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Arnis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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Erscheint DienSlaz, D«nn«r»>», und E » m «t» g. Dir Einrückungdgedühr bettii^t im Brzitl und nächster Um­gebung 9 Psg. di- Zeile, sonst IL Psg.

Samstag, den 21. April 1894.

»donuementlprei« oierteljSbrlich tu der St-stt 90 Psg. ,u»d 9V Psg. Drägerlohn, durch die Pest bezege» Re. I. 15, s,n» >» galt, Württemberg Mr. I. SL.

Amtliche Bekanatmachuvge».

Die Ortsvorsteher

werden beauftragt, die ihnen demnächst zugehenden Losungsscheine nach vorheriger Ergänzung der Stammrollen den Militärpflichtigen sofort auszufolgen. Calw, den 18. April 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung.

In Altburg, Liebelsberg und Sommen- hardt ist die Maul- und Klauenseuche aus­gebrochen. Die betreffenden Gehöfte sind gesperrt und die zur Bekämpfung der Seuche erforderlichen Maßregeln getroffen morden.

Dabei wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Be­strafung, sondern auch den Verlust der Ent­schädigung für anMaul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.

Calw, den 19. April 1894.

K. Oberamt.

Lang.

An die Gemeinderäte.

Durch das Finanzgesetz vom 17. Juni 1893, Art. 10 (Reg.-Bl. S. 131) ist zum Zweck der finan­ziellen Entlastung der Gemeinden und Amtskörper- schaften aus dem Vermögen der Rest-Verwaltung zu außerordentlichen Staatsausgaben für das Departement des Innern unter anderem bestimmt die Summe von 500 000 für Staatsbeiträge zur Unterhaltung der Körperschaftsstraften einschließlich der Etter« strecken derselben und der Etterstaatsstraßen in dem Matsjahr 1894/95.

Zur Ausführung dieser Bestimmungen gehen nun den Gemeinderäten die nötigen Formulare mit der Weisung zu, den in den 3 Rechnungsjahren vom 1. April 1889 bis 31. März 1892 von ihnen ge­machten Aufwand für Unterhaltung der Nachbarschafts- straßen einschließlich der oben bezeichnet«» Etterstrecken genau nach den Anordnungen des den Formularen beigeschlossenen Ministerialerlasses vom 3. April 1894 Nr. 4400 in doppelter Ausfertigung zu liquidieren und längstens bis 1. Juni d. Js. die Reinschriften hierher vorzulegen.

Calw, den 20. April 1894.

K. Oberamt.

Lang.

Deutsches Reich.

Berlin, 18. April. Deutscher Reichs­tag. Der Reichstag nahm eine Anzahl Wahlprüfungen vor. Die Wahlen von Holleufer und Böhme (natl.) werden für gültig, diejenigen des Grafen v. Moltke (Reichsp.) für ungiltig erklärt, ebenso die Wahl von v. Polen; (D.-kons.) Die Wahl Wamhoffs wird be­anstandet. Bei der Ungiltigkeiterklärung der Wahl von v. Polenz verlas Buchka (kons.) ein Schriftstück, worin v. Polenz die Niederlegung seines Mandats mitteilte. Alsdann wurde in die zweite Lesung des Heimstätten­gesetzes eingetreten.

Berlin, 18. April. Die Steuerkommission lehnte heute den grundlegenden Z 4 der Tabaksteuer mit 17 gegen 11 Stimmen ab. Miquel kündigte für die nächste Session eine neue Tabaksteuervorlage an, da das Bedürfnis nach einer Erhöhung der Tabak­steuervorlage allseitig anerkannt werde.

Karlsruhe, 18. April. Um 11 Uhr vor­mittags erfolgte die Abfahrt des Kaisers nach Coburg. Der Kaiser verabschiedete sich auf das herzlichste vom großherzoglichen Hause.

Darmstadt, 18. April. Der Großher» zog überwies 20 unbemittelten Brautpaaren des Groß» Herzogtums je 1000 Mark als Geschenk.

Koburg, 18. April. Nachm. Die Ankunft des Kaisers erfolgte um 5 Uhr 55 Min. Am Bahn­hof fand großer Empfang statt, es waren anwesend: Herzog Alfred von Koburg, der Prinz von Wales, der Großfürst-Thronfolger, der Grobherzog von Hessen und andere Fürstlichkeiten, ferner eine große Anzahl von Würdenträger und die Stadtbehördcn. Im Innern des Bahnhofs war eine Ehrenkompagnie aufgestellt. Auf der Fahrt zum Schloßhofe bildete der Krieger­verein Spalier. Im Schloßhofe wäre eine zweite Ehrenkompagnie aufgestellt. Der Hofmarschall Prinz Ratibor geleitete den Kaiser nach seinen Gemächern, wo die Begrüßung der Herzogin und der anderen fürstlichen Damen stattfand. Während der Ankunft des Kaiser läuteten sämtliche Glocken und von der Festung wurden Kanonenschüsse abgegeben. Eine zahl­lose Menschenmenge durchzieht die prächtig geschmückten Straßen bei prachtvollem Wetter. Heute Abend findet ein Fackelzug statt.

Kiel, 18. April. Zum 30jährigen Gedenktage der Erstürmung der Düppeler Schanzen wurden heute von den Kriegervereinen des Kreises Sonderburg sämt­liche 250 Kriegergräber bekränzt. Eine Deputation ist aus Breslau eingetroffen.

