^Ü'LS.I

Amts und Anzeigeblall für den Bezirk (Lalw

^ 143

'EM

'S Q

>8^

WLM^- - MeM

Erscheint Dien-lags, Donnerstags und SamStagS. Die EinrückunqSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Um- ^Gebunq s Pfg. dis .^eile. sonst 12 Psg.

Samstag, den 7. Dezember 1895.

Lbonne«ent»prril vierteljLhrlich i« der Sta^t -0 Vfg. ovtz so Pfa. Lrägerlohn, durch die Post bqo-eu VS. 1. LS, sonst i» ganz Württemberg Mr. 1. Lb.

Amtliche Ztekermtmachvrrge«.

Kekannlmachnng.

betr. die Ergänzungswahl zur Handels- und Gewerbekammer Calw.

Die den Abstimmungs- und Oberamtsbezirk Calw umfassende Wählerliste für die Wahl der Mit­glieder der Handels- und Gewerbekammer ist vom 7. bis zum 14. d. M. auf dem Rathaus in Calw zur -Einsicht öffentlich aufgelegt.

Einsprachen gegen die Liste wegen Aufnahme unberechtigter oder wegen Uebergehung berechtigter Personen sind innerhalb acht Tagen vom Beginn der Auflegung an gerechnet unter Beifügung der er­forderlichen Bescheinigung beim Oberamt anzubringen.

Nur diejenigen sind zur Teilnahme an der Wahl berechtigt, welche in die Listen ausgenommen sind.

Calw, den 4. Dezember 1895.

K. Oberamt.

I. V.: Amtm. Gottert.^

Die Ortsvorstcljer

. werden unter Bezugnahme auf Z 42 der Vollzugs­verfügung zur Gewerbeordnung vom 26. März 1892 (Neg.-Bl. S. 78) angewiesen, die Uebersicht der in ihrem Gemeindebezirk vorhandenen Fabriken «nd denselben gleichstehenden Anlagen (Z 154 Abs. 24 der G.-O.), in welchen Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter beschäftigt werden, nach dem Formular Beil. Nr. IX. zu der genannten Ver­fügung (Neg.-Bl. S. 115) bis

15. ds. Mts.

hieher einzusenden.

Zutreffendenfalls ist eine Fehlanzeige zu erstatten.

Calw, den 5. Dezember 1895.

K. Oberamt.

I. V.: Amtm. Gottert.

Deutsches Reich.

Stuttgart, 4. Dezember. (Kammer der Abgeordneten.) Präsident Payer eröffnet die Sitzung um 11.20 und teilt nach Begrüßung der Abgeordneten mit, daß in nächster Woche die 1. Lesung der Beratung der Steuerreform stattsinden werde, ferner daß betreffend der zwei neugewählten Mitglieder v. Gült! in gen und Gröber die Legitimations- Prüfung keinen Anstand ergeben hat. Unter den Einläufen befinden sich der Gesetzentwurf, betreffend die Kunstweinfabrikation, ferner eine ganze Reihe von Petitionen evavgel. Gemeinden um unveränderte An­nahme des Gesetzes, betreffend die Ausübung der landesherrl. Kirchenregimentsrechte; weiter eine Eingabe aus Horb um Verbot der Hopfensurrogate; von Volksschullehrern aus Besigheim um Belaffung der geistlichen Schulaufsicht; eine Petition von Wagen- reoidenten und Bremsern um Aufnahme in die all­gemeine Unterstützungskaffe; eine Petition, die gegen das Ueberwuchern der Konsumvereine gerichtet ist; eine solche von 102 Aezten des Landes gegen das Verlangen der Homöopathen in Betreff eines homöo- - pathischen Lehrstuhls u. s. w.; Petitionen um Er­bauung von Eisenbahnen von Böblingen nach Ren- ningen und von Böblingen nach Tübingen u. a. Diese Petitionen werden von dem Präsidenten den entsprechenden Kommissionen, staatsrechtliche, volks­wirtschaftliche, Finanz-, Petitionskommission zur Berichterstattung überwiesen und dann zur Erledigung der heutigen Tagesordnung übergegangen. Graf Zldelmann berichtet namens der Kommission für

