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Calmer Mo^ieiMtl.
Samstag
Deilage zu Ur. 36.
11. Mai 1895.
Jeiritleton.
sNachdruck verboten.j
Der Kröe von Hattingen.
Novelle von Wilhelm Berger.
(Fortsetzung.)
Inzwischen halte Hulda aufgchört, an der im ganzen einförmigen häuslichen Thätigkeit Vergnügen zu finden. Sie lieb Jette und Rieke wieder allein wirtschaften und versuchte, sich mit der Nadel zu beschäftigen. In diesem löblichen Vornehmen wurde sie bereitwillig von den Schwestern unterstützt; leider aber ergab sich, daß Hulda nur feine Luxusarbeiten herzustcllen vermochte, zu denen die Utensilien verschrieben werden mußten, niemand wußte, woher. Und nachdem sie sämtliche» Weißzeug, das sich im Hause vorfand, mit dem Monogramm des Försters versehen hatte, mußte sie notgedrungen die Nadel bei Seite legen. Von Büchern aber, die jetzt in Frage kamen, besaß Wolfshagen nur die Bibel, zwei Jahrgänge eines Volkskalenders und einige forstwifsenschaftliche Schriften. Die erste behauptete Hulda genügend zu kennen, die letzteren verstand sie nicht, und die Kalendergeschichten waren ihr langweilig. Als einzige Zeitung wurde damals im Forsthause nur das wöchentlich erscheinende Kreisblatt gehalten, in welchem den Nachrichten von allgemeinem Interesse selten mehr als eine Spalte gewidmet war. Daß die Lektüre desselben keine ausreichende Unterhaltung gewähren konnte, liegt auf der Hand.
So wurde Hulda immer mehr auf die Gesellschaft KonradS angewiesen. Beide hatten nichts zu thun und waren also durchaus in der Lage, sich gegenseitig die Zeit vertreiben zu können. Damit aber muß es sehr bald zu hapern angefangen haben. Woher dies kam, war nicht eben schwer zu erraten. Die beiden jungen Leute lernten sich jetzt erst kennen, und dabei mußten sie inne werden, wie wenig Gemeinsames sie in ihrem Denken und Empfinden hatten. Es lag eine Kluft zwischen ihnen, die nur zeitweise von der Leidenschaft überbrückt wurde, dann jedoch wieder breiter und tiefer sich aufthat als zuvor. Die sorgfältig erzogene Tochter des reichen adeligen Hauses war ihrem Gefährten, dem Bürgerssohne aus kleinen Verhältnissen, an Bildung bedeutend überlegen. Es konnte nicht fehlen, daß dies immer deutlicher hervortrat, je weniger der eine Teil von der Beobachtung deS andern durch äußere Erlebnisse abgelenkt wurde. Und es ließ sich nicht verkennen: die Einsamkeit deS Forsthauses war wie kein anderer Ort dazu angethan, den Verblendeten die Augen zu öffnen.
Auf Hulda mußte die Erkenntnis ihres Irrtums naturgemäß am ernüchternd- sten wirken. Sie war die Obenstehende und deshalb die Entbehrende; sie war dis feiner Fühlende und deshalb die Verletzte; sie wurde endlich durch hunderterlei Kleinigkeiten täglich, fast stündlich an die Opfer erinnert, die sie brachte und deren Ende nicht abzusehen war. Bald mehrten sich für die Hausgenoffen die Anzeichen, daß der innere Zusammenhang des jungen Paares sich lockerte. Konrad mußte sich gefallen lassen, zurechtgewiesen, ja schnöde angefahren zu werden. Er litt dies in aller Demut, stets fast ängstlich befliffm, die unzufriedene Herrin wieder in freundliche Laune zu versetzen. Dies Verfahren, für welches er freilich die zwingendsten Gründe hatte, war nicht geeignet, ihm zu nützen. Der immer Nachgiebige wird für schwach gehalten, und Schwäche beim Manne ist in den Augen deS Weibes seine unziemlichste Eigenschaft. Wäre damals Konrad fest aufgetreten, scheinbar unbekümmert um die möglichen Folgen, wahrscheinlich würde sich Hulda vor der Kraft gebeugt haben. Dazu aber hatte er den Mut nicht, weil er sich bewußt war, auf schwankendem Boden zu stehen — weil er angefangen hatte, zu rechnen.
