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dermaligen Bedürfnissen entsprechend umgebaut und durch eine auf der Ncckarseite befindliche Aussteige­halle, zu welcher ein Zugang unter der Bahnlinie führt, erweitert werden. Der Güterbahnhof soll am Ende des Orts seinen Platz finden und durch eine Straße, die auf dem dermaligen Eisenbahndamm her­gestellt wird, mit dem Stationsgebäude verbunden werden. Da für den Betrieb die Zahl der Bahn­bediensteten sich erheblich steigern wird, sind auch Dienstwohnungen in den Plan ausgenommen.

Freuden st ad t, 1. Sept. Ein bedauerns­werter Unglücksfall ereignete sich heute vormittag in Unteriflingen. Ein Gipserlehrling war in dem Gast­haus zum Ochsen daselbst in einem Zimmer mit Gipserarbeiten beschäftigt, wo das dem Besitzer des Anwesens gehörige Gewehr, welcher Jagdpächter ist, an der Wand in geladenem Zustande hing. Der junge Mann scheint mit dem Gewehre gespielt zu haben, denn plötzlich krachte ein Schuß, der ihn tot niederstreckte. Untersuchung ist vom Kgl. Amtsgericht hier sofort eingeleitet worden. Von anderer Seite wird gemeldet, daß der junge Mann trotz der Ein­rede des Gesellen das Gewehr in die Hand nahm und den Laus gegen sein eigenes Auge richtete und sagte: Soll ich? Er meinte wohl ein ungeladenes Gewehr in der Hand zu haben und drückte ab. Der Getroffene mußte seinen Vorwitz mit dem Tode büßen.

Bodelshausen, 31. Aug. (Schutzimpfung der Schweine gegen Rotlauf.) Die Lorenz'sche Jmpfmethode hat sich hier bis jetzt sehr gut bewährt.

Während den Sommer über ca. 70 rotlaufkranke ungeimpfte Schweine notgeschlachtet werden muß­ten, erkrankte von den dieses Frühjahr geimpften 22 Tieren bis jetzt noch keines an Rotlauf. Ein Besitzer mußte 2 ungeimpfte Tiere wegen Rotlaufs schlachten, während das geimpfte Tier, das sich in demselben Stall befand, gesund blieb und zur Zeit 14 Junge ernährt, von denen ein netter Erlös (ca.

300 zu erwarten ist.

Reutlingen, 2. Sept. Gestern Abend ent­stand, durch Kinder veranlaßt, ein Brand in hiesiger Stadt, welchem fünf Gebäude zum Opfer fielen.

Die gesamte Feuerwehr mußte aufgeboten werden, um wenigstens die anliegenden Gebäude vor der Zer­störung zu schützen. Der verursachte Schaden ist be­deutend.

Bückingen, 3. Sept. Bei dem Gewitter heute nacht schlug der Blitz in das Haus des Adolf Steinacker, zündete und erschlug im Stalle zwei Geißen während die dritte Geiße und das Geflügel unverletzt blieben. Die Bewohner des Hauses, die einer großen Gefahr entgangen waren, konnten noch ehe die Feuer­wehr ankam, das ausgebrochene Feuer löschen. Das Haus ist sehr beschädigt.

Laupheim, 2. Sept. Nach einem gewitter­schwülen Tage entlud sich diese Nacht über unsere Stadt ein furchtbares Gewitter, das nahezu zwei Stunden dauerte. Zweimal schlug der Blitz ein, das einemal in eine Pappel, das andremal in eine Scheune,

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/ ^ in einer Weise an den Tag, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt,

und das giebt der heutigen Schüzengesellschaft das Recht, das Jahr 1794 als ihr Gründungsjahr zu betrachten. Schützengesellschaften hat es schon vorher im ganzen Herzogtum schon seit Jahrhunderten gegeben, aber es waren keine Privatgesell­schaften, die dem Schießsport huldigten, sondern sie bildeten einen wesentlichen Bestandteil der Einrichtung derLandesdefension". Soweit unsere Nachrichten zurückreichen, bestand für alle waffenfähigen Männer die Verpflichtung zum Landes­aufgebot und in notwendigem Zusammenhang damit standen die Waffenübungen der wehrpflichtigen Mannschaft, die aber von den meisten mehr als eine Last, denn als eine Lust empfunden wurden. Es wurden deshalb auch von der Re­gierung, um diesen Schießübungen größere Anziehungskraft zu verleihen, Preise ausgesetzt und Gnadengelder gereicht, so z. B. unter Eberhard i. B. 1489 auf je 8 Schützen, später gewöhnlich auf 16 Schützen 1 Gulden, und es giebt noch eine ganze Reihe von herzoglichen Erlaffen, die immer aufs neue die Verpflichtung der waffenfähigen Mannschaft zum Scheibenschießen und Exerzieren einschärfen und zum Teil scharfe Verweise über diesträffliche Negligenz und Fahrlässigkeit in Sachen des Militärischen Landes-Exercitii" enthalten. Mit dem Aufkommen der stehenden Heere aber nimmt der Nachdruck, der früher auf die Schießübungen der Wehrpflichtigen gelegt wurde, mehr und mehr ab, ja zu Zeiten erfahren sie sogar Einschränkungen und nur beigefährlichen Zeitläufften" wird wieder stärker auf die Einhaltung der bestehenden Vorschriften gedrungen.

