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werden soll und das Kriegsministenum zu entsprechenden Vorschlägen aufgefordert.
Stuttgart, 24. Febr. Das neuerbaute Hotel Viktoria, gegenüber dem Bahnhofausgang in der Friedrichsstraße, an dessen innerer Vollendung noch gearbeitet wird, ist gutem Vernehmen zufolge von den Erbauern Jäger u. Decker an den Bahnhofrestaurateur Reiniger hier um die Summe von 860000 ^ verkauft worden. Die innere Einrichtung des genannten Hotels soll an Gediegenheit und Formschönheit mit der wirklich prächtigen Außenseite wetteifern.
Stuttgart. Einen Akt der Humanität hat das jüngst verstorbene Bürgerausschußmitglied H. Wennberg, Buchbinderei- und Galanteriewarengeschäft, begangen, der vor seinem Tode bestimmte, daß jedem seiner 40 Arbeiter im Verhältnis zu der Zeit der Thätigkeit in seinem Geschäft ein Legat ausbezahlt werde. Dieser Bestimmung ist die Witwe Wennbergs derart nachgekommen, daß sie die Arbeiter reichlichst bedachte, dem jüngsten seit 8 Tagen eingetretenen Arbeiter 25 ^ zuwies und mit den Gaben bei den älteren bis auf 200 stieg.
Aus dem Schönbuch, 22. Febr. In den letzten Tagen gelang es in Altdorf OA. Böblingen eine Gesellschaft von Wilderern dingfest zu machen. Das Amtsgericht, das die nötigen Anhaltspunkte durch Ausplaudern erhalten hatte, erschien mit dem Stations- kommandantcn und 7 Landjägern, um zu gleicher Zeit fünf Altdorfer zu verhaften. Einige Tage darauf wurden zwei weitere Verdächtige nach Böblingen eingeliefert. Wie die T. CH. hört, soll nach den Geständnissen bereits eine Zahl von 8 gewilderten Hirschen erhoben worden sein. Wenige Tage nach der Verhaftung erhielt Vas Amtsgericht Böblingen einen Drohbrief mit gefährlich klingenden Drohungen für den Fall, daß die Verhafteten nicht freigelassen würden. Der Verfasser desselben wird wohl auch in Altdorf zu ermitteln sein.
Wangen, OA. Cannstatt, 24. Febr. Gestern abend nach 7 Uhr wollte der Knecht des Hirschwirts Strobel einen Herrn auf den Bahnhof Untertürkheim führen, als ihm außerhalb des Dorfes von dorther ein Schlitten im stärksten Trab entgegensauste, dessen Deichsel seinem Pferd so tief in die Brust eindrang, daß es nach wenig Minuten an Verblutung verendete. Der Insasse, Herr Oberamtstierarzt Hezel von Cannstatt, sowie der Knecht wurden herausgeschleudert, glücklicherweise ohne Schaden zu nehmen. Der unvorsichtige Fuhrmann, der den Unfall durch falsches Ausweichen verschuldet hatte und der nach dem Zusammenstoß sofort weiterfuhr, konnte in der Person eines hiesigen Metzgerburschen ermittelt werden.
Winnenden, 26. Febr. Die Anlage einer elektrischen Anlage scheint gesichert zu sein. Für 3 Motoren und für mehr als 200 Lampen haben sich Teilnehmer angemeldet. Die K. Heilanstalt Winnenthal und die Postverwaltung haben noch nicht zugesagt.
Tübingen, 25. Febr. Heute wurde der Gasthof z. Traube von dem Besitzer des Gasthofs z. Prinz Karl, Luis Suhleder, um die Summe von 180000 ^ käuflich erworben.
— Der Leichenfeier des Carl Abs in Ham - bürg wohnten 3000 Personen bei. Fast sämtliche Athletenklubs Deutschlands sandten Kranzspenden.
Berlin, 22. Febr. Die Vorurteile der Engländer gegen Militär in Uniform sind noch immer groß. Das beweist wiederum der folgende Vorfall, der sich letzte Woche zutrug. Zwei Unteroffiziere der königl. reitenden Artillerie, also eines vornehmen Regiments, besuchten einen öffentlichen Ball in St. Johns Wood in London. Man nahm auch ruhig ihren Schilling Eintrittsgeld an. Sobald sie jedoch im Saale waren, forderte man sie auf, das Lokal zu verlassen, da sie Uniformen anhätten. Ihr Betragen gab nicht zu der mindesten Klage Anlaß. Die Unteroffiziere brachten die Sache vor ihren Major und dieser an den kommandierenden General, Lord Methuen. Dem Wirt des Lokals wurde darauf eine Frist gewährt, sich zu entschuldigen. Andernfalls werde ihm seine Konzession entzogen. Gesellschaftlich wird das Militär in England noch immer ziemlich geringschätzig behandelt. Selbst Offizieren ist es nicht gestattet, Uniformen im Verkehr mit der Zivilbevölkerung zu tragen, wenn sie sich nicht gesellschaftlichen Unannehmlichkeiten aussetzen wollen.
