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bereiten, sondern den Frieden wirklich stören würde. Eine solche Rückkehr sei aber entschieden ausgeschlossen, da mit der jetzt gefällten Entscheidung die Sache für die Regierung endgiltig erledigt sei.
Hamburg, 11. Juli. Heute früh brach in einem Speicherblock des Freihafens ein riesiges Feuer aus. An 4000 Sack Kaffee, sowie 5000 Ballen Tabak sollen verbrannt sein. Der Schaden beträgt über 2 Millionen, an denen 20 Assekuranzgesellschaften beteiligt sind.
Hamburg, 13. Juli. Im Zirkus Busch ist gestern nachmittag großes Feuer ausgebrochen, das die Stallungen bis auf das Eisengerippe zerstörte. Das Gebäude selbst blieb verschont.
Graz, 12. Juli. In der Luglochhöhle entdeckte Professor Welchen eine neue Tropfsteinhöhle mit seltenster Tropfsteinbildung.
Wien, 11. Juli. Die „Neue Freie Presse" erfährt, daß die Kabinette Wiens und Berlins internationale Vereinbarungen, sowie den Abschluß von Verträgen zur gemeinsamen Bekämpfung des Anarchismus ablehnen, indem sie von der Anschauung ausgehen, daß es vollständig genüge, wenn jeder Staat auf seinem Gebiete und mit Rücksicht auf dis Nachbarstaaten seine Schuldigkeit und sein Möglichstes thue, zumal schon seit längerer Zeit Vereinbarungen zwischen den Polizeibehörden einzelner Staaten bestehen, welche die Aufgabe haben, sich gegenseitig übe^ die Fortschritte und Veränderungen in der Organisation des Anarchismus, sowie über Personen, welche in der anarchistischen Propaganda thätig sind, zu verständigen. Bekanntlich ist auch die Schweiz gegen internationale Vereinbarungen.
Rom, 12. Juli. Der Polizeiagent Pietro Dafi wurde gestern in Syrakus am Tage und in der belebtesten Straße von Anarchisten erdolcht.
Palermo, 12. Juli. Hier wurde ein Komplott entdeckt, das die Ermordung eines Kaufmanns bezweckte, der Crispi bei dem mißglückten Attentat beglückwünscht hatte.
Barcelona, 12. Juli. Salvador, der die Bombe im Liceotheater geworfen hatte, wurde zum Tode verurteilt. Salvador war geständig.
Paris, 10. Juli. Caserio soll, wie jetzt aus Lyon gemeldet wird, seine zynische Ruhe eingebüßt haben und sorgenvoll geworden sein. Er spricht nicht mehr mit seinen Wächtern, und der Untersuchungsrichter glaubt, der junge Mann trage sich mit Selbstmordgedanken. Prof. Lombroso hat, wie es scheint, den Vater des Mörders gekannt, der an Epilepsie litt; ferner erfährt man jetzt, daß eine Tante Caserio's als tobsüchtig in dem Jrrenhause von Mon- bello lebt, und daß deren Bruder, der also ein Onkel des Uebelthäters wäre, in der gleichen Anstalt gestorben ist. Daraus schließt man, daß Caserio's Verteidiger auf Irrsinn plaidieren wird.
Lyon, 11. Juli. Caserio wurde gestern
dem Soldaten Leblanc gegenübergestellt. Leblanc. bekräftigte, daß Caserio einer Anarchistenbande an» gehöre und durch das Loos bestimmt gewesen sei, Carnot zu ermorden. Caserio protestierte gegen diese Aussage und erklärte, er habe allein gehandelt.
Marseille, 11. Juli. Bei Anarchisten beschlagnahmte Papiere und aus den Departements erhaltene Informationen beweisen, daß Anarchisten aller Länder in steter Verbindung stehen. Die Haussuchungen werden fortgesetzt. Bisher wurden 1L Anarchisten verhaftet.
Konstantinopel, 11. Juli. Infolge des gestrigen Erdbebens sind die Straßen mit Telegraphenstangen, Drähten, sowie mit Bergen von Steinen bedeckt, verschiedene Minarets sind eingestürzt. Der Polizeiminister ordnete das Fortschaffen der Toten und Verwundeten an. Tausende von Fensterscheiben wurden zertrümmert. Das Erdbeben ist das heftigste seit Menschengedenken.
Konstantinopel, 13. Juli. Gestern nachmittag wurde abermals ein Erdstoß verspürt, der eine große Panik verursachte.
London, 12. Juli. Heute verließ unter Anführung des Kapitäns Jackson eine Nordpolexpedition von 9 Gelehrten und 22 Seeleuten den Hafen von London. Die Expedition führt Lebensmittel für 4 Jahre mit sich, ferner 18 Schlitten und eine Anzahl aus Aluminium gefertigte Kähne.
