484

blühende vierzehnjährige Mädchen erreichte der Tod an einer Stelle, die sonst den Badenden als unge­fährlich galt.

Bonn a. Rh., 14. Sept. FürvieManöver des 8. Armee-Corps wurde heute früh bei Bonn der ganze Rhein überbrückt. Um 11 Uhr begann der Marsch über die in 4 Stunden hergestellte Pon­tonbrücke. Die Husaren benutzten die Brücke nicht, sondern durchschwammen den Strom. Die ganze Uebung ist ohne Unfall verlaufen.

Berlin, 12. Scpt. Auf Grund einer neu- lichen Notiz vom zerschossenen und reparierten Eisernen Kreuz geht den Berl. N. Nachr. eine Mitteilung zu, aus der hervorgeht, daß jenes Kreuz, was seine Kriegserlebnifse betrifft, nicht das einzige seiner Art gewesen ist. Dem Feldwebel Förster der 13. Komp. 3. Brandend. Jnfanterie-Reg. Nr. 30 wurde in der Schlacht bei Le Mans sein eisernes Kreuz 2. Klaffe in der Brust zerschossen, wodurch der obere und rechte Flügel des Kreuzes abgetrennt wurde; des weiteren wurden Teile der Silbereinfassung ver­nichtet. Das Eiserne Kreuz wurde Försters Lebens­retter, indem die Kugel durch dasselbe in ihrem Laufe aufgehalten wurde. Als Entschädigung für den Ver­lust der zweitklassigen Auszeichnung und für seine tapfere Haltung bei Le Mans erhielt Förster, der jetzt Strafanstaltsinspektor in Hagenau i. E. ist, gleich nach der Schlacht das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

Berlin, 13. Sept. Au der Ansprache, welche der Kaiser gestern vor der Parade an den öster­reichischen Kaiser hielt, meldet noch die Kreuz­zeitung : Der Kaiser berührte die schmerzlichen Schicksals­schläge, die das Haus Habsburg bis in die neueste Zeit betroffen habe, die aber die Freundschaft nur hätten befestigen können und brachte darauf dem ver­bündeten Freunde und Monarchen ein Hurrah aus. Kaiser Franz Josef, sichtlich bewegt durch dieses herz­liche Willkommen, das ihm der Kriegsherr an der Spitze seines deutschen Heeres darbot, dankte dem Kaiser für die gewinnenden und freundlich berühren­den Worte und bat die anwesenden deutschen Offiziere, als deren treuer Verbündeter er sich betrachte, dem Repräsentanten der deutschen Armee, Kaiser Wilhelm, ein Hoch auszubringen, was in begeisterter Weise geschah.

Berlin, 14. Septbr. DieKreuzzeitung" enthält heute Abend folgende Erklärung: Das Komitö hat am 4. Juli den Freiherrn v. Hammer st ein von seiner Stellung als Chefredakteur der Kreuzztg. suspendiert. Seitdem haben sich Thatsachen heraus­gestellt, die uns genötigt haben, alle Beziehungen zum Freiherr v. Hammerstein definitiv zu lösen und die Angelegenheit der König!. Staatsanwaltschaft zu über­geben. Das Comitö der Neuen preußischen Zeitung. I. A: Graf Finckenstein.

Berlin, 14. Sept. Wie dieKreuzztg." von maßgebender Stelle vernimmt, hat Freiherr v. Hammerstein seine Mandate für den Reichstag

und das preußische Abgeordnetenhaus am 11. dss. Mon. niedergelegt. Er vertrat im Abgeordnetenhause seit 1876 den Wahlkreis I Köslin, im Reichstage zuletzt den Wahlkreis II Minden (Westph ).

Berlin, 14. Sept. ImVolk" erklärt heute Stöcker, er werde in der deutsch evangelischen Kirchen­zeitung die Vorgänge, welche sich an die sogenannte Waldersee-Versammlung knüpfen, historisch genau dar­stellen und hoffe dadurch alle ehrlichen Leute zu über­zeugen, daß er damals wegen unlauterer Bestrebungen mit gutem Recht für das Ansehen der Krone und das Wohl des Vaterlandes eingetrcten sei.

Berlin, 14. Sept. Von zuverlässiger Seite wird gemeldet, daß die spanische Negierung bei der Firma Ludwig Loewe u. Co. ca. 30000 Mauser­gewehre in Bestellung gegeben hat.

Berlin, 15. September. Der Redakteur des Sozialist", Witzle, ist gestern Abend in seiner Wohnung verhaftet worden.

Berliner Blätter melden: In Meran starb kürzlich ein russischer General aus Riga, gleich­zeitig eine Rentiere aus Berlin. Beide Leichen wurden in die Heimat transportiert. Als in Berlin die An­gehörigen der verstorbenen Dame nochmals den Sarg vor der definitiven Beisetzung öffnen ließen, lag darin ein russischer General in voller Uniform, während durch telegraphische Reklamation schließlich festgestellt wurde, daß die verwechselte Frauenleiche bereits in Riga mit allen militärischen Ehren beigesetzt worden sei.