Berlin, 26. Febr. Die Abreise des Kaisers nach Wien erfolgte Abends 7 Uhr 57. Zur Verabschiedung hatte sich auch der österreichische Botschafter am Bahnhof eingefunden. Der kaiserliche Hofzug bestand aus 12 Wagen. Im drittletzten hatte der Kaiser Platz genommen.
Wien, 26. Febr. Kaiser Wilhelm ist heute Vormittag 11 Uhr Hierselbst eingetroffen und von Kaiser Franz Josef und allen Erzherzogen und Würdenträgern der österreich-ungarischen Monarchie, vielen Generalen, den in Wien anwesenden deutschen Fürsten und Deputationen am Bahnhofe empfangen worden. Die Begrüßung zwischen beiden Monarchen war eine herzliche. Sie tauschten wiederholt Küsse aus. Die Erzherzöge waren in einer Front nach dem Alter geordnet, alle salutirend, als der deutsche Kaiser einfuhr. Bei der Fahrt nach der Hofburg begrüßte die auf den Straßen zahlreich anwesende Menschenmenge die beiden Kaiser ehrerbietig aber dem ernsten Anlaß entsprechend ohne Zurufe.
Wien, 26. Febr. Das Leichenbegängnis Erzherzogs Albrecht ist unter dem bekannten Ceremoniell unter kolossalem in Wien noch nicht dagewesenen Menschenandrange ohne Zwischenfall verlaufen. Hinter dem Leichenwagen schritten der österreichische und deutsche Kaiser, sowie sämtliche Vertreter der auswärtigen Mächte und die Erzherzöge. Kurz vor 4 Uhr langte der Zug an der Kapuzinerkirche an. Der Sarg wurde von Kapuzinern nach
der Gruft getragen. Inzwischen hatten sich auf dem- neuen Markte, welcher bis dahin abgesperrt war, viele Generale und Stabsoffiziere eingefunden.
Vermischtes.
— Eine hübsche Satire auf die Sucht des Publikum, sich täuschen zu lassen lesen wir in Berliner Blättern: Kurz nach dem Auftauchen des Wunderschäfers Ast in Radbruch keß sich in Hamburg ein „Wunderdoktor" mit fremdländischem Namen nieder, der vielen Zulauf hatte. Die Zulassung zu seinen Sprechstunden war auf alle mögliche Weise erschwert, tiefes Geheimnis umhüllte den Wunderdoktor, seine Diener verrieten nichts; die Folge davon war, daß das Wartezimmer vom Morgen bis zum Abend belagert war. „Allein, die gute Polizei war wie gewöhnlich schnell dabei" und sandte einen Kommissär ab, welcher von dem Wunderdoktor die Vorlegung seines Diploms verlangte. Da — statt der erwarteten Bestürzung zeigte der Doktor sein — wohl» ausgefertiges richtiges Diplom und echte Fakultätszeugnisse vor. „Aber," bat der Doktor den Kommissär, „wenn Sie sich vollständig überzeugt haben, bitte, verraten Sie nichts! Denn wenn meine Patienten erfahren, daß ich ein richtiger Doktor der Berliner Fakultät bin, dann wollen sie sicher nichts mehr von mir wissen!"
— Ein eigenartiges, aber sicherlich willkommenes Geschenk wird dem Fürsten Bismarck zum 80. Geburtstage von mehreren Landwirten in Angeln in Schleswig-Holstein gemacht werden, nämlich eine kleine echte Stammherde aus Angeln, vier Milchkühe, zwei Stärken und ein Stier.
Arme Künstler. Als Kaiser Alexander III. von Rußland sich dem Tode nahe fühlte, hatte er den guten Gedanken, 60 000 Rubel zum besten armer Künstler zu hinterlaffen. Diese Summe sollte nach dem Tode des Kaisers verteilt werden, damit die Schauspieler, Sänger und Tänzer für die Verluste entschädigt würden, die sie wegen der infolge des Todes des Zaren angeordneten Schließung der Theater erleiden mußten. Jetzt haben sich aber so viele „dürftige Künstler" gemeldet, daß die von Alexander III. hinterlassene Summe lächerlich erscheint. Selbst die Seiltänzer, die während der Landestrauer nicht auf den Märkten „arbeiten" durften, verlangen eine Entschädigung und die Schar der Geschädigten wird mit jedem Tag größer. Schließlich dürfte bei der großen Verteilung jeder Geschädigte kaum mehr als 5 Rubel erhalten.
