dem Modell Nr. 9 (Verfertiger Professoren v. Rüman und Thiersch in München), den II. dem Modell Nr. 10 (Bildhauer Klein in Berlin) und den III. dem Modell Nr. 7 (Bildhauer Hedding in Berlin) zuer­kannt. Wie bekannt, haben Seine Königliche Majestät die Preise für die prämierten Entwürfe auf AllerhöchstJhrer Privatkaffe zu übernehmen geruht.

Rottenburg, 20. April. Gestern abend 8 Uhr ist in der Maschinenfabrik des Christian Gwinner hier Feuer ausgebrochen, das dank der Wasserversorgung von der freiwilligen Feuerwehr binnen einer Stunde gelöscht wurde. Dessenungeachtet mag der Gebäude­schaden 2000 ^ der Schaden an Maschinen 14 000 betragen. Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Untersuchung im Gang.

Eßlingen, 14. April. Eine schöne Gabe für unsere fleißigen Mädchen- und Frauenhände hat die bekannte und tüchtige Arbeitslehrerin an der hie­sigen Mittelschule, Frl. Ai. Lieb aufgelegt: ein Büch­lein überdas Stricken". In schlichtem Kleide und bescheiden, aber eben darum gerade recht für das deutsche Haus bietet sich die Gabe dar. Sie ist hervorgegangen ganz aus der Praxis. Ein anerkannt guter Lehrgang von den ersten Regeln des Strickens bis zur Kunst desselben ist hier einfach und übersichtlich dargelegt. Zunächst ist das Schriftchen bestimnit für die Hand der Schülerinnen und will das zeitraubende Diktieren der verschiedenen Uebungen und Regeln ersparen. Aber das Büchlein geht weiter und giebt im engsten Rahmen aber klar, Anweisung zum Stricken mannigfachster Muster des Strickgeschäfts, für Spitzen, Kinderkittel und einfache Handschuhe. Daß das Schriftchen bald nach seinem Erscheinen in den be­teiligten Kreisen günstige Beurteilung fand und an verschiedenen Arbeitsschulen eingeführt wird, ist der beste Beweis für seine Gediegenheit. Nicht nur Schü­lerinnen, sondern auch solche, die es gewesen sind und solche, die nicht Gelegenheit hatten, stufenmäßizen Unterricht in der Handarbeit genießen zu können werden mit Freuden dieses Werkchen (10 Pfennig) ihrer Sammlung für praktische Haushaltungsschriften beilegen.

Urach, 20. April. Gestern morgen war das Haus des Bäckers Sch. hier außergewöhnlich spät noch verschlossen und wurde auch auf starkes Klopfen an die Hausthüre nicht geöffnet. Als man dann mit Gewalt öffnete, fand man in der Stube auf dem Tisch ein brennendes Licht und daneben ein Gesang­buch, in welchem das Lied:Jesus nimmt die Sünder an rc." aufgeschlagen war. Bei weiterer Durchsuchung der Wohnung wurde der einsam wohnende Mann im Oehren erhängt aufgefunden. Der vor einigen Wochen erfolgte Tod seiner Frau scheint dem Unglücklichen so zu Herzen gegangen zu sein, daß er Hand an sein eigenes Leben legte.

Darmstadt, 20. April. Der Einzug des Großherzogs mit Gemahlin erfolgte nach 11'/r Uhr.

Eine ungeheure Menschenmenge, aus allen Teilen deS HeffenlandeS herbeigeströmt, bewegte sich seit dem frühen Morgen in der prachtvoll geschmückten Stadt. Die KriegerkameradschaftHessia" und viele andere Vereine, Feuerwehren u. s. w. aus Darmstadt und den andern hessischen Städten bildeten Spalier. Bei der Ehrenpforte am Rheinthor begrüßte der Ober­bürgermeister Morneweg die Neuvermählten mit einer längeren Ansprache, welche in einem Hoch auf das Großherzogliche Paar ausklang. Der Großherzog dankte tief ergriffen mit schlichten Worten. Er hoffe, daß die Liebe und Zuneigung seines treuen Hessen­volkes, wie sie ihm bisher entgegengebracht worden, sich auch auf seine Frau übertragen würden. Brau­sender Jubel folgte den Worten des Großherzogs. Der mit sechs Apfelschimmeln bespannte Wagen, der das fürstliche Paar zu Schloß brachte» war mit Blumen förmlich überladen. Heute Abend um sechs Uhr findet eine Galatafel im Residenzschloß statt und um 9'/- Uhr wird eine Serenade mit Fackelzug dar­gebracht.

Darmstadt, 21. April. Der Vorstand des antisemitischen Reformvereins war auf Antrag von jüdischen Geschäftsleuten auf Beleidigung und groben Unfug wegen Verbreitung eines Flugblattes:Kauft Christgeschenke nur bei Christen!" verklagt worden. Die Strafkammer erkannte auf Freisprechung, weil keine bestimmten Personen beleidigt seien.

