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sehnte Preisrückgang nicht ein. Zugetrieben wurden 40 Ochsen, 122 Ktthe, 145 Stiere, 136 Kalbinnen, 115 Stück Kleinvieh und 3 Farren. — Dem Schweinemarkt waren zugeführt 130 Milchschweine und 10 Läufer. Abgesetzt wurden 105 Stück Milchschweine zum Preis von 10—20 für das Paar und 6 Läufer zum Preis von 33—45 <^. Auf dem Viehmarkt fehlte es an besserer Ware und es konnte der Bedarf hierin nicht gedeckt werden.
Künzelsau, 12. Nov. Ein an geblicher Scheintoter. Am Freitag Mittag sollte die Beerdigung eines jungen Lehrers, Sohn eines hiesigen Sattlermeisters, stattfinden, als dem bereits versammelten Trauerzefolge bedeutet wurde, es möge sich entfernen, die Beerdigung könne nicht fiattfinden. Sofort entstand daS Gerücht, der Totgeglaubte sei wieder erwacht, und unbeschreibliche Aufregung bemächtigte sich der Gemüter. Der Sachverhalt war indes der, daß an den Armen und Beinen des Verstorbenen blaue Flecken sich zeigten, von welcher Erscheinung der Leichenschauer Anzeige erstattete und infolge davon wurde eine amtliche Sektion angeordnet, zu welcher auch auswärtige Aerzte zugczogen wurden. Die Sektion stellte Herz- und Gehirnleiden, dagegen keinerlei äußerliche Einwirkung als Todesursache fest. Aus weiter Umgegend, wohin die Kunde von dem Scheintoten gedrungen war, strömten Hunderte von Menschen hierher um den angeblich Wiedererwachten zu sehen, der aber bereits beerdigt war.
Gerabronn, 14. Nov. Augst ist mit 2S00 Stimmen Mehrheit gewählt. Die Wahlbeteiligung war diesmal eine außerordentlich schwache.
— Am 12. Okt. abends 7'/, Uhr ist zwischen Wallhausen und Satteldorf, OA. Langend., eine aus Wallhausen entlaufene Kuh auf freier Strecke unter den Güterzug 866 gesprungen und getötet worden, wobei ein leerer Güterwagen des Zugs entgleist ist. Verletzt ist Niemand; ein erheblicher Materialschaden ist nicht entstanden. Der Personenzug 106 erhielt auf der Station Wallhausen eine Verspätung von 2 Stunden.
Neu-Ulm, 10. Nov. Vor einigen Tagen kam ein Faß neuer Wein mit der Bahn hier an und wurde in der Güterhalle gelagert. Am Samstag früh entdeckte der Güterbeförderer, daß während der Nacht das Faß bedeutend an Gewicht verloren. Bei näherer Untersuchung wurde denn auch festgestellt, daß ein größeres Quantum Wein abhanden gekommen. Die Polizei ermittelte bald, hinter welche Binden das köstliche Naß gegossen worden. Da es sich aber um einen Bahndiebstahl handelte, so hat die k. Eisenbahnverwaltung sofort die Weiterführung der Untersuchung übernommen und bis jetzt ist soviel festgellt, daß eine größere Anzahl Bahnbediensteter, die in der kritischen Zeit Nachtdienst hatten, der Versuchung nicht haben widerstehen können, dem duftigen „Heurigen" mit Schläuchen, Kannen und Maßkrügen etwas näher zu treten. Dies geschah von Einzelnen mit solcher Beharrlichkeit, bis sie in jenen „unglückseligen" Zustand verfielen in welchem man singt: Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann! Leider wird nun auch der Katzenjammer nicht ausbleiben, da der Staatsanwaltschaft nach geschlossener Voruntersuchung die Protokolle vorgelegt werden.
Kassel, 10. Nov. Ein Motorboot, welches eine Fuldafahrt unternommen hatte, wurde heute vormittag nach dem Verlassen der Kasseler Schleuse bei der steinernen Brücke an das Wehr geworfen und schlug um. Von den 7 Insassen sind 3 ertmnken.
Berlin, 12. Nov. Eine hübsche Geschichte erzählen die „Friedrichsh. Nachr.". Kürzlich war, so ersehen wir aus einer längeren Auslastung, Exzellenz v. Stephan in Friedrichshagen, um die Gladenbeck'sche Gießerei zu besuchen. Auf dem Rückwege verspürte er Hunger und Durst, ging mit seinen Begleitern in eine bekannte große Wirtschaft, war mit Speisen und Getränken recht zufrieden und erfreute durch anerkennende Worte den hochbeglückten Wirt. Dann kam der Aufbruch. Diensteifrig stürzte der Wirt herbei, um höchsteigenhändig seinem vornehmen Gaste den Mantel anzuziehen, aber, o Schreck: inzwischen war derMantel verschwunden! Bleich und mit schlotternden Knieen machte der entsetzte Wirt der Exzellenz hiervon Mitteilung, doch diese antwortete nur lachend: „Soweit, lieber Freund, haben wir's in Berlin noch nicht
gebracht!" Sprachs und ging leichten Jackets zum Bahnhofe.
