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Bekanntmachung.
Kloßsperre.
Dem aus Anlaß der Vornahme von Uferbauten gestellten Gesuche der Firma Louis Barth in Calmbach um Anordnung einer Floßsperre für die kleine Enz ist durch Verfügung der K. Kreisregierung Reutlingen vom 26. v. Mts. für den Monat August d. I. entsprochen worden.
Ferner wird zur Kenntnis der Interessenten gebracht, daß daS Großh. Badische Bezirksamt Pforzheim für die Zeit vom 12. August bis 9. September v. I. wegen Ausführung von wafserbaulichen Arbeiten Kloßsperre auf der Enz und Nagold angeordnet hat.
Calw, den 2. Aug. 1895.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung
betr. die Gewährung von Beihülfen an bedürftige ehemalige Kriegsteilnehmer ans Grund des Gesetzes vom 2Ä. Mai 1883 - Ärt. I S
Nach Art. I 3 des Gesetzes vom 22. Mai 1895 — Reichs-Gesetzbl. Seite 237 u. ff. — werden an solche Personen des Unteroffizier- und Mannschaftsstandes des Heeres und der Marine, welche an den Feldzügen 1870/71 oder an den von deutschen Staaten vor 1870 geführten Kriegen ehrenvollen Anteil genommen haben und sich wegen dauernder gänzlicher Erwerbsunfähigkeit in unterstützungsbedürftiger Lage befinden, Beihülfen gewährt.
Im Einzelnen ist bezüglich der Gewährung dieser Beihülfen in Art. III a. a. O. Folgendes bestimmt:
Die Beihülfen betragen jährlich 120 Mark, werden monatlich im Voraus gezahlt und unterliegen nicht der Beschlagnahme.
Von der Gewährung der Beihülfen sind ausgeschloffen:
a. Personen, welche aus Reichsmitteln gesetzliche Jnvalidenpensionen oder eine Gnadenbewilligung auf Grund des Allerhöchsten Erlasses Seiner Majestät des Kaisers vom 22. Juli 1884 beziehen;
d. Personen, welche nach ihrer Lebensführung der beabsichtigten Fürsorge als unwürdig anzusehen sind;
o. Personen, welche sich nicht im Besitze des deutschen Jndigenats befinden.
Es ergeht nun die Aufforderung an bedürftige und dauernd gänzlich erwerbsunfähige ehemalige Kriegsteilnehmer der Unterklaffen, sich mit ihren Gesuchen um diese Beihülfen an das Bezirkskommando (bezw. Hauptmeldcamt, Meldeamt, den Bezirksfeldwebel) ihres derzeitigen Wohnortes zu wenden. An Beweisstücken ist Seitens der Gesuchssteller neben den sämtlichen Militärpapieren eine Bescheinigung der Ortsbehörde über Alter, Bedürftigkeit und Würdigkeit (bei verheirateten Gesuchsstellern auch über die Zahl der nicht erwerbsfähigen Familienglieder) sowie ein Zeugnis des behandelnden Arztes beizubringen.
Die Zuerkennung der Beihülfen erfolgt durch daS Kriegsministerium.
Anträge, welche sich von vorne herein als zweifellos unbegründet erweisen, werden schon vor der Vorlage an das Kricgsministerium abgewiesen. Die Betretung des Rechtsweges ist nach dem Gesetze ausgeschloffen.
Stuttgart, den 31. Juli 1898.
Königliches Kriegsministerium.
Schott v. Schottenslein.
ßin Wuhmesötalt deutscher Geschichte.
Zur Erinnerung an den deutsch-französischen Arieg von (870/7H von Gustav Lange.
^ll»i>re4litz>« vnkoko.)
Picht ohne Kämpfe, ohne schwere Lasten öietz sich erringen unsrer Freiheit Hort,
Doch wollen wir nicht ruhen und nicht rasten — De- Reiche- TLnlen stützen fort und fort;
E- sei in allen Thaten Nur treu und gut beraten I Dem Vaterland treu unsere Kraft ru weih'n S»ll Deutschland- echten Söhnen Losung sein!
Seit den Tagen, wo brausend wie ein Sturmwind die Kunde von der französischen Kriegserklärung alle deutschen Gauen durcheilte, und allerorten dis Flammen der Begeisterung hell aufloderten, ist nun bereits ein Vierteljahrhundert verflossen. Was deutschnational gesinnte Männer schon lange vorher ersehnt, was für viele zwar ein schöner, aber unerfüllter Traum bis dahin gewesen, das ward in jener großen unvergeßlichen Zeit mit einem Male zur Wirklichkeit, erfüllte sich in glänzendster Weise. Einmütig wir ein Mann erhoben sich alle deutschen Stämme, vergessend allen Hader und allen Groll, der bisweilen unter
ihnen bestand und Deutschland in einen Zustand der Ohnmacht und Zerrissenheit gebracht; nicht länger wollte man französischen Uebermut über sich ergehen lasten und den anderen Völkern zur Zielscheibe des Spottes dienen. Die deutschen Fürsten und Völker standen treu zusammen, um mit vereinten Kräften für die Ehre und Unabhängigkeit des Vaterlands zu kämpfen, ein unüberwindliches Bollwerk zum Schutze der Grenze zu bilden und alles zur Verteidigung derselben zu wagen!
