Ein neues Schlachthausgebäude War ein Bedürfnis der Zeit.

Drum weihen wir mit höherem Segen Für uns und die Nachwelt es ein.

Von Stuttgart, Wcilderstadt, Pforzheim, Nagold und der näheren Umgebung, waren so viele Fest­teilnehmer erschienen, daß der schön arrangierte Fest­zug eine stattliche Ausdehnung annahm. Den Zug, der nachmittags um 1 Uhr beim Rößle begann und sich durch den Marktplatz und die reich beflaggte Ledergasse auf den Brühl bewegte, eröffneten die Söhne und Töchter der Metzger. Ihnen folgten frisch und froh die sauber aussehenden Metzgers­burschen, mit auserlesenem, bekränztem Schlachtvieh. Der städtischen Musikkapelle, welche heitere Märsche anstimmte, schloffen sich die Metzgerinnung, die ge­ladenen Gäste, die Kollegen und viele Handwerker von hier, sowie Geschäftsleute von auswärts an. Die Einweihung des Gebäudes bestand in der Besichtigung der Räume und der in Betrieb gesetzten Maschinen. Eine die Bedeutung des Tages würdigende Rede wurde vor dem Hause nicht gehalten. Eine große Menschenmenge flutete durch die Gelaffe, so daß ein geordnetes Passieren kaum möglich war. lieber dem Eingang war folgende Inschrift zu lesen:

Nach Sorgen, Müh' und Schwierigkeit Zieh'n heute wir hier ein;

Auch ferner sei die Einigkeit Wahlspruch der Fleischerei!

In dem nördlich gelegene» Flügel befindet sich der größte Raum im Gebäude, welcher zum Schlachten von Großvieh dient. Die Zahl der Aufzüge ge­stattet in demselben das Schlachten von 8 Stück zu­mal. Von hier tritt man in den Schlachtraum für Kleinvieh, 2 hier aufgestellte Kessel dienen zum Brühen der Schweine. Für den Dampfkessel mit Dampf­motor und für eine Fleischhackmaschine ist je ein weiteres Lokal verwendet. An diese stoßen an ein kl. Comptoir und 2 Räume zum Aushauen und Ver­wiegen von Fleisch. Eine Treppe höher befinden sich 3 hohe schöne Zimmer mit Küche und weiteren klei­neren Gelaffen, welche von dem Schlachthaus-Ver­walter bezogen werden sollen. Ein besonderes Ge­bäude enthält 2 Stallräume für Groß- und Klein­vieh. Wird dieses Gebäude von außen, d. h. außer­halb des Schlachthaushofes, betreten, so gelangt man in eine große Helle Waschküche. Hier kann Wäsche mittelst Dampfes gekocht, gewalken und nachher durch die Centrifuge ausgeschleudert werden. Um 2 Uhr nachmittags versammelten sich etwa 120 Personen im Bad. Hof zu einem frugalen Mittagsmahle. Während desselben ergriff Metzgerobermeister Zieg­ler das Wort, indem er die auswärtigen Gäste und überhaupt alle Teilnehmer an der heutigen Feier herzlich willkommen hieß. Noch einem Rückblick auf den Beginn des Baues und besten Fortschreiten sprach er den Wunsch aus, daß das Ganze zum Nutzen und Wohlergehen der Metzgerinnung geschaffen sein möge. Er schloß mit einem Hoch auf die Gäste. Stadt- schultheiß Hoffner brachte der Mctzgerschaft die Glückwünsche der Stadt dar. Zwei Umstände hätten

