zum ehrenden Angedenken des durch Tod ausgeschiedenen langjährigen Ausschuß­mitglieds und Vorstands während mehrerer Jahre, Hrn. Carl Bozenhardt jun., erheben sich die An­wesenden von den Sitzen. Das neue Statut wurde in seiner Fassung geprüft und nach einigen unwesent­lichen Aenderungen gutgeheißen.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.) Am 28. Februar d. I. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle in Hünerbe.rg- Meistern, Bez. Calw, dem Unterlehrer Karl Floruß in Illingen, Bez. Knittlingen, übertragen worden.

Neuenbürg. Hohe Jagdpacht. Die Loffenauer Jagd, die einen schönen Hochwild- und Auerhahnenstand aufzuweisen hat, wurde am 27. Februar in öffentlicher Versteigerung zum Preis von 2100 pro Jahr an einen Herrn aus Stutt­gart verpachtet. Dies ist gewiß ein ganz glänzendes Resultat. Es ist erzielt durch das Ausschreiben des Jagdpachts in den Blättern größerer Städte. Ge­meindejagden, auf denen ein nennenswerter Wildstand ist, sollten im eigenen Interesse der Gemeinden nie ohne Zuziehung auswärtiger Concurrenz vergeben werden.

einem der Gärten, ließ sie erschreckt zusammenfahren. Sie riß sich los, und im näch­sten Moment hörte er das Pförtchen sich hinter ihr schließen. Er war allein.

*

Hr

Ein paar Stunden später klopfte eS mit ungeduldigem Finger an die Thür von Elsas Gemach.

DaS junge Mädchen hatte sich ein geschlossen, sie wollte niemand sehen; auch jetzt verhielt sie sich regungslos, bis das Klopfen stärker wurde.

Mach' auf, Elsa, ich muß Dich sofort sprechen."

Der Riegel wmde zurückgrschoben, Arnold von Bensing und hinter ihm die gnädige Frau traten in das Gemach. Das Antlitz des Barons war entstellt, sein finsterer Blick richtete sich durchbohrend auf die Schwester, welche bei seinem Eintritt zurückwich und ihn mit großen, erschreckten Augen ansah.

Wo warst Du heute Abend, Elsa?" fragte er, dicht vor sie hin tretend.

Sie zuckte leicht zusammen.

Bei Frau Klemmhagen," war ihre leise Erwiderung.

.Und dort" er faßte mit hartem Griff ihren Armdort hieltest Du ein Schäferstündchen mit mit dem Gesindel aus dem CnkuS? Antwort, Elsa! Ist eS wahr, was man auf dm Straßen sich erzählt, was man hinter un» im Kon- zertgartrn sich ins Ohr zischelte, daß die Baronesse von Bensing das Liebchen des Kunstreiters ist? Rede, Mädchen, oder ich «erde wahnsinnig! Ist es wahr?"

Ein Schrei rang sich von dm zuckenden Mädchenlippen.

Barmherzigkeit, Arnold, nicht weiter!"

So sage, daß eS Lügm sind, und ich will blutige Rechenschaft fordern von dm Verleumdern Deiner und meiner Ehre. Sie sagen, Du habest in des Kunst­reiter» Armen gelegen und seine Küsse geduldet. Ist das erlogen, Elsa?"

Ein qualvolles Schluchzen drang au» ihrer Brust, und die großen, thränen- vollm Augen blickten mit heißem Flehen zu dem Bruder auf.

ES war beim Abschied, Arnold, da überwältigte eS uns. Vordem hat er mich nie berührt."

Sie legt« beide Hände auf die heftig klopfende Brust.

Sei nicht so grausam, Arnold; wenn Du wüßtest, wie es hier drinnen schmerzt."

Sie wollte seine Hand erfassen, aber er stieß sie zurück.

Hinter ihnen erscholl ein Helles, spöttisches Lachen, eS kam von Frau AurelienS Lippen.

Ja, das Blut der Bensing, Amold, das verleugnet sich nie!"

Er ballte die Hand in maßlosem Grimm und biß sich die Lippen fast blutig.

Ich glaube Dir nicht; gestehe, wo Ihr Eure geheimen Zusammenkünfte hattet!"

DaS kam so hohnvoll, so tief verächtlich aus seinem Munde, daß es sie gleich einem Blitzstrahl traf.

Mit einem Wehlaut schlug sie beide Hände vor das Gesicht

Eine Totenstille folgte, nur die lauten, stürmischen Atemzüge waren hörbar.. Dann hatte sie sich gefaßt. Eine unnatürlich« Ruhe lag auf dem bleichen Antlitz, als sie eS wieder zum Bruder erhob.

Für diese Stunden der Nacht werde ich noch um Obdach bitten müssen in Deinem Hause, morgen mit dem Frühesten verlasse ich eS, um nicht wiederzukehren. Zwischen dem Baron von Bensing und der Geliebten des Kunstreiters kann hinfort keine Gemeinschaft mehr sein, ich vermag das einzusehen," sagte sie tonlos.

Er lachte kurz auf.

Du gehst dann selbstverständlich zu Deinem Freunde aus dem CirkuS. Ob er aber sehr davon erbaut sein wird? Ich fürchte, er hdt solche Treue nicht erwartet und auch nicht gewollt. Nun. im schlimmsten Falle wird er Dich ja irgendwo als Actrice placieren können. Du gehst dann vielleicht noch einer ruhmvollen Zukunft entgegen."

ES war ein schneidender Hohn, mit dem er da» sagte.

Sie sah ihn ernst voll Hoheit an.

Mein Weg liegt jedenfalls so fern von dem Deinen, wie der Morgen vom Abend,' aber er verliert sich nicht in Dunkelheit, verlaß Dich darauf. Und ein« noch, Du wirst auf Deiner stolzen Höhe noch einsamer sein und ärmer, als die heimatlose Schwester. Sie wenigsten» hat die Erinnerung an ein Glück, an einen Augenblick voll LiebeSseligkeit, Dir wird solche Stunde nie!"

Damit wandte sie sich und ging in das Nebenzimmer, dessen Thür sie hinter sich verschloß. (Forts, folgt.)