des Reichstages zu betätigenden festen Zu­sammenhalten aller derjenigen, der Parteien wie der Einzelnen finden, denen unter Wegwerfung jeglicher Vorurteile des Stammes, des Standes, der Konfession oder sonstiger Schulmeinungcn, der Name des Vater­landes noch einen Klang hat. Unser erhabener kaiserlicher Herr, der Enkel des großen Toten vom 9. März 1888, hat den Gefühlen, die ihn, sowie alle deutschen Fürsten und Völker beseelen, vom Throne herab einen beredten und erhebenden Ausdruck ge­geben, er hat sie als diejenigen tiefsterEntrüstung bezeichnet. Wir hoffen, daß diese Gefühle unser ganzes deutsches Volk mit Allgewalt durchdringen und es zur kräftigsten Gegenwehr im Sinne jenes hohen Kaiserworts befähigen werden. Wir wagen es, diese Hoffnung den Feinden im eigenen Schoße gegenüber zu beglaubigen mit einem der Worte, das der Sänger der Befreiungskriege im Jahre 1813 unserem vom äußern Feinde tief zertretenen Volke zurief, um es zur Begeisterung zu entflammen:

Deutsches Volk du bist gefallen.

Aber finken kannst du nicht.

Berlin, 25. März. Wie dieNationalztg." vernimmt, werden sich auf Anordnung des Kaisers mehrere Schwadronen des Magdeburgischen Kürassier Regiments Nr. 7, dessen Chef Fürst Bismarck ist, mit dem Obersten und sämmtlichen Stabsoffizieren nach Friedrichsruh begeben und auf einem Wiesen- plotz in der Nähe des Schlosses Paradeaufstellung nehmen. Der Kaiser wird voraussichtlich selbst dem Chef des Regiments die Truppen vorführen. Die Schwadronen trafen schon heute in Friedrichsruh ein und wurden in den umliegenden Dörfern einquartiert.

Friedrichsruh, 25. März. 3 Uhr 45 Min. Die drei Extrazüge sind pünklich eingetroffen, Graf Herbert Bismarck, Graf Rantzau und Graf Walder- see befanden sich auf dem Perron. Fürst Bismarck erschien in der Uniform der Halberstadter Kürassiere im Stahlhelm und grauen Mantel und begrüßte die Abgeordneten, 235 Abgeordnete des Landtags, 167 d«S Reichstages und Herrenhauses. Die Huldigung fand vor dem Gartenbalkon statt. Fürst Stolberg überbrachte die Glückwünsche des Herrenhauses, von Koller diejenigen des Abgeordnetenhauses, v. Levetzow gratulirte namens über 100 Abgeordneter unter stürmischem Beifall unter dem Hinweis auf die Ab­lehnung einer offiziellen Ehrung. Der Fürst ant­wortete in einer großen politischen Rede mit einem Rückblick auf das Einigungswerk und der Verur­teilung des Parieihaders.

Die Worte des Fürsten Bismarck an die Parlamentarier in Friedrichsruh:

Ich erlaube mir, meine Herren, Ihnen meinen Dank auszusprechen, für di« hohe Auszeichnung und Ehre, Sie m Anerkennung meiner Leistungen im Sachsenwalde zu sehen. Diese Anerkennung gilt nicht meiner Person, sondern der Sache, den politischen Ergebnissen, welche wir errungen haben. Was wir gewonnen haben» ist zwar unvollkommen, aber das Beste, was wir haben konnten. Sichtlich ergriffen gedachte dann der Fürst aller der Verstorbenen, welche an dem Werke mitgearbeitet haben. Er stockte lange vor Rührung, als er des hochseligen Kaisers Wilhelm gedachte. Was hätte ich ohne den Kaiser und sein Kriegsheer leisten können? Ich wäre in den alten Fehlern früherer Zeiten stecken geblieben. Früher, nach 1848, glaubte man über die Dynastien zur Tagesordnung übergehen zu können. Mein Werk war, die große militärische Macht des Königs von Preußen in den Dienst des nationalen Gedankens zu stellen, das ist der beste Gedanke, den ich in Frankfurt ersaßt habe. Deutschland unter Preußens Führung zu stärken ist mein Bestreben gewesen. Sie verdanken aber dem alten Kaiser und seinen Bundes­genoffen mehr als mir. Wenn des Kaisers Mobil­machungsbefehl 1866 und 1870 nicht erfolgt wäre, was wäre dann geworden? Die Dynastien sind von uns schwerer verletz: worden, als je eine parlamen­tarische Fraktion es werden könnte. Gottlob sind die Dynastien stark in ihren Wurzeln in jedem Einzel­staat. Mit den jetzigen Bundesgenossen, z. B. mit Sachsen, mit Bayern wurden in Form von Kanonen­schüssen die denkbar schwersten Injurien ausgetauscht, trotzdem sind sie, als es die nationale Sache galt, mit uns gegangen, haben mit uns gefachten. Die Bundesfürsten sind bessere Patrioten gewesen als die Fraktionen, bei welchen lauterer und unlauterer Wett­bewerb in den Vordergrund getreten ist. Es ist mir

