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Hasen, Rehwild, Federwild, Hausgeflügel in großer Auswahl. Fische insbesondere Schellfische (30 wie seit Wochen), in großer Auswahl angeboten.
Reutlingen, 5. Okt. Die landwirtschaftliche Winterschule Reutlingen beginnt im nächsten Monat ihren 26. Kursus, welcher bis Ende März oder Anfang April dauert. Diese Schule ist zur theoretischen und praktischen Ausbildung angehender Landwirte vorzüglich geeignet und es verdanken ihr viele hervorragende Männer ihre Lebensstellung. Der Lehrplan ist auf zwei Winter berechnet; doch bietet auch schon der I. Kursus ein abgerundetes Ganzes. Anmeldungen nimmt jetzt schon der Vorstand dieser Anstalt entgegen, von welchem auch die das Nähere enthaltenden Prospekte bezogen werden können.
Schramberg, 3. Okt. Gestern abend kurz vor Feierabend ereignete sich in der unlängst von einem Brandunglück heimgesuchten Schramberger Uhrfedernfabrik ein schweres Unglück. In dem vom Feuer verschont gebliebenen Fabrikgebäude befindet sich ein mechanischer Aufzug für Waren. Auf demselben standen 3 Arbeiter, einer von hier und zwei vom benachbarten Sulgen. Plötzlich fuhr der Aufzug mit Blitzesschnelle in die Tiefe. Wohl 20 Meter hoch waren die Leute mit dem Aufzug herabgestürzt, so daß alle drei schwere Verletzungen davontrugen; insbesondere die Beine sollen schrecklich zugerichtet sein. Derjenige, der am schlimmsten daran ist, wird wohl kaum zu retten sein. Wer die Schuld trägt an dem gräßlichen Sturz in die Tiefe, das konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.
Oberdischingen, 3. Okt. Dem Schenkwirt Rommel, der kürzlich mit Vierlingen beglückt wurde, hat Se. Majestät der König ein Geschenk von 50 Ihre Majestät die Königin ein solches von 40 ^ überweisen lassen.
Pforzheim, 5. Okt. Von der badischen Bergstraße wird berichtet: Verschiedene Fabriken unserer Gegend haben die gewöhnlichen Zahltage von Samstag auf Dienstag verlegt, welche That- sache besonders von den Arbeiterfrauen als nachahmenswert bezeichnet wird; denn die Männer kämen neuerdings Samstags viel eher nach Haus, besonders aber seien seit der bezeichneten Neuerung die „blauen Montage" viel seltener geworden.
Mannheim, 3. Okt. Vier Fischer aus der Schwetzinger Vorstadt hatten gestern das seltene Glück, beim Fischen auf ihrem Gebiet einen Karpfen von 2 3 Klgr. und beinahe 3 Zentner Forellen zu fangen.
München, 4. Okt. Anläßlich des Sieges der Wiener Antisemiten veranstaltete gestern die hiesige antisemitische Volkspartei im großen Keller- Garten eine Familien-Unterhaltung bei welcher Reichstagsabgeordneter Ahlwardt die Festrede hielt. Er ermahnte in derselben zur Einheit und verglich den Sieg der Wiener Antisemiten mit jenem auf dem
Schlachtfelde von Sedan. Gleichzeitig gab er auch der Befürchtung Ausdruck, daß infolge dieses antisemitischen Sieges in Wien zahlreiche Juden Oesterreich verlassen und sich nach Bayern, speziell nach München wenden würden. Mit Musik- und Gesangsvorträgen schloß die Feier.
München, 5. Okt. Die Münchener Neuesten Nachrichten halten ihre jüngst gebrachte Meldung, daß die Reichsregierung neue Maßregeln gegen die Sozialdemokratie plane, aufrecht und fügen noch hinzu, daß seitens des Reichskanzlers nicht blos eine Ausdehnung des bairischen, sondern auch vor allem des sächsischen Vereinsgesetzes auf Preußen geplant sei.
Straßburg i. E. Die von den beiden Straßburger Vereinen „Alsatia" und „Columbia" veranstaltete Brieftauben-Ausstellung für -Süddeutschland, die innerhalb des Parkes der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung stattfindet, wird am 10. Oktober Mittags, nachdem die Preisrichter ihre Aufgabe vollendet haben, eröffnet und dauert dis zum 15. Oktober, an welchem Tage die Jndustrie- und Gewerbe-Ausstellung überhaupt geschlossen wird. Daß der Kaiserliche Statthalter für die Brieftauben- Ausstellung drei wertvolle Ehrenpreise gestiftet hat, wurde bereits gemeldet; ferner sind bis jetzt solche eingegangen von den Brieftaubenzucht-Vereinen in München, Frankfurt, Würzburg, Landau, Stuttgart und von den beiden oben schon genannten hiesigen Vereinen. Sehr interessant wird der am Sonntag den 13. Nachmittags siattfindende Massen-Aufslug von mehreren Hundert Tauben werden.