2) So bestand auch in Calw Jahrhunderte lang eine solche Pflichtschützen­gesellschaft, wie auch aus obiger Vorbemerkung zu ersehen ist. Im städtischen Archiv ist noch das Protokollbuch derselben von 17321755 erhalten. Daß es keine Privatgesellschaft war, ist noch aus dem letzten Protokoll vom 20. Mai 1755 ersichtlich, wo der letzte Punkt also lautet:

Endlich und 7) wurde einstimmig concludirt, daß, weil may ohnehin all Jahr, wegen der Rechnungs-Abhör zusammenkommt, in Zukunfft des Jahrs nur Eine Hauptzusammenkunfft gehalten dabey der Stadt sch reib er.

begann, wurde Freitag Nachmittag fortgesetzt und' heute Nachmittag zu Ende geführt. Gestern Nach» mittag wollten die Pacemacher für Jörns, Schaz» Gerum und Heß, Tandem fahren, was jedoch Cody nicht zugab. Es entspann sich infolgedessen ein leb­hafter Wortwechsel zwischen den beiden Parteien, da die Radfahrer behaupteten, berechtigt zu sein, die Pacemacher Tandem fahren zu lassen, da dies in München bei dem Match Cody-Fischer auch der Fall gewesen sei. Eine Zeit lang hatte es den Anschein,, als ob die beiden Parteien sich nicht einigen und der Match deshalb unbeendet bleiben würde. Die Rad­fahrer gaben schließlich nach und so konnte der Kampf nach etwa ^/»stündiger Verzögerung wieder ausge­nommen werden. Infolge dieser langen Unterbrechung des Matches konnte statt der vorgesehenen 2 Stunden nur 1'/« Stunden gefahren resp. geritten werden, da nach 7 Uhr Abends wegen eintretender Dunkel­heit Cody seine Pferde nicht mehr laufen lassen wollte.. Cody wollte die gestern versäumte Stunde heute Sonntag nachholen, jedoch erklärte Jörns, heute keines­falls länger als 3 Stunden zu fahren. Cody willigte ein und daher dauerte der Match statt 7 Stunden nur 6'/« Stunden. Die gestrige Abkürzung des Matches war zweifellos von großem Vorteil für Jörns, da derselbe die 1'/« Stunde sehr gut aushielt,. während er später unzweifelhaft abgefallen wäre, wie dies ja auch am Freitag der Fall war. Die Pferde Codys dagegen laufen in der 1. Stunde viel schlechter wie in der 2. Stunde. Der amerikanische Reiter er­litt daher durch die gestrigen Ereignisse große Nach«.- teile. Sowohl Cody als Jörns waren gestern nicht so gut disponiert wie am Freitag. Während am Freitag in der ersten Stunde Cody 94'/- Runden-, und der Radfahrer 112 Runden machten, erhielten gestern Samstag in der 1. Stunde Cody nur 91 Runden und Jörns 110 Runden. Im ganzen legten, gestern zurück Jörns 141'/- Runden gleich 47163 Meter, Cody 118°/» Runden gleich 42750 Meter, Jörns hatte also gestern 4413 Meter mehr gemacht als Cody. Während des heutigen Matches spielte eine Musikkapelle auf dem Rennplätze. In den heutigen 3 Stunden erzielten Cody 263'/» Runden gleich 85050 Meter, Jörns 307 Runden gleich 102333 Meter, Jörns erhielt somit 17 Kilometer mehr als der Reiter. Hiezu kommen noch die 6'/s Kilometer Vorsprung von gestern und vorgestern, so daß Jörns mit etwa 24 Kilometer über den ameri­kanischen Reiter in 6'/- Stunden gesiegt hat. Cody^ blieb heute weit hinter seinen Leistungen von gestern und vorgestern zurück, was hauptsächlich an dem Um­stand lag, daß 3 seiner besten Pferde heute nicht laufen konnten. So legte Cody heute in den ersten 2 Stunden nur 159 Runden zurück, während er es: am Freitag auf 190^/« Runden gebracht hatte. Der heutige Match nahm übrigens ein sehr unerquickliches Ende. Cody achtete nämlich, ob dies in Folge eines Mißverständnisses oder aus einem anderen Grunde geschehen ist, bleibe dahingestellt nicht auf das Ende des Matches, sondern ritt ruhig weiter, um die gestern versäumten ''/» Stunden einzuholen, obgleich

qua ^otuarius, alter odosrvans gemäß, aäbibirt und vor? solche Bemühung ex eassa bezahlt und verrechnet werden solle:

auf Herr Rath und Vogt .... 1 fl. dem Stadtschreiber. 45 kr."

Unterzeichnet ist dieses Protokoll denn auch nicht nur von beiden Schützen­meistern und dem Siebenerausschuß, sondern auch vom Rath und Vogt Reinhardt.