Boston, 11. Juli. Die Insassen der hiesigen Strafanstalt begannen einen Streik und weigerten sich zu arbeiten. Mit Tischen und Stühlen bewaffnet nahmen sie eine drohende Haltung an. Die Wächter stellten die Ordnung wieder her, indem sie auf die Meuterer schossen. Einer der letztem wurde verwundet..
Standesamt Kal».
Geborene:
5. Juli. Johannes, Sohn des Friedrich Schnürte,. Spinners hier.
5. . Karl Otto, Sohn des Josef Ebner,.
Schneidermeisters hier.
7. „ Emil, Sohn des Adam Blindt, Hilfs-
wärterS hier.
Getraute:
7. Juli. Karl Krauß, Werkmeister in Ulm und- Marie Bauer von hier.
Gestorbene:
7. Juli. Christian Friedrich Tegenhardt, gewes.. Oberfröhner hier, 72 Jahre alt.
11. „ Emil Hennefarth, 5 Monate alt, Sohn
des Jakob Hennefarth, Maschinen-- strickers hier.
12. „ Jakob Geckeler, Schneidermeister hier,
60 Jahre alt.
Gottesdienste
am 8. Sonntag nach Hrinitatis.
Vom Turm: 4. Predigtlied: 357.
9 Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun.. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Stadtpfarrer Schmid, Mittwoch früh 7 Uhr: Betstunde im Vereinshaus..
urteilte den Angeklagten zu sechs Monaten Gefängnis und drei Wochen Haft.
Bayreuth, 12. Juli. Lieutenant Weber vom 5. Infanterieregiment hat sich in seiner Wohnung erschossen.
Oberhausen i. Rhein!., 10. Juli. Der schon oft beklagten Unvorsichtigkeit beim Rangierdienst ist ein Ar beit er der Gutehoffnungshütte auf schreckliche Weise zum Opfer gefallen. Er wollte einen mit flüssigem Eisen gefüllten sogen. Pfannenwagen, welche den Guß von den Hochöfen nach dem Walzwerk bringen, ankuppeln, als die Lokomotive zu stark an den Wagen stieß. Infolgedessen flog ein großer Teil der glühenden Eisenmafse aus dem Wagen und überschüttete den armen Mann von oben bis unten wie Wasser. Unter den größten Schmerzen trat natürlich rasch der Tod ein.
Berlin, 11. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, nach vorläufiger Ermittelung sei bei dem gestrigen Erdbeben in Konstantinopel kein Deutscher verunglückt.
Berlin, 12. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt mit, der Kaiser werde voraussichtlich am 1. Aug. an Bord der „Hohenzollern" in Wilhelmshafen ein- treffen. Seine Ankunft in England dürfte erst gegen Ende der ersten Woche des August erfolgen.
Berlin, 12. Juli. Fürst Bismarck reist heute von Friedrichsruh nach Schönhausen, verbleibt daselbst bis zum Montag, trifft an diesem Tage Vormittags 10 Uhr in Berlin auf dem Stettiner Bahnhof ein und setzt die Reise ohne Aufenthalt nach Varzin fort.
Berlin, 12. Juli. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Nachdem in Spanien die CorteS geschlossen worden sind, ohne daß die zur Begutachtung des deutsch-spanischen Handelsvertrags eingesetzte Senatskommission ihren Bericht an das Plenum erstattet hat, muß das Zustandekommen des Vertragswerkes definitiv als ausgeschloffen angesehen werden. Die Schuld hieran sowie an der hierdurch begründeten Fortdauer des deutsch-spanischen Zollkrieges fällt auf die spanischen Politiker zurück, welche die Durchberatung des Vertrages während der jetzigen Session der Cortes zu vereiteln gewußt haben. Die deutsche Regierung sieht die Verhandlungen als gescheitert an.
Berlin, 12. Juli. Gestern Abend haben 32 sozialdemokratische Versammlungen stattgefunden, in denen beschlossen wurde, den Bierboykott nicht eher aufzuheben, als bis die Forderungen der Arbeiterpartei erfüllt seien.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich in einem langen Artikel gegen die Centrumsprcsse, welche die Regierung anläßlich der Ablehnung der Aufhebung des Jesuitengesetzes durch den Bundesrat angegriffen habe. Sie weist den Vorwurf zurück, daß der Bundesrat bei dem Beschlüsse sich von Tendenzen gegen Rom habe leiten lassen, und 'meint, daß die Rückkehr der Jesuiten nicht nur der Kirche Triumpf
keuchend unter der Last einer großen Leiter. So schnell er kann, eilt er des Weges, welchen er gekommen, zurück.