Berlin, 4. Okt. Reichskanzler Fürst Hohenlohe, welcher bekanntlich heute in Stuttgart weilt, hat, wie verlautet, seine Reisedispositionen geändert, sodaß derselbe früher nach der Reichshauptstadt zurückkehren wird, als ursprünglich beabsichtigt war. Ferner wird sich der Fürst auf seinem Stammschloß Schillingsfürst bei Rottenburg an der Tauber voraussichtlich nur ein bis zwei Tage aufhalten, um Anfang nächster Woche nach Berlin zurückzukehren. Die Jagden, welche Fürst Hohenlohe auf Schillings- fürster Terrain abzuhalten gedachte, sind aufgegeben worden.
Berlin, 5. Oktober. Die gestrige von etwa 1000 Personen besuchte Versammlung der christlichsozialen Partei verlief äußerst stürmisch. Die Antisemiten Böckel'scher Richtung waren besonders stark vertreten. Stöcker sprach über die Negierung, die Mittelparteien und die Sozialdemokratie. Er bezeichnet? die Aktion gegen ihn als eine Theaterkomödie. Er misse nichts mehr von dem genannten Briefe. (Tumult). Er habe nie daran gedacht, den Kanzler zu stürzen. Er bezeichne den Kampf gegen ihn unsittlich und illoyal. Aus der Versammung wurde ihm Heuchler zugerufsn. Der württembergische Landtagsabgeordnete Schrempf sprach im Sinne Stöcker's. Stöcker wurde am Schluffe das Wort verweigert, worauf unter großem Tumult die Versammlung geschlossen wurde.
Berlin, 5. Okt. Redakteur Dierl vom „Vorwärts" wurde von der zweiten Strafkammer des Landgerichts I wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch den am 17. März d. I. veröffentlichten Aufsatz: „Wie man in Sachsen Sozialdemokraten verurteilt", zu ömonatlichem Gefängnis verurteilt.
— Eine verlockende Offerte findet sich» in einer der letzten Nummern des „Berl. Lokal-Anz." : „Dummer gesucht. Als Mitspieler für Lotterieloos suchen wir, um endlich zu gewinnen, einen wirklich Dummen. Derselbe hat Befähigungsnachweis zu führen, indem er bis zum ersten großen Gewinn das Lotteriegeld auslegt. Offerten unter M. W. 300 OOO Postamt V."
Rom, 5. Okt. Verschiedenen Blättern zufolge soll man in Berlin, Wien und Rom dahin übereingekommen sein, die Erneuerung des Dreibundes auf nächstes Jahr zu verschieben. Crispi habe dies verlangt, um nicht unliebsame Erörterungen in der französischen Presse hervorzurufen in dem Augenblick, wo er mit Frankreich einen Handelsvertrag schließen wolle.
Paris, 5. Okt. Heute Mittag hat die Beerdigung Pasteurs unter großartiger Beteiligung stattgefunden. Unter den vielen Kränzen fielen besonders diejenigen des Herzogs von Orleans und der Straßburger Studenten auf. Hunderttausende bildeten auf dem Wege, den der Zug nahm, Spalier. Präsident Faure begab sich direkt nach der Notredame-Kirche und wurde dortselbst vom Kardinal Richard empfangen.
Herbstnachrichten.
Bönnigheim, 4. Okt. Käufe zu 175,180 ^ p. 3 bl. Verkauft ca. 450 bl. Vorrat noch 4500 bl. schwarzes und gemischtes Gewächs. Qualität vorzüglich, besser als 1893.
Lauffen a. N., 4. Okt. Preise p. 3 bl. 188, 190, 192 und 200
Weinsberg, 3. Okt. 600 Kl. bereits verkauft zu 175, 180, 185, 190, 195, 200, 205 und 230 ^ p. 3 bl.
Großheppach, 4. Okt. Die Lese ist noch nicht festgesetzt; sie wird sich aber kaum mehr länger als 6—8 Tage verschieben lassen. Feste Käufe sind noch nicht abgeschlossen, dagegen ist vieles verstellt.
Schorndorf, 5. Okt. sObstmarkt.j Zufuhr 20 Ztr. Mostobst. Es war einheimisches Obst, das zu 7 ^ per Ztr. verkauft wurde. Tafelobst kostete 11—12 ^ der Ztr.