Diese alte pflichtmäßige Schützengesellschaft erlosch aber noch in demselben Jahr 1755 aus unbekannten Gründen, ohne Zweifel, weil eben in dieser Zeit von der Regierung kein Wert mehr auf die Einrichtung gelegt und die Vorteil­gelder nicht mehr gereicht wurden. Denn

3) das ist ja eben der Punkt, der bei der Genehmigung der 1794 neu­gegründeten Gesellschaft besonders betont wird, daß sie nur insofern genehmigt wird, daß die Bestehung der neuen Gesellschaft ohne Zuthun gnädigster Herrschaft oder der hiesigen Amtspfleg, sondern alleinig auf Kosten einer Ersamen Schüzen- gesellschafft statthaben und Niemand dazu gezwungen werden könne.

Damit ist eben der private Charakter der neuen Gesellschaft aufs schärfste betont. Zugleich sehen wir aber auch,

4) daß der Anteil, den die Einwohnerschaft Calws im Jahr 1794 am Zustandekommen der neuen Gesellschaft ein sehr reger gewesen sein muß. Wohl mochte hiezu in jenen gefährlichen Zeitläuften die Erinnerung an das Elend bei­tragen, das hundert Jahre früher infolge der schlechten Heereseinrichtungen des Landes über Calw hereingebrochen war. Aber die Begeisterung für die Sache scheint nicht lange vorgehalten zu haben. Denn ehe die Gesellschaft sich noch recht konstituirt hatte, fiel ein kalter Reif auf die junge Blüte. Am 10. Februar 1794, also kaum 14 Tage nach Aufstellung der vorerwähnten Schützenordnung vom 29. Januar erging jenes herzogliche Generalrescript, wodurch die Landmiliz ins. Leben gerufen wurde.

(Fortsetzung folgt.)

jedoch ohne zu zünden und erheblichen Schaden an­zurichten. Die Feldfrüchte sind jetzt eingeheimst und die Oehmdernte hat begonnen.

Lampoldshausen, 30. Aug. Ein zwölf­jähriger Realschüler, welcher hier auf Besuch bei seinen Verwandten weilt, wollte heute auf einem am Hause befindlichen Pappelbaume nach einigen Spatzen sehen, die sich daselbst in einem Starenkästchen eingenistet hatten. Unversehens glitt er aus, fiel herab und brach beide Arme.

Mergentheim, 1. Sept. Heute Vormittag wollte ein Handwerksbursche in der Mariahilf-Kirche mittelst Leimruten den Inhalt der Opferbüchsen stehlen, wurde jedoch vom Pfarrmeßner hiebei ertappt, wo­rauf er unter Zurücklassung der Leimruten das Weite suchte und leider auch entkam.

<8 Pforzheim. Der Goldarbeiter Christian Grötzinger, 23 Jahre alt und zu Calw geboren, hatte mit dem bereits bestraften Hermann Straub in einer Pforzheimer Wirtschaft den Taglöhner Johann März körperlich mißhandelt. Anläßlich dieses Vor­gangs erhielt letzterer in die linke Schläfengegend einen tiefen Messerstich, infolgedessen er 14 Tage arbeitsunfähig war. Unter Ausschluß mildernder Umstände diktierte das Gericht dem Grötzinger eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten, wovon 1 Monat von der erlittenen Untersuchungshaft in Abrechnung kommt. Als erschwerend wurde insbesondere ange­sehen, daß sich der Verurteilte als professioneller Raufbold aufspielte; er wurde von Straub auf dem Marktplatze in die Wirtschaft geholt und dann fielen beide über März her, welcher vorher einen unbedeuten­den Wortwechsel mit Straub hatte. Grötzinger war nach der Thal flüchtig geworden.

Z> Pforzheim, 4. Sept. Das heute ab­gehaltene Schöffengericht verhandelte unter anderem über 4 junge Burschen von 1618 Jahren, dieselben hatten eine Geschirrhütte an der Wurmberger Straße erbrochen und Most, Brod und Butter rc. entwendet. Das Urteil lautete bei jedem einzeln auf 12, 6, und 4 Wochen Haft, und 1 Monat bezw. 3 Wochen Gefängnis.

l8 Pforzheim, 4. Sept. Der Monats­viehmarkt hatte am letzten Montag 34Dchsen, 204 Kühe, 41 Kalbinnen, 70 Stück Jungvieh und 32 Kälber aufzuweisen. Auf den Pferdemarkt waren 125 Pferde und 4 Fohlen zugetrieben. Der Handel kann als recht lebhaft bezeichnet werden. Bei steigenden Preisen wurden 16 Ochsen per Paar zu 9001150 ver­kauft. Kühe wurden 70 Stück äbgesetzt per Stück 270475 Elsäßer Händler kauften viel zusammen.

Karlsruhe, 4. Sept. Aus allen Teilen des badischen Oberlandes laufen Nachrichten über furchtbare Hagelwetter ein. Großer Schaden wurde vornehmlich den Weinbergen und dem Tabak zugefügt. Die Ernte wurde teilweise vernichtet.

Mannheim, 3. Sept. Der Match zwischen dem amerikanischen Reiter Cody aus Texas mit dem Radfahrer Karl Jörns von hier, der am Freitag