innere Verwaltung über Eingaben, betreffend den Unterricht in der Stenographie in den höheren Lehranstalten, und verbreitet sich des längeren über die Verbreitung der verschiedenen Systeme in Württem­berg, die Nachteile, die der heutige Zustand mit sich bringt und verteidigt die Einführung der Stenographie gegen die Bedenken, welche gegen dieselben im Jahre 1890 laut geworden sind. Im Interesse der Er­höhung der Erwerbsfähigkeit der Schreiber, des par­lamentarischen Bedürfnisses, der Entlastung der Schüler und vom praktischen Standpunkt aus, tritt Redner für das Gabelsberger System als dem verbreitetsten ein. Von Mayser und Gen. wird der Antrag ein­gebracht die K. Staatsregierung möge die allmähliche Einführung der Stenographie unter die fakultativen Lehrgegenstände der höheren Lehranstalten aufzu­nehmen. Eggmann-Leutkirch bekämpft den An­trag der Kommission und erklärt jede Parteinahme als vom Uebel. Die größere Verbreitung des Gabels­berger Systems leite sich vielfach von der staatlichen Unterstützung her. Redner trirt für die Freiheit des Wunsches bei der Einführung der verschiedenen Systeme in den einzelnen Schulen ein. Geß und Sachs beantragen die Petitionen der stenographischen Vereine der K. Staatsregierung zu übergeben und die Ein­führung eines einheitlichen Systems der Negierung anheimzugeben. Mayser bittet den Antrag der Kommission zu unterstützen, v. Geß führt aus, daß Württemberg in stenographischer Beziehung noch zurück sei und wünscht allmähliche Einführung der Steno­graphie als fakultativen Lehrgegenstand nach einheit­lichem System. Kultusminister v. Sarwey teilt mit, daß laut Bericht der höheren Lehranstalten (37) sich 7 ablehnend, 17 für die Einführung teilweise so­gar für die obligatorische ausgesprochen haben; die übrigen stehen der Einführung der Stenographie auch günstig gegenüber. Der Minister erklärt, so weit Be­dürfnis sich zeigt solle der stenographische Unterricht in den Betrieb der Anstalten eingeführt werden. Be­treffs der Einfühlung eines einheitlichen Systems sei aber bei der Bewegung und dem Kampf worin sich die verschiedenen Systeme befinden eine Ent­scheidung noch nicht angängig, wenn auch der Sieg des Gabelsberger'schen Systems voraussichtlich sein werde, rvas auch die Negierung durch Fürsorge und Subvention diesem System gegenüber anerkannt habe. Im Norden aber sei das Stolze'sche System sehr zahlreich vertreten. In Baden, Elsaß Lothringen bestehen beide Systeme nebeneinander. Die hohe Kammer möge ohne Stellungnahme den Systemen gegenüber die Einführung der Stenographie empfehlen. Kie n e-Ehingen begrüßt die Stellungnahme des Kultusministers und stellt sich vollends ganz auf dessen Standpunkt, er erinnert daran, daß die Stenographie nach dem Antrag Lerno (Reichstag) im Richtersaal eingeführt werden soll. Man soll aber absehen von der Einführung eines Systems und das der freien Konkurenz überlassen, schon darum weil das Gabels­berger System von Seiten der Negierung unterstützt worden sei und in der Schweiz und im Norden Deutschlands Stolze überwiege. An der Debatte nahmen noch teil: Prälat o. Sandberger, Klau ß- Gmünd, R em bald-Aalen. Der Antrag Kiene wird angenommen. Ferner beschließt die Kammer den Verlauf betreffend den Staaienvertrag zwischen Württemberg und Bayern wegen Herstellung der Bodensee-Gürtelbahn an die Kommission zu verweisen.