Radolfzell, 2. Okt. Die zum heutigen Ob st markt aufgeführten 511 Sack Mostobst fanden rasch Abnehmer. Die Preise bewegten sich für Mostäpfel von 9 ^ 50 --z bis 10 50 für Most
birnen 9 ^ 50 bis 11 ^ per 100 Kilo. Tafelobst wurde per Kilo je nach Güte mit 10—18 bezahlt.
Alle Umstehenden schüttelten sich vor Lachen über diese witzige Antwort Knülles.
„Von heute ab," wandte sich der Hauptwann in scheinbar strengem Tone an Knülle, „fragen Sie, bevor Sie Ihre gastronomischen Experimente beginnen, wegen des Küchenzettels erst bei mir an — verstanden!"
„Zu Befehl, Herr Hauptmann!" —
In der vorstehend geschilderten Weise verliefen meist die sogenannten „Requisitionen". Eine andere, freilich gefährlichere, sollte uns an einem anderen Orte passieren.
Seit einigen Tagen schon war Knülle im Besitz einer großen Flasche, welche «ine dunkle Flüssigkeit enthielt. Die Flasche war sauber mit Staniol verschlossen, woraus jener schloß, daß in derselben ein selten guter Wein oder kostbarer Frucht- saft enthaften sein müßte. Da Knülle mit allen Leibesbedürfnissen vorläufig versehen war, so nahm er sich vor, erst dann, wenn die Not ihn dazu trieb«, die Flasche anzubrechen. Letztere stammte, wie er mir erzählte, von einem Jäger, der sie dem Borrath einer von seinem Bataillon überrumpelten französischen Proviantcolonne entnommen hatte. Damit chm Niemand die Flasche entwenden konnte, vergrub er sie heimlich einige Zoll tief in der Erde, auf der Stelle, wo sein Tornister lag.
Einige Tage nach dieser mir gemachte» Mitteilung lagen wir spät Abends in unserem, von den Franzosen erbeuteten Zelle. Der übliche „Abendsegen" war bereits verklungen, im Biwak war es still» nur das Geräusch der schnaubenden und stampfenden Pferde, sowie aus der Ferne das Geknatter der sich von beiden Seiten beschießenden Vorposten war zu vernehmen. Plötzlich horten wir in unmittelbarer Nähe «in schwachknallendeS Geräusch und gleich darauf Jemand heftig spucken und würgen.
„Na," sagte Knülle leise, „der bereitet schonst die „Überjabe" von Metz vor. Derjenige, der das erwähnte Geräusch verursacht hatte, entfernte sich schnell unter fortwährendem Spucken und starkem Räuspern. Ich schlief bald ein und dachte am nächsten Morgen beim Erwachen gar nicht mehr an das am Abend gehörte Geräusch.
Knülle war bereits aus dem Zelte herausgekrochen; er war meist immer der Erste, der sich erhob. „Mit fünf Mann uff drei Halmen Stroh zu liegen, dat ist jrate keen jemütlichct Loschemang", pflegte er zu sagen. Ich hatte kaum zehn Minuten gewacht, als ich Knülle plötzlich draußen laut schimpfen hörte. Gleich darauf kroch er, in der Hand die mysteriöse Flasche haltend, zu mir ins Zell. „Da hört denn doch die Jemüthlichkeit uff!" rief er erbost. Dabei hielt er mir die angebrochene und bis auf ein Viertel des Inhalts lcergetrunkene (oder auch verschüttete) Flasche vor das Gesicht. „Ta ist mir so 'n Molch über die Flasche jewesen."
Ich mußte lachen. „Na, nun werden wir doch endlich erfahren, was sie enthält," äußerte ich.
„Hä — putzig, da, riechen Sie mal," sagte Knülle, neugierigen Blickes die Flasche betrachtend.
Ich hielt den ziemlich weiten Hals der Flasche nur einen Moment unter meine Nase, dann platzte ich heraus: .Hahaha, famos, Knülle, das ist ja die schönste Stiefelwichse."
„Wahrhaftig! Sie haben Recht, det is Stiewelwichse. Na nu jetzt mir ooch 'n Talglicht uff. Wissen S', der Kerl, der jestern Abend so jottserbärmlich spuckte und wörgde, der hat den Hieb da heraus jetrunken.'
Schallendes Gelächter aller Anwesenden im Zelte war die Folge dieser famosen Entdeckung.
Am Nachmittag war die Batterie beim Antreten zum Appell. Da drehte sich Knülle plötzlich nach einem Kanonier um und sagte mit schadenfrohem Gesicht. „Wer heute Abend wieder meine Stiewelwichse auisaufen will, der findet noch 'n Stück Jlanzbürste dabei' liegen. Du hast wohl keenen Appetit druff." Bei den letzten Worten zeigte er mit dem Finger auf den Kanonier, der rot wie ein gekochter KrebS wurde.
(Fortsetzung folgt.)