das neue Schlachthaus entstehen lasten, 1) die Bau­fälligkeit des früheren alten und 2) die Erkenntnis, daß das Metzgergewerbe sich ohne das Streben, auf die Höhe der Zeit zu kommen, nicht fördern lasse. Er möchte hier die Worte Attinghausens inSchiller's Teil" anführen:Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit und neues Leben blüht aus den Ruinen". Möge diese Neuerung Anstoß geben zu neuem Leben und Liebe und Lust zum Handwerk steigern. Sein Wunsch, daß die Consumsteuer auf Fleisch abgeschafft werde, begegne gewiß dem aller Anwesenden. Diesen Tag würde er mit Freuden begrüßen, der uns von die­sem lästigen aber notwendigen Uebel befreie. Sein Hoch galt der Mctzgerinnung von Calw. Metzger­meister Ziegler brachte hierauf ein Hoch aus auf unfern verehrten Stadtvorstand, welcher bei Grün­dung der Metzgerinnung sowohl, namentlich aber auch beim Bau des neuen Schlachthauses ihm mit seinem bewährten Rat beigestanden und seine stetige Stütze gewesen sei. Metzgermeister Fischer überdrochte die Grüße der Stuttgarter Fleischerinnung. Er freue sich vernehmen zu dürfen, daß die Interessen der hiesigen Metzgerschaft gefördert werden durch Leute an der Spitze der Stadt und des Oberamts. Mit dem An­klang, daß es nicht überall so sei, brachte er ein Hoch aus auf die Stadt Calw. Hierauf sprach Metzger­meister Widmaier dem rührenden Aufsichtführenden während der Bauzeit, dem verehrl. Freunde und Kol­legen Metzaerobermeister Ziegler seinen Dank aus, während Metzgermeister Essig demselben mit einer Ansprache ein wertvolles Kaffee- und Theeservice na­mens der Innung überreichte, das er als Andenken im Kreise seiner Familie benützen möchte. Metzger­meister Häußermann von Stuttgart dankte für den herzlichen Empfang, der ihnen bereitet wurde und sprach seine Freude über die schöne Schlachthausanlage aus. Er empfahl gemeinsames Zusammenstehen, wie es auch die norddeutschen Kollegen in Gewohnheit hätten, dann werde es im Gewerbe bald besser be­stellt sein. Hr. Oberamtmann Voelter brachte hie­rauf ein Hoch aus auf Hrn. Hofwerkmeister Haußer von Ludwigsburg für besten treffliche Ausführung des Bauwesens; Hr. Haußer toastete auf die Metzger­innung und ihren Vorstand; Konditor Haager brachte einen launigen, viel Heiterkeit erregenden Toast aus auf die Frauen der Metzgermeister, denen durch den Umstand, daß manche dem Gewerbe eigenen Wider­wärtigkeiten in das Schlachthaus verlegt werden, nun ein besseres Loos beschieden sei. Hr. Georgii ssn. bezeichnete den Schlachthausbau als einen Markstein in der Geschichte der Stadt Calw und hob den Nutzen solcher baulichen Unternehmungen für weite Krelse hervor. Mit einem Ball, wobei sich Alt und Jung bis zu später Stunde erfreute, endigte das wohlgelungene Fest.

* Calw. Gestern vormittag fand auf dem Rathause die Beeidigungder neugewählten Bürger- ausschuß Mitglieder statt. An Stelle des aus dem Kollegium ausscheidenden Obmanns, des Hrn. Gust. Wagner, wurde als Obmann Hr. Handelsschul­

direktor Spöhrer und als besten Stellvertreter Hr. vr. Schiler gewählt.

Calw, 9. Jan. Die beiden Nächte von Sonntag und Montag auf Dienstag haben uns in diesem Winter die größte Kälte gebracht. Die Tempe­ratur betrug in der Stadt 10" R., auf der Höhe

12" R. Heute beträgt die Temperatur nur noch

5 ° R. Der Himmel ist bedeckt, dicke Schneeflocken fallen herab, immer höher werden die Schneemaffen und der Verkehr auf den Straßen äußerst mühsam und anstrengend. Die Vögel verlassen das offene Feld und finden sich in großen Scharen in den Ort­schaften ein, um hier Nahrung zu suchen, die draußen nicht mehr zu finden ist. Wo eine mildthätige Menschen­hand Lein-, Hanf-, Rüben-, Gurken- oder Kürbis­samen, Gerste, Haber, Roggen, Küchenabfälle u. s. w. streut, da ist bald eine bunte Gesellschaft von Vögeln beisammen, welche sich den gedeckten Tisch herrlich schmecken läßt. Für Meisen, die eifrigsten Vertilger aller Obstbaumschädlinge, hängt man Knochen mit Fleischresten an Bäumen auf.

Heilbronn, 7. Jan. Infolge starken Eis­treibens mußte gestern der Betrieb der elektrischen Beleuchtung eingestellt werden. Der starke Schneefall und zunehmende Frost haben im Neckar eine solche Menge Treibeis erzeugt, daß seit Samstag Nacht der Turbinenbetrieb des Zementwerks Lausten unter­brochen werden mußte. Etliche 60 Arbeiter sind Tag und Nacht beschäftigt, den Werkkanal von Grund­eis zu befreien.