Berlin, 5. Dez. Das bürgerliche Gesetzbuch geht dem Reichstag im Januar zu. Von den Frak­tionen sollen bereits jetzt die Referenten ernannt werden, denen das bezügliche Material vor Weihnachten zugchen soll.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 6. Dez. Bei der gestern vorgenoin- menen Ergänzungswahl des Gemeinderats haben von 510 Wahlberechtigten 375, mithin 73,5°'» der Wähler abgestimmt. Gewählt wurden die Herren Hermann Wagner mit 342, Emil Georgii mit 324, Frohnmeyer zur Kanne mit 274, Friedrich Schmid mit 242 und Ehr. Im. Kraushaar mit 241 Stimmen. Weitere Stimmen wurden abgegeben für Schlosser Heldmaier 141, Bierbrauer Dreiß 133 und Fabrikant Zoepp ritz (welcher eine Wahl abgelehnt hatte) 127; zersplittert waren 47 Stimmen. Wahlzettel wurden von 2 Seiten ausgegeben, von, Bürgerverein und Volksverein. Von den 5 zu wählen­den Gemeinderäten standen die 2 höchsten in der Stimmenzahl auf beiden Wahlzetteln. Die gemein­samen Kandidaten vereinigten, wie nicht anders zu erwarten war, die meisten Stimmen auf sich. Die andern Kandidaten des Bürgervsreins erhielten 241 bis 274, die des Volksoereins 127141 Stimmen. Vom Bürgerverein wurden 159 unabgeänderte und 115 abgeänderts, im ganzen 274, vom Volksverein 64 unabgeänderte und 37 abgeänderte, zusammen 101 Zettel abgegeben. Die Zahl der Bürgervereins­zettel übersteigt demnach die des Volksvereins um 173. Aus den genanten Zahlen ergiebt sich, daß der Wahlvorschlag des Bürgervereins vollständig durch­gedrungen ist. Di« Wahlbewegung vollzog sich sehr ruhig. Die Beteiligung war im Vergleich mit der letzten Gemeinderatswahl im Jahr 1893 so ziemlich gleich. Damals stimmten von 522 Wahlberechtigten 378 oder 72°/« der Wähler ab. Bürgervereinszettel wurden 260, Volksvereinszettel 116 abgegeben.

r. Gechingen, 4. Dez. Die Wählerver­sammlung letzten Samstag, bei ver auch der Humor zur vollen Geltung kam, was nicht zum kleinsten Teil ein Verdienst des Vorsitzenden war, ließ eine ganz friedliche Gemeinderatswahl voraussehen. So wurden denn auch am Piontag in aller Ruhe gewählt Kauf­mann Friedrich Hubel mit 84 Stimmen und Lud­wig Schwarz, Vorstand des Veteranenvereins, mit 80 Stimmen.

Gmünd, 1. Dez. Böllersalven vom Linden» first erinnerten heute an die Tage von Champigny. Vom Rathaus aus war feierlicher Ktrchgang des Veteranen- und Militärvereins, der Offiziere und Beamten in beide Pfarrkirchen, hernach gemeinsamer Gang auf den Friedhof. Auch sieben barmherzige Schwestern, ehemalige Krankenpflegerinnen im Krieg, nahmen an der Feier teil, desgleichen der damalige Feldgeistliche, nun hier als Pensionär lebende Pfarrer Herzer, welcher am Kriegerdenkmal eine ernste An­sprache an seine Kameraden hielt. Major v. Hügel und der Vorstand des Veteranenvereins legten Kränze am Kriegerdenkmal nieder. Die städtische Kapelle spielte und der Liederkranz sang ein altdeutsches Heldenlied. Heute abend Festbankett im VereinshauS mit Festrede von Rektor Dr. Klaus, Gesang des Liederkranzes, Musik und Aufführung von lebenden Bildern.

Wasseralfingen, 1. Dez. Der Leiter der hiesigen Bergmusik, Kapellmeister Wieland, feierte heute sein goldenes Jubiläum als Staatskapellmeister und wurde aus diesem Anlaß von Seiner Majestät dem König mit einem Ehrengeschenk von 200 ^ er­freut. Wieland wurde schon mit 28 Jahren vor» König Wilhelm I. als Brigadekapellmeister in Stutt­gart angestcllt und führte als solcher 26 Jahre den I Dirigentenstab.