Alrich'schen Buchdruckerei der Betrieb der Schnell­presse durch einen Elektromotor gezeigt. Zum Fest­essen auf der Post fanden sich etwa 70 Teilnehmer ein. Der Nachmittag brachte auch auswärtige Gäste, so daß die um '/,5 Uhr beginnende Festvorstellung vor ausgekauftem Hause stattfand. Schon bei dem nach dem Prolog vorgeführten lebenden Bilddie Elektrizität" zeigten sich bei der zwischen Taghelle, Mondschein und Nacht wechselnden Beleuchtung die überraschenden Effekte elektrischer Theater-Beleuchtung, die auch in dem dargestellten Volksstückder Meineid­bauer" in vortrefflicher Weise zur Geltung kam. Die Straßenbeleuchtung machte bei dem Hellen Mondschein weniger großen Effekt, dagegen wurde das Glühlicht allgemein als außerordentlich ruhig und gleichmäßig bewundert. In dem mit zahlreichen Glühlichtlampen erhellten Saale des Rosengartens fand abends eine gesellige Unterhaltung statt. Stadtschultheiß Meier sprach den Unternehmern und Technikern Dank und Anerkennung dafür aus, daß das Werk schon 45 Monate, nachdem der Beschluß zur Errichtung gefaßt war, dem Betrieb übergeben werden konnte. Sein Hoch galt allen, welche zum Gelingen des Werkes und des heutigen Festes beigetragen haben. Herr W. Reißer erwiderte dankend und betonte die Wichtig­keit der elektrischen Kraftübertragung für das Klein­handwerk. Er pries das Entgegenkommen der städt­ischen Vertretung und schloß mit einem Hoch auf die Stadt Riedlingen. Ingenieur Lotter sprach be­sonderen Dank der Theatergesellschaft aus und über­reichte dem Direktor Herrn Apotheker Brand einen in elektrischem Lichte strahlenden Orden. Unter den auswärtigen Gästen waren Herren von Buchau, Ehingen, Mengen, Munderkingen und Sigmaringen und erfuhr man, daß in Buchau die Errichtung eines Elektrizitätswerkes mit Dampfbetrieb, in Munder­kingen (wie in Mengen) eine solche mit Wasserkraft geplant ist und von der Firma W. Reißer eingerichtet werden soll.

Pforzheim, 12. Nov. In der Nacht vom SamStag auf Sonntag ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Gestern früh wurde der 33jährige, ledige Taglöhner Karl Diener von Untertürkheim am Rechen der Hauser'schen Mühle tot aufgefunden. Ein Ueberfall scheint ausgeschloffen, da der Ertrunkene noch 14 ^ Geld bei sich hatte.

Karlsruhe, 13. Nov. In mehreren Ge­meinden des Amtsbezirks Waldshut sind einige 30 Personen, wahrscheinlich in Folge Genusses von ver­dorbenen Wurstwaren, erkrankt.

Bruchsal, 12. Nov. Das Kunststück, einen und denselben Gegenstand in diesem Falle eine Kuhhaut zweimal zu stehlen, hat dieser Tage ein 18jähriger hiesiger Langfinger fertig gebracht, der fett gestern hinter Schloß und Riegel sitzt. Der­selbe stahl die bewußte Haut das erste Mal am letzten Samstag im Gasthaus zum Laub, verkaufte sie an «inen hiesigen Lederhändler, stahl sie demselben in der Nacht auf Dienstag mittels Einsteigens und ver­

kaufte sie tagsüber an eine andere Lederhandlung, wo sie gestern ermittelt und der Thäter alsbald fest­gestellt wurde.

Mannheim, 10. Nov. Auf der Jagd. Vor dem Schöffengericht kam gestern folgender für Jägdler interessanter Fall zur Verhandlung. Im September ds. IS. geriet der Privatmann A., der mit seiner Tochter auf dem von ihm erpachteten Ge­lände hinter den Brauereien auf Hühner jagte, auf einen Acker des Essigfabrikanten H. Dieser kam aus seiner Fabrik heraus und verlangte von A. Nennung des Namens. Da A. dies verweigerte, forderte ihn H. auf, den Acker zu verlassen. Darauf entstand ein lebhafter Wortwechsel. Schließlich rief A. dem H. zu:Wenn Sie den Acker nicht verlassen, schieße ich Sie über den Haufen!" Auf Bitten seiner Tochter verließ dann aber A. doch das Feld, während H. ihm höhnende Worte nachsandte. A. wurde nun gestern wegen Bedrohung zu einer Geldstrafe von 15 ^ und zwei Drittel der Kosten verurteilt, während H. wegen seiner beleidigenden Aeußerungen ein Drittel der Kosten zuerkannt wurden.

Darmstadt, 13. Nov. Der Großherzog und die Prinzessin Heinrich von Preußen reisten heute Vormittag über Berlin nach Petersburg.