— Ein neues Gewehr hat ein Büchsenmeister in Spandau konstruiert und dürfte damit wohl Alles in Schatten stellen, was bis jetzt an Fern- und Präzisionswaffen geleistet worden ist. Es ist ein elektrisches Gewehr, Kaliber 1'/- Millimeter. Das Geschoß sieht aus wie ein dünner Ballbleistift, hat einen Jridiummantel und besteht innen aus komprimierter Elektrizität. Diese wirb unter un-
Frlden blickte ihn mit ihren klaren, kalten Augen fragend an. Sie glaubt« eS ihm nicht. Sie hatte ihn vermißt, sehr vermißt; sie war zweifelhaft geworden an ihrem Sieg über ihn. Jetzt jubelte es wieder auf in ihr, als sie seine Blicke sah, die ernster als sonst, aber mit einer Liebe an ihr hingen, die sie leise erbeben machte in freudiger Hoffnung. Die Einsamkeit der letzten Tage hatte ihr nochmals die Trostlosigkeit ihrer Zukunft vor Augen geführt. Wenn sie verdammt war, in Felde« zu bleiben bei Mutter und Schwester, wenn Günther Schönburg ging, ohne sie zu erlösen aus diesem schmählichen Bann der Armut? Daran dachte sie mit Grauen.
Sie fühlte, daß jetzt eine entscheidende Stunde nahe; sie ahnte mit feinem Instinkt, daß Günther gekommen war, dieselbe herbeizusühren, und sie war klug und berechnend genug, um diese Stunde nicht hinauszuschieben, sie wollt« Gewißheit, ebenso wie er.
„Ich sehne mich nach einem Spaziergang in den Wald, Graf Günther, begleiten See mich?" sprach sie und blickte fragend zu ihrer Mutter hinüber. „Du «rbaubst doch, Mama?"
Die Baronin zögert« einen Augenblick; sie sah von Gertrud hinüber zu Günther Schönburg, und eine eigentümliche Befangenheit derselben fiel ihr auf. In Gertruds Blick lag etwas, das sie doch zwang, ihre Zustimmung zu geben, und so nickte sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, geh', mein Kind, Du bist seit einigen Tagen nicht aus dem Hause gekommen."
Günther erglühte freudig. Gertrud hatte das Haus nicht verlassen, weil sie ihn erwartete, dachte er; sie blieb, um ihn nicht zu verfehlen, und jetzt ging sie mit in den Wald, was sie noch nie gethan, sie selbst forderte ihn auf, und eS klang so selbstverständlich, als müsse es so sein, als gehörten sie beide schon zusammen. Es war die erste Ermutigung, die sie ihm gab, und stolzes Siegerbewußtsein schwellte ihm die Brust.
Sie gingen eine Weile beide schweigend neben einander. Dann begann Gertrud eine Unterhaltung, ober Günther war zum erstenmal in seinem Leben
verlegen um richtige Antworten; seine Gedanken weilten nur dabei, wie Gertrud seine Werbung aufnehmen werde.
„Sie sind zerstreut, Graf," lächelte Gertrud ihn an und senkte rasch ihre Wimpern, als sie sah, mit welchen Blicken er sie betrachtete.
„Ja," begann er mit gepreßter Stimme, „ich bin zerstreut, Gertrud, weil ich nur an eins denken kann."
„Und dieses Eine ist?" fragte sie und blickte auf ihre Fußspitzen, um ihr triumphierendes Lächeln zu verbergen.
„Dieses — Eine — sind — Sie — Gertrud!" stotterte der sonst so redegewandte Günther Schönburg, und als Gertrud noch immer schwieg, fuhr er fort, ihr die Versicherung zu geben, daß er Tag und Nacht nur an sie allein denke, ganz wie ein Liebhaber, der gar nichts anderes zu sagen weiß, und die stolze Baronesse schwieg dazu und senkte den Kopf, wie jedes Weib es thut, das solche» Worten mit Entzücken lauscht. Doch kam dieses Entzücken nicht aus ihrem Herzen, war ihr Verstand es doch nur, der jubelnd ihr zuraunte: „Endlich — endlich erlöst aus Armut und Not!"
Noch wenige Minuten währte eS, nur weniger Worte noch bedurfte eS, wie sie hundert-, tausendmal gesprochen werden von einem Liebenden und beide hatten den Bund geschlossen fürs ganze Leben. Günther Schönburg küßte zum erstenmal die stolzen, schönen Lippen Gertruds und preßte die Geliebte an seine Brust.
Und Gertrud ließ sich küssen und lehnte ihre Stirn an seine Schulter, er war so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Sonderbar, in diesem Augenblick fuhr die Erinnerung durch Gertruds Sinn an jene eine Minute, die sie an Doktor JusiuS' Brust geruht, und ein Seufzer entfuhr ihren Lippen. Günther hob ihr Antlitz zu sich empor und küßte ihren Mund, dessen weiße schimmernde Zähne ihm entgegen leuchteten wir köstliche Perlen. Sie war schön, bestrickend schön in dieser Stunde weicher Hingebung, eine selige Braut, dis in alles einstimmte, was ihr Verlobter von der Zukunft sprach. Glaubte sie doch, daß der Erbe des Grafen Schönburg es war, der sie zu seiner Gemahlin erkoren. (Forts, »folgt.)