Berlin, 8. Jan. Reichstag. Auf der T.O. steht die Umsturzvorlage. Auer (Soz.» Dem.) führt verschiedene Versionen über den Ursprung der Vorlage an und hält diejenige für die wahr­scheinlichste, daß sie bei der zu erwartenden Ablehnung den Vorwand für eine Auflösung des Reichstags zum Zwecke der Durchdrückung größere Militärbewilligungen abgcben sollte. Die Begründung der Vorlage, daß die bestehenden Strafgesetze nicht ausreichen, sei hin­fällig; das sage man immer, wenn die bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt werden sollen. Die bisherige Sozialreform habe nur selbstverständliche Forderungen der Arbeiter erfüllt. Die Vorlage sei lediglich gegen die Sozialdemokraten gerichtet. Redner weist die Gemeinschaft der Soz.-Demokraten mit den Anarchisten zurück und lehnt die Verantwortung für die von Staatssekretär Nieberding angeführten Flugblätter ab.

R-klamet-il.

Theekenner seien hierdurch auf Metzmers Thee Englische Mischung s Mk. 2.80 pr Pfd. ganz besonders aufmerksam gemacht. Diese Sorte steht in Folge günstiger Marktlage beim Einkauf dieses Jahr auf einer außergewöhnlich hohen Qualitäts- stuse und wird überall von Kennern sehr gelobt. Probepackete 60 Pf. bei: Karl Costenbader, Konditor in Calw.

Amtliche KekmmtmachimM.

Calw.

Unter Bezugnahme auf das neue Polizeistatut für das Schlachthaus und den Verkehr mit Fleisch wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß alles grosie und kleine Schlachtvieh (Ochsen, Stiere, Karren, Kühe, Rinder, Kälber, Schweine, Schafe, Hammel, Ziegen) sowohl von den Metz­ger» als von Privatpersonen vom 7. Januar 1803 an bei Straf- vermeidung nur im Schlachthaus geschlachtet werden darf.

StctötschuL'lheißerrcrmt.

Haffner.

Wir erlauben uns die höfliche

Bitte

um Beiträge zu Anschaffung von Holz für Arme.

Dekan Braun. Stadtschultheiß Haffner. Hospital- und Armenpfleger Bub.

Altburg.

350 Mark

sind von der Gesamtgemeinde gegen ge­setzliche Sicherheit sofort auszuleihen.

Gesamtgemeindepfleger

Roller.

Prirmt-Arrzeigerr.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde

im Vereiu-hauS.

8.-)V.-V.

Samstag, 12. Januar, abends 8 Uhr, im Gasthof zum Adler, Neben­zimmer rechts:

Gesellige Vereinigung der Mit­glieder nebst Vortrag von Hrn. Prokeffor Haug über:

Einiges aus der Urgeschichte des Schwarzwalds.

Gäste willkommen.

V.-V.

Freitag abend bei Georg Pfrommer.

Kochzntseintadung.

Wir erlauben uns, Freunde und Bekannte zu unserer am Sonntag, den 13. Januar, stattfindenden Hochzeitsfeier zu Bäcker Re ritsch­te r, untere Brücke, freundlichst ein­zuladen.

Karl Naschold, Straßenwart, Luise Ekhardt geb. Schalter.

Nächsten Sonntag gibt's

Kümmelküchlcin

bei Bäcker Rentschler,

untere Brücke.

Am letzten Montag wurde im bad. Hof ein lieber,zieher

Verwechselt.

Man bütet um Umtausch daselbst.

Ein Hausknecht,

der auch mit Pferden umzugehen ver­steht, findet eine Stelle im Bad. Hof.

Mädchen gesucht.

Ein jüngeres, fleißiges und ehrliches Mädchen findet aus Lichtmeß Stelle.

Bilharz z. RSßle, Hirsau.

Für sogleich oder auf Lichtmeß wird ein ehrliches, fleißiges

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gesucht in ein besseres Haus nach Pforz­heim. Zu erfragen im Hause des Hrn. Bäcker Engel, 1 Treppe.

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