Wiesbaden, 12. Nov. Das plötzliche Ver­schwinden der 28jährigen Tochter eines Fabrikanten aus der hiesigen Gegend erregt hier großes Aufsehen. Es wird vermutet, daß ihr im Walde ein Unglück zugestoßen ist.

Berlin, 10. Nov. Ein schrecklicher Vorgang spielte sich am gestrigen Nachmittag am Tegeler See ab. Eine Bierführerswitwe aus Berlin, die während des letzten Sommers in Tegel in der Sommerfrische gewohnt hatte, suchte mit ihren Kindern den Tod im Wasser; sie warf ihre beiden Kinder nach einander in den See und sprang ihnen dann nach. Dem Stationsassistenten Krenig gelang es, die Mutter und das jüngste Kind zu retten, seine Bemühungen, auch Vas zweite Kind zu landen, blieben erfolglos. Die Mutter wurde in Reinickendorf in Polizeigewahrsam gebracht. Sie soll durch den Tod ihres Mannes in Not geraten sein.

Berlin, 12. Nov. In Hofkreisen verlautet, daß der Kronprinz von Italien auf der Rückreise von Petersburg nach Florenz dem Kaiserhofe in Berlin einen Besuch abstatten werde.

Berlin, 12. Novbr. Blutvergiftung durch ein Bleistift. Im Augusta-Hospital zu Berlin ist der 18 Jahre alte Kunstschlosser Robert A. verstorben. A. hatte vor drei Wochen ein Blei­stift angespitzt, sich dabei in den Finger geschnitten und es war von dem abgeschabten Graphit etwas in die Wunde gekommen. A. beachtete dies nicht weiter, doch bereits am nächsten Tage stellte sich eine schmerz­liche Entzündung des verletzten Fingers ein, die sich bald auf den ganzen Arm erstreckte. Erst als die Vergiftung bereits auf die linke Brustseite und Schulter übergegangen war, wurde ärztliche Hilfe an­gerufen, leider kam diese aber zu spät.

Lippen; sie war körperlich und geistig so niedergeschmettert, daß sie die Worte des Gärtners kaum verstanden hatte und ihn deshalb weiter befragte.

Der alle Pavillon ist so baufällig geworden," antwortete Joseph auf die stotternd vorgebrachte Frage,daß er nach Herrn Jordans Ansicht nicht mehr ohne Gefahr betreten werden kann, deshalb erhält er neue Stützpfeiler und eine andere Bedachung! Ist das Alles fertig, soll er auch mit Oelfarbe frisch gestrichen werden! Bei der jetzigen warmen Witterung Kocknet es rasch, und in acht bis zehn Tagen werden die Damen wohl wieder im Pavillon sitzen können."

Angelika antwortete darauf nicht mehr; lautlos kehrte sie sich von dem Gärt­ner ab und hatte Mühe, die bezeichnet« Bank zu erreichen. Jetzt wußte sie, daß Jordan von ihrer geheimnisvollen Begegnung mit Gerhard unterrichtet sein mußte. Es war nicht der Schmerz über das vereitelte Wiedersehen allein, der sie quälte, nein, in viel höherem Maße peinigte sie die Besorgnis, daß Jordan mit überlegter Bosheit störend in ihr Leben eingriff. Warum? Sie wußte es nicht.

In ihren liebsten Hoffnungen bekogen, von unheimlichen Besorgnissen ge­quält, kehrte sie, ganz gebrochen, in das HauS und Krankenzimmer zurück. Sie war zum Schweigen verdammt, denn sie lebte von aller Welt abgeschieden, in einem Hause, in dem seltsame, ganz ungewöhnliche Verhältnisse herrschten, und in demselben noch dazu nur als eine Geduldete, die das Gnadenbrod.

Es kam nun eine Reihe sehr trauriger Tage, in deren Verlauf die Symptome von Dorotheu's Krankhe t immer bedenklicher wurden. Der Arzt, der stets ohne Jordan kam. drang darauf, daß Angelika, deren Bläffe und leidender Gesichtsaus­druck ihm ausgefallen waren, die Pflege aufgeben und das Krankenzimmer verlassen sollte. Er nahm für Körp-rschwäche bei dem jungen Mädchen, was nur Seelen­leiden war. Trotzdem er sie nur für eine Dienerin hielt, hatte ihre liebliche Dulder­miene sein ganzes Interesse erweckt.

Angelika weigerte sich aber hartnäckig, dem Verlangen des Arztes nach-

Berlin, 13. Nov. Zur Vorbereitung zur studentischen Huldigungsfeier für den achtzigsten Ge» burtstag des Fürsten Bismarck ist ein Ausschuß gewählt worden, der aus Vertretern der Korporationen und Vereine zusammengesetzt ist. Man beabsichtigt, eine Huldigungsadresse der gesamten deutschen Studentenschaft an den Fürsten zusammenzubringen und sie durch eine möglichst glänzende Chargierten- deputation aller Hochschulen des deutschen Reichs über­bringen zu lassen.