Bisher hatte Hulda es möglichst vermieden, der Umgebung zu erwähnen, in der sie ausgewachsen war. Unstreitig hatte sie darin einen feinen Takt bewiesen. Allmählich aber wurde dies anders. Immer häufiger fielen die Namen ihrer hoch- geborenen Verwandten von ihren Lippen. Den Zwillingsschwestern, die bereits von ihrer Anbetung des vornehmen Gastes etwas zurückgekommen waren, suchte sie durch Beschreibung des Schlaffes zu Rattingen zu imponieren. Zuletzt beherrschte sie mit ihren Lebenserinnrrungen vollständig das Gespräch. Die Förstersleute konnten nicht länger daran zweifeln, daß ihre Gedanken sich vollständig zur Heimat zurückgewandt hatten, und begannen, mit geheimer Angst der weiteren Entwickelung der Dinge entgegen.usehen.
Das Schlimmste freilich wußten sie noch nicht.
Auch Konrad konnte sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß in der Schätzung Huldas sein Wert von Tag zu Tag sank. Auch er hatte mit steigender Unruhe die Wandlung in ihrem Wesen bemerkt. Von ihr zu lassen war er indes durchaus nicht gesonnen. Plötzlich war ihm der Förster wieder der liebste Freund; er verwünschte das unselige Mißverständnis, das zwischen sie getreten sei; er schloß sich ihm wieder auf seinen Gänge» an. Und Wolft Hagen war gutmütig genug, den Reuigen in Gnaden anzunehmen, namentlich auch deshalb, weil er doch mit ihm ein gewisses Mitleid fühlte. Da geschah es eines Tages, als die beiden sich auf dem Heimwege von einem Jagdausfluge befanden, daß Konrad endlich bekannte, er sei gar nicht mit Hulda verheiratet. In der Aufregung ihrer überhasteten Flucht sei es ihnen nicht möglich gewesen, einen Prediger aufzusuchen, der sich dazu verstanden hätte, sie ehelich zu verbinden. Auf der Reise zum Forsthause seien sie dann übereingekommen, sich als Ehepaar auszugeben, da sie nur als solches auf eine wohlwollende Aufnahme rechnen zu können glaubten. Später, halt!» sie gemeint, werde sich schon eine Gelegenheit finden, das Versäumte nachzuholen. Nun aber bedrücke sie das Ungewisse ihres Verhältnisses, und der Wunsch, für ihren Bund die Weihe des kirchlichen Segens zu empfangen, lasse ihnen keine Ruhe. Am Schluffe dieser Beichte richtete Konrad an den Freund die Bitte, daß er in einem der umliegenden Dörfer einen Geistlichen ermitteln möge, der gefällig genug sei, über den Mangel der erforderlichen Papiere hinwegzusehen, wofür demselben eine fürstliche Belohnung werden solle.
Der Förster war nicht wenig erschrocken über das, was er hörte, aber auch empört über das falsche Spiel, welches man mit ihm getrieben. Er machte seiner Entrüstung in starken Ausdrücken Luft, indem er gestand, daß er allerdings einem bloßen Liebespaar die Aufnahme in sein Haus versagt haben würde. Es gelang Konrad indessen, ihn zu beschwichtigen. Er machte geltend, daß es sich ja nur darum handle, das im Drange widriger Umstände Verabsäumte nunmehr nachzuholen, und bewog schließlich den Freund zu dem Versprechen, daß er seinem Verlangen willfahren wolle.
Gleich am nächsten Tage machte sich der Förster auf, um bei den ihm bekannten Geistlichen der Nachbarschaft sein Heil zu versuchen. Mit schwerem Herzen trat er den Gang an, da er sich keineswegs verhehlte, daß er im Begriff stehe, einen Beamten zu einer ungesetzlichen Handlung zu verleiten. Aber Not kennt kein Gebot! Jetzt, mitten im Winter, konnte er seinen Güsten nicht die Thür weisen, und andererseits konnte und wollte er eine Fortdauer des unchristlichen Zustandes in seinem Hause auch nicht dulden. Noch hatte er seinen Schwestern KonradS Bekenntnis verschwiegen; eS war vorauszusehen, daß die streng denkenden Jungfrauen sich voll sittlicher Entrüstung von der Freiin von Rattingen abwenden würden, wenn sie erführen, daß sie unter falscher Flagge segelte. (Fortsetzung folgt.)
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Die Unterzeichneten nehmen Versicherungs-Anträge gern entgegen und sind zu jeder weiteren Auskunftserteilung bereit. Stuttgart, Mai 1895.
Der General-Agent Albert Schwarz in Stuttgart.
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