aber nicht bange, daß wir nicht Herr einer etwa an- gerichtcten Verwirrung würden. Bei den Fürsten steht das nationale Interesse im Vordergründe. So­lange wir auf den Patriotismus der Dynastien ver­trauen können, brauchen wir vor der Haltung der Fraktionen nicht bange zu sein. Ich möchte, daß der nationale Gedanke wie in den Dynastien so auch in den Landtagen stärker zum Ausdruck käme. Das Reich und die Einzelstaaten stehen nicht wie Schweden und Norwegen zu einander. Die Einzellandtage müssen dafür sorgen, daß der Reichstag den nationalen Gedanken hochhält; sie müssen deutsche Politik treiben; auch im preußischen Landtage muß die deutsche Politik diskutiert und der Minister des Auswärtigen darauf­hin kontroliert werden. Bei der Budgetfrage schiebt sich das mit Leichtigkeit ein. Es wäre das ein Be­weis von nationalem Interesse. Die deutsche, die preußische, die bayerische, die sächsische Regierung sind unzertrennbar; kein Minister kann sich lossagen von der deutschen Politik der Reichsregierung, welche sich andererseits ohne Fühlung mit den Einzelregierungen nimmer bewähren kann. Ich bedaure, daß ich mit Ihnen nicht mehr zusammenarbeiten kann. Ich bin dazu nicht gesund genug, ich bin alt und bequem und wünsche in diesen Räumen mein Leben zu beschließen. Aber meine Gedanken sind immer bei Ihnen, mehr vielleicht als für mein Alter schicklich ist. Ich bitte auch im preußischen Landtag an dem Neichsgedanken festzuhalten und nicht zu vergessen, daß der König auch der Kaiser ist. Helfen Sie dem Kaiser. Der Kaiser und der König soll leben hoch! (Begeisterte Zustimmung.) Der Fürst dankte dann nochmals und sagte, er möchte gern alle bewirten, er habe aber den Bau seines Hauses vorgefunden wie er sei.Raum ist in der kleinsten Hütte, aber leider nicht für 400 Personen."

Friedrichsruh, 35. März. Die Empfangs­feierlichkeiten waren gegen 3 Uhr zu Ende. Die Präsidenten beider Häuser des Landtages, der bis­herige Reichstagspräsident v. Levetzow, sowie die Vor­stände der Fractionen wurden vom Fürsten mit einer Einladung zum Frühstück beehrt, während die übrigen Herren nach dem Bahnhof zurückkehrten. Graf Waldersee reiste um 2'/r Uhr nach Hamburg zurück.

Friedrichsruh, 26. März. Der Kaiser traf Mittags 12 Uhr am Eisenbahnübergang bei An­mühle, westlich von Friedrichsruh ein. Er stieg zu Pferde und begab sich nach dem ungefähr 500 m. südlich von Anmühle gelegenen Schwarzenbeck bei Friedrichsruh, wo unter Befehl des Kommandeurs des Kürassierregiments, v. Seydlitz, eine Schwadron des Regiments, dessen Chef'Bismarck ist, mit dem Trompeterkorps und der Standarte, eine Kompagnie des Inf. Regts. 76 mit der Regimentsmusik, Spiel­leuten und der Fahne des betr. Bat., eine Eskadron des Husarenregts. 15 mit Trompeterkorps und Stand­arte, eine Batterie des Holsteinischen Feldart.-Regts. 24, in etatsmäßiger Friedensstärke bereitstanden. Der Kaiser setzte sich an die Spitze der Truppen, führte dieselben nach einem etwa 200 w vom Schlosse entfernten, an den Park anstoßenden freien Platz, befahl Paradeaufstellung in nach Norden geöffnetem Viereck, dessen östliche Seite durch die Kürassiere, die südliche durch die Infanterie, die westliche durch die Hularen und die Artillerie gebildet wurde. Nach Einnahme der Paradeaufstellung traf Bismarck, der mittlerweilen durch einen Flügeladjutanten be­nachrichtigt worden war, in Uniform des Kürassierreg. in offenem Wagen auf dem Paradeplatze ein, von den Truppen mit präsentirtem Gewehr und klingendem Spiel empfangen. Der Kaiser richtete Namens der Armee eine Ansprache an den Fürsten und übergab den goldenen Ehrenpallasch. Hierauf ritt der Kaiser mit dem Fürsten die Truppenfront ab. Dann fand der Vorbeimarsch vor vem Fürsten statt. Nach dem­selben begab sich der Fürst zum Empfange des Kaisers in das Schloß, wohin der Kaiser an der Spitze der Kürasfierschwadron ritt, um dem Abbringen der Stand­arte beizuwohnen. Nachdem die Schwadron nochmals vor dem Fürsten vorbeidesilirt, stieg der Kaiser vom Pferde und begab sich mit dem Fürsten in das Schloß, einer Einladung zur Mittagstafel folgend. Vor dem Schloßeingang standen als Ehrenposten Kürassiere. Die Truppen sind in ihre Ouartiere abgerückt. Die Batterie steht auf dem Paradeplatz, um bei dem Toaste auf den Fürsten Salut zu schießen. Das Schloß, der Bahnhof, das Postamt und die umliegenden Villen haben beflaggt. (Schw. Merkur.)