Frankfurt a. M., 21. April. Der dies­jährige sozialdemokratische Parteitag findet nicht, wie ursprünglich bestimmt, in Nürnberg, sondern hier statt, da in Bayern von behördlicher Seite der Beteiligung von Frauen an den Verhandlungen Schwierigkeiten bereitet werden.

Kempten, 20. April. Ueber unserer Stadt und Umgegend entlud sich vorgestern Nachmittag nach 4 Uhr ein Hagelwetter von einer Heftigkeit, wie es hier kaum je beobachtet worden. Die Schlossen hatten die Größe von Tauben- und Hühnereiern und ein Gewicht bis zu 30 und 40 Gramm. In 5 Min. war die Landschaft mehrere Centimeter hoch von ihnen bedeckt. Pflanzen, Blumen und Blüten sind vernichtet worden. Unbeschützte Fenster wurden nach Hunderten eingeschlagen. An der Kaserne und am Exerzierhaus sind allein 200 Scheiben zerschmettert worden. Aus den Nachbarorten kommen ähnliche Meldungen.

Würzburg, 19. April. Um '/-3 Uhr ging heute ein Gewitter mit Sturmwind und starkem Regen über die Stadt. Der Blitz schlug um V-4 Uhr in die Augustinerkirche, spaltete den Turm und warf die eine nördliche Seite in den Klostergarten. In der Kirche selbst brach Feuer aus, das aber alsbald von der Feuerwehr gelöscht wurde.

Münster, 19. April. Der sozialdemo­kratische Agitator Fritz Bunte hat während seiner 13 monatlichen Hast in der hiesigen Strafanstalt das Strumpfstricken und verwandte Fächer erlernt und zwar anscheinend mit bestem Erfolge. Bunte hat sich

nämlich eine Strickmaschine zugelegt und empfiehlt sich nun als Strumpfstricker rc. mit besonderer Betonung des Titels:staatlich ausgebildeter Strumpf­wirker".

Koburg, 20. April. Die Verlobung des Gr oßfürsten-Thronfolger von Rußland mit der Prinzessin Alix von Hessen hat heute stattgefunden.

Friedrichsruh, 20. April. 27 national- liberale Reichstagsabgeordnete kamen heute Mittag zu dem angekündigten Besuche beim Fürsten Bismarck hier an. Dr. Chry fänder nahm die Herren in Empfang und begleitete sie zum Fürsten. Professor Hasse (Leipzig) hielt eine Ansprache an den Alt­reichskanzler, welche dieser mit einer hochpolitischen Rede beantwortete. Nach beendetem Frühstück fuhren die Gäste nach Hamburg.

Friedrichsruh, 21. April. Bei der gestrigen Frühstückstafel für die Reichstags-Abgeordneten ge­dachte Fürst Bismarck in erster Linie des Kaisers. Im zweiten Triukspruch feierte Dr. Osann-Darmstadt die Verdienste Bismarcks und die Fortentwicklung und Kräftigung deS Nationalbewußtseins auch seit seiner Entlassung. In seiner Erwiderung skizzierte der Fürst seine Beziehungen zur nat. lib. Fraktion und trank auf derenJohannistrieb". Zum Schluffe gedachte der Abgeordnete Pieschel der Damen des Fürstlichen Hauses.

Berlin, 20. April. Das Duell zwischen dem Legationsrat v. Kiderlen-Wächter und dem Redakteur des Kladderadatsch Polstorff hat vorgestern stattge­funden. Beim 3. Kugelwechsel wurde Polstorff an der Achselhöhle verwundet, befindet sich jedoch bereits auf dem Wege der Besserung. Die Veranlassung zum Zweikampf gab ein von Polstorff an eine dritte Person gerichteter Privatbrief, der mit der Kladdera­datschangelegenheit zusammenhing.

Berlin, 21. April. Laut Tageblatt wird angenommen, daß die Vertreter der überwiegend pro­testantischen Länder im Bundesrate der Wiederzulassung der Jesuiten entgegentreten, daher dem Reichstags- Beschlüsse die Zustimmung versagen dürfte. Ueber die Stellung Preußens zur Frage ist noch nichts be­kannt, diese ist für das Schicksal des Centrum-Antrages höchst wichtig.

Berlin, 21. April. Es verlautet immer be­stimmter, daß das neue Reichstags-Gebäude am 18. Okt. eingeweiht werden soll. Zu diesem Zwecke soll der Reichstag besonders einberufen werden und sich dann nach der Einweihungsfeier wieder auf einige Wochen vertagen.

R-klam-t-tl.

Was ist der Grund der Beliebtheit von

Apotheker A. Flügge's Myrrhen-Crsme*) bei den Aerzten ? Seine erstaunliche Wirkung bei den verschiedensten Haut­leiden und Hautverletzungen! Man lese die Gutachten der Aerzte, welche vor einiger Zeit dem Blatt beigelegen haben. *) Erhältlich in diesen s. 1. oder Tuben zu. SO H in allen Apotheken.

nun er nichts mehr von ihr zu verlangen habe, reiche da» Vertrauen zu ihrem Charakter hin, um sie vor jeder Mißdeutung zu schützen. Kenne er auch nicht die Motive ihre» Handeln», den Glaubm an ihre Hochherzigkeit vermöge niemand in ihm zu erschüttern.