Den von den Franzosen vorgcschützten Anlaß bildete die Wohl des Erbprinzen Leopold von Hohen- zollern zum Könige von Spanien. Napoleon III. verlangte von König Wilhelm von Preußen, er solle dem Erbprinzen von Hohenzollern befehlen, auf die spanische Königskrone zu verzichten, was natürlich von diesem mit Recht abgelehnt wurde. Als dann am 12. Juli der Fürst von Hohenzollern im Namen seines Sohnes die Verzichtleistung aussprach und der Prinz selbst in würdiger Weise erklärte, er wolle „eine untergeordnete Familienfrage nicht zum Kriegsvor- wande reifen lassen", da gaben sich Napoleon und die französischen Staatsmänner noch immer nickt zufrieden damit. Sie erklärten, die öffentliche Meinung Frankreichs befinde sich in größter Aufregung und könne nur durch vollständige Genugihuung Preußens beschwichtigt werden, welche nur darin bestehen könnte, daß der König von Preußen erklärre:
„Er hätte nicht annshmen können, durch die Ermächtigung des Prinzen zur Annahme der spanischen Königskrone den Interessen und der Würde der französischen Nation zu nahe zu treten. Er schließe sich der Entsagung des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern an, und zwar mit dem Wunsche und der Hoffnung, daß jeder Grund des Zwiespalts zwischen beiden Ländern verschwinden werde."
Mit Entrüstung wies König Wilhelm diese Zumutung zurück und dem französischen Gesandten Graf Benedetti, welcher ihn in dieser Angelegenheit in Bad Ems um Audienz ersuchte, teilte er dies mit. Als der Botschafter in gleicher Angelegenheit am l3. Juli nochmals um Audienz nachsuchte, da ließ ihm dann König Wilhelm von Preußen den ewig denkwürdigen Bescheid durch den Adjutanten vom Dienst zugehen: „Seine Majestät habe ihm nichts weiter mitzuteilen und halte daher eine Unterredung für Nicht notwendig."
Damit war der Würfel gefallen. Napoleon glaubte nunmehr einen Anlaß zur Kriegserklärung zu haben, denn durch die Zurückweisung des Gesandten war die Würde der „xranäs nmion" beleidigt. Wenn aber vielfach angenommen wird, ganz Frankreich hätte hinter seinem Kaiser gestanden, so ist dies erwiesener Maßen doch nicht der Fall gewesen. Männer wie Gambetta, der alte Thiers und verschiedene Andere, die dann nach dem jämmerlichen Zusammenbruch des Kaisertums die Geschicke Frankreichs geleitet und denen man gewiß nicht Mangel an Patriotismus vor- werfen kann, erklärten sich gegen den Krieg und suchten in der französischen Dcputiertenkammer nachzuweisen, daß Frantreich noch nicht genügend vorbereitet, um den Krieg mit allem Nachdruck beginnen u können, wie auch der Anlaß kein genügender Grund ei, um einen so folgenschweren Schritt zu lhun. Doch diese besonnenen Männer predigten tauben Ohren, ihre prophetischen Worts sollten sich erst in der Zukunft bewahrheiten. Um nun der Kriegserklärung noch weiter den Schein der Rechtlichkeit zu geben und als einen Ausfluß des Volkswillens hinzustellen, wurde versuchsweise eine Volksabstimmung hierüber herbeigeführt. In 16 Departements Frankreichs war die Stimmung ohne Vorbehalt für den Krieg, in 34 aber gegen ihn gewesen, während in 37 die Meinungen auseinandergingen. Doch auch dieses Resultat hielt die Machthaber nicht ab, den Krieg an Preußen zu erklären, was am 15. Juli im gesetzgebenden Körper mit großer Majorität gutgeheißen wurde.
Als der Telegraph diese Kunde mit Windes- schnelle nach allen Weltrichtungen trug und auch in Deutschland vom Ostseestrande bis zu den Hochalpen, von der Nordsee bis zum Bodensee dieselbe wiederhallte, da gab es nur eine Stimme, die der begeisterte Dichter Ferdinand Freiligrath in seinein Liede wiederzugeben verstand:
„Auf Deutschland, auf, und Galt mit dir!
Jn's Feld! Der Würfel klirrt!
Wohl schnürt's die Brust uns, denke» wir DeS BluteS, das fließen wird!
Dennoch das Auge kühn empor,
Denn siegen wirst du ja:
Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor!
Hurra, Germania!
Hurra, Viktoria!
Hurra, Germania!"