Berlin, 13. Nov. DerLokalanz." meldet aus Petersburg: Seit gestern Mittag ist der Alexander Newskiprosept nebst den angrenzenden Straßen und Plätzen von Menschen gefüllt. Der Verkehr ist viel­fach gehemmt. Die Trauerdekorationen an den Haupt­straßen machen einen großartigen Eindruck. Ueberall erheben sich Trauerobelisken und Säulen mit Opfer­schalen, alles schwarz gehalten und mit grünem Laub­gewinde geschmückt. Die Zahl der an das Hofmini­sterium gelangten Gesuche, worin um die Erlaubnis gebeten wird, Kränze auf den Sarg des Zaren nieder­legen zu dürfen, ist enorm hoch.

Berlin, 13. Nov. Der chinesische Gesandte am Berliner Hofe hat nunmehr beim auswärtigen Amte, die Aufforderung Chinas an Deutschland, sich der Aktion der übrigen Mächte zur Friedensvermittelung im Streite mit Japan anzuschließen, formell überreicht.

Berlin, 14. Nov. DieNationalztg." er­fährt zuverlässig, der Oberlandesgerichtspräsident Schönhardt sei gestern zum Justizmimster ernannt worden. Dasselbe Blatt bestätigt, daß dem Reichs-- tage zunächst nur die Umsturzvorlage zugehe, der Etat demnach erst im Januar vorgelegt werde.

Berlin, 14. Nov. Das Kriegsgericht, wel­ches das Urteil über die in Magdeburg in Unter­suchungshaft gehaltenen Oberfeuerwerkerschüler fällen soll, wird demBerl. Tagebl." zufolge nächster Tage zusammentreten.

Berlin, 14. Nov. Aus Petersburg wird demLokalanzeiger" gemeldet: Der Entschluß des jungen Zaren, seine Vermählung ohne Aufschub zn feiern, überrascht allgemein. Schon am 26. ds. Mts.^ am Geburtstage der Zarin-Wittwe, wird der Zar in den Ehestand treten. Seine Selbstbeherrschung in der schweren Lage macht überall den günstigsten Ein­druck. Die Bewachung der Bahnlinien bei Kaiser­reisen wird ans Anordnung des Zaren zukünftig unter­bleiben.

Brüssel, 13. Novbr. In der verflossenen Nacht wütete über ganz Belgien ein heftiger Sturm, welcher große Verheerungen anrichtete. Viele Schorn­steine wurden umgerissen, große Bäume entwurzelt, . Häuser abgedeckt. Mehrere Personen wurden durch herabfallende Dachziegel verwundet. Zahlreiche Fischer­barken sind mit Insassen umgekommen.

Paris, 12. Nov. Die hiesigen Blätter ver­öffentlichen Telegramme aus Warschau, wonach der russische Hofarzt Dr. Hirsch in Livadia Selbstmord begangen haben soll, weil die Leichenschau Beweise

zukommen, was letzteren um so mehr bekümmerte, da er eines Abends die Kranke mit der Ueberzeugung verließ, daß sie die Nacht nicht überleben würde.

Unten auf dem Hausflur wurde der Arzt wie stets von Jordan erwartet: und um Auskunft gefragt, wie es oben stände.

Jordan frohlockte im Stillen, als er vernahm, daß der Arzt um Angelika besorgt war und für deren Gesundheit fürchtete. Daß er Torothea's Ableben für diese Nacht als höchst wahrscheinlich in Aussicht stellte, war ihm gleichgiltig, aber wenn Angelika, von der Krankheit angestcckt. ihr in das Grab Nachfolgen sollte, war er gerettet und von der entsetzlichen Angst vor der Entdeckung seiner Unter­schlagungen befreit.

Es hatte den ganzen Tag über geregnet, dichte Wolken, schwer und niedrig hängend, zogen über die Stadt dahin und ließen heute die Dämmerung früher und intensiver einketen, als es bei unbedecktem Himmel sonst der Fall gewesen wäre. Daher war es schon ziemlich dunkel, als der Arzt aus der Thür destoten Hauses", die Jordan mit tiefer Verbeugung hinter ihm wieder zusperrte, auf die Straße trat. Jenseits des Trottoirs hielt sein Wagen. Als er denselben besteigen wollte, be­merkte er. daß der Kutscher sich nach der andern Seite hinabgebeugt hatte und mit Jemand sprach. Wer dies war, konnte der Doktor wegen der Dunkelheit detz Regen­abends und weil der verdeckte Kutschwagen außerdem die Aussicht versperrte, nicht erkennen.

Friedrich!'

Der Kutscher richtete sich auf und wandte sich um.

Herr Sanitätsrat?"

.Paff' doch auf, nicht nur meinetwegen. Du hieltest die Leine so wenig ­stramm, » die Pferde beim geringsten Schreck durchgehen konnten. Ein Gespräch vom Bock ist unstatthaft."

(Fortsetzung folgt.)