Klara wagte e» fortan nicht mehr, Evelinen» gegen den Bruder zu erwähnen.

Wenn Eveline sich überhaupt nie viel um da» gekümmert hatte, wa» die Leute von ihr sagten, so schien die» ihr im gegenwärtigen Augenblick völlig gleichgültig zu sein. Aber auch da» Bedürfnis nach freundlicher Teilnahme schwieg jetzt, und daher war «» ihr nicht wie bei der ersten Verlobung eingefallen, sich von ihrem Hannchen einen Glückwunsch zu holen. Wohl aber hatte sie dem armen Kinde selbst Teilnahme zu schenken, da» einem Gram, der bereit» alle Farben von ihren Wangen getilgt hatte, verfallen war. Die Krankheit de» Vater» ward allerdings täglich schlimmer, und wie ein gute» Ende kaum noch zu hoffen blieb, so war e» der Tochter nicht zu verargen, daß sie vor dem Ausgang bangte, aber die» nutzlose Ausreiber» der Seele und de» Körper» stimmte mit nicht» in Evelinen» Natur zu­sammen. Sie erzürnte sich vielmehr und machte der Freundin ernstliche Vorstellungen, welche diese aber nur mit heißen Thränen und dem leisen Jammerruf:Mein Herrz, mein Herz, r« will brechen!" beantwortete.

Al» dann aber da» gefürchtete Ereigni» eintrat, al» der all« Bauer die Augen zur ewigen Ruhe schloß und sein verwaiste» Kind zurückließ, da trat wieder etwas Unerwartete» ein: Hannchen geriet nicht etwa in Verzweiflung, wir Eveline sich vorgestellt hatte, vielmehr ward ihr Schmerz plötzlich ganz still, und sie gewann chre volle Fassung und Ruhe wieder. Ergeben stimmte sie allen Anordnungen zu, die Eveline diese hatte r» natürlich gefunden, daß sie die Sorge für jegliche durch dm Trauerfall hervorgerufenrn Obliegenheiten übernahm geboten hielt, und nur gegen einen Vorschlag, der noch dazu al» »in, persönliche Bitte der jungen Gut»hrrrin an sie gerichtet wurde, erklärte sie sich mit einer an Heftigkeit grenzenden Entschiedenheit.

Komm zu mir," hatte Eveline zu ihr gesagt,wir «Glien da» Leben mit »inander durchmachen!"

Aber fast unsanft hatte Hannchen die Hand, welche sich ihr bei den Worten freundlich entgegenstreckte, zurückgestoßen und gerufen:Nein, nein! Es ist einerlei,, wohin mein Weg mich führt, nur da» nimmer und nimmermehr!"

War Eveline einen Augenblick über den Auibruch erstaunt gewesen, so sand sie doch ihr sanfte» Hannchen schnell wieder; denn unter Thränen ergriff das Mädchen schon in derselben Sekunde Evelinens Hand, drückte einen heißen Kuß auf dieselbe und flüsterte:Ach, ich weiß e«. Sie zürnen mir nicht, denn niemand auf der Welt meint es ja doch so gut mit mir!"

Nun also, wunderliches Kind!" erwiderte Eveline lächelnd und meinte bereit», den Widerspruch ihres Schützlings besiegt zu haben, mußte aber und vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung machen, daß da» schüchterne Kind auch einen Willen haben und fest bleiben könne; denn Hannchen beharrte da­bei, daß sie sich irgendwo in der Welt ein andere» Unterkommen suchen wolle.

Du denkst doch nicht, zu Franz zu gehen?" fragte Eveline nur noch, al» sie sah, daß wettere» Zureden, in dem Augenblick wenigsten», nicht» helfen konnte.

Nein," sagte Hannchen;ich würde ihm jetzt nur im Wege sein, und ich mag doch für niemand zu einer Last werden."

»Hast Du wieder Nachrichten von ihm?" fragte Eveline flüchtig und leise.

Seitdem er meldete, daß er geborgen sei, nicht weiter," entgegnete Hannchen und fügte dann traurig hinzu:Er war noch so unglücklich o, wie ihn dies alle» erschüttern wird?"

Empfand Eveline schon ein» Mißstimmung, daß Hannchen ihr nicht ohne weiteres die Lrüung ihres Schicksals überlassen hatte, so ging dieselbe in wirklichen Ärger über, als da» junge Mädchen einige Tage später es war kurz nach der Beerdigung de» allen Bauer zu ihr kam, um ihr Lebewohl zu sagen, da sie entschl»fsen sei, die ihr angetragene Stelle al» Kammerfrau der in der Residenz lrberckrn Gräfin R. anzutreten.

(FoAsetzung folgt.)