AnslanÄ.

Wien, 18. April. Gegenüber Auslassungen englischer Blätter wird in der »Polit. Corresp." auS Petersburg betont, daß Rußland nicht daran denke, einen Vorschlag auf allgemeine Abrüstung zu machen, vielmehr von der Notwendigkeit durchdrungen sei, daß alle europäischen Regierungen ihre militärischen Kräfte auf der jetzigen Höhe erhalten müssen, die sich derart zugunsten des Friedens gegenseitig aufheben.

Venedig, 18. April. Zu Ehren der Kaiserin

^ tp, ^Nachdruck verboten !

Auf eigenen Isüßen.

Novelle von F. L. Neimar.

(Fortsetzung.)

Sie dachte jetzt an jene Scene zurück, gedachte auch der Äußerungen ihres Vaters über das, was der Besitz im Leben des Mannes gelte, Äußerungen, die selbst Dernburg bestätigt hatte, und dann drängte sich ihr wieder der andere Gedanke an Eduards Eselmut auf, der ihretwegen diesen Wert jetzt verleugnen wollte. Verzweifelnd fast griff sie nach dem Testament, um irgendeine Deutung herauSzu- cklügeln, aber immer und immer wieder hafteten ihre Augen auf den Worten:

»Meinen Neffen schließe ich von der Erbschaft aus und gestatte ihm nur für chen einzigen Fall den Mitgenuß, daß Eveline ihn zu ihrem Gatten erwählt/

Eduard hatte sich als er Abschied von Eveline nahm, die Erlaubnis erbeten, bald wiederkommen zu dürfen, und halb scherzend hinzugefügt: wenn er auch auf manches Recht habe verzichten müssen, da- Recht auf den Umgang mit ihr lasse « sich nicht nehmen, habe er schon, wie er bedeutungsvoll bemerkte, eine Weile Gründe gehabt, freiwillig auf dasselbe zu verzichten.

Und er kam wieder, immer häufiger! Immer klarer auch sprach er von den Gefühlen, die er nicht länger beherrschen könne, die ihn zu Eveline trieben, und endlich lag seine Werbung um sie vor ihr, »ffen und unverhohlen. Er hotte sie ihr schriftlich gesandt, aber hinzugefügt, daß er noch an demselben Tage kommen würde, um sich ihre Antwort zu holen.

Er wisse wohl, schrieb er ihr, daß ihn der Verdacht treffen könne, er strecke die Hand nach ihrem Besitz au», denn er selbst da» wolle er ihr nicht verschweigen sei nahezu arm, aber sogar diese Furcht dürfe Ähn nicht abhalten, nach dem Höchsten Ziel zu ringet,; wisse er ja doch, daß in ihrer reinen und edlen Seele nie

em solcher Argwohn keimen könne. .Du mußt längst geahnt haben, Eveline/ fuhr er fort, .was eS war, das mich einst, als Du einem andern gehörtest, aus Deiner Nähe verbannte: es war das Gefühl des eigenen Unglücks, welches sich meiner tiefer und tiefer bemächtigte. Jetzt aber, da ich Dich frei weiß, nun ich hoffen darf, daß die Macht der Zeit sowie der Stolz Deines Herzens die Wunde Deines Gemüt» geheilt haben, nun zieht es mich unwiderstehlich zu Dir zurück. Entscheide jetzt, Eveline was meiner treuen Liebe ach, sie ist ja mit mir groß geworden, und ich erkannte sie nur nicht eher, als bis sie zugleich mein Elend war! zu teil werden soll; ob sie Dein Herz rühren kann, ob Du sie von Dir stoßen willst!"

Sie hatte ein ähnliches Geständnis und mit ihm den Antrag erwartet unter einem Gefühl, als sehe sie die Maschen eines Netzes sich immer mehr ausbreiten, bis das­selbe sie endlich umschließen mußte. Sie hätte die feinen Fäden zerreißen mögen und fühlte sich bereits gebunden, sie wollte kämpfen gegen die Verstrickung un» fand sich gelähmt durch eine fremde, unheimliche Macht. Jetzt hielt sie da« Blatt, welches die letzte Entscheidung von ihr forderte, in ihren Händen!-Die Er­

innerung an frühere Zeiten und früheres Glück zog durch ihre Seele; dann aber sagte sie zu sich selbst: »Es ist thöricht, an da« Einst zu denken, thöricht, noch etwas zu hoffen, wenn man alles verloren hat. Weiß ich doch wenigstens jetzt, wozu mein Leben dienen kann!"

Als Eduard eine Stunde später kam, als er ihr« Hände ergriff, die Antwort schon in ihren Augen lesen zu wollen schien, entzog sie ihm weder die Hände, noch suchte sie seinen Blicken auszuweichen, vielmehr sagte sie einfach und ruhig: »Ich wrll Deine Hand annehmen. Eduard, da eS das einzige Mittel ist. welches Dir zu Deinem Rechte verhilst. Dafür aber laß auch mir die meinen und laß jede Forderuitg an mein Herz aus dem Spiel,. Ich kann nicht zweifeln, daß Dein« Gefühle echt sind, daß Du mich wahrhaft liebst, ober ich kann keine Lieb« schenken, die ich nicht habe; daher laß Dir an meiner aufrichtigen Freundschaft und Zuneigung genügen/

(Fortsetzung folgt.)