Am 15. Juli verließ König Wilhelm Bad Ems, um sich zurück nach Berlin zu begeben, auf allen Stationen mit Begeisterung begrüßt. Bereits in der Nacht zum 16. Juli erfolgte der Mobil
machungsbefehl für das gesamte norddeutsche Heer': die süddeutschen Staaten, auf deren Neutralität Napoleon gehofft und die er durch Versprechungen für Frankreichs Sache zu gewinnen versucht, schlossen sich der Mobilmachung für ihre Truppen an. Am 19. Juli 1870 trat der norddeutsche Reichstag zusammen und ebenfalls am 19. Juli überreichte der Geschäftsträger Frankreichs die förmliche Kriegserklärung in Berlin. Dieselbe wurde vom Grafen Bismarck am Tage der Eröffnung dem Reichstags des Norddeutschen Bundes miigcteilt. Noch am 19. Juli verkündete König Wilhelm von Preußen, daß er das Kommando über sämtliche Armem von Nord- und Süddeutschland übernommen habe.
Mit fieberhafter Eile wurden nun aus beiden Seiten die weiteren Vorbereitungen für den großen Krieg getroffen. Die beiderseitigen Streukräfte zn Beginn des Krieges, also Ende Juli 1870, waren nach der Zusammenstellung folacnde: Deutschland 759,800 Mann Jnfantcne, 82,690 Mann Kavallerie,, 40,500 Mann Artillerie und 2046 bespannte Geschütze. Dieser ungehemm Streitmacht konnte Frankreich anfangs nur entgegen stellen 20,500 Mann Garde, 185,030 Mann Linientreppen, 4550 Mann Kavallerie und Genietruppen, sowie 780 Geschütze und 144 Mirrailleusen. Erst nach und nach konnten auL den Colonicn weitere Truppen herangezogen werden, auch erforderte die Einreihung der Reserven längere Zeit als in Deutschland, ebenso fehlte cs vielfach am Nötigsten zum Kriegsühren, trotzdem der französische Kriegsminister vor der Deputicrtcnkammer hoch und heilig versichert hatte, Frankreich sei gerüstet und fehle- auch nicht ein Gomaschenknopf. Das numerische Ilebergewicht der deutschen Staaten an Truppen war der französischen Negierung wohl bekannt, man hatte aber auf den Abfall der süddeutschen Staaten gehofft. Man war in Frankreich blind und taub für die Wandlungen der Zeit geblieben, und gab sich dem verhängnisvollen Wahne hin, immer noch das ohnmächtige zerrissene Deutschland anzutrcffen und mit: ihm den Kampf zu beginnen.
Ter genaue französische Feldzugsplan ist: Einen raschen Stoß nach Hessin hineimnachm, um die drei Machte des Südens zu neutralisieren. Frankfurt los- reißen und sich dort befestigen. Das ganze preußische- Gebiet auf dem linken Rhcinufer rein fegen. Dann in Wcstphalen eindringen und seine Linke auf Hannover und Dänemark stützen. Preußen über die Elbe zurück- geworfen. Endlich einen deutschen Bund (Rheinbunds wieder aufrichten, von welchem Oesterreich und Preußen ausgeschlossen wären. —
Die französische Kriegserklärung lautet:
„Der Unterzeichnete Geschäftsführer Frankreichs hat in Ausführung der Befehle, die er von seiner Regierung erhalten, die Ehre folgende Mitteilung zur Kenntnis Sr. Excellenz des Herrn Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät des Königs von Preußen zu bringen. Die Negierung Sr. Majestät des Kaisers der Frapzosen, indem sie den Plan, einen preußischen Prinzen auf den Thron von Spanien zu erheben, nur als ein gegen die territoriale Sicherheit Frankreichs gerichtetes Unternehmen betrachten kann, Hab sich in die Notwendigkeit versetzt gefunden, von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die Versicherung zu verlangen, daß eine solche Kombination sich nicht mit seiner Zustimmung verwirklichen könnte. Da Se. Majestät der König von Preußen sich geweigert, diese Zusicherung zu erteilen, und im Gegenteil dem Botschafter Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen bezeugt hat, daß er sich für diese Eventualität, wie für jede andere, die Möglichkeit vsrzubchalten gedenke, die Umstände zu Rate zu ziehen, so hat die kaiserliche Regierung in dieser Erklärung des Königs einen Frankreich sowie das allgemeine europäische Gleichgewicht bedrohenden Hintergedanken erblicken muffen. Diese Erklärung ist noch verschlimmert worden durch die den Kabineten zugegangene Anzeige von der Weigerung, den Botschafter des Kaisers zu empfangen und auf irgend eins neue Auseinandersetzung mit ihm einzugehen. Infolgedessen hat die französische Regierung die Verpflichtung zu haben geglaubt, unverzüglich für die Verteidigung ihrer Ehre und ihrer verletzten Interessen zu sorgen, und, entschlossen, zu diesem Endzweck alle durch die ihr geschaffene Lage gebotene Maßregeln zu ergreifen, betrachtet sie sich von jetzt an als im Kriegszustands mit Preußen. Der Unterzeichnete hat die Ehre, Sr. Ecellenz u. s. w. seine hochachtungsvolle Ergebenheit zu versichern." (unterzeichnet)
Berlin, 19. Juli 1870.
Le Sourd.
Der vom französischen Kriegsrat entworfene Feldzugsplan legte den zu beginnenden Operationen folgende Basis zu Grunde: Das französische Heer überschreitet in zwei großen Heersäulen die deutsche Grenze, um auf diese Weise den Kriegsschauplatz auf
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