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Ehingen, 25. Nov. In der Stuttgarter Zementfabrik wurde am vergangenen Donnerstag früh der 48 Jahre alte Zementarbeiter Benedikt Moll von Berg auf dem über 2 Treppen höher gelegenen Boden, den Kopf nach unten, die Füße senkrecht in die Höhe stehend, bis über die Mitte des Körpers im Rohmehl steckend erstickt aufgefunden. Auf bis jetzt unaufgeklärte Weise waren an diesem Boden 2 Bretter aufgerissen und ist der Unglückliche unzweifelhaft durch diese Oeffnung in das unten lagernde Rohmehl her» untergestürzt und erstickt.

München. Gestern abend 8 Uhr entstand in der Myllys Kerzenfabrik von Franz Wasser­mann in der Frauenhoferstraße ein Großfeuer, welches erhebliche Dimensionen annahm, und dem ganzen Stadtviertel gefährlich zu werden drohte, trotz­dem gelang es der Feuerwehr nicht blos die um­liegenden Gebäude alsbald von jeder Gefahr zu be­freien, sondern auch den Brand selbst in verhältnis­mäßig kurzer Zeit zu bewältigen. Der Schaden ist sehr bedeutend.

Dortmund, 25. Nov. Ein entsetzlicher Vorfall hat einem jungen Tierarzte, Koh- ning, auf dem Gute seines Bruders in Hakedahl das Leben gekostet. Der junge Mann wollte aus einer im Gange befindlichen Göpelmaschine einen Strohhalm entfernen. Hierbei erfaßte dieselbe seinen rechten Arm und schleuderte denselben 4 bis 6 Mal vollständig herum, so daß der Arm sechsmal gebrochen, einem Stricke gleich, um das Gestränge gewunden war. Außerdem war sogar das Schulterblatt einmal gebrochen. Nicht lange nach seiner Einlieferung in das Landkrankenhaus ist der 36jährige, kräftige Mann verschieden. Ein Bruder des Verunglückten mußte sich vor längeren Jahren infolge eines ähnlichen Unfalles einer Amputation des linken Vorderarmes unterziehen.

Weißenfels, 25. Nov. Dem Kreisblatt zufolge war von einer Esten er Firma an einen hie­sigen Schuhfabrikanten gerichteter Geldbrief über 2360 ^ Inhalt beim Oeffnen mit Zeitungspapier gefüllt.

Hannover, 23. Nov. Heute nachmittag wurde der Kaffenbote der hannoverschen Zentral- heizungs- und Apparate-Bauanstalt in der Sandstraße von drei Räubern überfallen und eines Geldbetrages von 7000 ^ beraubt. Der Bote wurde mit einem dicken Stein auf den Kopf geschlagen und ihm Sand in die Augen gestreut. Zwei der Angreifer entkamen, der dritte, der die Beute trug, wurde überwältigt und dingfest gemacht.

Berlin, 24. Nov. Der deutsche Freisinn pflegt seit Jahren jede Sache, die er am Auslande bewundert, im eigenen Lande in der heftigsten Weise zu bekämpfen, und demnach kann sich Niemand dar­über wundern, wenn es in einem Artikel der frei­sinnigenVoss. Ztg." über die in Japan zur An­nahme gelangte Heeresvorlage u. A. heißt:Erfreu­

lich ist, daß die japanischen Parlamentsparteien bei allen sonstigen Gegensätzen einmütig in dem Be­streben sind, die nationale Wehrkraft auf die höchste Stufe zu erhöhen."

Berlin, 25. Nov. Bei den Mitgliedern des sozialistischen Parteivorstandes, bei den Vertrauens­leuten der sozialistischen Partei, bei den Mitgliedern des Preßkomitös und dem Redakteur Braun vom Vorwärts" wurden heute früh Haussuchungen abgehalten, angeblich wegen Ueberlretung der ZZ 16 und 18 des Vereinsgesetzes.

Berlin, 25. Nov. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Vor drei oder vier Jahren trieb in der Saaleztg. in Halle ein Berliner Correspondent sein Unwesen, der sich ein förmliches Gewerbe daraus machte, Sensationsnachrichten zu erfinden, wobei er sich den Anschein gab, als ständen ihm geheime Quellen in Verbindung zu hohen Kreisen zu Gebote. Derselbe journalistische Hochstapler versorgte später die Pariser Ausgabe des Newyork-Herald mit Berliner Tele­grammen, die so unverschämte Lügen enthielten, daß sie bald der schweigenden Verachtung der gesamten deutschen Presse verfielen. Neuerdings begegnen wir auch in der Saaleztg. wieder einem Berliner Corre­spondenten, der sich in ganz gleicher Weise für seine mehr oder weniger sensationellen Meldungen durch Berufung auf hohe amtliche Stellen (Reichsämler rc.) Eingang zu verschaffen sucht, mit denen er selbstver­ständlich in keiner Verbindung steht oder gestanden hat. Die Vermutung liegt nahe, daß derselbe Korre­spondent, der es übrigens liebt, sich unter verschiedenen Namen einzuführen, seine Thätigkeit an dem alten Orte wieder aufgenommen-chat und den Glauben des Halleschen Blattes von Neuem mißbraucht.