Berlin, 14. Nov. Der Ceremonienmeister Freiherr v. Schräder und der Hosmarschall der Kaiserin Friedrich, Freiherr v. Reischach begeben sich, wie die „Post" meldet, heute abend nach Glatz, um dort wegen der bekannten Duellangelegenheit die über sie verhängte Festungshaft zu verbüßen.
Berlin, 14. Nov. Vor der 4. Strafkammer des hiesigen Landgerichts I wurde heute der verantwortliche Redakteur des „Deutschen Michel", Karl Kerd wegen Beleidigung der Kaiserin Friedrich, begangen in einem Artikel unter der Ueberschrift: „Ein Monarchendiner bei Cohn und Rosenberg", verhandelt. Der Staatsanwalt beantragte sechs Monate Gefängnis, während der Gerichtshof auf zwei Monate Festungshaft erkannte.
Berlin, 15. November. Wegen mißglückter Grundstückspekulation und Verluste bei der letzten Börsenkrise erschoß sich gestern der hiesige Banquier Paul Lindenau auf dem Judenkirchhof.
Potsdam, 14. Nov. Heute morgen, gegen 8°/< Uhr traf auf der Wildparkstation der Großfürst Wladimir von Rußland ein, wo er vom Kaiser empfangen wurde. Der Kaiser trug eine russische Uniform, der Großfürst die der 12. thüringischen Husaren. Vor dem neuen Palais, wohin der Kaiser mit dem Großfürsten fuhr, war eine Ehrenkompagnie des Lehrinfantrriebataillons aufgestellt, deren Kapelle die russische Nationalhymne spielte. Nachdem der Großfürst einige militärische Ausrüstungsgegenstände besichtigt hatte, erfolgte der Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie.
Breslau, 14. Nov. Der Reichstagsabgeordnete Liebknecht wurde von der hiesigen Strafkammer wegen Majestätsbeleidigung begangen durch einen Passus in seiner Rede auf dem Breslauer sozialdemokratischen Parteitage heute zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.
Wien, 14. Nov. Das offiziöse Fremdenblatt erfährt, daß die Meldungen aus Constantinopel, wonach die Kabinette über ein gemeinsames Vorgehen gegenüber der schwierigen Lage im Orient bereits einig seien, den Thatsacheq nur insofern entsprechen, als von österreich-ungarischer Seite eine Einladung zu einem Gedankenaustausch an die Kabinette erfolgt sei.
Mailand, 15. Novbr. Bei der über den Tessin führenden Brücke entgleiste ein Güterzug. Zwölf Wagen wurden zertrümmert und drei Beamte schwer verletzt.
Paris, 14. Nov. Heute Vormittag wurden von etwa 10 Polizei-Kommissaren Haussuchungen behufs Beschlagnahme von auf die Südbahn-Affaire bezüglichen Schriftstücken, vorgenommen. Es haben keine Verhaftungen stattgefunden.
Paris, 14. Nov. Obschon die Lage der Börse sich bedeutend gebessert und die Kurse wieder normal werden, greift die gesamte und unabhängige Presse die hohe Finanzwelt in heftigen Artikeln an. Paul Cassaignac und Drumont verlangen, daß man nicht mehr eine Intervention Rothschilds zulasten solle, um die Börse vor dem Krach zu retten, sondern daß die Polizei interveniere, um solchen Börsenmanövern, die nichts weniger als gesetzlich seien, ein Ende zu machen.
Petersburg, 15. Nov. Gestern trat hier eine große Ueberschwemmung ein. Die Stadtteile jenseits der Newa sind unter Master. Der Verkehr stockt. Der Galeerenhafen ist verwüstet. Bisher haben sich keine Unglücksfälle ereignet. Das Wasser fällt bereits.
Constantinopel, 14. Nov. In der letzten Nacht fanden in Stambul abermals Verhaftungen von Türken und Kurden statt. Die Gerüchte über bevorstehende Demonstrationen in Constantinopel erhalten sich; dagegen bestätigt sich die Nachricht von dem Einfall von bulgarischen Banden in Makedonien nicht. Die Beziehungen zwischen Bulgarien und der Pforte sind die besten.
Kermischtes.