Bei der Abstimmung im Reichstag über die Beglückwünschung des Fürsten Bismarck stimmten von den württ. Reichstagsabgeordneten mit Ja: v. Gültlingen, Siegle; mit Nein: Braun, Galler, Gröber, Haag, Payer, Speiser, Wengert; es fehl­ten: Ehni, Hartmann, Haußmann, Kercher, Pflüger, Rembold, Schnaidt.

Berlin, 36. März. Wie verlautet, hat der Kaiser verschiedenen Mitgliedern der. Regierung gegenüber seine Mißbilligung über das Ver­halten des Centrums im Reichstage bezüglich der Bismarckovation ausgesprochen.

Berlin, 27. März. Der Nordd. Allg. Ztg. zufolge begibt sich der Reichskanzler heute nach Friedrichsruh, um dem Fürsten Bismarck persönlich die Glückwünsche des Bundesrats und des preußi­schen Staatsministeriums zu überbringen. Der Großherzog von Baden trifft heute Vormittag 11 Uhr in Friedrichsruh ein.

Berlin, 25. März. Gegenüber anderweitiger Meldung der Kreuzzeitung, erklärt die Nordd. Allg. Ztg., daß der Antrag Kanitz im Staatsrat thatsächlich mit einer Majorität von 39 gegen 4 Stimmen ab- gelehnt worden ist. Ein weiterer Vorschlag, welcher durch Verhandlungen mit den hauptsächlichsten Ver­tragsstaaten eine Verständigung über Maßnahmen zur Hebung der Getreidepreise auf Grundlage der be­stehenden Verträge herbeiführen wollte, wurde mit 3/ gegen 16 Stimmen abgelehnt.

Berlin, 27. März. (Dep. d. C. Wochenbl.)- Der Reichstag wählte v. Buol (Centr.) zum Präsi­denten. Erster und zweiter Vicepräsidcnt sind Schmidt- Elberfeld (fr. Vp.) und Spahn (Centr.).

Dresden, 26. März. Infolge des ablehnen­den Reichstagsbeschlusses zeichneten zwei Bürger 15,000 ^ für ein hier zu errichtendes Bismarck­denkmal.

Paris, 25. März. DieM-bats" sagen r Gewiß erinnern sich viele Deutsche des Culturkampfes- und der Repressivgesetze Bismarcks, aber die größere Zahl will die Verdienste Bismarcks um das Vater­land nicht vergessen. Die Gründung der deutschen Einheit steht größer in der Erinnerung, als die Fehler der Bismarck'schen Politik. Es wäre Seitens der früheren Gegner des Kanzlers richtiger gewesen, sich augenblicklich nur das Andenken an das ruhmreiche Leben und die großen Werke Bismarcks vor Augen zu halten, lieber die parlamentarische Krisis des Reichstages schreibt heute derTemps" : Vom Stand­punkte der Verfassung ist es zu bedauern, daß das Staatsoberhaupt in einem Telegramm an Bismarck sich über den ablehnenden Beschluß so erbittert aus­drückt. Vom Standpunkte der Politik ist die Frage zu erwägen, ob eine Auflösung noch zu vermeiden ist.

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Lrprodt uuU «rupkoklnu von »iulAsu tsunsull zirLot. ztzsrLtsa uuU Lror«»»oryu cisr srolllotu werden die Apo­theker LlolrurA Braudt'schei, S-hweizerpMen alle» ähnliche» Mitteln vor-fNLozt»» und alle Interessenten sollten sich von Apo­theker Mich. Brandt'» Nachfolger ln Schaphausen die Broschüre mir den Gutachten der Professoren. Aerzle, Ebemiker re. kommen lassen.

Man schütze sich beim Ankäufe vor La-l-adnuAsu und ver» lange stet» Apotheker VkivktzSll-»! Brandt'» Schwelzerplllen. Zu »«kommen ln fast allen Apotheke» »Schachtel Mk. I., welche ein Stiaueite wie obenftehend« Abbildung «in weiße» Kreuz in rothem Felde tragen müssen.

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