Berlin, 26. Nov. DieNordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß Reichskommiffar I)r. Peters auf seinen Wunsch zur Disposition gestellt worden ist.

Warschau, 25. Nov. Heute nacht entstand im oberen Stockwerke des großen Bahnhofsgebäudes der Warschau-Petersburger Bahn auf noch unauf­geklärte Weise Feuer, welches in einigen Stunden das ganze Stockwerk in Asche legte. Der Schaden ist bedeutend. Viele Aktenstücke sind verbrannt. Bei den Rettungsarbeiten wurden viele Feuerwehrleute verletzt.

Triest, 25. Nov. Im Maschinengebäude des Lloydarsenals brach ein großer Brand aus, wodurch das Gebäude vollständig eingeäschert wurde. Der Schaden konnte noch nicht festgestellt werden.

Klausenburg (Ung.), 25. Nov. Hier und in der Umgegend schneit es unausgesetzt. Seit drei Tagen haben sämtliche Eisenbahnzüge bedeutende Verspätungen.

Rom, 25. Nov. Im gestrigen Ministerrat machte der Minister des Aeußern Mitteilung über eine Audienz des neuen italienischen Botschafters Maffey beim Zaren. In der Audienz äußerte der Zar, es sei notwendig, der Türkei Zeit zur Einführung ihrer Reformen zu lassen.

Toulon, 25. Nov. Gestern fand abermals auf dem AdmiralsschiffFormibable" ein doppelter Unfall statt, indem zwei auf Wachtposten befindliche Soldaten von Wellen über Bord gerissen wurden, und ertranken.

London, 27. Nov. Aus New-Aork wird gemeldet, daß auf Cuba in der Provinz Santa Clarcr eine große Schlacht zwischen Spaniern und Insurgen­ten stattgefunden hat 10000 Spanier griffen 4000 Insurgenten unter dem Befehl von Gomez an. Die Schlacht schien anfangs den Spaniern günstig zu sein,-, erst als Maces den Jnsugentcn mit 3500 Mann zu Hilfe kam, wurden die Spanier in die Flucht ge­schlagen.

Permischtes.

Die Deutsche Landwirtschaftsaus-- stellung zu Stuttgart-Cannstatt 18 9 6.. Seit neun Jahren macht es sich die Deutsche Land­wirtschafts-Gesellschaft zur Aufgabe, jährlich eine große allgemein deutsche landwirtschaftliche Ausstellung zu veranstalten, welche abwechselnd in verschiedenen Gauen Deutschlands stattfindet. Frankfurt a. M., Breslau, Magdeburg, Straßburg, Bremen, Königsberg, Mün­chen, Berlin und Köln waren von 1887 bis 1895 der Reihe nach die Stätten dieser großen Schauen,, deren Zweck in erster Linie der ist, dem Gau, in welchem die Ausstellung stattsindet, Gelegenheit zu bieten, seine landwirtschaftlichen Leistungen vor ganz. Deutschland zu entfalten, und ihm das beste vorzu­führen, was auf landwirtschaftlichem Gebiete ander­wärts geleistet wird; auf diese Weise also einerseits zum Fortschritt anzuregen, andererseits hervorragende Leistungen in weitesten Kreisen zur Geltung zu bringen.. Diese auf die Entwicklung des größten Gewerbes unseres Vaterlandes gerichteten Absichten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft wurden verstanden und anerkannt, die beträchtlichen Opfer, welche die Ge­sellschaft für ihr Unternehmen brachte, begannen Früchte zu tragen, so daß heute die Wanderaus­stellungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft überall, wo man sich für Landwirtschaft interessiert, selbst über die Grenzen des weiteren Vaterlandes - hinaus, reger Teilnahme sicher sind. Die zehnte Wanderausstellung wird vom 11. bis 15. Juni 1896- in Württemberg dem11. Gau" der Gesellschaft stattfinden, und zwar unmittelbar an der Grenze der Gemarkung der Hauptstadt des Königreichs, auf zu Cannstatt gehörigen Grundstücken, die der Gesellschaft i teils von der Stadt Cannstatt, teils von den Militär­behörden, welche im Besitz derselben sind, in dankens­werter Weise zur Verfügung gestellt wurden. Daher die Bezeichnung der Ausstellung zuStuttgart-Cann­statt". Das ganze Gelände, eine Fläche etwa 18 da beginnt an der Karlsbrücke, welche Cannstatt mit Stuttgart verbindet, zieht sich am Neckar entlang, bis in den neuen Exerzierplatz und umfaßt somit den allen Württembergern wohlbekannten Volksfestplatz, den Cannstatter Wasen. Für einen Ausstellungsplatz ließe sich in Deutschland eine reizendere Lage wohl kaum finden, und auch die praktischen Vorteile des­selben, das ebene freie Gelände, die mannichfache Verbindung mit der Hauptstadt, (Pferdebahn, elektrische