— Das Grenadier-Regiment „Königin Olga" erläßt im „Staatsanz." an alle Veteranen die Einladung zur Gedenkfeier auf 30. Nov. vormittags 10 Uhr. Dieselben hätten sich zu dieser
Zeit auf dem Hof der großen Jnfanteriekaserne- (Rothebühlstr.) einzufinden. Die Feier umfaßte Regimentsapell, Festessen, Aufführungen verschiedener Art, abends kameradschaftliche Vereinigung der Offiziere,.. Veteranen und der aktiven Mannschaften.
Die Sterblichkeit in Paris 1370/71.. Aus Anlaß der fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr jener Tage, welche Paris mit der Belagerung durch' die Deutschen eine schwere Prüfungszeit brachten,, stellt „1'nyenir militaiiv" eine interessante Betrachtung i über die Folgen der Belagerung hinsichtlich der Sterblichkeit in Paris an. Daraus geht hervor, daß Paris in der Zeit vom 18. September 1870 bis zum 10. Februar 1871 nicht weniger als 56110 Sterbefälle gegenüber 19324 in dergleichen Zeit des Vorjahres aufzuweisen hatte — eine Steigerung, die durch den für die Zeit der Belagerung eingetretenen Bevölkerungszuwachs (stärkere Garnison, Flüchtlinge aus der Umgegend) nur zu verschwindend kleinem- Teile aufgeklärt wird, im übrigen wohl der Einwirkung, der Belagerung und den durch sie hervorgerufencn^ Verhältnissen zur Last zu legen ist. Für die Richtigkeit der letzteren Behauptung spricht auch der Umstand, daß die Sterbefälle ein mit der Dauer der Belagerung Hand in Hand gehendes Steigungsverhältnis zeigten, so daß die meisten Todesfälle auf die letzte Zeit der Belagerung, beispielsweise 4671 auf die Woche vom 28. Jan. bis 3. Febr. 1871 entfielen, . während die 1272 Todesfälle der ersten Woche der Belagerung von dem normalen Sterblichkeilsverhältnis nur wenig abweichen. Die Todesfälle auf dem Schlachtfelds oder aus Anlaß von Verwundungen durch den Feind blieben bei den angeführten Zahlen selbstverständlich außer Ansatz.
O diese Fremdwörter! Welche Fortschritte die moderne Wissenschaft selbst in dem barbarischen Rußland ge,nacht hat, kann man aus Folgendem ersehen. Wie die „Nowoje Wremja" von einem Korrespondenten erfährt, wird in einer Petersburger Milchhandlung laut Aushängschild „Kindermilch von sterilisirten Kühen" verkauft. — Das ist alles Mögliche!
Standesamt ßalw.
Geborene:
7. Nov. Emilie Bertha, Tochter des Georg Häm
merte, Zimmermanns hier.
8. „ Aloysius, Clemens, Sohn des Josef Trat te r^
Stcinhaners hier.
10. „ Emma Pauline, Tochter des Jakob Ludwig.
Baral, Jacquardwebers hier.
11. „ Johannes, Sohn des Ulrich Günther,.
Taglöhners hier.
Getraute:
9. Nov. Georg Wolf, Stricker hier und Christiane
Friedrikc Hcinrike Dalkolmo hier. Gestorbene:
10. Nov. Christian Gwinner, Bäckermeisters Wittwc hier Katharine geb. Eisen mann, 72 Jahre alt.
10. „ Johann Friedrich Keller, Chirurgen Wwe., Marie Katharine geb. Giebenrath, 82 Jahre alt.
14. „ Johann Heinrich Kenngott, MeßnerS Wittwc, Christiane geb. Essig, 81'/» Jahre alt.
Gottesdienste
am 23. Sonntag nach Trinitatis, 17. November.
Erntedankfest.
Vom Turm: 543. Ter Kirchenchor singt: «Gott deine Güte reicht" v. Geliert, komp. v. Beethoven. Predigtlied: 53.
9'/r Uhr Vorm.-Pred. : Hr. Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr Liturgischer Gottesdienst: Hr. Stadtpfarrer Schmid.
Das Opfer ist Vor- n„d Nachmittags für die Hagelbeschädigten deS Bezirks bestimmt.
Mittwoch, 20. November.
10 Uhr, Betstunde im Vereinshans.
von einigen tausend Professoren und Aerzten erprobt und empfohlen! Beim Publikum scit- 14 Jahren als das best«, dilliAste u. nnsalrückliolrslk»
öllltrMMK-
und
beliebt und wegen seiner angenehmen Wirkung Salzen, Tropfen, Mixturen, Bitterwässern rc. vorgezogen.
Erhältlich nur in Schachteln zu Mk. 1.— in den. Apotheken und muß das Etiquett ein weißes Kreuz, wie: obenstehende Abbildung, in rotem Felde tragen.