Die Bäuerin steht und starrt und ringt die Hände. Es kümmert sie nicht, daß die Hausiererin so nahe bei ihr steht, daß deren Atem ihr schier die Wangen preist, sie sieht den gierig forschenden, halb erratenden Blick nicht einmal, mit welchem das Weib sie unausgesetzt betrachtet.
„Nur da» nicht . . das nicht!" lallt Eva wie irre geworden. „Herrgott, lass' ihn nicht sterben ... ihn nicht!"
Die Magd erscheint wieder unter der Thür.
„Das Büble weint und tobt . . eS kriegt die Gichter, kommt Ihr nicht!" berichtete sie.
Ein fast feindseliger Blick bsttzt aus dm nachtdunklen Augm Eva'S. Diese zaudert noch einen Augenblick auf der Schwelle. Dann nickt sie und flieht verstörten Angesichts ins Haus.
Die Bote-Sannche aber steht und gafft und schüttelt den Kopf. Zuletzt schlägt sie die Hände zusammen, grinsend folgt sie der Vorangeschrittenen in'» Haus.
„ES ist die Möglichkeit!' flüstert sie hämisch vor sich hin. „Die Tölzbacherin hat's m t dem Obeiknecht . . so ist'» doch wahr, was man im Dorf red't . . sie hat ihn kommen lassen, weil ihr alter Mann zum Gräuel ihr geworden ist . . recht geschieht'» «hm . . wad biaucht solch aller Esel noch ein junges Weib!"
Und hämisch schmunzelnd schlürft sie bedachtsam in die Küche zurück.-
Vater Stichling hatte sich mit den Seinen gerade angeschickt, vor den gedeckten Mittagslisch zu treten und den Segen zu sprechen, als der eine Säger mit der Schreck, m künde in'ü Zimmer herein gekommen, daß Adam bei seinem Versuche, da» waghalsige Büblein des Tvlzbacherbauern vom Tode zu erretten, selbst unters Eis geraten und aller Wahrscheinlichkeit nach elendiglich um's Leben gekommen sei.
Das setzte freilich gewaltige Bestürzung ab. Kläre sank gleich mit einem
schwachen Aufschrei hintenüber und die Mutter hatte alle Hände voll zu thun, um die Ohnmächtige wieder ins Leben zurückzurufen.
Am Gefaßtesten benahm sich der Sägmüller. Obwohl sehr hart genug vom Schrecken angefaßt, machte er sich hurtig fertig und lief in'S Dorf. Bereits eine halbe Stunde später kehrte er zurück und brachte der Tochter leidliche Botschaft mit.
„Gottlob 's ist nicht so schlimm!" sagte er zu der fassungslos Weinenden. „Der Adam lebt und wird noch manchen Schnaufer thun. Hart am Leben ging ihm der Tod freilich vorbei und eine lange Wecke hat er nicht mehr zu sich kommen wollen, nachdem sie ihn glücklich aus dem Weiher gerogen und für tot in den Tölzbacherhof getragen hatten . . der Bäuerin muß ich's nachsagen, sie hat den Kopf oben behalten. Man hat mir's erzählt, daß sie selbst ihr Büble vergessen hat, um Adam beizusteh'n! Jetzt ist er wieder zu sich gekommen, das Fieber schüttelt ihn freilich und der Arzt muß bei!"
»Ich geh' zu ihm!" sagte da Kläre auch schon entschlossen die Thränen abtrocknend. .Wer hält' an so 'was denken können und doch . . nun fass' ich's auch» warum mir's die ganze Zeit über so schwer zu Mut gewesen ist!"
Sie Holle ein Tuch herbei, schlang es um den Kopf und machte sich zum Fortgang fertig, während Stichling ihr und der aufhorchenden Mutter die Helden- that Adam's berichtete. Die Augen des Alten leuchteten ordentlich, je länger er erzählte; es war ihm anzumerken, daß durch sein schnell entschlossenes, waghalsiges Vorgehen Adam bei ihm einen gewaltigen Herzenkvorteil errungen hatte.
„Er hätl's nicht thun dürfen," sagte Kläre darauf mit zuckenden Lippen und die Mutter gab ihr bedochtfam Recht. „An mich hält' er denken müssen . . all unser Glück wär' wegen solchem Büble verloren gewesen, hätt' cs der Herrgott nicht gnädig gefügt . . und nun, ist er nicht krank? Der Himmel verhüt's, daß meine schlimme Ahnung wahr wird!"
Sie war ganz bleicy geworden und schlug nun, plötzlich laut aufschluchzend, die beiden Hände vor das Angesicht. (Forts, folgt.)