Man frage nur einmal diese kräftigen, flachsköpfigen, blauäugigen Jungenvan de Waterkant," was sie lernen wollen, in neun von zehn Fällen erhält man kurz die Antwort:Schipper!" Die Jahre flohen unter häufigen Scheiden und Wieder­sehen der Gatten bald dahin; aus dem rotbackigen blonden Knaben wurde ein zu den schönsten Hoffnungen berechtigter Jüngling. Noch besuchte Hans das Gymnasium, auf dem er sich für die höhere Beamtencarriere vorbereitete denSchipper" hatte ihm die Mutter, welche das Aufregende und Beängstigende des SchisftrlebenS an sich in reichem Maaße erfahren, nach langen und eindringlichen Auseinandersetzungen aus dem Kopfe geredet da traf Beide der Verlust des Gatten und Vaters. Und dieser harte Schlag warf alle Pläne der Mutter betreffs der Zukunft des Sohnes über den Haufen. Ohne Vermögen, als Kapitänswittwe nur auf eine kaum nennens­werte Pension angewiesen, konnte sie die teuren Studiengelder für HanS unmöglich erschwingen. Dieser mußte, um ihr nicht länger zur Last zu fallen, die Schulbank mit dem Ladentresen vertauschen. So verschwanden wieder eine Reihe von Jahren. Hans führte sich musterhaft. Jeder, der den frischen hübschen Jüngling näher kannte, gewann ihn lieb, besonders deswegen, weil er in der Sorge um seine, nach dem plötzlichen Tode des Vaters sichtlich kränkelnde Mutter aufging. In bescheidenen, aber wirtschaftlich durchaus geregelten Verhältnissen lebend, fehlte Beiden nichts an dem Glück, welches wahre Mutter- und echte Kindesliebe in einer christlichen deutschen Familie verleiht. An eine Trennung hatten Beide erst dann gedacht, als Hans in der Person Hedwig Helms, einer entfernten Verwandten, eine paffende Gesell­schafterin für seine Mutter fand und ihm bald darauf mit jedem Tage klarer wurde, daß dieses reizende Mädchen ihn Tag und Nacht in einer Weise beschäftigte, wie nie vorher irgend ein weibliches Wesen. DaS merkte auch bald die Mutter, und sie sühtte, daß sie dir Liebe des Sohnes, welche sie bisher allein besessen, mit der kleinen reizenden Nichte würde teilen müssen. Frau Maring war hierüber durchaus nicht ungehalten, denn auch sie hatte das immer heitere und unverdrossene Mädchen gern, und wenn HanS einmal eine Wahl unter den Mädchen treffen sollte, so wußte sie

keine bessere Frau für ihn als Hedwig. Zunächst aber mußte Hans fort; das sah sowohl er wie seine Mutter ein. Für einen Brautstand waren Hedwig und er noch zu jung Zürich mußte er sich erst eine gesicherte Existenz gründen. Und als er seiner Mutter eines Tages offen und ehrlich beichtete, wie es mit seinem Herzen stand, und dabei äußerte, daß er ohne eine Aussprache es nicht länger in der Nähe des heimlich geliebten Mädchens aushalten könne, daß er fort müsse, um seine Gedanken wieder zu ordnen und sich zu prüfen, da sagte Frau Maring erfreut:Geh in GotteSnamen, Hans, und prüfe Dich draußen in der Welt. Hedwig soll Dir nicht verloren geben soweit ich sie zu beurteilen mag, gehört ihre Liebe nur Dir." Und dann kam die Trennungsstunde, nach welcher cs mehrere Tage dauerte, bis dis alte Fröhligkeit und die frühere Jugendlust bei Hedwig wicderkehrte. Es ging dem Sohne in Berlin, wo er eine gute Stellung erhalten hatte alles nach Wunsch. Schon noch einem Vierteljahr erhöhte der Prinzipal sein Salair, in reichlich einem Jahre hoffte er erster Buchhalter zu sein und dann so schrieb er durfte er an die Gründung eines eigenen Haushaltes denken. Seine Wünsche sollten indeß nicht in Erfüllung gehen, denn kurz vor dem Zeitpunkte, an dem ihm die erste Buchhalter­stelle übertragen werden sollte es war der letzte Herbst angenommen verkaufte sein in letzter Zeit kränkelnder Prinzipal die Fabrik an eine Actiengesellschast, in- folgrd ssen dem ganzen Personal gekündigt wurde. Da Hans indeß, als er dieses seiner Mutter mitteilte, gleichzeitig schrieb, daß er eine neue, ebenso einträgliche Stelle wieder in Aussicht hätte, so legte man daheim jener unangenehmen Mitteilung keine besondere Bedeutung bei. Erst als die Mutter und H dwig in den Tagen» wo er aus dem Geschäft auStrat, kerne Nachricht über ein neues Engagement von ihm erhielten und die übliche kl ine Geldsendung ausblicb, als ferner ein Brief von Hedwig an ihm mit dem Vermerk:Adressat ist nicht auszufinden" zurückkam, als endlich nach vielen Wochen der Brief von seiner Wutin als Antwort auf eine An­frage HedwigS eintraf, da gewann jene Nachricht von der Kündigung der Stelle für sie plötzlich eine ganz besondere Bedeutung. (Forts, folgt.)