Hamburg, 14. Sept. Von hier wird dem Berl. Tagebl." gemeldet: Die Militärbehörde verbot in Altona den Soldaten den Besuch von 24 Ham­burger, 11 Altonaer und 2 Wandsbecker Tanz- und Schanklokalen.

Kiel, 15. September. Der englische Dampfer Zar Alexander II strandete im Nordostseekanal in der Nähe von Rendsburg. Trotz der Schleppoersuche mehrerer Kanalschlepper ist der gestrandete tiefgehende Dampfer nicht losgekommen.

Brüssel, 16. Sept. Am Sonntag Nach­mittag stürzte ein Luftballon infolge einer Ex­plosion nieder. Der Luftballon, in welchem sich der bekannte Lustschiffer Toulet mit 3 Fremden befand, fiel aus einer Höhe von 1200 Meter. Alle 4 wurden vollständig zerschmettert.

Paris, 13. Sept. Die Untersuchung gegen den Urheber des Attentats auf das Rothschildsche Bankhaus ist beendet. Man glaubt, derselbe werde einfach dem Zuchtpolizeigericht überliefert werden. Hier cirkuliert das Gerücht, daß gestern ein hoher Polizeibeamter sich bei der Regierung für den Atten­täter verwendet habe.

Paris, 14. Sept. Die Geschworenen sprachen unter Beifallrufen des Publikums sämtliche Angeklagten imSüdbahnprozeß frei, weil die Hauptschuldigen sich gar nicht unter Anklage befinden.

Toulon, 16. Sept. Während der Kriegs­minister auf dem Manöverschlußbankett die Tapferkeit der französischen Truppen in Madagaskar feierte, traf hier der Dampfer Shamrock mit 143 kranken Soldaten ein. Von Majunge bis hier waren 41 gestorben, während 395 von Aerzten in Algier unfähig erklärt wurden, die Reise nach Toulon fortzusetzen.

DerNew-'Iork Herald" meldet aus Te­gucigalpa (Honduras), daß dort ein schreckliches Erdbeben stattgefunden hat. Es begann am 8. September, hörte am 10. auf und wiederholte sich in der darauffolgenden Nacht unter einem einer schweren Kanonade gleichenden Getöse. Der Schrecken ist groß. Wie verlautet, sind in Jetavan 71 Häuser zerstört; 153 Leichen sind gezählt, viele werden noch vermißt. In Corajunca sind 37 Häuser zerstört und 95 Menschen getötet. In Cayusca sind 111 Leichen gezählt.

Vermischtes.

sGe schenk für Fürst Bismarck.s Der Post wird mitgeteilt: Dem Fürsten Bismarck ist nachträglich zu seinem 80. Geburtstage ein Geschenk aus Capstadt zugegangen. Ein in Südafrika ge­borener Deutscher, der in Capstadt eine angesehene Stellung einnimmt, hat eine Kiste 100jährigen Kap- wsins gesandt. Dieser Kapwein stammt von dem Gute Bosjesmansfontein - im Worcesterdiftrikt, das jetzt dem Herrn D. Hugo gehört, einem Nachkommen der Huge­notten, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus Frankreich vertrieben wurden. Von diesem Gute wurde jährlich an die holländische Ostindien-Kompagnie Wein geliefert. Im Jahre 1797, als die Engländer das Kap zum ersten Mal einnahmen, wurde der Wein nicht abgeliefert, sondern blieb auf dem Gute. Dev Besitzer bewahrte den Wein zur Erinnerung und aus Anhänglichkeit an die holländische Regierung sorgfältig auf und füllte die Fässer immer nach. Nur 3mal ist ein wenig Wein bei Gelegenheit von Hochzeiten aus diesem Faß entnommen worden und jetzt für den Fürsten Bismarck.

Ein Radikalmittel gegen Zigeuner hat der berittene Gendarm Lieb er s in Pleß (Ober­schlesien) gefunden. Liebers hatte viel mit der Hin­überschaffung der zur Landplage gewordenen Zigeuner über die Grenze zu thun. Vormittags wurden sie hinübergeschafft, am Nachmittag desselben Tages kamen sie sicher auf einem andern Wege wieder her­über. Da sie jedesmal leugneten, schon in Preuße» gewesen zu sein, wogegen der Beamte berechtigte Zweifel hatte, so ließ er eines Tages der ganzen- neunzehnköpfigen Bande Weiber und Männer die Haare abscheren. Nach Beendigung dieser Arbeit kehrten die Quälgeister ungesäumt in ihre Heimat zurück. Und wunderbar kein Zigeuner läßt sich mehr in diesem Bezirk sehen.

geworden. Hatte er vorher seine Mitbürger gemieden, so suchte er sie jetzt. Auch in ihrer Stammkneipe erschien er und machte sich durch seine anregenden Berichte sozusagenliebes Kind" .bei den alten Herren. Aber was den Leuten am auf­fallendsten dünkte war der Umstand, daß man jetzt Tag für Tag sehe» konnte, wie Gerhard die Bewohnerinnen seiner Beletage auf ihren Ausfahrten begleitete. Dazu erzählten auch die Dienstmädchen der Villa auf dem Kietz, daß jetzt kaum «ine Schranke mehr zwischen Parterre und der oberen Etage bestände. Die Herrschaften führten einen gemeinsamen Hausstand und nahmen die Mahlzeiten miteinander im Parten« ein.

ES währte nicht lange, so bildete das Bornstedt'sche HauS dm Mittelpunkt angmehmer Geselligkeit. Die Honorationen der Stadt besuchten mit Vorliebe die eleganten SalonS, in denen Frau Rätin Barner die Hausfrau repräsentierte. Auch die Bewohner des RosmhofS fehlten nie an dm EwpfangSabendm in der Villa, und die ganze junge Männerwelt KronbergS drängte sich um die reizende Clemence und Hermine Lutter, an deren verändertes Äußere man sich allmählich gewöhnt hatte.

Die Tochter des alten wunderlichen Gutsbesitzers galt lange schon für ein liebenswürdiges Mädchen, das in nichts mehr an dm Dragoner vom Rofenhof er­innerte.

Dm heiligen Abend vor dem Weihnachtsfeste hatte Bornstedt mit seinen Damen, zu denm auch MrS. Smith zählte, bei dm Lutters verlebt. ES waren auf dem Rofenhofe die weitgehendsten Festvorbereitungen getroffen wordm. Sollten doch zum erstenmale sämtliche Käthner d«S Gutes mit ihren Familien im Herren­haus« beschenkt werden.

Herr Lutter hatte selbstverständlich auch den künftigen Schwiegersohn zu den Feiertagen nach dem Rosmhof geladen und erwartete mit aller Bestimmtheit das Erscheinen des jungen Arztes. Am Mittag vor dem Feste aber langte statt seiner nur eines jmer lakonischen Schreiben an, mit denm sich Guido alle vier Wochen einmal nach dem Befinden seiner Braut erkundigte. Heute aber drückte dasselbe zugleich das Bedauern dcS Doktors auS, unmöglich der Einladung Lutters folgen

zu können, weil eS war dies ja bei all dergleichen Gelegenheiten seine stehende Entschuldigung seine Kranken ihn nicht zu entbehren vermöchten.

W:e würdevoll Hermine nun auch die ablehnende Antwort GuidoS ertrug, so legte sich Herr Lutter dagegen keinen Zwang auf, sondern raisonnierte kräftig aufdieses wunderliche Exemplar von einem Bräutigam". Ja, der alte Herr war so ärgerlich, daß Tante Betty und Hermine ihre ganze Überredungskunst aufbieten mußten, um ihn davon abzuhalten, ein geharnischtes Schreiben an den Herrn Schwiegersohn in sxs vom Stapel zu lassen. Nachdem sich Lutter dann aber be­ruhigte. zeigte er sich abends seinen Gästen auch wieder in der besten Laune. Er war sogar ganz entzückt über die vielen hübschen Kleinigkeiten, mit denenBarn­stedts", wie man die Bewohner der Villa auf dem Kietz der Kürze wegen nannte, ihn beschenkten.

So herrschte denn auch die heiterste Laune in dem kleinen Kreise, welcher unter dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer des RoscnhofS zurückgeblieben, nachdem die Käthner, Knechte und Mägde des Gutes, mit den empfangenen Geschenken be­laden, dasselbe verlassen hatten. Nur auf Hermines Antlitz lag ein leiser Schatten. Aber das junge Mädchen hatte sich so in der Gewalt, daß seine Umgebung nicht im geringsten empfand, wie tief sie innerlich litt, daß das Verhältnis zu Guido ihr nachgerade begann wie eine Erniedrigung zu erscheinen.

Natürlich hatte auch Gerhard seinen Damen an diesem Abend alle möglichen Aufmelksomkeiten erwiesen. Er überschüttete Clemence mit sinnig gewählten Ge­schenken, die nicht nur den Zartfinn dieses Mannes bekundeten, sondern auch Ge­fühle verrieten, für did er nur noch die rechten Worte nicht gefunden. Clemence gab sich ihm gegenüber in der ganzen lieblichen Natürlichkeit ihres kindlichen und wieder so frühreifen Wesens. Es siel dem reizenden Geschöpfe nicht im entferntesten ein. verbergen zu wollen, wie tiefgehend dir Verehrung war, welche es für den. geistvollen Mann empfand, der schon der Freund ihrer Mutter gewesen.

(Fortsetzung folgt.)